BLKÖ:Zobel, Joseph Vincenz Ferrerius

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zobel, Raimund
Band: 60 (1891), ab Seite: 219. (Quelle)
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Zobel, Joseph Vincenz Ferrerius (Schulmann, geb. zu Schwaz in Tirol am 8. August 1748, gest. zu Linz 14. Februar 1824). Bruder des Eberhard und Raimund [S. 216 und S. 220], genoß er wie diese die Erziehung im Elternhause und trat 1764, 16 Jahre alt, in den Orden der Jesuiten in welchem er, theils seine Studien fortsetzend, theils im Lehramte verwendet, bis zur Aufhebung der Gesellschaft Jesu (1772) verblieb. Er war in derselben zu Ingolstadt und zu Eichstädt thätig. Nach Pfingsten 1774 wurde er Priester und ging nun zunächst nach Innsbruck, wo er bei dem Exjesuiten P. Kröll durch drei Jahre privat die theologischen Studien fortsetzte. Am 16. December 1777 legte er zu Brixen die Prüfung für die Seelsorge ab und erlangte so die Zulassung in dieselbe. Am 14. März 1778 erhielt er das damalige Beneficium ad. S. Barbaram zu Brixen, womit zugleich das Amt des Dompredigers verbunden war. Am 1. October 1785 wurde er Pfarrer von Imst und als diese Pfarre zur bischöflichen Dechantei erhoben worden, am 13. Februar 1794 Dechant daselbst und fürstbischöflich brixenscher geistlicher Rath. Seine erfolgreiche Thätigkeit, wie sein Verhalten gegen seine Pfarrgemeinde und Geistlichkeit richteten die Aufmerksamkeit der Regierung auf ihn, und am 16. März 1805 erfolgte seine Berufung zum Gubernialrathe und Referenten in geistlichen Sachen im Gubernium zu Innsbruck. Als dann 1806 sein Vaterland unter die Regierung Bayerns kam, suchte er als echter Tiroler und Altösterreicher bei derselben um seine Entlassung nach, die ihm auch mit der Bewilligung, in österreichische Dienste überzutreten, gegeben wurde. Am 3. Juli 1807 kam er als Regierungsrath und geistlicher Referent nach Salzburg, als dann auch dieses von Oesterreich abgetrennt wurde, ging er nach Wien, wo er die Pfarre Laa im V. u. M. B. erhielt, nachdem seine Entlassung bei dem Vicariate Brixen erfolgt war. Am 31. December 1812 zum Domherrn in Linz [220] und zugleich zum geistlichen Referenten mit dem Range eines Gubernialrathes in Oesterreich ob der Enns ernannt, trat er 1820 altershalber in den Ruhestand, den er noch vier Jahre genoß. Zobel war ein ausgezeichneter Kanzelredner, wie es seine im Nachlaß befindlichen Gedächtnißreden auf die beiden Fürstbischöfe Leopold und Ignaz Grafen v. Spaur beweisen. Er wirkte auch als Schriftsteller, und erschien von ihm außer einem „Gesang für die deutschen Schulen“ das Buch „Die Psalmen, metrisch übersetzt mit den nothwendigen Anmerkungen“ (Augsburg 1790, Wolf, 8°.). Er legte seiner Uebertragung die Vulgata zu Grunde. In seinem Nachlaß befand sich eine zweite sorgfältig gefeilte, mit völlig neuer Uebersetzung mehrerer Psalmen ausgeführte Umarbeitung. Zobel’s Uebertragung der Psalmen soll unter Nummer V und VI in die Sammlung von Gedichten aufgenommen worden sein, deren Herausgabe Michael Denis begonnen. Ob diese Uebersetzung die ursprüngliche oder die später umgearbeitete sei, können wir nicht sagen. Sein ganzes nicht unbeträchtliches Vermögen widmete er letztwillig zu wohlthätigen und frommen Zwecken. Er bedachte die Kirche zu Imst, das Stift Marienberg und bestimmte mit geringen Ausnahmen sein ganzes in Tirol anliegendes Vermögen zu einem Stipendienfonde u. d. m.

Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, Fol.) 1828, Nr. 24, 25 und 45 [eine ganz unwesentliche Berichtigung]. – Waizenegger-Felder, Lexikon, Bd. III, S. 440.