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BLKÖ:Denis, Johann Michael Kosmas Peter

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Denifle, Johann Peter
Band: 3 (1858), ab Seite: 238. (Quelle)
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Denis, Johann Michael Kosmas Peter (Dichter und Bibliograph, Priester der Gesellschaft Jesu, geb. zu Schärding in Oberösterreich 27. Sept. 1729, gest. 29. Sept. 1800). Mit seinem Vater kam D. im Alter von 5 Jahren nach Heidenburg bei Vilshofen in Baiern, wo sein Vater als Oekonom und Beamter angestellt worden. Mit nicht gewöhnlichen Anlagen ausgerüstet, verließ er, kaum 10 Jahre alt, das väterliche Haus, besuchte das Gymnasium zu Passau und erwarb sich dort in kurzer Zeit die Liebe seiner Lehrer, der Jesuiten. Durch Regensburger Buchhändler, welche zur Messe nach Passau herabkamen, wurde er zuerst mit deutschen Dichtern, einem Hoffmannswaldau, Triller, Brockes u. A. bekannt. Indessen hatte sich D. mit seinen Führern auf der Bahn des Wissens, ihrer Methode und ihrer inneren und äußeren Gestaltung so sehr befreundet, daß er um die Aufnahme in ihre Gesellschaft nachsuchte, und sofort am 17. Oct. 1747 bei St. Anna in Wien das Noviziat antrat. 39 Zöglinge, darunter mehrere, die später in den Annalen österr. Gelehrsamkeit glänzten, wie der Astronom und Meteorolog Anton Pilgram, der Kanzelredner Ignaz Wurz, der Physiker Leopold Biwald (s. d. I. Bd. d. Lex. S. 415) traten mit D. zugleich die Probezeit an. Nach den gewöhnlichen zwei Prüfungsjahren wurde er durch 4 Jahre im Lehramte verwendet und hierauf erst zum Studium der Theologie zugelassen. In dieser Periode begann D. seine sprachlichen Studien und bildete sich im Hebräischen und Chaldäischen aus, trieb das Italienische und später das Englische. Auch fallen in diese Zeit mehrere lateinische Gedichte und die Dramen „Gaston“ und „Alexander jenseits des Tanais“, welche er für seine Zöglinge schrieb und von diesen darstellen ließ. 1753 kam er nach Klagenfurt, wo er ein deutsches Lustspiels eine Umdichtung der „Menechmi“ des Plautus versuchte. Nachdem er in Graz die Theologie vollendet, wurde er im Jahre 1756 zum Priester geweiht, verlebte das dritte Probejahr zu Judenburg und wurde hierauf nach Preßburg versetzt, um dort die Frühpredigten an Festtagen zu halten. In die Jahre 1756 und 57 fallen seine bibliographischen[WS 1] Studien, die er von dieser Zeit an sorgfältig betrieb. 1759 beriefen ihn die Oberen nach Wien, wo er zuerst als Präfect an der theresianischen Ritterakademie seinen neuen einfluß- und segensreichen Wirkungskreis begann; im folgenden Jahre die Redekunst lehrte und 12 Jahre in dieser Stellung wirkte. Während dieser Zeit erschienen seine poetischen Arbeiten, die Gedichte Ossians, die Lieder Sineds und viele einzelne Gelegenheitsgedichte, welche bald seinen Namen in den weitesten Kreisen bekannt machten. Mit dem J. 1773, das vor Vielen ihn, den Freund und innigen Anhänger seines Ordens, der nunmehr aufgelöst worden, niederdrückte, beginnt für ihn eine neue Epoche des Wirkens, in welcher er noch heut geschätzte Verdienste erworben hat. Er bekam nämlich die Aufsicht über die Garellische Bibliothek; Bibliographie und Literaturgeschichte wurden nun sein vorzüglichstes Studium, er hielt öffentlich Vorlesungen aus der Literatur und Bücherkunde, welche von allen Seiten gewürdigt wurden, er veröffentlichte Arbeiten, welche allgemein als verdienstlich und tüchtig anerkannt wurden. [239] Jener Stellung verdanken wir die „Einleitung in die Bücherkunde“; – „Merkwürdigkeiten der Garellischen Bibliothek“; – „Wiens Buchdruckergeschichte“ u. a. m. [Die bibliographische und vollständige Angabe dieser und aller Werke von Denis siehe in den Quellen A., a. und b., B. und C.]. Im Jahre 1784 hob Kaiser Joseph die Theresianische Ritterakademie auf, bestimmte ihre Büchersammlung sammt den Vorstehern für die Universität zu Lemberg, und nur der Tod des Hofraths Kollar änderte diese Verfügung in Beziehung auf Denis, denn er erhielt die nun erledigte dritte Custosstelle an der k. k. Hofbibliothek. In dieser Stellung und später (1791) zum ersten Custos vorgerückt, zugleich von Kaiser Leopold durch den Hofrathstitel ausgezeichnet, wirkte er unermüdet bis an seinen Tod, kam mit seltener Humanität den fremden und einheimischen Gelehrten mit Rath und That entgegen und erwarb sich unvergängliche Verdienste durch sein thätiges Einwirken auf die literarische Ausbildung im Kaiserstaate und namentlich in der Hauptstadt. Zu seinen früheren Arbeiten gesellte er neue, doch nicht poetische – einige Gelegenheitsdichtungen ausgenommen – sondern seit seinem Eintritte in die k. k. Hofbibliothek sich vorzugsweise der Bibliographie und Literargeschichte widmend, setzte er die seit der übernommenen Aufsicht der Garellischen Bibliothek begonnenen bibliographischen Arbeiten fort; in dieser Zeit erschien: „Annalium typogr. M. Maittaire supplementum“; – „Codices mspti. bibl. palat. Vindob. latini aliarumque occid. linguarum“ und viele andere Schriften [sie stehen alle in den Quellen verzeichnet]. Mehrere kleinere in dieser Zeit gedruckte Arbeiten befinden sich in D.’s literarischem Nachlasse, welchen Freih. v. Retzer (1802) in 2 Bänden herausgab, zusammengestellt; sie bilden sammt dem Briefwechsel ein schönes Gemälde von der Geistesthätigkeit des edlen österreichischen Dichters, des ausgezeichneten Bibliographen und vortrefflichen Menschen.

I. Werke. A. Dichtungen, a) Ossian, Sined und Verwandtes.Die Gedichte Ossians, eines alten Celtischen Dichters, aus dem Engl. übersetzt von M. Denis aus der Ges. J.“ 1.–3. Thl. (Wien 1768, 1769, 4°. u. 8°.). Die Uebersetzung des Ossian ist in Hexametern, die der lyrischen Stellen in lyrischen Versarten ausgeführt. Zu den Anmerkungen des Macpherson, dessen Ausgabe der Ossian’schen Lieder Denis seiner Uebersetzung zu Grunde gelegt, hat D. noch jene des Cesarotti (s. d. II. Bd. S. 327) und seine eigenen hinzugefügt. Die Anmerkungen des Denis beziehen sich meistens auf die Schönheiten der Gedichte. Jedem größeren Gedichte geht eine historische Einleitung voraus. Vor dem ersten Bande steht Macphersons erste Abhandlung über das Zeitalter des Ossian; vor dem zweiten die zweite Abhandlung desselben; vor dem dritten Hugo Blairs kritische Abhandlung über die Gedichte Ossians. [Vergl.: Allg. deutsche Bibliothek X. Bd. 1. St. S. 63. – XVII. Bd. 2. St. S. 437. – Neue Bibliothek der schönen Wissensch. VIII. Bd. 1. St. S. 99. – Göttinger gel. Anz. 1768, 152 St. – Klotzens Deutsche Bibliothek der schönen Wissenschaften II. Bd. 8. St. S. 685. – IV. Bd. 15. St. S. 531.] – „Die Lieder Sineds des Barden“ (Wien 1772, gr. 8°.). Diese anagrammatische Verkehrung des Namens Denis in Sined rührt von Kretschmann her und wurde später von Denis und den zeitgenössischen Dichtern für Denis allgemein adoptirt. Die Gedichte D.’s bestehen aus Gelegenheitsdichtungen, insbesondere an die glorreiche Maria Theresia und den großen Joseph, aus patriotischen Gedichten, aus Elegien, Apologien an seine Freunde Gleim, Ramler, Klopstock, Weiße u. A., aus Naturbildern und Nachbildungen der alten Skaldengesänge. Dem ersten geht voraus ein „Vorbericht von der alten vaterländischen Dichtkunst“; dem zweiten ein „Gespräch von dem Werthe der Reime“ (gegen den Reim). In einem Anhange handelt D. von den ältesten Versuchen in Hexametern bei den Deutschen bis auf das 18. Jahrhundert (es ist dies eine Ergänzung der Abhandlung über dieses Thema in den „Briefen, die neueste Literatur betreffend“ I. Thl. S. 109). [Vergleiche: Allg. deutsche Bibliothek XXII. Bd. [240] 2. St. S. 349. – XVII. Bd. 2. St. S. 447.] – „Ossian und Sineds Lieder“ 5 Bde. (Wien 1784, 4°.). Die ersten 3 Bände enthalten Ossians Lieder verbessert, die letzten zwei Denis’ Lieder verbessert und vermehrt. – „Ossians und Sineds Lieder“ 6 Bde. (Wien 1791, 1792, 4°. u. gr. 4°., mit Bodonischen Lettern und D.’s Bildnisse von Kohl). [Vergleiche: Allgemeine deutsche Bibliothek LX. Bd. 2, St. S. 410. – Neue allgem. deutsche Bibliothek II. Bd. 1. St. S. 117.] – „Nachlese zu Sineds Liedern, aufgesammelt und herausgegeben von Joseph v. Retzer“ (Wien 1784, 4°.). Enthält jene deutschen und lateinischen Gedichte, welche Denis in die von ihm selbst veranstaltete Sammlung seiner Gedichte nicht aufnahm, und welche seit 1760 bereits einzeln gedruckt, hier aber von dem Verfasser nochmals durchgesehen wurden. Es sind geistliche Gedichte, Oden, lyrische und didaktische Gedichte. Darunter sind zu nennen: „De hodiernis Germaniae poetis elegia“, mit der deutschen Uebersetzung in Prosa von Retzer; Die Grablieder der alten Schäferdichter: das Grabmal des Bion, aus dem Griech. des Moschus; – das Grabmal des Daphnis, aus dem Griech. des Theokritus; – das Grabmal des Daphnis, aus dem Latein. des Virgilius; – das Grabmal des Moeliböus, aus dem Latein. des Nemesianus. [Vergleiche: Allg. Literatur-Zeitung 1786, V. Bd. Nr. 30.] – „Poetische Bilder der meisten kriegerischen Vorgänge in Europa seit 1756“ (Wien 1760, 8°.). – „Poetische Bilder der meisten kriegerischen Vorgänge in Europa seit 1760, nebst einem Anhange“ (Wien 1761, 8°., nachgedruckt zu Augsburg 1768, 8°.). „Immer etwas für Wien, wie es damals war, und fast der erste Schritt zu einem besseren Geschmacke; übrigens viele gemeine Gedanken, frostige Scherze, und die Sprache nicht rein genug“, so urtheilt Denis selbst über diese zwei Schriften in seiner Selbstbiographie. – „Geistliche Lieder, zum Gebrauche der hohen Metropolitankirche bei St. Stephan in Wien und des ganzen Wienerischen Erzbisthums“ (Wien 1774, 8°.). Diese Sammlung enthält 17 sämmtlich von Denis verfaßte Gedichte, u. a. das noch heut gesungene: „In Gott des Vaters und des Sohns und seines Geistes Namen“ etc. – „Einige Bardengesänge und geistliche Lieder“ (1774, 8°.). – „Deutschlands neuere Dichter. Eine lateinische Ode von Mich. Denis, mit der Uebersetzung des Freih. von Retzer“ (Leipzig 1778, 8°.). – „P. Virgilius Maro Mantuae patriae carissim.“ (Wien 1799, 4°.). – „Carmina quaedam“ (Wien 1794, 4°.). Diese bilden auch den 6. Theil der „Ossian-Sined’schen Lieder“, eine Sammlung lyrischer, elegischer und epigrammatischer, in ächter Latinität verfaßter Gedichte. [Vergl.: Neue allgem. deutsche Bibliothek XV. Bd. 2. St. S. 337–41.] – „Sineds letztes Gedicht, herausgegeben von Lor. Leopold Haschka“ (Wien 1801, 8°.). [Vergl.: Allg. Literatur-Zeitung 1802, I. Bd. Nr. 8, S. 61. – Leipziger Jahrbücher der neuesten Literatur 1801, II. Bd. St. 133, S. 423.)
b) Gelegenheitsgedichte (chronologisch geordnet). „Poetisches Sendschreiben an den Herrn Klopstock“ (Wien 1764, 4°.]. – „Auf den Tod des Feldmarschalls Grafen Daun“ (Wien 1766, gr. 4°.). – „Auf die Reise Josephs II.“ (1769). – „Bardenfeier am Tage Theresiens“ (1770, 8°.). – „Auf Gellerts Tod“ (1770, 8°.). – „Die Säule des Pflügers“ (1771, 8°.). – „Zwo Oden auf den Tod und die Geburt Jesu“ (Augsburg 1780, 8°.). – „Auf den Tod Marien Theresiens“ (Wien 1780, 8°.); wurde im folgenden Jahre von Leop. Kozeluch, k. k. Hofkapellmeister und Componisten zu Wien für das Clavier in Musik gesetzt u. herausgegeben. – „Ode, Sr. päpstlichen Heiligkeit bei ihrem Hiersein überreicht, lateinisch und welsch“ (Wien 1782, 8°.). – „An das feiernde Wien am Brauttage Franzens mit Elisabeth“ (Wien 1788, Fol.). – „An Se. k. k. apost. Majestät Franz den Zweiten, Wiederhersteller des adeligen Theresianums“ (Wien 1797, 4°.). – „Clypel Heroum Elegidion Carolo Austrio victori“ (Wien 1799, 4°.).
B. Bibliographische Werke (chronologisch geordnet). „Grundriß der Bibliographie oder Bücherkunde“ (Wien 1774, 8°.). – „Grundriß der Literaturgeschichte“ (Wien 1776, 8°.). – „Einleitung in die Bücherkunde. Erster Theil: Bibliographie. Zweiter Theil: Literaturgeschichte“ (Wien 1777, 1778, gr. 4°.); – nachgedruckt mit Zusätzen und vielen Druckfehlern (Bingen 1782, 8°.); – zweite vom Verfasser vermehrte und verbesserte Auflage (Wien 1795, 1796, gr. 4°.). [Vergl.: Gothaische gel. Zeit. 1777, St. 98, S. 805 u. f. – Deutscher Merkur 1778, II. Bd. S. 152 u. f. – Göttinger gel. Anz. 1778, Zugabe S. 83 u. f. – 1795, III. Bd. S. 1655. – Allgem. Literatur-Zeitung 1797, I. Bd. S. 77 u. f.] [241] – „Die Merkwürdigkeiten der k. k. Garellischen öffentlichen Bibliothek am Theresianum“ 2 Theile (Wien 1780, gr. 4°.). [Vergleiche: Allg. deutsche Bibliothek XLVIII. Bd. 2. St. S. 578. – Nürnberger gel. Zeitg. 1780, S. 616.) Diese Bibliothek bestand, nachdem 2314 Bände an die Hofbibliothek abgegeben worden, noch aus 11,000 Bänden, wovon D. die Drucke aus dem 15. Jahrhunderte, die zu Wien bis 1560 gedruckten Bücher, die sehr seltenen Werke, und vornehmlich solche, die sich durch ihren hohen Preis und die Menge der Bände auszeichnen, aufführt; sie kam später nach Lemberg, wo sie der Herausgeber dieses Lexikons noch vollständig antraf und an den Schätzen derselben seine bibliographischen Studien machte. Im J. 1848 – bei dem Bombardement Lembergs – brannten der größte Theil der Bibliothek, die wichtige Tyniec’sche Urkunden-Sammlung und auch die Schätze der Garellischen Sammlung ab. – „Kurze Erzählung der Streitigkeiten über die alten Urkunden von einem Freunde der Wahrheit“ (Frankfurt und Leipzig 1783); erschien ohne Denis’ Namen lehnt den Vorwurf ab, daß die Jesuiten Feinde des Diplomenwesens wären. – „Annalium typographicorum V. Cl. Michael. Maittaire supplementum ..“ Pars I. II. (Wien 1789, gr. 4°.). Das bedeutendste unter D.’s bibliographischen Werken, womit er Maittaire’s Annalen mit nicht weniger denn 6311 Artikeln bereicherte; es hat aber durch Panzers berühmte „Annalen der Typographie“, wozu Denis und Maittaire die ersprießlichste Vorarbeit geliefert, nicht an Werth, wohl aber an Interesse verloren. [Vergl.: Meusels Histor.-liter.-biograph. Magazin I. Bd. 4. St. S. 259 u. f. – Allg. Literatur-Zeitung 1790, I. Bd. S. 271 u. f. – Allg. deutsche Bibliothek XC. Bd. 2. St. S. 524. – Oberdeutsche allg. Literatur-Ztg. 1789, II. Bd. S. 273. – Götting. gel. Anz. 1789, III. Bd. S. 1835.] – „Codices manuscripti theologici bibliothecae Palatinae Vindobonensis latini aliarumque occidentis linguarum. Recensuit, digessit, indicibus instruxit M. Denis“ Vol. I. II. (Wien 1793–1799, Fol.). Der Druck dieses Wichtigen und kostbaren Werkes, dessen Correctur D. selbst während seiner Krankheit besorgte, wurde erst nach seinem Tode beendet. [Vergl.: Göttinger gel. Anzeig. 1795, I. Bd. S. 681. – 1796, II. Bd. S. 748. – Allg. Literatur-Zeitung 1800, III. Bd. S. 9.] – „Wiens Buchdruckergeschichte von Anbeginn bis 1560“, auch unter latein. Titel: „Bibliotheca typographica Vindobonensis usque 1560“ (Wien 1782, 4°.). – „Nachtrag zur Buchdruckergeschichte Wiens“ (Wien 1793, 4°.). Von der Buchdruckergeschichte erschien auch eine kürzere Bearbeitung in latein. Sprache. [Vergl.: Allgem. deutsche Bibliothek LI. Bd. S. 506. – LIII. Bd. S. 204. – Neue allg. deutsche Bibliothek XI. Bd. 1. St. S. 91. – Göttinger gel. Anz. 1794, III. Bd. S. 1774. – Allgem. Literatur-Zeitung 1793, III. Bd. S. 428.] – „Suffragium pro Johanne de Spira Venetiarum typographo“ (Wien 1794, 8°.). [Vergl.: Allg. Literatur-Zeitung 1794, IV. Bd. Nr. 386, S. 533 u. f. – Neue allgem. deutsche Bibliothek. Anhang zu Bd. I–XXVIII. I. Bd. S. 491. – Göttinger gel. Zeitung 1794, III. Bd. S. 1322 u. f.] – „Lesefrüchte“. 2 Theile. (Wien 1797, gr. 8°.). In alphabetischer Ordnung kurze Anzeigen, Auszüge, historische Kleinigkeiten u. d. m., vorherrschend bibliographischen Inhalts, mitunter belehrend und ergötzlich. Warum Hormayr gegen diese anspruchslose, anonym ausgegebene Schrift Denis’ so sehr eifert, ist schwer zu erklären. [Vergl.: Allgemeine Literatur-Zeitung 1798, II. Bd. Nr. 123, S. 149. – Oberdeutsche allgem. Literatur-Zeitung 1798, II. Bd. S. 88.] – Auch verbesserte Denis den von Kollar, seinem Amtsvorgänger, nachgelassenen Commentar über die historischen und mehrere andere Manuscripte der Hofbibliothek und gab denselben unter dem Titel: „Ael. Franc. Kollarii ad Petri Lambecii commentariorum de augusta bibliotheca caes. Vindobonens. libros VIII. Supplementorum liber primus posthumus“(Wien 1790, Folio) heraus.
C. Vermischte Schriften. Von ihm herausgegebene Werke Anderer. Von Andern herausgegebene Werke Denis’. Nachlaß.Sammlung kürzerer Gedichte aus den neueren Dichtern Deutschlands zum Gebrauche der Jugend“ (Wien 1762, 8°. nachgedruckt: Augsburg 1766, 8°.). – Zweiter und dritter Theil (Wien 1772, 1776; nachgedruckt: Augsburg 1778–1790, 8°., 6 Thle.). In diesen Chrestomathien[WS 2] führte Denis der erste die deutschen Dichter: Gellert, Klopstock, Haller, Uz der österreichischen Jugend vor, ein in jener Periode herrschender Unduldsamkeit denkwürdiges Wagniß. – „Tod Oskars, des Sohnes Baruths. Aus dem Lateinischen von F. E. von Schönfeld“ (Prag 1772, 8°.). – „Jugendfrüchte des k. k. Theresianums. Erste, [242] zweite, dritte Sammlung“ (Wien 1772, 1775, 8°.). Gesammelte prosaische und poetische Arbeiten seiner Schüler. Die zweite Sammlung ist von Burkart besorgt. – „S. Augustini sermones inediti, edid. et illustri. M. Denis“ (Wien 1792, Trattnern, gr. Fol.). – „Zurückerinnerungen“ (Wien 1794, gr. 8°.). Der Titel täuscht, denn es sind nicht, wie man vermuthen möchte, Bruchstücke aus seinem Leben, sondern ästhetische Reflexionen, mit Beispielen aus alten und neueren Autoren belegt; z. B. über Wahrheit, Neuheit, Erhabenheit der Gedanken; über Rührung, Anmuth, Witz in den Gedanken u. dergl. m. [Vergl.: Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften LV. Bd. 1. St. S. 120. – Neue allg. deutsche Bibliothek XVII. Bd. 1. St. S. 121. – Leipziger gel. Zeitung 1794, III. Bd. S. 491. – Tübinger gel. Zeitung 1795, S. 134.] – „Denkmale der christlichen Glaubens- und Sittenlehre aus allen Jahrhunderten. Gewählt und übersetzt von J. M. Denis“ 3 Bde. (Wien 1795, gr. 8°.); zweite Aufl. durchgesehen und herausgegeben von J. P. Silbert. 3 Bde. (Wien 1830, Haas, 8°.). Jeder Band enthält zwei Abtheilungen und jede Abtheilung umfaßt drei auf einander folgende Jahrhunderte, so daß die letzte Abtheilung mit dem 18. Jahrhunderte schließt. – „Dec. Junius Juvenalis vom wahren Adel“ Wien 1796, gr. 4°.). [Vergl.: Allg. Literatur-Zeitg. 1796, Nr. 128.] – „Unterredungen mit Gott, schon im 12. Jahrhunderte gesammelt. Aus dem Lateinischen übersetzt von P. M. Denis“ (Wien 1830, Haas, 8°., 2. Aufl. durchgesehen und herausgegeben von J. P. Silbert). – „Beschäftigungen mit Gott. Aus dem Lateinischen“ (Wien [Jahr?], Kaulfuß, gr. 8°.). – „Michael Denis’ literarischer Nachlaß; herausgegeben von Jos. Friedr. Freih. von Retzer“. Erste, zweite Abtheilung (Wien 1801 und 1802, gr. 4°.). Retzer war ein Jugendfreund des Dichters, der das Gedicht „Die Bilder der Weisen“ (Ossians u. Sineds Lieder, Wien 1784, V. Bd. S. 192 u. f.) an ihn gerichtet. Retzer nahm die bisher noch ungedruckten und einzeln im Druck erschienenen noch nicht gesammelten Flugblätter in diese Nachlese auf. Die erste Abtheilung enthält: „Michaelis Denisii Commentariorum de vita sua libri V.“ Eine Selbstbiographie, welche Denis als Greis von 70 Jahren begonnen, aber nicht weiter als über das zweite Buch hinaus gebracht hat; in welchen er die Geschichte seiner Jugendjahre bis zu seiner Anstellung im Theresianum erzählt. – Ferner enthält der Nachlaß mehrere prosaische Aufsätze, welche meistens selbstständig gedruckt erschienen sind und unter Denis’ Schriften bereits verzeichnet stehen, unter andern die interessante „Chronologia Bibliothecae Augustae“ S. 62–64, und des Verewigten „Letzten Willen“ S. 71–93. – Die zweite Abtheilung enthält „Lateinische und deutsche Auf- und Inschriften“ (ohne Werth); „Lyrische, elegische, epigrammatische Gedichte“ in lateinischer, deutscher, ein Paar in italienischer Sprache; endlich „Briefe an Denis“ von Klopstock, Bodmer, Geßner, Gleim, Ramler, Weiße, Göckingk, Karschin, Kretschmann, Adelung, Heyne, Nicolai in Berlin, Klotz, Schmid, Ign. v. Born, Blankenburg, Eschenburg, Hirschfeld, W. G. Becker, Städele, Boje, Gräter, Nicolay in Petersburg, Hartmann u. A. Dieser literarische Briefwechsel bietet eine geringe literargeschichtliche Ausbeute. [Vergl. über den Nachlaß: Allg. Literatur-Zeitung 1803, I. Bd. Nr. 33, S. 259 u. f. – Neue allg. deutsche Bibliothek XC. Bd. 2. St. S. 419. – Annalen der österr. Literatur 1802, Nr. 77, Sp. 609. Diese Beurtheilung schließt mit den bemerkenswerthen Worten: „Wir hoffen, daß das Publicum dem Freiherrn von Retzer Dank wissen wird für die Mittheilung dieser wichtigen Actenstücke aus dem Nachlasse eines der größten Dichter und des größten Jesuiten Deutschlands.“] – Denis hat auch vielen Antheil an dem von Schiffermüller herausgegebenen „Systematischen Verzeichnisse der Schmetterlinge der Wiener Gegend“ (Wien 1776, 4°.); – er redigirte ferner im Verein mit Mastalier, Retzer u. A. in den Jahren 1776 und 1777 die Zeitschrift: „Literarische Monate“ (Wien, 8°.). [Nese in seinem Artikel über Denis im XXIV. Bande der 1. Section der Ersch u. Gruber’schen Encyklopädie berichtet S. 137 auch noch von einem „Journal vom wahren Adel ...“, das von Denis erschienen sein soll; es ist dies wohl ein tückischer Druckfehler und es soll heißen: „Juvenal vom wahren Adel“, welche 1796 erschienene Schrift von Denis wir bereits angeführt haben.] – Eine Anthologie der Dichtungen von Denis erschien unter dem Titel: „Pt. J. Mich. Cosm. Denis auserlesene Gedichte“. Herausgegeben von L. M. Eisenschmid (Passau 1824 Pustet, 16°.).
II. Biographien und Biographisches über D. Johann Michael Denis’ Jugendgeschichte von ihm selbst beschrieben. Aus dem Lateinischen übersetzt (Winterthur 1802, 8°.) Eine Uebersetzung [243] aus dem von Retzer herausgegebenen Nachlasse des Dichters, in dessen erster Abtheilung dieses Bruchstück seiner Selbstbiographie sich befindet. – Historisch-politische Blätter für das kath. Deutschland. XVI. Jahrg. 1845, S. 377, 725, 777: „Ein deutscher Jesuit in Frankreich.“ – Programm des k. k. akademischen Gymnasiums zu Kremsmünster für das Schuljahr 1852 (Linz 1852, Joseph Feichtingers sel. Erben, 4°.). Enthält den Programmaufsatz: „Michael Denis. Eine literärgeschichtliche Biographie von Amand Baumgarten“ (Professor und Convicts-Präfect in Kremsmünster). Schildert in anregender Weise namentlich Denis den Dichter, ohne jedoch die bibliothekarische Thätigkeit des großen österreichischen Bibliographen zu übersehen. Seinem Vorhaben gemäß stellt er Denis besonders als Einen derjenigen hin, „welche einst das lateinische und französische Vorurtheil an der Donau heben halfen, und die österreichische Jugend zuerst in die Nationalliteratur einführten.“ – Aehnliche Schilderungen anderer hervorragender Schriftsteller Oesterreichs aus jener Periode – wären bei der Feindseligkeit und Oberflächlichkeit, mit welcher österreichische Autoren (Denis ausgenommen) von Gervinus und Julian Schmidt behandelt worden, aus der Feder Baumgartens eine sehr willkommene Gabe. – Allgemeine Zeitung (Augsburg) 1800, Nr. 317. – Baader (Klem. Al.), Das gelehrte Baiern (Sulzbach 1804, 4°.) I. Bd. S. 220. – Baur (Sam.), Gallerie der berühmtesten Dichter des 18. Jahrhunderts (Leipzig 1805, 8°.) S. 330. – Baur (Samuel), Gallerie histor. Gemälde aus dem 18. Jahrhundert (Hof 1804–1806, Gran, 6 Bde., gr. 8°.) III. Bd. Sp. 562. – Biographien östr. Dichter (von Gaheis) II. Bd. 1. Hft. S. 37. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) IV. Bd. S. 696. – [De Luca] Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen, 8°.) I. Bdes. I. Stück S. 90. – Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgezeichneter Deutschen des 18. Jahrhunderts (Schnepfenthal 1802, Erziehungs-Anstalt, gr. 8°.) S. 603. – Gräffer (Franz), Kleine Wiener Memoiren (Wien 1845, 3 Bde., 8°.) II. Bd. S. 166: „Erinnerung an Denis.“ [Darin heißt es unter Anderem: „In Denis: welche ausgebreitete Gelehrsamkeit, dies erstaunlich reiche Wissen! diese Sprachkenntniß, diese unermeßliche Belesenheit! Solch’ ein Dichter und solch’ ein Gelehrter zugleich: welch’ eine seltene Erscheinung! Denis war einer der erfahrensten, gelehrtesten und gründlichsten Bibliographen, die je gelebt. Seine „Buchdruckergeschichte Wiens“ ist eine Meisterarbeit. Sein Supplement zu Maittaire ist voll Forscherfleiß und Gehalt, sein Katalog der theologischen Handschriften erhebt ihn zum ebenbürtigen Nebenbuhler des berühmten florentinischen Manuscriptenbeschreibers Bandini. Seine Einleitung in die Bücherkunde war zu seiner Zeit das vortrefflichste Handbuch.“ ... Zu Ende dieses Aufsatzes heißt es: „Ernst und Milde, Weisheit, Würde und Geist malten sich in dem Antlitz des edlen Mannes. Das Bildniß bei seinem literarischen Nachlasse ist ähnlich – ein wahrhaft „hochwürdiges.“ Denis hat noch keine, seiner hoben Bedeutung angemessene pragmatische, ausführliche Lebensgeschichte. ... Wo ist der Mann unter Oesterreichs zahlreichen berufenen Gelehrten, der sich entschließt, unseres Denis Leben zu beschreiben? Ist kein Verleger da, der einen Preis aussetzt?“]. – Hormayr (Joh. Frh. v.), Oesterr. Plutarch (Wien 1807, Doll. 8°.) V. Bd. S. 197 [Biographie sammt Porträt, gestochen von Blaschke. Entwirft von ihm folgende Silhouette: „.... Denis war von mittelmäßiger Statur, regelmäßig gebaut, sein Kopf ein wohl geformtes Oval. Er hatte eine hohe bedeutende Stirne, sanfte Augen, deren Blau bei herannahendem Alter wie gewöhnlich in’s Graue überging, eine Adlernase und bis kurz vor seinem Tode der Gesundheit blühende Farbe auf dessen Lippen und Wangen. Sein Blick war geistreich aber freundlich, seine Stimme mild, obgleich er, wie die meisten Denker scharf und bestimmt articulirte. Nie hat er Augengläser nöthig gehabt, erst in der zweiten Hälfte seiner Sechziger Jahre fing er an, etwas mit dem Haupte zu zittern. Ungetrübte Heiterkeit war über die sinnenden Züge ausgegossen und der ganze Ausdruck seiner Mienen Bescheidenheit und Wohlwollen. Er sprach und schrieb vollkommen französisch, italienisch, englisch, das Latein wie der Alten Einer, seine Muttersprache aber ganz im österreichischen Dialect. Griechisch und hebräisch las er viel und fertig. Wenige Stunden vor seinem Tode legte er Xenophon aus der Hand.“ – Weiter schreibt Hormayr: „Denis bibliographische Arbeiten schrieb er ohne alle nochmalige Durchsicht oder Verbesserung, gleich zum Drucke fertig. Kennern wird dieses auch nicht leicht entgehen. Vieles hat Denis in diesem Fache geliefert, aber nichts Großes. Jeder seiner Verehrer wird wünschen, daß er seine Lesefrüchte nie herausgegeben hätte.“ (!?) – Noch an einer andern Stelle heißt es: „Als Gelehrter war der verdiente Denis nicht frei von Eitelkeit [244] und gegen den Cantharidenwitz der Recensenten weit empfindlicher, als der ausgezeichnete, selbstbewußte Mann sein soll, um der Sache willen sein darf. ... Sein Wunsch wäre gewesen, den friedlichen, darum so äußerst seltenen Ruhm Metastasio’s zu erringen, den kein Recensent angetastet hat. .... Daher mochte Denis weit lieber über seine bibliographischen, als über seine dichterischen Werke Complimente annehmen, daher durfte man ihm am wenigsten etwas Verbindliches über sein ungeheueres Gedächtniß sagen, weil er auch dem halb wahren Satze gehuldigt hatte: Gedächtniß und Scharfsinn stünden im umgekehrten Verhältnisse....“ – Gräffer (Franz), Josephinische Curiosa (Wien 1848, 8°.) I. Bd. S. 165: „Denis’ Gutachten über den Büchernachdruck. „Es lautet: „Der beiliegende Entwurf (Trattners Circular nebst Verzeichniß der zum Nachdruck projectirten Werke) scheint doch am Ende zum Nachtheile der Schriftsteller ausfallen zu müssen. Der Unterzeichnete bitte also um Vergebung, wenn er wider eine Gattung von Menschen nicht sprechen kann, zu denen er selbst gehört, erbietet sich aber sonst zu allen gefälligen Diensten. Denis.“ – (Büttner, Karl Aug.) Charaktere deutscher Dichter und Prosaisten von Karl dem Großen bis 1780 (Berlin 1780, Voß) S. 399. – Leipziger Allg. liter. Anzeiger 1801, Nr. 157, S. 1506 von F. K. Alter. – Meusel (J. G.), Lexikon der vom J. 1750–1800 verstorbenen deutschen Schriftsteller II. Bd. S. 326. – Oesterreichs Ehrenspiegel. Nationalprachtwerk von Blasius Höfel, Ritter von Bohr und Alois Reitze. Die Modelle zu den Porträten besorgt von Dr. Böhm, die Biographien von Franz Tschischka (Wien 1835 u. 1836, Ign. Klang, 4°.) Daselbst auch D.’s Porträt]. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 696. – Portefeuille zur Kenntniß der gegenwärtigen u. vergangenen Zeit 1786, Juni, S. 679. – Reich der Todten 1808, Jänner. – Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu ... (Wien und Regensburg 1856, Mechitaristen u. Manz, Lex. 8°.) pag. 55 [Stögers Werk büßt durch die unglückliche Idee: alle Büchertitel, seien sie in slavischer, magyarischer und gar deutscher Sprache, ohne Beisetzung des Originaltitels in’s Lateinische zu übersetzen, seine Verdienstlichkeit ja seine ganze Brauchbarkeit ein.] – Wiener Zeitung 1800, Nr. 79, S. 3129 [daselbst heißt es über D.: „Unentweihte Herzensreinigkeit, frommer Eifer in Beobachtung seiner priesterlichen Pflichten, die er nur gegen sich strenge, und liebevoll gegen seine Mitmenschen erfüllte, ein sanfter, gütevoller Charakter, angenehmer, lehrreicher Umgang, rastlose Sorgfalt für den Unterricht und die sittliche Veredlung der Jugend, längst entschiedene seltene Verdienste um deutsche Sprache, Literatur und Dichtkunst, die ihm unter den Gelehrten und Dichtern Deutschlands einen der vorzüglichsten Plätze erworben und wovon seine Werke hinlänglich zeugen, machen ihn jedem biederen Deutschen unvergeßlich.“] – Wigands Conversations-Lexikon (Leipzig 1847, gr. 8°.) III. Bd. S. 882 [nennt ihn „einen der vorzüglichsten Bibliographen Deutschlands .... der sich während seines Lebens um die Literatur überhaupt, besonders aber um die literarische Bildung Oesterreichs große Verdienste erworben und zur Bildung des Geschmackes und zur Veredlung der deutschen Sprache in Oesterreich manche Schritte gewagt, die ein weniger beliebter, in Bezug auf Gelehrsamkeit minder geachteter Mann sich kaum hätte erlauben dürfen. Dahin gehört namentlich, daß er protestantische Dichter, wie Klopstock, Geliert, den gegen Oesterreich dichtenden Gleim und andere Dichter in seinem Vaterlande empfahl und sogar Auszüge aus ihren Schriften zu pädagogischen Zwecken veranstaltete“].
III. Porträte. 1) Vor dem XIII. Bde. der Allg. deutschen Bibliothek (1770), gest. von Kisling. – 2) Im Leipziger Musenalmanache a. d. J. 1778 als Titelbild. – 3) Als besonderes Blatt gest. von Mansfeld. – 4) Ebenso gest. von Jakob Adam in Wien 1778. – 5) Unterschrift: Denis (Caspar pinx. Blaschke sc. In Hormayrs Oestr. Plutarch). – 6) In Höfels und Bohrs, Oesterreichs Ehrenspiegel. Unterschrift: Michael Denis. – 7) Unterschrift: Michael Denis [C. Caspar ad vivum pinx. 1790. Cl. Kohl sc. Viennae 1792). Schönes Blatt. Vor der von Retzer veranstalteten Ausgabe der „Ossians und Sineds Lieder“, 6 Bände (Wien 1791, 1792, 4°.). – 8) Unterschrift: Mich. Denis (Geyser sc.). Scheint nach dem Caspar’schen Bilde nachgestochen.
IV. Schrift. – Testament. – Grabschrift. – Auf seinen Tod.Handschrift. Ad. Henze in seinem Werkchen: „Die Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinnen“ (Leipzig 1855, Schlicke, kl. 8°.) charakterisirt S. 26 die Schrift des Dichters Denis: „Rastlose, aufspürende Schrift mit Notizen und Varianten.“ – Testament. Dasselbe ist in dem von seinem Freunde Retzer herausgegebenen Nachlasse enthalten. Eine Stelle darin lautet: [245] „Mein Leib soll ohne alle Trennung, ohne alle Verstümmelung, wider welche ich nöthigenfalls das Einschreiten der Obrigkeit anflehe, ganz in der Stille zur Ruhe gebracht werden, als der Leib eines Menschen, der nie gesucht hat, Aufsehen zu machen.“ [Diese Bestimmung scheint aus Besorgniß, daß Dr. Gall sich des Schädels des Dichters bemächtigte, festgesetzt worden zu sein.] Auch stiftete Denis eine jährliche Seelenmesse, die auf ewig an seinem Geburtstage (den 27. Sept.) in der Pfarrkirche zu Hütteldorf gelesen werden sollte. – Grabschrift. Denis liegt auf dem Friedhofe in Hütteldorf, 2 Stunden von Wien, mit der Westbahn eine halbe Stunde – hart an der Bahn gelegen, begraben. Die von ihm selbst verfertigte Grabschrift lautet: Hic . tumulum . optavit. | Michael . Denis . | exstinctae . S. J. sacerdos | a . consil . et . Bibliotheca . Augg . | natus . Schardingae . MDCCXXIX | obiit . Viennae . MDCCC . |. – Grabgesänge. „Sineds Tod. Von C. Anton v. Gruber“ (Wien 1800, 4°.). Eine sapphische Ode in neun Strophen und eine Lapidarinschrift. – „Auf Denis’ Tod. Gesungen von Lorenz Leopold Haschka, im October 1800“ (8°.). Eine Ode in zwölf Strophen. – Außerdem besangen Kretschmann in Zittau, Weiße in Leipzig u. A. seinen Tod.[BN 1]
V. Poetische Charakteristik und D.’s Stellung als Poet zu seiner Zeit und zu Oesterreich. Gervinus in seiner Geschichte der deutschen Dichtung IV. Bd. S. 203 schreibt: „Unverkennbar ist in Michael Denis derselbe Humanismus wie in Joseph und die gleiche Ehrbegierde und Eifersucht gegen Preußen, und wie Joseph dem Friedrich, so beut Denis die Freundeshand dem Gleim und Klopstock, die den Feind seines Landes besangen oder eines andern Glaubens waren. Bei Denis sind die Bardengesänge auf Maria Theresia, auf Joseph und andere ausgezeichnete Persönlichkeiten in Oesterreich mehr Gemüthssache und von Empfindungen voll; der Barde streitet sich in ihm mit dem Poeten, die Natur mit dem Kunstdichter, doch herrscht in diesem Theile seiner Gedichte Horaz vor.“ – Ueber die Uebersetzung des Ossian ebenda S. 208: „Weit besser (als Klopstock und Kretschmann) griffen es die Denis und Gerstenberg an, die nordische Dichtungen übersetzten und sich in den Ton der Skaldenpoesie zu versenken suchten und dies zum ersten Erforderniß eines Barden machten. Denis übersetzte (1768) den Ossian in Hexametern, erst 1772 erschienen seine „Lieder Sineds“. Aber in ihnen war nichts Episches mehr, außer was übersetzt und entlehnt war. So blieb von dem ganzen Bardengesang nichts als der musikalische Hall übrig, und sonst war auch nichts daran, was übrig bleiben konnte.“ [Ueber D., den Bibliographen, konnte Gervinus in einer „Geschichte der deutschen Dichtung“ nicht urtheilen.] – Amand Baumgarten in seiner (schon unter Nr. II. angeführten) literar-geschichtlichen Biographie: Michael Denis (Linz 1852, 4°.) zeichnet die Stellung des Poeten Denis zu seiner Zeit und zu Oesterreich treffend mit folgenden Worten: „Eine gerechte Würdigung der Bedeutung, welche Denis als Dichter überhaupt und mit seinen poetischen Bildern insbesondere für das neu erwachende literarische Leben in Wien und in Oesterreich hatte, ergibt sich nur aus einem Rückblick auf „Wien und Oesterreich, wie es damals war“ und auf die Verhältnisse vor diesem „damals.“ Die Poesie war in Oesterreich zwar niemals ganz ausgestorben; war auch dies Land im 15. und 16. Jahrhundert an Dichtern in deutscher Sprache arm gewesen, so zeigte sich doch im 17., wie überhaupt in Deutschland, so auch in Oesterreich, mehr Liebe zur deutschen Sprache und Poesie, und die Register der in jener Zeit gestifteten deutschen Sprachgesellschaften weisen nicht selten auch Oesterreicher auf. So zählte die fruchtbringende Gesellschaft oder der Palmenorden unter dem Namen des Kühnen Gottlieb Grafen von Windischgräz, unter dem des Sinnreichen Wolf Helmhard, Freiherrn von Hohenberg, unter seinen Gliedern. Der Letztgenannte dichtete nebst vielen andern den „Habsburgischen Ottobert“, ein großes Heldengedicht in 36 Büchern, in welchen er die Thaten Rudolphs von Habsburg feierte. Die Nachrichten des Blumenordens über seine Mitglieder nennen unter andern den Oesterreicher Rüdiger Günther Grafen v. Starhemberg, die Böhmen Sigmund v. Birken und Heinrich Grafen von Thurn etc. etc. Aber von Hohenbergs „Ottobert“ an, der im Jahre 1664 erschien, trat in der deutschen Poesie Oesterreichs eine fast völlige Pause ein. Das erste bedeutende Gedicht nach jenem fällt in das Jahr 1746, und ist ein Ehrengedicht auf Maria Theresia in 12 Büchern; es führte den Titel die Theresiade, und hatte einen gewissen Franz Christoph von Scheib zum Verfasser. Das deutsche Ausland glaubte sogar, so tief war vor dem Erscheinen der Theresiade die poetische Stille gewesen, Scheib sei der erste Oesterreicher, der in deutscher Sprache gedichtet habe. Der ersten Regung [246] neuen Lebens folgten in kurzer Frist andere. Im Jahre 1746 gab Johann Balthasar von Antesperg seine „Kayserliche deutsche Grammatick“ heraus, der ein „Kayserliches deutsches grammatickalisches Wörterbuch“ nachfolgen sollte; er hoffte damit die Deutschen dahin zu bringen, daß sie einmal aufhörten, Liebhaber des fremden, Vernachlässiger des eigenen und lüsterne Schüler des Auslandes zu sein. Im J. 1753 wurde in Wien Popowitsch als Lehrer der deutschen Beredsamkeit angestellt, und es verbreitete sich in weiteren und höheren Kreisen eine vorher unbekannte Theilnahme für die deutsche Literatur und für alles, was damit zusammenhing, wozu nebst einigen Gottschedianern besonders Gebler beitrug. Im Jahre 1755 erschien der erste Band „der wienerischen gelehrten Nachrichten“, ein Wochenblatt, das „von den Bemühungen der vortrefflichsten deutschen Schriftsteller Nachricht ertheilen, und seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Werke des guten Geschmackes wenden wollte.“ Am 2 Jänner 1761 hielt die „deutsche Gesellschaft“, deren Mitglieder sich vorher privatim im Hause des Freiherrn von Riegger eingefunden hatten, ihre erste öffentliche Versammlung; Joseph von Sonnenfels, der Vorsteher der Gesellschaft, eröffnete die Sitzung mit einer deutschen Rede. Dessenohngeachtet herrschten gegen die Sache noch mancherlei Vorurtheile, wie aus Sonnenfels’ Rede selbst hervorgeht. Vielen galt schon der Name „deutsche Gesellschaft“ als ein Eingriff in die Rechte des freien Geschmackes, die Mitglieder derselben hießen ihnen Klüglinge, Neulinge etc. Andere erhoben selbst religiöse Bedenken, und sahen in den Bemühungen zur Aufnahme der deutschen Sprache und Poesie verkappte Angriffe gegen Glauben und Kirche. Daraus begreift es sich, von welcher Bedeutung es war, als Denis sich diesen Bestrebungen anschloß, und selben seine Dichterkraft lieh. Sein Beitritt trug nicht blos zur Hinwegschaffung vorgefaßter Ansichten bei, von denen gewisse und einflußreiche Sphären noch immer befangen waren: seine poetischen Bilder waren auch der erste Schritt zur Verkörperungen der Ideen, welche, annoch formlos und unbestimmt, in den Köpfen vieler talentvoller und strebender Männer auf- und niedertauchten.“

Berichtigungen und Nachträge

  1. E[WS 3] Denis, Michael [Bd. III, S. 238]. Am 27. September 1867 wurde das Andenken an den gefeierten Dichter Oesterreichs durch Aufstellung einer Gedenktafel an seinem Geburtshause in Schärding erneuert.
    Lamprecht (J. E.), J. C. Michael Denis. Biographische Skizze (Braunau 1867, Joh. Weidinger, 8 S. 8°.) [unbedeutendes Machwerk]. – Allgem. Literatur-Zeitung (Wien, 4°.) 1867, Nr. 358. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1867, Nr. 268. – Presse 1867, Nr. 266. [Band 24, S. 387]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bibliograpischen.
  2. Vorlage: Chrestomatien.
  3. Vorlage: *.