BLKÖ:Zwoneček, Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 60 (1891), ab Seite: 350. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Friedrich Zwoneček in Wikidata
GND-Eintrag: {{{GND}}}, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Zwoneček, Friedrich|60|350|}}

Zwoneček, Friedrich (Compositeur, geb. in Brünn 31. Mai 1817, gest. daselbst 9. Jänner 1848). Sohn eines Brünner Bürgers, zeigte er in früher Jugend großes Musiktalent. Dasselbe entwickelte sich, nachdem sein Oheim, der damalige Brünner Theaterdirector Zwoneček, darauf aufmerksam geworden, unter der Leitung seines älteren Bruders mit so glücklichem Erfolge, daß er, erst zehn Jahre alt, im Gesange, im Guitarre- und Pianospiel so gut ausgebildet war, um sich einer reisenden Sängergesellschaft anschließen zu können, deren Vorträge er mit großem Geschick auf dem Clavier begleitete. Diese Reise war auch auf die fernere Ausbildung seines Musiktalentes von dem günstigsten Einflüsse, und als 17jähriger Jüngling übernahm er 1834 die Stelle des Chordirectors am Agramer Theater. Im nächsten Jahre finden wir ihn bei der Oper seiner Vaterstadt beschäftigt, und Ostern 1839 wurde er Chordirector derselben, bildete sich unter der Leitung des Capellmeisters Gottfried Rieger [Bd. XXVI, S. 118] der selbst ein tüchtiger Musicus war, im Generalbaß aus und zählte bald zu dieses greisen Meisters tüchtigsten Schülern. Nun erwachte auch der Schaffenstrieb in ihm, und alsbald componirte er Chöre, Quartette, Lieder und Entreacts. Als er dann 1843 ein einjähriges Engagement am Prager ständischen Theater antrat, blieb der dortige Capellmeister Ferdinand Stegmayer [Bd. XXXVII, S. 320], der sich ihm voll Theilnahme zuwendete, nicht ohne Einfluß auf die weitere Entwickelung des jungen Künstlers. Daselbst entstand Zwoneček’s Composition zu dem Vaudeville „Vocativus Seiserle“, dessen Text der Graf Schirnding gedichtet, und zu der Operette „Das öde Schloss“; auch schrieb er damals mehrere Ouverturen und Gesangstücke mit Begleitung des vollen Orchesters. 1844 kehrte er zur Brünner Bühne als Capellmeister für das Vaudeville und Localstück zurück und blieb daselbst bis zu seinem Tode. Seinem Berufe sich ungetheilt hingebend, componirte er zu jener Zeit einige Lieder, darunter eines mit Posthorn oder Hornbegleitung, welches die damalige Localsängerin Fräulein Rudini mit großem Beifalle mehrmals sang, dann die Musik zu Riemer’s Posse: „Eisele und Beisele in Brünn“, welche 1847 gegeben wurde, ferner zu Kanne’s Vaudeville „Ein Tag, eine Nacht, ein Morgen in Brünn“ und zu jenem von S. Mandlzweig „Adolpho’s Geheimnisse“. Ein schleichendes Uebel, das ihn seit Jahren gequält, raffte ihn im Alter von erst 31 Jahren dahin. Unter den Klängen eines von ihm selbst componirten Trauermarsches, der zu seinen besten Schöpfungen zählt, wurde er, als im Leben sehr beliebt, unter zahlreichem Geleite zu Grabe getragen.

Moravia (Brünner Localblatt) 1848, Nr. 8.