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BLKÖ:Welser von Welsersheimb, Zeno Graf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 54 (1886), ab Seite: 241. (Quelle)
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Welser von Welsersheimb, Zeno Graf (k. k. Minister für Landesvertheidigung und Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Gratz am 1. December 1835). Der jüngste Sohn des Grafen Leopold Caspar Vincenz aus dessen Ehe mit Antonie Gräfin Szapáry und Bruder des im Caldonazzosee verunglückten Grafen Otto [s. d, S. 232]. Gleich diesem wählte er die militärische Laufbahn und trat, 17 Jahre alt, als Cadet in das Infanterie-Regiment Prinz von Preußen, in welchem er zum Lieutenant vorrückte. Zum Oberlieutenant bei Don Miguel-Infanterie Nr. 39 befördert, kam er in die Kriegsschule und wurde, nachdem er dieselbe mit vorzüglichem Erfolge beendet hatte, als Hauptmann in den Generalstab eingetheilt. 1866 erfolgte seine Ernennung zum Major und gleichzeitig zum Flügeladjutanten Seiner kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Albrecht, bei welchem er vornehmlich während des italienischen Feldzuges genannten Jahres eine Vertrauensstellung einnahm und zur Abfassung vieler wichtiger Schriftstücke in dieser Kriegsepoche verwendet ward. Bald nach Friedensschluß in den diplomatischen Dienst versetzt, ging er als Militärbevollmächtigter nach Paris, wo er bis zu Anfang 1870 verblieb. Hierauf begab er sich in gleicher Eigenschaft nach Berlin und verweilte daselbst bis 18753. Indessen rückte er in seinem diplomatischen Dienste stufenweise zum Stabsofficier vor, wurde Oberstlieutenant bei Erzherzog Albrecht-Infanterie Nr. 44, Oberst und Commandant des böhmischen Infanterie-Regiments [242] Georg V. von Hannover Nr. 42, Generalmajor und am 31. December 1882 Feldmarschall-Lieutenant, im Juli 1880 aber Minister für Landesverteidigung. Während seiner diplomatischen Missionen in Paris und Berlin hatte er vollauf Gelegenheit, die politischen und Armeeverhältnisse beider Staaten und auf Grund wiederholter Besuche im Lager von Chalons das Lagerwesen der französischen Armee zu studiren. Als sich dann im Sommer 1870 die politischen Verhältnisse in Frankreich und Preußen in feindseliger Weise zuzuspitzen begannen, wurden Graf Welsersheimb und sein Nachfolger auf dem Pariser Posten Major Graf Uexküll nach Wien berufen, um ihre Ansichten über den muthmaßlichen Ausgang des bevorstehenden Kampfes abzugeben. Beide sprachen sich dann in bestimmtester Weise dahin aus, daß nach ihren Wahrnehmungen die französische Armee in ihrer damaligen Verfassung dem deutschen Heere nicht gewachsen sei und also Frankreich im Kampfe mit Deutschland unterliegen dürfte. Diese in überzeugendster Weise vorgetragene Ansicht beider Officiere scheint nicht ohne bestimmenden Einfluß auf die politische Haltung Oesterreichs gegenüber beiden sich zum Kampfe vorbereitenden Großmächten gewesen zu sein. Seine Studien aus früherer Zeit über die französische Armee hat seinerzeit der Graf in einem größeren Essay zusammengefaßt, der unter dem Titel: „Uebersicht des französischen Heerwesens zu Anfang des Jahres 1861“ im zweiten Bande des Jahrganges 1861 der „Oesterreichischen militärischen Zeitschrift“ erschien, aber auch (Wien 1861, Gerold, gr. 8°.) im Sonderabdruck herauskam. Ueberdies schrieb Graf Welsersheimb: „Elemente der Kriegskunst“, welche in der von Hauptmann Julius Künell herausgegebenen „Militär-Bibliothek“ (Wien 1863, Seidel und Sohn, gr. 8°.) den neunten Band bilden. Bezüglich seines staatsmännischen Wirkens in seiner Stellung als Landesvertheidigungsminister ist als seine jüngste und politisch hochwichtige That die Einbringung des Landsturmgesetzes zu bezeichnen, welches nach eingehenden Berathungen im Abgeordnetenhause angenommen und dann publicirt wurde. Dasselbe bildete auch den Gegenstand der Debatte in ausländischen, namentlich russischen Journalen, welche letztere darin eine gegen Rußland gerichtete Frontwendung Oesterreichs erblicken wollen, während es denn bei der fortwährenden politischen Gährung des Continents und bei den Unruhen, die in den südlich angrenzenden Ländern des Kaiserstaates stetig aufeinander folgen, doch nur eine nothwendige Maßregel zu eigenem Schutze bei überhandnehmender Gefahr ist für einen Staat, den beute- und großmachtsüchtige Staaten umgeben. Für Auszeichnung im italienischen Feldzüge und im diplomatischen Dienste erhielt der Graf 1866 von Seiner Majestät das Militär-Verdienstkreuz mit Kriegsdecoration, 1868 den Orden der eisernen Krone erster Classe und 1872 das Ritterkreuz des Leopoldordens; außerdem wurde er von Preußen wiederholt, dann von Frankreich, der Türkei und Rußland decorirt. Graf Zeno, zur Zeit Chef seines Hauses, ist seit 10. September 1870 mit der Sternkreuzordensdame Karoline geborenen Freiin Roden von Hirzenau (geb. 19. December 1852) vermält, welche ihm zwei Söhne und drei Töchter gebar, die sämmtlich aus der angeschlossenen Stammtafel ersichtlich sind.

Porträt. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in der „Neuen Illustrirten Zeitung“ [243] (Wien, Zamarski) 11. Juli 1880, Nr. 42.