BLKÖ:Kollar von Keresztén, Adam Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kollár, Johann
Band: 12 (1864), ab Seite: 324. (Quelle)
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Kollar von Keresztén, Adam Franz (Director der kais. Hofbibliothek in Wien, geb. zu Tarchowa in der Trencsiner Gespanschaft Ungarns 15. April 1723, gest. zu Wien, nach Mosel 15. Juli 1783). Der Sohn eines ungarischen Edelmannes, von dessen Vorfahren ein Ladislaus Kollar am 1. März 1593 in den Adelstand erhoben worden. Die Schule besuchte K. in Neusohl, wo seine Eltern ansässig waren, woher auch der Irrthum entsprang, daß er in Neusohl geboren sei. Seine Studien setzte er dann zu Schemnitz und Tyrnau fort. Im Jahre 1738 trat er in die Gesellschaft Jesu und blieb in derselben bis zum Jahre 1748. Als Ursache seines Austrittes aus dem Orden bezeichnet K. vornehmlich den Umstand, sich ohne Rückhalt ganz den wissenschaftlichen Arbeiten, für die er sich während seiner Studien schon vorbereitet hatte, widmen zu wollen. Bevor er aber diesen Schrift that, vertraute er sich van Swieten, dem damaligen Präfecten der Hofbibliothek, an, den er auch bat, da seine Studien eine Verwendung ermöglichten, sich für ihn bei der Kaiserin um eine Anstellung an der Bibliothek zu verwenden. K. wurde nun am 10. Juni 1748 an des verstorbenen Desiderius Franceschi Stelle als erster Scriptor bei der Hofbibliothek angestellt. Schon im folgenden Jahre am 12. März wurde er zweiter Custos und zwar an Spannagel’s Stelle, der gestorben war, und im Jahre 1758 als erster Custos Forlosia’s Nachfolger. K. arbeitete mit rastlosem Fleiße an der Anstalt und wurde durch seine gründliche Kenntniß der Geschichte und der classischen Sprachen, wie auch jene der hebräischen und türkischen, bei den Arbeiten, die er zugetheilt erhielt, wesentlich unterstützt. Im Jahre 1748 eröffnete er griechische Vorträge für die Aerzte, die er bis zum Jahre 1751 fortsetzte. Als van Swieten 1772 starb, wurde K. mit 6. October 1773 provisorischer Vorstand, mit 7. Jänner 1774 wirklicher Director der Hofbibliothek und zugleich mit dem Hofrathstitel ausgezeichnet. Im Jahre 1775 belohnte die Kaiserin seine ersprießlichen, auf wissenschaftlichem Gebiete geleisteten Dienste, insbesondere eine vorzüglich gelungene historische diplomatische Arbeit, durch Schenkung des Landgutes Keresztén in Ungarn, dessen Namen er dem seinigen zufügte. Kollar blieb bis an seinen Tod, der ihn im Alter von 60 Jahren der Wissenschaft entriß, in seinem Dienste. Seine Werke sind: „Saadeddini, scriptoris turcici, Annales turcici Taschet-Tewarich sive corona annalium dicti, latine versi, et usque ad Muradem I. cum textu turcico impressi“ (Vindobonae 1755, Fol.); – Καριτες ειδυλλιον, seu, Gratiae Francisco et Mariae Theresiae, Augustis, in solennis Minervae Augg. munificentiae et iussu Vindobonam reducis habitae. Graece et latine“ (ibd., 4°.); – „Epistola de Commentariis in manu exaratos Codices aug. Bibliot. Vindobonensis propediem praelum subituris“ (ebd. 1760, Fol.); – „Analecta monumentorum Vindobonensia“, Tomi duo (ebd. 1761 et 1762, Fol.); – „Casparis Ursini Velii de bello Pannonico libri decem; ex codicibus manu exaratis etc. in lucem prolati et necessariis adnotationibus, diplomatibus etc. illustrati“ (ebd. 1762, 4°.), in diesem Werke behandelt K. die Thronfolge des durchl. Erzhauses in dem Königreiche Ungarn und die Rechte des böhmischen Königs auf Schlesien; – „Historiae diplomaticae iuris patronatus apostolicorum Hungariae regum libri tres“ (ebd. 1762, [325] 8°.); – „Nicolai Olahi, Metropolitae Strigoniensis, Attila seu de orginibus gentis hungaricae, situ, habitu, opportunitatibus ei rebus bello paceque ab Attila gestis libri duo; nunc primum ex codice Caesareo Olahi manu emendato coniunctim editi et animadversionibus necessariis illustrati“ (ebd. 1763, 8°.); – „De originibus et usu perpetuo potestatis legislatoriae circa sacra apostolicorum regum Hungariae libellus singularis“ (ebd. 1764, 8°.); – Petri Lambecii Commentariorum de Augusta Bibliotheca Vindobonensi. Liber I– VIII“ (ebd. 1766–1782, Fol.). Nach seinem Tode gab Denis heraus: „Petri Lambecii Commentariorum de Augusta Bibliotheca Caesarea Vindobonensi libri VIII supplementorum liber primus posthumus“ (Vindob. 1790, Fol.); – „Anfangsgründe der lateinischen Sprache“ (Wien 1775, 8°.)“, – „Historiae jurisque publici regni Hungariae amoenitates“, Vol. 2 (Posonii 1783, 8°.). Ueberdieß besorgte K. die zweite (zu Wien 1756, gr. 4°., erschienene) Ausgabe von Franc. Mesquien-Meninski’s „Institutiones linguae turcicae cum rudimentis parallelis arabiecae et persicae“, deren zweiter Theil fast ganz von Kollar gearbeitet ist. K. besitzt um die Hofbibliothek insbesondere, wie um die gelehrte Welt überhaupt große Verdienste. Seine Analecta und die zweite Auflage der Lambeci’schen Commentarien sichern ihm, wenn er nichts sonst geschrieben hätte, einen Ehrenplatz unter den Literaten seiner Zeit.

Meusel (Johann Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1808, G. Fleischer, 8°.) Bd. VII, S. 252. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen’sche Schriften, 8°.) I. Bds. 1. Stück, S. 268–276. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 246. – Horányi (Alexius), Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum (Viennae 1776, Loewe, 8°.) Tom. II, p. 409 [nach diesem geb. zu Neusohl]. – Meusel (J. G.), Historische Literatur für das Jahr 1783, Bd. II, S. 76 u. f. [nach diesem gest. 10. Juli 1783]. – Fejér (Georgius), Historia Academiae scientiarum Pazmaniae Archi-Episcopalis ac M. Theresianae regiae literaria (Budae 1835, 4°.) p. 82 [auch nach diesem zu Neusohl geboren]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXVIII, p. 39. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VI, S. 297. – Leidenfrost (Karl Florentin Dr.), Historisch-biographisches Handwörterbuch der denkwürdigsten, berühmtesten und berüchtigtsten Menschen aller Stände, Zeiten und Nationen (Ilmenau 1825, B. Friedr. Voigt, 8°.) Bd. III, S. 312. – (Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, 4°.) Jahrgang 1810, S. 420. – Mosel (Ign. Fr. Edl. von), Geschichte der k. k. Hofbibliothek zu Wien (Wien 1835, Fr. Beck, 8°.) S. 10, 17, 92, 95, 99, 104, 147–163, 177, 183, 202, 263, 277. – Porträt. Ein trefflich in Pastellfarben gemaltes Bildniß Kollar’s besitzt als Vermächtniß des Custos Abbé Sensel die kais. Hofbibliothek in Wien.