BLKÖ:Schrattenbach, Wolfgang Hannibal Graf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 31 (1876), ab Seite: 270. (Quelle) | |||
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Johann Balthasar’s [S. 269, Nr. 2][WS 1] Grafen von S. aus dessen Ehe mit Anna Elisabeth Gräfin Wagensberg. Von Jugend an zum geistlichen Stande bestimmt, leiteten Jesuiten seine Erziehung und wissenschaftliche Ausbildung, am 20. Mai 1680 wurde er Domherr zu Olmütz, am 11. September [271] d. J. Domherr zu Salzburg. Am 28. September 1688 erhielt er die Priesterweihe, am 30. Mai 1699 wurde er Domdechant zu Salzburg und am 14. Juli 1703 Bischof von Seckau in Steiermark, welchen Posten er mit dem gleichen in Olmütz vertauschte, als der bisherige Olmützer Bischof, Prinz Karl von Lothringen, am 15. September 1711 den Kurhut von Trier erhielt. Am 18. Mai 1712 verlieh ihm der Papst auf kaiserlichen Vorschlag die Cardinalswürde. Im Jahre 1713 zum wirklichen geheimen Rathe und Mit-Protector von Deutschland und den österreichischen Erblanden ernannt, begab er sich im Jahre 1714 in Angelegenheiten des kaiserlichen Hofes nach Rom. Daselbst setzte ihm der Papst am 28. Juli g. J. den Cardinalshut auf und verlieh ihm den Priestertitel St. Marcelli, den Sitz in den verschiedenen Congregationen, u. a. in jener der Indulgentien und des Index, und ernannte ihn zum Protector der Erzbruderschaft der deutschen und flandrischen Nation de Campo santo. In Rom machte ihn der Aufwand, den er entfaltete, wie seine Wohlthätigkeit gegen Arme bald sehr beliebt. Auch ließ er seine Titularkirche auf eigene Kosten vollends restauriren und auf das Schönste ausschmücken. Im Jahre 1716, während der Abwesenheit des Grafen Gallas, kais. bevollmächtigten Ministers am päpstlichen Hofe, übertrug der Kaiser dem Cardinal Wolfgang Hannibal dessen Stellvertretung, und im Jahre 1719, nachdem Graf Gallas die Stelle des Vicekönigs von Neapel übernommen hatte, ernannte der Kaiser den Cardinal zum Nachfolger auf dem päpstlichen Botschafterposten. Aber nur wenige Monate versah der Cardinal diese Stelle, denn noch im August d. J., da Graf Gallas bald nach seiner Ankunft in Neapel gestorben, übernahm er daselbst dessen Würde, die er bis zu des Papstes Clemens XI. am 19. März 1721 erfolgten Tode bekleidete, worauf ihn der Kaiser beorderte, nach Rom zum Conclave zu reisen und an der Wahl des neuen Papstes, aus welcher am 8. Mai 1721 Innocenz XIII. hervorging, theilzunehmen. Im Jahre 1722 kehrte Cardinal Wolfgang nach Deutschland zurück, um seinen Bischofsitz in Olmütz wieder einzunehmen. Im Jahre 1723 wohnte er zu Prag den Krönungsfeierlichkeiten bei, im Verhinderungsfalle des vom Alter gebeugten Prager Erzbischofs war er ausersehen, die Krönung und Salbung Ihrer Majestäten vorzunehmen. Von den in den Jahren 1724 und 1730 neuerdings stattfindenden Conclaven blieb der Cardinal altershalber ferne. Im Jahre 1725 wurde er an des Cardinals von Sachsen Stelle Protector von Deutschland. Im hohen Alter von 78 Jahren, im 26. seiner Cardinalswürde, starb er zu Brünn, jedoch wurde sein Leichnam in die Gruft seiner Vorfahren nach Olmütz überführt. Zum Universalerben seines Vermögens hatte er seinen Neffen Rudolph, einen Sohn seines Bruders Otto Heinrich, ernannt. Cardinal Wolfgang Hannibal wird als ein Kirchenfürst geschildert, der mit den schönsten Vorzügen seiner priesterlichen Würde Liebe zu den Wissenschaften und Künsten verband und bethätigte. Daß ihn Peter Leardi in seinem Werke: „Reihe aller bisherigen Erzbischöfe zu Salzburg, wie auch der Bischöfe zu Gurk, Seckau, Lavant und Leoben“ (Gratz 1818) S. 117, in der Reihe der Seckauer Bischöfe, welche Würde er doch von 1703 bis 1711, also durch neun Jahre, bekleidet, überspringt (in der That ist auch die Lücke zwischen Schrattenbach’s Vorgänger, [272] Rudolph Joseph Grafen Thun, und Nachfolger, Franz Anton Adolph Graf Wagensperg, ungeachtet die Zahlen 39 und 40 ununterbrochen fortlaufen, unausgefüllt), ist wohl nur ein – freilich starkes – Versehen[WS 2]. Da den Fürstbischöfen und Erzbischöfen von Olmütz bereits seit dem 12. Jahrhunderte, und zwar seit der Errichtung des Bisthums, das Münzregal zustand, welches sie auch bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ausübten, so machte auch Cardinal Schrattenbach davon, und zwar einen sehr ausgedehnten Gebrauch, indem er während der Jahre 1711–1738 außer wenigen Medaillen sonst fast alle Münzsorten in Gold, Silber und unedlem Metalle, als Ducaten, Viertelducaten, Doppelthaler, Thaler, Gulden, halbe Thaler, Fünfzehner und Sechser in zahlreichen Varietäten, wie sie in den unten bezeichneten Werken aufgezählt werden, prägen ließ.
Schrattenbach, Wolfgang Hannibal Graf (Cardinal-Erzbischof von Olmütz, geb. zu Gratz 12. September 1660, gest. zu Brünn 22. Juli 1738). Ein Sohn- Dreser (Jos. Ant.), Trauerrede auf den Olmützer Bischof und Cardinal Schrattenbach (Olmütz 1738, Fol.), auch in čechischer Sprache. – Egg (Georg Jos.), Purpura docta seu vitae, legationes et res gestae S. R. E. cardinalium etc. (Monach. 1714, Fol.) Pars IV (supplem.). – Kunitsch (Michael), Biographien merkwürdiger Männer der österreichischen Monarchie (Gratz 1806, Gebr. Tänzer, kl. 8°.) Bdchn. IV, S. 164. – Ranfft, Genealogisches Archiv 1738. – Richter (Franciscus Xav.), Augustini Olomucensis Episcoporum Olomucensium Series, quam recensuit, continuavit notisque historico-chronologicis illustravit – (Olomucii 1831, Skarnitzl, 8°.) p. 249 et s.. – Medaillen. Deren sind vier bekannt, welche in dem später genannten Werk von Eduard Edlen von Mayer, S. 98 (Nr. 893), S. 106 (Nr. 430), S. 111 (Nr. 447) u. S. 112 (Nr. 448), ausführlich beschrieben werden, daher Münzfreunde und Sammler auf dieselbe gewiesen werden. – Lichnowsky (Robert Gf.). Des fürstlichen Hochstiftes Olmütz Münzen und Medaillen, nach der zu Kremsier befindlichen Sammlung verzeichnet und beschrieben (Kremsier 1865, Heinrich Gusek, 8°.) S. 52–67. Da vorstehendes Werk nur in 100 Exemplaren gedruckt und bei seiner Beschränkung auf die Kremsierer Sammlung sehr lückenhaft war, folgte einige Jahre später das folgende: „Des fürstlichen Hochstiftes Olmütz Münzen und Medaillen, nach der zu Kremsier befindlichen Sammlung verzeichnet und beschrieben, angefangen vom Grafen Robert von Lichnowsky und Werdenberg, fortgesetzt und herausgegeben von Eduard Edlen von Mayer (Wien 1873, W. Braumüller, 8°.) Daselbst S. 98–121 Cardinal Schrattenbach’s Medaillon.