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BLKÖ:Széchenyi, Emerich Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 41 (1880), ab Seite: 240. (Quelle)
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Széchenyi, Emerich Graf (Diplomat, geb. 15. Februar 1825). Ein Sohn des Grafen Ludwig Széchenyi aus dessen zweiter Ehe mit Francisca de Paula geborenen Gräfin Wurmbrand und ein Neffe des Grafen Stephan, 20 Jahre alt, begann der Graf als Attaché seine Laufbahn in Rom unter seinem Vater. Er ging zu jener Zeit als außerordentlicher Courier nach Wien, um dem kaiserlichen Hofe und dem Fürsten Metternich die Wahl des Cardinals Mastai Ferretti zum Papst (16. Juli 1846) zu notificiren. Man wollte damals wissen und die meisten Geschichtsschreiber behaupten, die Wahl Mastai’s zum Papste sei Metternich sehr unangenehm gewesen, und dieser habe alle Hebel in Bewegung [241] gesetzt, dieselbe zu hintertreiben, während doch das Gegentheil der Fall war. Bis zum Jahre 1848 blieb Graf Széchenyi in Italien. Dann wurde er zu verschiedenen Vertretungen verwendet. So kam er noch im genannten Jahre als Botschaftssecretär, mit dem Range eines Geschäftsträgers, nach Stockholm; von da in gleicher Eigenschaft nach Frankfurt a. M., wo er unter Anderen mit dem damaligen preußischen Gesandten Herrn von Bismarck vertraute Bekanntschaft schloß. Diese setzte sich später in St. Petersburg fort, wohin der Graf als erster Secretär und Geschäftsträger gleichzeitig mit Herrn von Bismarck kam. Vom russischen Hofe ging er als Gesandter an jenen von Neapel. Als der Thron des Königs Franz II. zu wanken begann und der Monarch nach Gaëta flüchtete, um nun von dort seine Rechte nachdrücklich zu behaupten, folgte der Graf dem daselbst sich Einschließenden. Später ging er mit dem Könige nach Rom, da derselbe auf einen seinem Geschicke günstigen Ausgang und auf Rückkehr in sein Land rechnete. Da aber die Angelegenheit mit dem Königreiche beider Sicilien eine jede Aussicht auf Rückkehr der alten Dynastie vernichtende Wendung nahm, war auch die Vertretung bei dem Könige von Neapel erledigt, und Graf Emerich trat vorderhand in Disponibilität. Zum Andenken an die Vertheidigung von Gaëta, welcher der Graf beigewohnt, erhielt er von dem Könige Franz im April 1861 die sicilianische Gedenkmedaille, welche aus diesem Anlaß geprägt worden. Als dann Graf Beust die Leitung der äußeren Angelegenheiten des Kaiserstaates übernahm, wurde er von diesem zum Botschafter für St. Petersburg ausersehen. Der Graf aber, der sich mit den politischen Tendenzen des neuen Cabinets nicht in Uebereinstimmung befand, lehnte diesen und jeden anderen ihm zugedachten Posten ab. In dieser Zurückhaltung von öffentlichen Geschäften auf seinen Gütern der Kunst, vornehmlich der Musik lebend, verharrte er bis zum Jahre 1879, in welchem er nach dem Stande der politischen Verhältnisse Oesterreichs die Ueberzeugung gewonnen haben mag, daß er seine frühere diplomatische Thätigkeit, ohne seinen politischen Ueberzeugungen etwas zu vergeben, wieder aufnehmen könne: denn als Alois Graf Károlyi, bis dahin Botschafter am Berliner Hofe und an demselben ungemein beliebt, zum kaiserlichen Vertreter in London ernannt wurde, fiel auf den Grafen Emerich Széchenyi die Wahl zum Gesandten für Deutschland. Noch bevor diese Ernennung bekannt wurde, bezeichnete die öffentliche Meinung verschiedene Diplomaten als des Grafen Károlyi Nachfolger, und zwar die Freiherren Haymerle und Langenau und die Grafen Chotek, Wimpffen und Trauttmansdorff. Im Jänner 1879 überreichte Graf Széchenyi dem Kaiser Wilhelm seine Creditive, kehrte aber bald auf kurze Zeit auf sein Gut Horpács im Oedenburger Comitate zurück, wo seine Gemalin ihm mittlerweile den vierten Sohn geboren hatte. Schon zur Geburtstagsfeier des deutschen Kaisers war er wieder in Berlin anwesend, um durch eine Festtafel auch österreichischerseits dieselbe zu begehen, wobei in Abwesenheit seiner Gemalin die Prinzessin Anna Liechtenstein, Gemalin des österreichischen Militärbevollmächtigten, die Honneurs der Dame des Hauses machte. In Berlin widmete sich der Graf sofort mit allem Eifer seinen diplomatischen Geschäften; da in die Zeit [242] seines Aufenthaltes daselbst die Szegediner Katastrophe fiel, übernahm er das Präsidium des Hilfscomités für Szegedin. Auch wurde er zum Ehrenpräsidenten des Ungarischen Vereines erwählt. Graf Emerich Széchenyi, k. k. Kämmerer, wirklicher geheimer Rath und Mitglied der Magnatentafel des ungarischen Reichstages, ist seit 26. December 1865 vermält mit M. Alexandra geborenen Gräfin Sztáray (geb. 12. Jänner 1843), k. k. Palastdame, welche im Jahre 1855 von dem Bruder ihrer Großmutter, dem alten und kinderlosen Grafen Alexander Szirmay gerichtlich adoptirt wurde und seither den Namen beider Familien: Sztáray-Szirmay führt. Sie ist ihres Wohlthätigkeitssinnes und ihrer Herzensgüte wegen im Lande ungemein beliebt. Als die Szegediner Katastrophe sich ereignete, wurde auf Horpács sofort Quartier für acht obdachlos gewordene Familien eingerichtet.

Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 29. December 1878, Nr. 363, S. 344. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber kl. Fol.) 3. Mai 1879, Nr. 1870, S. 344: „Graf Emerich Széchenyi“.
Porträt. Holzschnitt nach Zeichnung von H. S.(cherenberg), in der vorbenannten „Illustrirten Zeitung“.