BLKÖ:Lexer, Mathias

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
<<<Vorheriger
Lexa, Joseph
Band: 15 (1866), ab Seite: 51. (Quelle)
Matthias Lexer bei Wikisource
Matthias Lexer in der Wikipedia
Matthias Lexer in Wikidata
GND-Eintrag: 119057328, SeeAlso
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Lexer, Mathias|15|51|}}

Lexer, Mathias (Sprachforscher, geb. im Obergailthale Kärnthens um das Jahr 1830). Nachdem er in seinem Heimatlande die unteren Schulen beendet, begab er sich im Jahre 1851 zum Beginn der Universitätsstudien nach Gratz. An der dortigen Hochschule lehrte um jene Zeit der tüchtige Germanist und Culturhistoriker Weinhold, und über dessen Anregung begann L. jene linguistischen Arbeiten, die seinem Namen in den Kreisen der deutschen Sprachforscher eine ehrenvolle Stelle sichern. Indessen bereitete er sich für das Lehrfach vor und kam im Jahre 1855 als Supplent an das Gymnasium nach Krakau, wo er aber seiner Liebe zu sprachlichen Forschungen treu blieb und nach dieser Richtung hin ununterbrochen arbeitete. Nach abgelegter Lehramtsprüfung wurde ihm 1857 die Auszeichnung zu Theil, mit einem Stipendium der kaiserlichen Regie­rung die Universität Berlin beziehen zu dürfen, um sich in der deutschen und vergleichenden Sprachwissenschaft auszubil­den. In Berlin – von Männern wie Jacob Grimm ermuntert – setzte er seine linguistischen Arbeiten fort. Im Jahre 1859 erhielt er neuerdings eine Unterstützung von Seite des Unterrichtsministeriums, die es ihm möglich machte, behufs seiner sprachlichen Forschungen sein Vaterland Kärnthen zu bereisen. Er durchstreifte nun die Heimat nach allen Seiten, besuchte und durchforschte die Stadt-, Klöster- und Privatarchive und machte zu seinen Zwecken eine reiche Ausbeute. Mit derselben kehrte er nach Wien zurück und hatte als ein auf Kosten der Staatsregierung ausgebildeter Lehramts-Kandidat zunächst Anspruch auf eine öffentliche Anstellung; die erwartete erfolgte nicht. Um seine Existenz zu fristen, war L. genöthigt, eine Erzieherstelle im Hause eines ungarischen Magnaten anzunehmen. Die in Berlin begonnenen Arbeiten wurden nun auf einem Herrschaftssitze in Ungarn fort­gesetzt und während eines Winteraufenthaltes in Wien 1860 vollendet. Im Mai [52] g. J. überreichte L. sein Manuscript der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, welche ihm in Anerkennung seiner Leistung zur Herausgabe des nunmehr fertigen Lexikons 500 fl. ö. W. bewilligte. Mitt­lerweile war an ihn ein Ruf der historischen Commission der kön. bayerischen Akademie der Wissenschaften ergangen, bei Herausgabe der deutschen Städte-Chroniken des späteren Mittelalters mitzuwirken, ein Ruf, dem er um so freudiger folgte, als es ihm versagt war, im Vaterlande thätig zu sein. Im Jahre 1860 arbeitete er in Nürnberg und im näm­lichen Jahre erwarb er am 19. Juli zu Erlangen die philosophische Doctorwürde. Um die Mitte des Jahres 1862 wurde er von der badischen Regierung als Pro­fessor der neu geschaffenen Lehrkanzel der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Freiburg berufen. Die von L. bisher durch den Druck veröffentlichten Arbeiten sind: eine im Jahrgange 1854, Nr. 68, 69 und 70 der Carinthia abgedruckte Aufforderung zur Dialektforschung in Kärnthen; – im Jahresberichte des k. k. Gymnasiums zu Krakau für 1856 die Abhandlung: „Der Ablaut in der deutschen Sprache“; – als Inaugural-Dissertation anläßlich seiner Promotion zur philosophischen Doctorwürde: „Ueber den Dialekt der Kärnthner“, und endlich sein Hauptwerk: „Kärnthisches Wörterbuch. Mit einem Anhange: Weihnachtsspiele und Lieder aus Kärnthen“ (Leipzig 1862, Lex. 8°.). Die Grundlage seines Werkes, an wel­chem L. nahezu ein Decennium gearbeitet, bildet die Mundart seiner engeren Heimat, des Lesachthales. An diese schließen sich die mannigfaltigen Wortformen aus den übrigen Gegenden Kärnthens an, mit Ausnahme des slovenischen Gebietes. Einzelne Proben seiner lexikalischen Arbeit waren bereits früher in Dr. Fromman’s Zeitschrift: „Deutsche Mundarten“ abgedruckt.

Hermann (Heinrich), Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kärnthen in Vereinigung mit den österreichischen Fürstenthümern (Klagenfurt 1860, J. Leon, gr. 8°.) Bd. III, Heft 3: Culturgeschichte Kärnthens vom Jahre 1790 bis 1857, S. 204 u. f. – Klagenfurter Zeitung 1862, Nr. 194 [im Feuilleton]. – Carinthia (Klagenfurter Unterh. Blatt, 4°.) 1860, Nr. 16: „Literarische Auszeichnung“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1863, Nr. 192: „Zum österreichischen Unterrichtswesen“.