BLKÖ:Berger von der Pleiße, Johann Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 1 (1856), ab Seite: 302. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Johann Nepomuk Berger von der Pleisse in der Wikipedia
Johann Nepomuk Berger von der Pleisse in Wikidata
GND-Eintrag: 135943809, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Berger von der Pleiße, Johann Freiherr von|1|302|}}

Berger von der Pleiße, Johann Freiherr von (k. k. Feldzeugmeister, Ritter des Mar. Theresienordens, geb. zu Nagy-Márton in Ungarn 1768).[BN 1] Seit 1786 Cadet im Inf.-Reg. Anton Fürst Esterhazy Nr. 34, machte er die Feldzüge gegen die Türken 1787–1789 mit, ward bei Belgrad verwundet und 1790 zum Unterlieutenant befördert. Während des Revolutionskrieges that er sich wiederholt durch Muth und Umsicht hervor, namentlich am 18. Oct. 1793 bei Werwich, wo er mehrere Feinde gefangen nahm und 1 Kanone erbeutete, sowie am 3. Sept. 1796 bei Würzburg durch persönliche Tapferkeit. Bei beiden Gelegenheiten ward er auch verwundet. Im J. 1800 Capitänlieut., 1805 Hauptmann, und als solcher in Tyrol thätig, 1809 Major, stand er im Feldzuge dieses Jahres beim 3. Armeecorps, ward bei Hausen verwundet und avancirte zum Oberstlieut. In der Schlacht bei Leipzig, die er als Oberst und Reg.-Commandant [303] mitfocht und in welcher er wieder zwei Wunden davontrug, that er sich besonders an der Pleiße, deren einen Arm er durchwatete, so hervor, daß er unter den Ausgezeichneten genannt ward. Die Schlachten des J. 1814 gaben ihm Gelegenheit, sich bei St. Julien und Les Lusiettes glänzend auszuzeichnen. In beiden Affairen wirkte er Wunder der Tapferkeit, vertrieb den Feind stürmisch aus schon eroberten Positionen, und ließ in letzterer die neuen Fahnen des Regiments im heftigsten feindlichen Feuer einweihen. Sein Lohn war das Ritterkreuz des Mar. Theresienordens, womit (1816) die Erhebung in den Freiherrnstand und die Verleihung des Prädicates „Von der Pleiße“ verbunden war. Im J. 1815 zum Obersten im Inf.-Reg. Baron Spleny Nr. 51 befördert, focht er gegen Murat. Ebenso nahm er an der Expedition des J. 1821 Theil, ward 1824 GM. und Brigadier in Cremona; 1826 erhielt er eine Anstellung in der W.-Neustädter Akademie und 1827 ward er wieder als Brigadier nach Wien versetzt. Nacheinander zum Brigadier und Militär-Commandanten in Tyrol (1831), FML. (1832), zum zweiten Inhaber des Inf.-Reg. Erzherzog Karl Ferdinand Nr. 51 (1833), zum Festungs-Commandanten von Temesvár (1837) und später (1844) von Arad ernannt, unterzeichnete er in letzterer Stellung, inmitten der ungarischen Revolutionsbewegung, am 19. Sept. 1848 jene berühmte Neutralitäts-Erklärung und vertheidigte sich neun Monate gegen alle Angriffe heldenmüthig. Der Kaiser ernannte den 81jähr. Helden zum FZM. und schmückte seine Brust mit dem Commandeurkreuze des Leopoldordens (31. Juli 1849). Nach 63jähriger Dienstleistung trat er in den Ruhestand. Noch im J. 1850 erhielt er das Militärverdienstkreuz. Der Veteran lebt als zweiter Inhaber des Inf.-Reg. Karl Ferdinand Nr. 51 zu Oedenburg.

Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausg. von Hirtenfeld und Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 370. (Artikel von Mt.) – Hellbach (Joh. Chr. v.), Adels-Lexikon (Ilmenau 1825, Voigt) I. Bd. S. 126.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Berger von der Pleisse, Johann Freiherr [s. d. Bd. I, S. 302], gest. zu Oedenburg in Ungarn 1. April 1864. Nach dem unlängst verstorbenen General der Cavallerie Grafen Civalart war Freiherr Berger von der Pleisse der Nestor der österreichischen Generalität; er zählte 96 Jahre. Der Verblichene war, wie die Arader Zeitung berichtet, im strengsten Sinne des Wortes ein wahrer Wohlthäter und Rathgeber seiner zahlreichen Anverwandten bis zu seinem Lebensende, dem viele derselben die Grundlage ihres gegenwärtigen Wohlstandes verdanken. An der Stelle, wo er einst als Knabe mit seinen Schulgenossen im munteren Spiele die Zeit zubrachte, ließ er im Jahre 1858 mit namhaftem Kostenaufwande im gothischen Style eine stattliche Capelle erbauen, in deren Erdgeschosse sich die Gruft befindet, wo er nach seinem Tode beigesetzt wurde. Bis zu seinem letzten Augenblicke bewahrte er eine bewunderungswürdige körperliche und geistige Frische.
    Der Kamerad (Wiener militärisches Journal, 4°.) 1864, S. 223 u. 256. – Oesterreichischer Volks- und Wirthschafts-Kalender für das Jahr 1866 (Wien, gr. 8°.) S. 18. – Oesterreichische Zeitung (Wiener polit. Journal) 1864, Abendblatt Nr. 99. – Botzner Zeitung 1864, Nr. 83. [Band 14, S. 401]