BLKÖ:Ramming von Riedkirchen, Wilhelm Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 24 (1872), ab Seite: 312. (Quelle)
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Ramming von Riedkirchen, Wilhelm Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Nemoschitz in Böhmen im Jahre 1815). Sein Vater Wilhelm (geb. im Jahre 1770 zu Lastau in Sachsen), zuletzt Rittmeister und Commandant des Nemoschützer Militärgestüts, wurde in Anerkennung seiner vieljährigen Dienste und insbesondere seines umsichtigen Verhaltens im Feldzuge des Jahres 1809, im Jahre 1822 mit dem Prädicate von Riedkirchen in den erbländischen Adelstand erhoben. Der Sohn, gleichfalls Wilhelm, kam zur militärischen Ausbildung in die Wiener-Neustädter Akademie, wo er so ausgezeichnete Fortschritte machte, daß er im October 1834 als Unterlieutenant zum 7. Kürassier-Regimente Graf Hardegg ausgemustert wurde. In demselben diente er bis 30. November 1839, worauf er zum Oberlieutenant im General-Quartiermeisterstabe befördert wurde. In diesem rückte er am 20. Juni 1845 zum Hauptmann, am 21. Februar 1849 zum Major vor. Am 4. Juni 1849 wurde er Oberstlieutenant im 11. Infanterie-Regimente Erzherzog Rainer und noch am 20. October desselben Jahres Oberst im General-Quartiermeisterstabe. Im Mai 1854 erfolgte seine Ernennung zum General-Major, am 28. Juni 1859 zum Feldmarschall-Lieutenant, worauf er zunächst als Divisionär zum 3. Armeecorps in Laibach, aber schon im Jahre 1861 als Stellvertreter des General-Quartiermeisters nach Wien kam und im J. 1862 dem Kriegsministerium zugetheilt wurde. Bald darauf trat er, angeblich aus Gesundheitsrücksichten, in den Ruhestand, den er jedoch im J. 1866 wieder verließ, um das Commando des 6. Armeecorps zu übernehmen. Dieser außerordentlich raschen Beförderung – denn R. war mit 39 Lebens- und 20 Dienstjahren bereits General – liegen auch außerordentliche Leistungen zu Grunde. Schon im Jahre 1848 als Hauptmann dem Reservecorps unter Feldmarschall-Lieutenant Freiherrn von Welden beigegeben, gab er vielfältige Proben von Umsicht, Entschlossenheit [313] und großem Scharfblicke. Noch mehr bethätigte er diese Eigenschaften im Sommerfeldzuge des Jahres 1849. Er wohnte zunächst der Beschießung von Palmanuova, dann dem Zuge gegen die Insurgenten im venetianischen Gebirge bei, daselbst schlug er den Feind auf dem Monte Mauria am 3. Juni und besetzte am 5. Pieve die Cadore. Er erhielt für sein ausgezeichnetes Verhalten den Orden der eisernen Krone 3. Classe. Nicht minder that er sich bei der darauffolgenden Einnahme von Treviso am 14. Juni, bei der Beschießung von Ferrara am 14. Juli und im Gefechte von Bologna am 7. August hervor. Während des Feldzuges gegen Piemont fungirte R., damals bereits Major, als Chef des Generalstabes im Reservecorps des Generals Haynau und machte die Erstürmung von Brescia und die Belagerung von Malghera mit. Als Haynau am 30. Mai 1849 von Venedig abberufen wurde, um den Oberbefehl über die Donauarmee zu übernehmen, erbat er sich auch den Major Ramming als Chef des General-Quartiermeisterstabes seiner Armee. Sobald Haynau das Commando übernommen, wandte sich sichtlich die Entscheidung in Ungarn zu Gunsten der Kaiserlichen; die leitenden Ideen der damaligen Kriegführung werden allgemein als das Werk seines Generalstabschefs Ramming anerkannt. Von den einzelnen Momenten dieser Kriegsoperation sind besonders hervorzuheben: die schnelle Concentrirung bei Ungarisch-Altenburg am 26. Juni; die Dispositionen zu dem Angriffe auf Raab; die Detailausarbeitung der combinirten strategischen Manöver, mittelst deren die Armee Mitte Juli vor Pesth-Ofen an die Theiß rückte, den wichtigen Punct Szegedin und die ganze Theißlinie gewann; der geschickt entworfene Uebergang über diesen Strom bei Szörög am 5. August, wo die erste entscheidende Schlacht dieses Feldzuges stattfand, endlich das unaufhaltsame Vordringen zum Entsatze des hartbedrängten Temesvár, unter dessen Mauern am 9. August der entscheidende Schlag erfolgte. Bei Szörög wie Temesvár hatte sich R. durch persönliches Eingreifen in die Action so großes Verdienst erworben, daß ihm zunächst das Ritterkreuz des Leopold-Ordens und die Beförderung zum Obersten im Generalstabe außer dem Range und, als am 26. März 1850 die 157. Promotion des Maria Theresien-Ordens stattfand, von Seite des Capitels das Ritterkreuz dieser höchsten militärischen Auszeichnung Oesterreichs zu Theil wurde. Ein klares Bild seiner ganzen Wirksamkeit in diesem Kriege erhält man aus seinem eigenen Werke: „Der Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen im Sommer des Jahres 1849“ (Pesth 1850), in welchem er mit ebensoviel Bescheidenheit als kritischer Schärfe die Vorgänge schildert, so daß dieses Werk unter allen Umständen die zuverlässigste Quelle bleibt über diesen denkwürdigen Feldzug. In den folgenden Jahren war R. als Generalstabschef verschiedener Armeecorps in Verwendung, bis er über sein Ansuchen um ein actives Commando im Jahre 1857 eine Infanterie-Brigade bei dem dritten Armeecorps erhielt. Bei Beginn der kriegerischen Rüstungen im Frühjahre 1859 wurde das dritte Corps und mit diesem auch die Brigade Ramming nach Italien gezogen, und man bezeichnet als Ursache, daß ein Kriegsmann von der Bedeutung Ramming’s nicht seine Stellung im Generalstabe, wohin er zunächst gehörte, erhielt, die damals in der österreichischen Armee herrschenden persönlichen [314] Einflüsse, die leider nur zu oft schon und gerade in entscheidenden Augenblicken zum Nachtheile Oesterreichs sich geltend gemacht haben. In der Schlacht bei Magenta, am 4. Juni, kam die Brigade Ramming’s zum ersten Male in’s Gefecht, konnte aber bei der eigenthümlichen Verwendung der Truppen, indem die Brigaden immer einzeln, wie sie eben ankamen, dem viel stärkeren Feinde entgegengeworfen und nach kurzem Erfolge von der Uebermacht aufgerieben wurden, das Unglück des Tages nicht verhindern. Als dann am 14. Juni Se. Majestät der Kaiser persönlich den Oberbefehl der österreichischen Armee übernahm und an Feldzeugmeister Heß das Amt des Generalstabschefs übertragen wurde, wurde Ramming von Letzterem als Vorstand der Operationskanzlei zugewiesen. Doch auch jetzt blieb der Erfolg der Waffen auf Seite des Feindes. Ueber die Operationen, welche der Schlacht von Solferino am 24. Juni vorangegangen, herrscht noch Dunkel, dessen Lichtung kaum so bald zu erwarten ist. Man will den Mißerfolg dieses Tages aus der Thatsache erklären, daß die Linie der Oesterreicher zu ausgedehnt – fünf Stunden lang – gewesen, um eine einheitliche Leitung zuzulassen, wodurch die Commandanten der einzelnen Corps weder in der Zeit noch im Raum gehörig zusammenwirken konnten. Von Ramming ist nach dem Frieden von Zürch als Manuscript gedruckt ein „Beitrag zur Schlacht bei Solferino“ erschienen, worin nach dem Urtheile von Fachmännern der Gegenstand mit vollem Freimuthe behandelt ist, ein Umstand, der leichtbegreiflich Veranlassung zu mancherlei Reclamationen gab. Daß von Seite des obersten Kriegsherrn dem General R. keine Schuld an dem Mißerfolge zur Last gelegt worden, dafür spricht zunächst dessen bald darauf erfolgte Beförderung zum Feldmarschall-Lieutenant und die nach dem geschlossenen Frieden erfolgte Uebertragung der Leitung der operativen Dienstgeschäfte im General-Quartiermeisterstabe. Im Jahre 1860 wurde R. Inhaber des im genannten Jahre aus den Regimentern Nr. 4 und 23 neu formirten Infanterie-Regiments Nr. 72. Als R. nach dem schon oben bemerkten zeitweiligen Austritte aus dem activen Dienste nach einigen Jahren wieder in denselben zurückgekehrt war, erhielt er im Jahre 1865 das Commando des sechsten Armeecorps, machte an der Spitze desselben den unglücklichen Feldzug 1866 in Böhmen mit, wo sein Corps bei Skalitz und Nachod kämpfte und starke Verluste erlitt, in der unheilvollen Schlacht bei Königgrätz aber in der Reserve stand. Außer den bereits gemeldeten Auszeichnungen erhielt R. im Jahre 1866 die geheime Rathswürde; bereits im Jahre 1851 wurde er den Statuten des Maria Theresien-Ordens gemäß in den österreichischen Freiherrnstand erhoben.

Adelstands-Diplom für Wilhelm Ramming den Vater ddo. 24. December 1822. – Freiherrnstands-Diplom ddo. 4. Juni 1851 für Wilhelm Ramming den Sohn. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1705 u. 1754. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1860, C. B. Lorck, 4°.) II. Serie, Sp. 329. – Oesterreichischer Soldatenfreund. Zeitschrift für militärische Interessen. Herausg. von J. Hirtenfeld und Dr. Meynert (Wien, 4°.) III. Jahrgang (1850), S. 668: „Ehrenhalle XXI“. – Feierabend (illustr. Wochenblatt, Wien, bei Zamarski u. Dittmarsch, 4°.) I. Jahrgang, Beilage zu Nr. 25: „Divisionsgeneral von Ramming“. – Ueber Land und Meer 1866, Nr. 47. – Neue freie Presse 1865, [315] Nr. 234. – Fremden-Blatt. Herausgegeben von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 248. – Porträt. Lithographie von Kriehuber (Wien, Neumann, Fol.). – Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen im „Feierabend“, I. Jahrg. S. 293. – Wappen. Von Schwarz und Blau quergetheilter Schild. Im oberen schwarzen Felde steht auf der Schildtheilung ein goldener, goldgekrönter Löwe mit ausgeschlagener rother Zunge, in den Vorderpranken einen abgestümmelten goldenen Ast pfahlweise emporhaltend. Im unteren blauen Felde erhebt sich aus einem Hügel, der auf einer am Fußrande sich verbreitenden grünen Ebene emporsteigt, eine Kirche mit einem zur rechten Seite angebrachten Thurme, beide mit rothen Dächern und je mit goldenen Kreuzen geschmückt. Am Fuße des Hügels im rechten Unterwinkel ist eine aus Kanonenkugeln errichtete Pyramide und im linken Unterwinkel eine natürliche Nachteule zu sehen. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher sich ein gekrönter, in’s Visir gestellter Turnierhelm erhebt. Aus der Krone des Helms ragen zwei schwarze, mit den Sachsen gegen einander gekehrte Adlerflügel, jeder derselben mit einem dem im Schilde bezeichneten ähnlichen Aste belegt. Die Helmdecken sind rechts schwarz mit Gold, links blau mit Silber belegt.