BLKÖ:Hlubek, Franz Xaver Wilhelm

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hláwka, Joseph
Band: 9 (1863), ab Seite: 64. (Quelle)
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Hlubek, Franz X. Wilhelm (Professor der Landwirthschaft, geb. zu Chabitschau[WS 1] in Schlesien 11. September 1802). Besuchte das Gymnasium in Troppau, studirte 1822–1824 in Brünn Philosophie, dann in Wien Mathematik, Chemie, Landwirthschaft und hörte daselbst auch die Rechte. 1829 erhielt er eine Anstellung beim Wiener Magistrate, 1830 die Professur der Landwirthschaft. Im folgenden Jahre unternahm er eine Reise durch die österreichischen Staaten, wurde 1832 Professor der Landwirthschaft in Lemberg, kam 1833 in gleicher Eigenschaft nach Laibach, wo auch der Herausgeber dieses Lexikons zu seinen Schülern zählte. Die Landwirthschaftsgesellschaft in Laibach übertrug ihm alsbald die Administration des Versuchshofes, die Redaction des von ihr herausgegebenen landwirthschaftlichen Blattes und des Wirthschaftskalenders für Illyrien. Im Jahre 1840 wurde H. Professor der Landwirthschaft am Joanneum in Gratz, Referent des Centralausschusses der steiermärkischen Landwirthschaftsgesellschaft und Administrator des Versuchshofes und Musterweingartens, in welchen Bedienstungen er noch zur Zeit thätig ist. Im Jahre 1861 wurde er von den Bezirken Irdning, Gröbming, Schladming und Aussee in den steiermärkischen Landtag [65] gewählt. Bei dem am 4. April d. J. zu Gratz anläßlich der 38. allgemeinen Versammlung der steiermärkischen Landwirthschaftsgesellschaft abgehaltenen Festmahle brachte H. einen Toast auf die Ungarn aus. Als ein Abgeordneter diesen Toast nur unter dem Vorbehalte gelten ließ, daß die Ungarn mit dem Gesammtvaterlande gehen und die Deutschen nicht unterdrücken, was aber bisher nicht der Fall gewesen, entgegnete Hlubek: „Die Ungarn treten für die volle Freiheit auf (?) und „seien nicht feige wie die Deutschen“. Diese im deutschen Lande gegen die Deutschen ausgesprochenen Worte erweckten allgemeine Entrüstung. H. gab zwar dann in einem „Eingesendet“ (in der Tagespost 1861, Nr. 81) seinen Worten eine mildere Fassung, stellte sie auch ganz in Abrede, aber von mehreren anderen Seiten wurde die Thatsache des ursprünglichen Ausspruches bestätigt. Auch eine spätere (im Gratzer Telegrafen 1861, Nr. 86) enthaltene, „Mein letztes Wort“ betitelte Entgegnung des Professors Hlubek war nur eine Erläuterung dessen, was er hatte sagen wollen, aber kein Beweis jene Worte nicht gesprochen zu haben. Dieser Vorfall brachte eine nicht geringe Aufregung in die sonst friedliche Stadt, welche in einer dem Professor gebrachte Katzenmusik (9. April) gipfelte. Uebrigens hatte sein im „Mein letztes Wort“ niedergelegtes Glaubensbekenntniß die Folge, daß seine Wahlmänner mit 16. April 1861 die Erklärung abgaben: ihr Vertrauen in die Ehrenhaftigkeit seines Charakters und in die allseitig entsprechende Vertretung des Landes wie der Gesammtinteressen sei durch diese Vorgänge weder erschüttert noch sonst irgendwie beeinträchtigt. Als landwirthschaftlicher Schriftsteller hat H. eine vielseitige und sehr ersprießliche Thätigkeit entwickelt. Er hat herausgegeben: „Die Runkelrübe, ihr Anbau und die Gewinnung des Zuckers aus derselben“ (Laibach 1839, v. Kleinmayr, gr. 8°., mit 1 Tab.); in einem Anhange theilt er mit alle Verfahrungsarten von Marggraf[WS 2] (1747) bis 1838; die zuverlässigen Reinertragsberechnungen und ein Verzeichniß der in der österreichischen Monarchie im Jahre 1838 bestehenden Zuckerfabriken; – „Resultate der Wirksamkeit der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Steiermark vom Jahre 1829–1839“ (Gratz 1840, Damian und Sorge, gr. 8°., mit 2 lith. Tab.); – „Der Verkehr zwischen Triest und der Monarchie und die Wien-Triester Eisenbahn“ (Wien 1841, Gerold, gr. 4°., mit 1 Taf.); – „Die Ernährung der Pflanzen und die Statistik des Landbaues. Eine von der 3. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe zu Potsdam 1839 gekrönte Preisschrift“ (Prag 1841, Calve, gr. 8°., mit 10 Tab.); – „Bericht über die Excursion der Mitglieder der 4. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe zu Brünn auf die Sr. kais. Hoheit dem durchl. Erzherzog Karl gehörige Herrschaft Selawitz, nebst einer Parallele zwischen dem Levigation- und Pressverfahren“ (Gratz 1841, gr. 8°., mit 3 Lith.); – „Versuch einer neuen Charakteristik und Classification der Rebensorten mit besonderer Rücksicht auf die im Herzogthume Steiermark vorkommenden“ (Gratz 1841, gr. 8°.); – „Beleuchtung der organischen Chemie des Herrn Dr. J. Liebig in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie“ (Gratz 1842, gr. 8°., mit 1 Tab.); mit dieser Schrift zugleich setzte H. einen Preis von 100 Ducaten Demjenigen aus, welcher nachzuweisen vermöge: daß Liebig’s organische Chemie auch nur eine einzige, neue, nicht praktisch bewährte sondern blos streng wissenschaftlich vom Verfasser selbst constatirte auf die Ernährung der Pflanzen bezügliche Thatsache [66] aufzuweisen habe; – „Beantwortung der wichtigsten Fragen des Ackerbaues, als Nachtrag zu meiner Beleuchtung der organischen Chemie des Hrn. Dr. Justus Liebig“ (Gratz 1842, gr. 8°.); – „Die Landwirthschaftslehre in ihrem ganzen Umfange nach den Erfahrungen und Erkenntnissen der letztverflossenen 100 Jahre mit wissenschaftlicher Strenge dargestellt“ (Wien 1846, Braumüller, gr. 8°., mit 18 lith. Taf. und 4 Tab.; 2. verb. Aufl. in 3 Bänden, mit 35 Taf., in gr. 4°. und Fol. und 4 Tab., Wien 1851–1853, Seidel, gr. 8°.); – „Die errungene Freiheit Deutschlands fordert die Freiheit des Bauernstandes, sie fordert die Ablösung sämmtlicher Urbarial-Giebigkeiten, als: Robot, Zehent, Schüttungen, Berg- und Kleinrechte, Laudemien u. s. w., die Auflösung der Patrimonial-Gerichtsbarkeit u. s. w.“ (Gratz 1848); – „Europa’s Staaten, ihre Grundkräfte, Schulden und Civillisten“ (Prag 1849, Calve); – „Unterricht in der Maulbeerbaum- und Seidenzucht für das Landvolk“ (Gratz 1850, Kienreich, 8°., mit 4 lith. Taf. 4°.); – „Die Wirthschafts-Systeme in national-ökonomischer, statistischer und pecuniärer Beziehung“ (Prag 1851, Calve, 4°.). Abdruck aus den (Prager) „Oekonomischen Neuigkeiten und Verhandlungen“; – „Bericht über die englische Landwirthschaft und die zu London 1851 ausgestellten landwirthschaftlichen Geräthe und Maschinen“ (Gratz 1852, Ferstel, gr. 8°., mit 1 Taf, in gr. 4°.); – „Der Führer für Weingartenbesitzer. Ein Auszug aus dem Werke: Guide de Propriétaire de Vigne par du Puits de Maconex. Mit Erläuterungen und Anmerkungen“ (Gratz 1856, Ferstl, gr. 8°.). Auch besorgte H. die Herausgabe des statistisch-topographischen Werkes: „Ein treues Bild des Herzogthumes Steiermark als Denkmal dankbarer Erinnerung an den Erzh. Johann“ (Gratz 1860, Ferstl, 4°.), dessen Veröffentlichung von der steiermärkischen Landwirthschaftsgesellschaft veranlaßt und bewerkstelligt wurde. H. ist überdieß Gründer eines Vereines für Seidenbau, und seinen Leistungen wurde auf der Londoner Weltausstellung eine Preismedaille zuerkannt. Unbestritten sind seine Verdienste um die Förderung der Landwirthschaft überhaupt und in Steiermark insbesondere und seine Bemühungen, auf dem Wege der rationellen Darstellung in Verbindung mit der Praxis das belebende, den Nationalwohlstand fördernde Moment derselben den unteren Volksclassen zum Bewußtsein zu bringen. Viele agronomische und naturhistorische Vereine des In- und Auslandes haben H. zum Mitgliede ernannt und mehrere Regierungen, u. a. Sachsen und Dänemark (beide bereits 1847), ihn in Anerkennung seiner Verdienste decorirt.

Poggendorff (J. C.) Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859. J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Sp, 1115. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XV, S. 889. III. Suppl. Bd. S. 1470. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) VII. Bd. (1846), S. 356 [mit Porträt]. – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart. Nach Originalzeichnungen, Gemälden, Statuen und Medaillen (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) 1. Theil. Sp. 67, sein Bildniß Tafel LXX. – Tagespost (Gratzer polit. Blatt) 1861, Nr. 80. Abendblatt „im Berichte über die 38. Versammlung der steiermärkischen Landwirthschafts-Gesellschaft“; – Nr. 81: „Eingesendet. Zur Steuer der Wahrheit von Hlubeck“; – Nr. 83: „Eingesendet von Dr. Max v. Karajan und Dr. Oscar Schmidt; von mehreren deutschen Patrioten und von einem Tischgenossen des landwirthschaftl. Festmales“ – und in der Beilage zur Tagespost Nr. 83: „Eingesendet von mehreren Theilnehmern am Festmale“. – Brockhaus, Conversations-Lexikon (10. Auflage), Bd. VII, S. 765. – Klagenfurter Zeitung 1861, Nr. 86: „Gratz 11. April“. – Gratzer Telegraf (politisches Blatt) 1861, Nr. 86: „Mein letztes Wort“ von Hlubeck; – Nr. 96: „Vertrauensadresse der Wahlmänner von Irdning, Gröbming, Schladming [67] und Aussee“. – Frankfurter Journal 1861, erste Beilage zu Nr. 105: „Gratz 11. April“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Charitschau
  2. ADB:Marggraf, Andreas Sigismund