BLKÖ:Werner, Paul von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 67. (Quelle)
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Werner, Paul von (königlich preußischer Generallieutenant, geb. zu Raab in Ungarn am 11. December 1707, gest, auf seinem Gute Pitschin in Ober-Schlesien am 25. Jänner 1785). Sohn protestantischer Eltern, erwählte er gleich seinem Vater, der als Oberstwachtmeister in einem k. k. Huszaren-Regimente diente, den Waffendienst und trat, 16 Jahre alt, als Cornet bei Ebergényi-Huszaren Nr. 9 ein, in welchem Regimente er Lieutenant und 1735 Rittmeister wurde. 29 Jahre diente er in der kaiserlichen Armee, machte in derselben acht Feldzüge gegen Spanien, ebenso viele gegen Frankreich, sechs gegen die Türken und vier gegen die Preußen mit, erwies sich immer als tapferer Soldat und wurde in der Schlacht bei Bitonto gefangen genommen. Da er aber, wie es verlautete, seines protestantischen Glaubens wegen, der leider damals bei Beförderungen auch in Frage kam, im Avancement zurückblieb, verließ er 1750 den kaiserlichen Dienst und trat in die königliche preußische Armee. Bezüglich dieses Uebertrittes wird freilich nichts Erwiesenes, aber immerhin nicht Unglaubwürdiges erzählt. In einer der Schlachten des schlesischen Krieges, man sagt bei Mollwitz 1741, hatte Werner Gelegenheit, den König Friedrich II., als dieser eben das Schlachtfeld verließ, gefangen zu nehmen, that es aber nicht, weil ihm der König das Versprechen gab, ihn in der Folge dafür zu belohnen. Indessen blieb er noch immer in der kaiserlichen Armee, kämpfte in derselben in Bayern und am Rhein und daselbst unter dem Prinzen von Lothringen in der Avantgarde und wurde 1744 bei dem Uebergange über den Rhein durch einen Schuß am rechten Fuße verwundet. Auch focht er noch im zweiten schlesischen Kriege in der Schlacht bei Sohr, im Treffen bei Rocour und in jenem bei Lohfeld und schied erst 1748, sieben Jahre nach jener unbeglaubigten Begegnung auf dem Mollwitzer Schlachtfelde, aus Mißvergnügen über unverdiente, durch sein Religionsbekenntniß veranlaßte Zurücksetzung, aus dem österreichischen Heere und trat ein paar Jahre danach in die preußische Armee über. In derselben wurde er in überraschend schneller Zeit zum Commandeur eines Huszaren-Regiments befördert. Als solcher zog er mit der Armee des Feldmarschalls von Schwerin, bei dem er in besonderer Gunst stand, in den siebenjährigen Krieg. Mit derselben Erbitterung, wie er es als österreichischer Officier gegen die Preußen gethan, focht er nun als preußischer gegen die Oesterreicher. Vornehmlich aber war es der General Franz Leopold Graf Nádasdi, der im Jahre 1742 Inhaber des Huszaren-Regiments wurde, in welchem Werner gerade diente, und dem dieser vornehmlich die Schuld seiner unverdienten [68] Zurücksetzung beimaß. Auf ihn warf Werner seinen persönlichen Haß, und ihn gefangen zu nehmen, war er vor Allem bedacht. Rastlos verfolgte er ihn denn auch auf Märschen und in den Quartieren, Nachts auf ungebahnten Wegen, ihn, wo sich nur Gelegenheit bot, beunruhigend; und vielleicht würde es ihm auch gelungen sein, des Grafen habhaft zu werden, wenn derselbe nicht infolge einer anderen Bestimmung vom Kriegsschauplatze abberufen worden wäre. Als preußischer Huszarenoberst that sich Werner bei verschiedenen Anlässen hervor, so bei Glatz, von wo er mit 300 Mann seines Regiments im Rücken der Oesterreicher auf viele Meilen in der Runde dieselben auf das nachdrücklichste und mit Erfolg beunruhigte; dann beim Einmarsch der preußischen Armee in Böhmen und noch sonst bei einzelnen Gelegenheiten, wobei er immer solche Bravour bewies, daß der Ruf des Werner’schen Huszaren-Regiments im siebenjährigen Kriege in der preußischen Armee anerkannt war. Entscheidend griff er in der Schlacht bei Prag (6. Mai 1757) ein. Der linke Flügel der preußischen Reiterei war bereits dreimal zum Weichen gebracht worden. Da griff die Reserve unter Ziethen’s Führung die Oesterreicher an, durchbrach sie in drei Treffen und warf sie bei wiederholtem Angriffe vollends zurück. Bei dieser mörderischen Attaque kämpfte er an der Spitze seiner Huszaren mit beispielloser Bravour. Bei Kollin in der Cavallerie des preußischen linken Flügels eingetheilt, deckte er den Rückzug des Königs. Dann marschirte er mit seinem Regimente in die Lausitz und erhielt seine Bestimmung im Corps des Herzogs von Bevern, welches die Aufgabe hatte, Schlesien zu decken. Bei Klettendorf, unweit Breslau, hieb er mit seinen Huszaren zwei Bataillons Croaten nieder. Wieder focht er im November letztgenannten Jahres unter Ziethen’s Oberbefehl in der Schlacht bei Breslau und am 5. December bei Leuthen, wo er wesentlich zum Siege beitrug, indem er, in aller Frühe mit seinem Regimente anrückend, die von General Nostitz befehligten aus zwei sächsischen und zwei österreichischen Huszaren-Regimentern bestehenden Vorposten überfiel und zerstreute. Im September 1758 beförderte der König den tapferen Obersten zum General und schmückte ihn mit seinem Verdienstorden. Im October 1758 marschirte Friedrich der Große der Festung Neisse, welche der österreichische General de Ville belagerte, zu Hilfe. Bei dieser Gelegenheit griff Werner bei Landskron die österreichischen Grenadiere mit glänzendem Erfolge an, ging, nachdem Neisse Anfang November entsetzt war, mit seinen Huszaren nach dem ebenfalls von den Unseren eingeschlossenen Kosel und machte diese Festung frei. Im Frühjahr 1759 aber zwang er den General de Ville durch ein vortreffliches Manöver, nachdem er ihm nicht unbedeutenden Verlust beigebracht hatte, zur Räumung Schlesiens. Im September 1760 eilte er aus diesem Lande herbei, um dem von den Russen belagerten Kolberg Hilfe zu bringen. Mit nur 5000 Mann griff er, sobald er des belagernden Feindes ansichtig wurde, denselben mit solchem Erfolge an, daß die Russen sofort die Belagerung aufhoben und während Kanonen, Munition, Zelte, Fourage und die ganze Bagage in die Hände des Werner’schen Corps fielen, flüchteten und auf Schiffen und im schwer zugänglichen Innern des Landes Rettung suchten. Mehrere Hundert aber geriethen in die Gefangenschaft der [69] Werner’schen Reiter. Nun rückte der General gegen die Küste vor, und im panischen Schrecken stießen die Kriegsschiffe, um sich zu retten, in die hohe See. Dieser Siegeszug erregte solches Aufsehen, daß der Dichter Ramler, ein geborener Kolberger, die Befreiung seiner Vaterstadt in einer schwungvollen Ode besang und die preußischen Patrioten aus diesem Anlasse eine Denkmünze schlagen ließen mit den Worten Ovid’s als Umschrift: Res similis fictae. Nachdem Werner den Russen ihre Wege gewiesen hatte, wendete er sich gegen die Schweden, die auch damals Preußen bedrohten. Zuerst überfiel er sie in der Stadt Pasewalk, nahm die Vorstadt, hieb 300 Mann nieder, machte 600 Mann Gefangene und 8 Geschütze Beute. Die Stadt selbst zu nehmen, unterließ er, weil die Schweden Miene machten, sie in diesem äußersten Falle anzuzünden, wodurch viele preußische Bewohner derselben zu Schaden gekommen wären. Nun ging er nach Mecklenburg, trieb daselbst Kriegscontribution ein, wurde aber durch die Bewegungen der Russen wieder nach Pommern zurückgerufen. Doch im September 1761 traf ihn das Mißgeschick, von den Russen gefangen genommen zu werden, und erst Ende 1762 erhielt er die Freiheit wieder. Da ward ihm von Friedrich dem Großen der Befehl über ein eigenes Corps übergeben, mit welchem er unter den Augen seines Königs die glänzende Action bei Reifenbach (21. Juli 1762) ausführte, in welcher die Unseren an dritthalbtausend Mann und mehrere Standarten verloren. Auch nach beendetem Feldzuge erfreute sich der General der unveränderten Gunst seines Königs. In den letzten Lebensjahren zog er sich auf sein Gut Pitschin in Ober-Schlesien zurück, wo er im Alter von 78 Jahren starb. General Paul Werner erscheint auch mit dem Taufnamen Johann; vielleicht hat er Johann Paul geheißen.

Thürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichisch-ungarischen Armee (Wien 1880, Prochaska. gr. 8°.) Bd. II, S. 213, Jahr 1724. – Derselbe. Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, Geitler, gr. 8°.) Bd. II: „Die Huszaren“, S. 227. – Wolff (O. L. B. Dr.). Neues elegantestes Conversations-Lexicon für Gebildete aus allen Ständen (Leipzig 1837, KoIlmann, 4°.) Bd. IV, S. 510. – Pauli (Karl Friedrich). Leben großer Helden des gegenwärtigen Krieges (Halle 1759–1763, 8°.) Bd. I, S. 96; Bd. II, S. 82; Bd. VII, S. 56, 57, 62. – Troppauer Zeitung, 24. December 1854, Nr. 295: „Ein Weihnachtsabend im Jahre 1778 in Troppau“. [General Werner rettet einem österreichischen Huszaren und dessen zukünftigem Schwiegervater, einem Troppauer Bürger, die beide der Spionage beschuldigt und und von den Preußen erschossen werden sollten, das Leben.]