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BLKÖ:Karpiński, Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Karpff, Anton
Band: 11 (1864), ab Seite: 16. (Quelle)
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Karpiński, Franz (polnischer Dichter, geb. zu Holosko im Kolomäer Kreise Galiziens 4. October 1741, gest. 4. September 1825). Er erhielt seine Bildung in der Jesuitenschule zu Stanislawow und Lemberg in Galizien. Darauf begab er sich zur weiteren Ausbildung nach Wien, von wo er nach Galizien zurückkehrte und als Gutspächter mit landwirthschaftlichen Geschäften sich befaßte. Im Jahre 1783 berief ihn Adam Fürst Czartoryski [Bd. III, S. 85] nach Warschau und machte ihn zu seinem Secretär. K. widmete seinem Mäcen aus Dankbarkeit seine zuerst im Drucke erschienenen Schriften. Durch seinen Mäcen wurde K. auch an den Hof des Kunst und Wissenschaft liebenden und fördernden Königs Stanislaus August gezogen, der ihm seine Huld zuwendete. K. erfreute sich in Folge dessen einer besonderen Theilnahme des hohen polnischen Adels und wurde Erzieher des verwaisten Fürsten Dominik Radziwill. Aber weder das Hofleben noch seine Stellung in den hohen adeligen Häusern wollte dem Poeten in die Länge der Zeit zusagen. Seine Gemüthlichkeit, sein Freimuth und seine Geradheit strebten unablässig nach Unabhängigkeit und so erhielt er im Jahre 1791, gleich vielen Anderen, zwei an der Bialowiczer Haide in Lithauen gelegene, dem Staate gehörige Güter auf 50 Jahre als Eigenthum unter der Bedingung, sie zu bebauen. Von der Welt zurückgezogen, lebte er hier als Vater seiner Untergebenen und legte unter andern auch eine Schule an, in der er selbst zuweilen Unterricht ertheilte. In den letzten Jahren seines Lebens – K. hatte das hohe Alter von 84 Jahren erreicht – fast zum Kinde geworden, sprach er beständig in Reimen. Karpiński erfreut sich im polnischen Volke als Sänger einer großen Popularität, die Mutter singt mit seinen Liedern ihr Kind in den Schlaf, sie werden im Palaste wie in der Hütte gesungen; die Idylle seines Lebens, wie er in ruhiger Zurückgezogenheit, unter dem Schatten eines durch sein Alter ehrwürdigen Baumes sitzend, die Seinen um sich versammelt sieht, spiegelt sich in seinen Liedern, in denen er abwechselnd von Liebe, Freiheit und ländlichem Glücke singt, oder aber im Dankgefühle gegen die allwaltende Gottheit im Bewußtsein seiner Endlichkeit und Schwäche elegische Hymnen aushaucht. In allen seinen Dichtungen spricht sich aber ein redlicher zufriedener Sinn aus. Idyllen hat man von ihm einundzwanzig; viele seiner Lieder sind in Musik gesetzt und Nationallieder geworden. Sein keuscher aber ausdrucksvoller Styl, sein gesunder und frommer Sinn machten ihn [17] ganz geeignet zu einem Uebersetzer der Psalmen David’s, und Niemand wird ihn darin so leicht übertreffen. „Judith“, ein Trauerspiel, „der Zins“, ein Lustspiel, und „Alceste“, eine Oper, beweisen, daß es ihm auch an dramatischem Talente nicht fehlte, doch stehen diese dramatischen Arbeiten hinter seinen lyrischen Ergüssen zurück; Delille’s „Les jardins“ und Racine’s „Athalie“ wurden von ihm vortrefflich übersetzt. Von seinen prosaischen Arbeiten sind eine Abhandlung über die Beredsamkeit und Plato’s Gespräche anzuführen. Karpiński’s Werke bezeichnen in der polnischen Literatur den Uebergang von einem servilen Klassicismus zur Nationalunabhängigkeit. K.’s Schriften sind zuerst gesammelt unter dem Titel: „Zabawki wierdzem i prozą“, d. i. Unterhaltungen in Versen und Prosa. 4 Bände (Warschau 1790, Groll, 12°.), erschienen. Der 1. Band enthält seine 21 Idyllen, 4 Bücher Lieder und vermischte Gedichte, darunter mehrere Uebersetzungen; der 2. Band die Uebersetzung der Psalmen David’s; er behielt davon mehrere in der Uebersetzung Johann Kochanowski’s bei, nur einige Ausdrücke ändernd; mehrere wieder arbeitete er um, den Rest hat er neu übersetzt; die erste Ausgabe dieser Uebersetzung erschien bereits im Jahre 1786 (Warschau, bei den Piaristen); der 3. Band enthalt die Uebersetzung der Gärten Delille’s, die Tragödie „Judith“, anfänglich unter dem Titel: „Bołesław III.“ (Warschau 1790, 8°.) erschienen, die Comödie „der Zins“, die nie aufgeführte Oper „Alceste“, „Die Reise nach Krakau“, welche zuerst 1788 (Warschau, bei den Piaristen) anonym erschien und eigentlich nur eine mit Versen untermengte Bearbeitung der Reise nach Dubieczko von Krasicki ist; und „Die Lobrede auf Johann Sobieski“; der 4. Band enthält die Abhandlung über die Beredsamkeit; mehrere andere moralisch-politische Abhandlungen über die Pflichten gegen den Nächsten, über die Religion, über das Glück der Menschen; fünf Gespräche Plato’s, und über Glauben, Recht und Sitten der Indianer. Diese Schriften wurden in neuen Auflagen, und zwar von Dmochowski unter dem Titel: „Dziela Franc. Karpinskiego wierszem i prozą“. 4 Bände (Warschau 1806, 8°.), und unter gleichem Titel (Breslau 1826, Korn, 12°., und Leipzig 1836, 12°.) herausgegeben. Nur wenige Jahre vor seinem Tode, im Alter von 82 Jahren veröffentlichte er noch „Dcieciom dla ich rzrywki i nauki, czyli zbior powiesci i roznych historyi“, d. i. Den Kindern zur Unterhaltung und Belehrung oder Sammlung von Erzählungen und verschiedenen Geschichten (Wilna 1822, bei den Piaristen, 8°.). Die von K. selbst gemachten Aufzeichnungen während einer achtzigjährigen Lebensperiode, sind aus der Handschrift von J. Moraczewski unter dem Titel: „Pamiętniki, obejmujące epokę csasu od 1741 do 1822 wraz z historyą życia autora skreśloną przez niego“, d. i. Memoiren, umfassend die Zeitepoche von 1741–1822, zugleich mit der Selbstbiographie des Autors (2. Aufl., Lemberg 1849, 12°.) herausgegeben worden. Schließlich sei noch bemerkt, daß K. im Jahre 1806 Warschau besuchte und, wenn nicht Niemcewicz ihn erkannt hätte, als er einer Versammlung der Warschauer Societät der Wissenschaftsfreunde beigewohnt, unbeachtet geblieben wäre. So erhielt er denn doch einen Ehrenplatz. Das war aber auch Alles, was man dem Dichtergreise dargebracht. Kurze Zeit darauf besuchte ein [18] auswärtiger Gelehrter Warschau und wurde seine Anwesenheit auf das Pomphafteste von der genannten Societät gefeiert; die alte Geschichte von dem Propheten im Vaterlande, die sich aller Orten und zu allen Zeiten wiederholt. Was hätte denn der Genius vor Anderen voraus, wenn das im Leben ihm zugefügte Leid nicht die späteren Generationen durch Feste und Festessen zu sühnen hatten!!

Znicz (ein Taschenbuch, welches in Wilna auf das Jahr 1834 erschienen ist), dasselbe enthält seine Selbstbiographie. – Chodyniecki (Ign.), Dykcyonarž uczonych Polakow, d. i. Lexikon gelehrter Polen (Lemberg 1833, 8°.) Bd. I, S. 255. – Rozcniki towarzystwa Warszawskiego Przyjacioł Nauk, d. i. Jahrbücher der Gesellschaft der Wissenschaftsfreunde in Warschau (Warschau, 8°.) Bd. XX. – Bentkowski (Felix). Historya literatury polskiey, d. i. Geschichte der polnischen Literatur (Warschau und Wilna 1814, Zawadzki, 8°.) Bd. I, S. 304, 318, 447, 522, 531, 538 und 692. – Sowińskí (Albert). Les musiciens polonais et slaves anciens et modernes (Paris 1857, Adrien le Clere & Co., gr. 8°.) p. 302. – Woycicki (K. Wl.), Historya literatury polskiey w zarysach, d. i. Geschichte der polnischen Literatur in Umrissen, (Warschau 1845, Sennewald, gr. 8°.) Bd. I, S. 136; Bd. III, S. 283. – Majorkiewicz (Jan), Historya, literatura e krytika, d. i. Geschichte, Literatur und Kritik (Warschau 1847, gr. 8°.) S. 318. – Magazin für die Literatur des Auslandes, herausgegeben von J. Lehmann (Berlin, kl. Fol.) Jahrgang 1838, S. 327: „Karpiński’s letzte Anwesenheit in Warschau“. – Jahrbücher für slavische Literatur, Kunst und Wissenschaft; von J. P. Jordan (Leipzig, gr. 8°.) III. Jahrgang (1845), S. 1 und 42: „Bruchstücke von Karpiński’s Selbstbiographie“. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, 8°.) Tome XXVII, p. 460 [nach diesem geb. im Palatinat Brzecs Litewski um das Jahr 1760, gest. im Palatinat Lublin 11. September 1823. Diese Angabe des Geburtsdatums ist ganz irrig, Karpiński ist ein Galizianer und schon 1741 geboren]. – Porträt. sc. Frey 1804, Varsoviae (Medaillon-Porträt).