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BLKÖ:Hammerstein-Ecquord, Wilhelm Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 7 (1861), ab Seite: 291. (Quelle)
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Hammerstein-Ecquord, Wilhelm Freiherr von (General der Cavallerie, geb. zu Hildesheim im Königreiche Hannover 3. März 1785, gest. zu Brünn 13. Februar 1861). Trat 1799 als Cadet in die kön. hannover’sche Garde, wurde 1800 Fähnrich und that sich bei Jena 1806 durch Ausführung einer glücklichen Attaque auf die französischen Dragoner hervor. Als das Königreich Westphalen von Napoleon gebildet wurde, nahm H. Dienste unter König Hieronymus, wurde 1808 Rittmeister, focht 1809 in Portugal und wurde für seine Waffenthat bei Hynohosa, wo er mit seiner Escadron eine Infanteriemasse von 2000 Spaniern und Portugiesen sprengte, von Napoleon mit der Ehrenlegion belohnt. Bald darauf wurde er Major in der Garde du Corps, dann Oberstlieutenant, Ecuyer d’honneur und Ordonnanzofficier des damaligen Königs, mit dessen Gefolge er 1812 nach Rußland zog und mit ihm wieder nach Cassel zurückkehrte, worauf er als Oberst das Commando des ersten Cürassier-Regiments, später jenes des ersten Huszaren-Regiments übernahm. Nach der Schlacht von Lützen (2. Mai 1813) und Einnahme von Dresden erhielt er unter Marschall Mortier das Commando der Avantgarde und für seine in den Gefechten von Moritzburg, Hoyerswerda, Lukau bewiesene Tapferkeit von Kaiser Napoleon persönlich das Officierkreuz der Ehrenlegion. Nach der Aufkündigung des Waffenstillstandes, gleichfalls mit dem Commando der Avantgarde befehligt, trat er [292] bei Lübbenau mit seinem Huszaren-Regimente, den Kaiser Napoleon verlassend, zur österreichischen Armee über. Nun erhielt Hammerstein seine Eintheilung bei der österreichisch-deutschen Legion, mit welcher Bubna Anfangs März 1814 vor Genf lag, und machte die Gefechte derselben mit; bei Lyon (20. März) zeichnete er sich besonders aus und nöthigte durch seinen ungestümen Angriff den Feind, die Stadt zu räumen. Nachdem die Legion – nach dem ersten Pariser Friedensschlusse – aufgelöst ward, wurde er in die österreichische Armee eingereiht, und zwar als Oberst des 1. Uhlanen-Regiments Graf Meerveldt. Indem er nun mit seinem Regimente öfter die Stationen wechselte, wurde er 1823 General-Major und Brigadier in Pilsen, 1824 dasselbe in Prag; im Juli 1832 Feldmarschall-Lieutenant in Großwardein und nach einer im Jahre 1836 nach England und 1837 in Deutschland, Rußland und Griechenland unternommenen Reise, bei welch’ letzterer er dem großen Cavallerielager der 60.000 Garden in Wosnozensk beiwohnte, am 1. November 1837 Divisionär in Lemberg. 1840 dasselbe in Ofen und dann zweiter Inhaber des 2. Uhlanen-Regiments Fürst Schwarzenberg. Im Jänner 1842 zum Commandanten des 2. Armeecorps in Italien ernannt, erhielt Hammerstein 1843 die geheime Rathswürde und wurde 1846 in Lemberg Retsey’s Nachfolger als Commandirender in Galizien. Seine letzte That war, als am 1. November 1848 die Unruhen in Lemberg eine bedenkliche Wendung nehmen zu wollen schienen, die Beschießung der Stadt, bei welcher die Universität, die 60.000 Bände starke Bibliothek und das Rathhaus in Flammen aufgingen. Hammerstein’s Freunde haben die Worte, die er an diesem Tage in eben dem Augenblicke, als der Conducteur der Wiener Eilpost die Nachricht von dem Falle Wiens brachte, gesprochen, und welche gelautet: „Auch ich bin fertig“, aufgezeichnet, und wir wollen sie der Geschichte nicht vorenthalten, aber auch nicht das Urtheil aller der Regierung Ergebenen, daß ein Feuer auf das Universitätsgebäude und das Rathhaus ein unter diesen Umständen unverantwortliches gewesen sei. Am 9. November 1848 war er zum General der Cavallerie und bei der Organisirung der Armee zum Commandanten der IV. Armee in Galizien und der Bukowina ernannt worden; bei dem Fortschritte der ungarischen Revolution verhängte er den Belagerungszustand über Galizien und die Bukowina, und traf sonst alle erforderlichen, jede Ruhestörung im Lande vereitelnden Gegenanstalten, in deren Ausführung er von der braven Landbevölkerung auf das energischste unterstützt wurde. Im Jahre 1849 trat er wegen Schwerhörigkeit in den Ruhestand. Bei dieser Gelegenheit erhielt er das Großkreuz des Leopold-Ordens, wie schon früher ihm von Sr. Majestät dem Kaiser der Orden der eisernen Krone I. Classe und von fremden Mächten, als Rußland, Preußen, Hannover und Schweden ähnliche Auszeichnungen verliehen worden waren. Hammerstein war zweimal verheirathet, zuerst seit 7. October 1816 mit Karoline gebornen Baronin von Könitz, gestorben nach 20jähriger Ehe 26. Juni 1836; zum andern Male seit 1. Februar 1839 mit Maria Gräfin von Salis-Zizers (geb. 1. Februar 1820). Beide Ehen sind kinderlos geblieben und Hammerstein hatte seinen Neffen Herbert (geb. 20. December 1835), Sohn des kön. hannoverschen Majors und Forstmeisters Karl Baron [293] Hammerstein aus dessen zweiter Ehe mit Adelheid Freiin von Oldershausen, an Kindesstatt angenommen.

Militär-Zeitung, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1861, Nr. 16, S. 126: „Nekrolog“; Nr. 17, S. 133: Ergänzung zum Nekrologe. – Brünner Zeitung 1861, Nr. 67, 68, 71. – Strack (Joseph), Die Generale der österreichischen Armee (Wien 1850, Jos. Beck, kl. 8°.) S. 124–137. – Dictionnaire biographique et historique des hommes marquans de la fin du dix huitième siecle et plus particulièrement qui ont figuré dans la révolution française (Londres 1800, 8°.) Tome II, p. 173. – Oesterr. Militär-Konversations-Lexikon, herausg. von J. Hirtenfeld und Dr. Meynert (Wien 1850, 8°.) Bd. III, S. 28. – Genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1854 (Gotha, Perthes, 32°.) Jahrg. IV, S. 210–223, enthält die historische Uebersicht, und Jahrg. X (1860), S. 300, den heutigen Stand der Familie. – Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien, von Prof. Kneschke (Leipzig 1856, J. O. Weigel, 8°.) Bd. III, S. 194–198. – Porträte. 1) Lithographirt von Kriehuber (Wien, Neumann, gr. Fol.); – 2) nach Janek lithogr. von Al. Kaiser (Wien, Paterno, Fol.). – Wappen. Das Wappen der Freiherren von Hammerstein ist ein von oben nach unten geteilter Schild. Zur Linken in Silber drei rothe Kirchenfahnen (2 und 1) (das Wappen der alten Burggrafschaft Hammerstein am Rhein); zur Rechten in Roth drei silberne Streithämmer mit goldenen Stielen (2 und 1) (das Wappen des Erbbannerträgeramtes vom Churfürstenthume Trier, welches die Burggrafen von Hammerstein bekleideten). Auf dem Schilde ruhen zwei offene gekrönte Helme. Der Helm zur Linken trägt einen rothen, mit Hermelin verbrämten Churhut, über welchem sich an goldenen Processionsstäben die drei rothen Kirchenfahnen erheben. Den Helm zur Rechten bedeckt ein schwarzer, silbern gestülpter Grafenhut, an dem vorn zwei schwarze Federn emporstehen. Schildhalter: Zwei Löwen, nach Anderen Greife. Devisen. Deren werden verschiedene angegeben: „Spectemur agendo“; nach Anderen: „On ne se rendra pas“, auch: „Pax optima rerum“. Häufig führen Mitglieder der Familie das zweite Wappen: „in Roth die drei silbernen Streithämmer“ allein.