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BLKÖ:Wopfner, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wontschina, Ivan
Band: 58 (1889), ab Seite: 110. (Quelle)
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Wopfner, Joseph (Genre- und Landschaftsmaler, geb. zu Schwaz im Oberinnthal in Tirol am 19. März 1843). Gleich seinen beiden Landsleuten Defregger und Matthias Schmidt nicht für den Künstlerberuf bestimmt, lernte er erst das Bäckerhandwerk, erhielt jedoch in den freien Stunden auch Unterricht bei einem Landmaler im benachbarten Orte Stans. Allmälig aber rang sich der Genius durch, Wopfner ließ Brod und Semmeln Andere kneten und ging am 6. Jänner 1860 nach München, wo er anfangs bei einem Stubenmaler in Condition trat und Stuben und Fensterrouleaux malte. Erst später konnte er die königliche Akademie der Künste besuchen und wurde ein Schüler Karl von Piloty’s, unter dessen Leitung sich sein edles Talent bald Bahn brach. Die mit allerhand Figuren belebte Stimmungslandschaft war bald das Feld, welches er mit ebenso großer Vorliebe als Erfolg pflegte, und dazu bot ihm der von Malern seit jeher gern behandelte herrliche Chiemsee mit seinen prächtigen Horizonten und malerischen Gestaden eine Fülle künstlerischer Motive, die immer mit neuen Wirkungen erfolgreich zu behandeln der Künstler nicht ermüdet. Nebenbei zaubert er aber auch Stoffe aus der alten deutschen Märchenwelt auf die Leinwand, welche ihm dann auch Gelegenheit bieten, die Landschaft zu cultiviren. So malte er die lieblichen Märchen: Hansel und Gretel, den Däumling, Rübezahl, Rothkäppchen, Schneewittchen u. a. Wenn wir die künstlerische Thätigkeit Wopfner’s verfolgen und in die Zeit seines ersten Auftretens zurückkehren, so begegnen wir ihm 1873 zum ersten Male in der Ausstellung des Münchener Kunstvereines mit zwei Bildern: „Kartoffelernte“ und „Motiv in Chiemsee“, dann folgte im August 1875: „Hansel und Gretel im Walde“ und „Hochzeitliche Fahrt über den Chiemsee“, in welchen schon der Künstler mit jener Eigenart auftritt, die ihn bald zum Lieblinge der Kunstfreunde machte. Von den übrigen Bildern, soweit wir dieselben den Jahren nach verfolgen können, sind uns bekannt, 1877: „Hochzeitsfahrt auf dem Achensee“, im Holzschnitt von C. Staud in Cloß’ xyl. Anstalt, zuerst in der „Heimat“ (Wien, 4°.) 1877, S. 805 und dann im „Deutschen Hausschatz“ (Regensburg) 1879. S. 681; 1880: „Die Grossglocknerspitze“, im Holzschnitt in A. Cloß’ xyl. Anstalt für das landschaftliche im Verlage der Gebrüder Kröner in Stuttgart erschienene Prachtwerk „Die deutschen Alpen“, für welches in derselben Anstalt noch zwei Bilder Wopfner’s: „Auf dem Chiemsee“ (ein mit Heu beladenes Schiff) und „Der Starnbergersee von Feldafing aus“ (bloße Landschaft ohne Staffage) in Holz geschnitten wurden; – „Der Bau des [111] Königsschlosses auf dem Herrenchiemsee“, im „Deutschen Hausschatz“ 1880, S. 777; 1881: „Lachsfang am Chiemsee“; 1883. Zur Taufe“, des Täuflings erste Reise übers Wasser; 1884: „Aveläuten“, ein vom Künstler oft verlangtes und von ihm oft wiederholtes Bild; – „Die Fischer im Einbaum am Ufer des Chiemsees“; – „Die Verfolgung“, Wilderer in einem Einbaum werden von Jägern und einem Gendarmen im Kahne verfolgt; ein Bild von ergreifender Schönheit; eine Photogravure von Hanfstängl brachte Lützow’s Zeitschrift 1885, Bd. XX, 4. Heft und im schönen Holzschnitt Weber’s „Meisterwerke der Holzschneidekunst“ Bd. IX, Bl. 6; 1885: „Kinder fahren auf dem Chiemsee zur ersten Communion“; 1886: „Ein durch Wind erschwerter Fischzug auf dem Chiemsee“, in der neuen Pinakothek; – „Heuschiff im Sturm auf dem Chiemsee“, gleichfalls im Holzschnitt in den „Musterwerken der Holzschneidekunst“ Bd. X, Bl. 15; 1887: „Köderfang auf dem Chiemsee“. Im Vorstehenden sind nur die durch Ausstellungen bekannt gewordenen Bilder Wopfner’s aufgeführt. Außerdem malte er für ein bei Wetzel und Neumann in Leipzig im Farbendruck herausgegebenes Werk, welches landschaftliche Schönheiten aus Bayern, Tirol und dem Salzkammergute nach Aufnahmen nach der Natur brachte, eine Serie von 12 Bildern, welche (18½ zu 25 Centim.) Ansichten von München, Kreuth, Oberammergau, Partenkirchen, Hohenschwangau, Tölz-Krankenheil, Reichenhall, Tegernsee, Kochelsee, Walchensee, Eibsee und Gastein darstellen. Auch sind uns noch zwei Bilder des Künstlers bekannt, von denen wir jedoch die Zeit ihrer Entstehung nicht anzugeben wissen: „Elsässer Bauernfamilien von der Ferne ihr angezündetes Dorf betrachtend“ und „Heimkehrende Kinder stossen im Buchenwald auf Wildschweine“. Wopfner’s Bilder besitzen einen eigenen Reiz. Wasser und Wolken, an denen so viele Landschafter scheitern, versteht er mit einer Wahrheit und Virtuosität sondergleichen zu malen. Es ist oft, als ob man die Wolken über das Bild hinstreichen sähe, so belebt ist seine Luft. Dabei waltet eine Harmonie in Licht und Farbe, daß der Blick gefesselt wird von der Schönheit und Einfachheit seiner Bilder. Im Februar 1885 erwählte der Gemeinderath der Stadt Schwaz den daselbst geborenen Künstler einstimmig zum Ehrenbürger. Bei dieser Wahl fügte es ein glücklicher Zufall, daß sie mit dem 25. Jahre seiner Künstlerlaufbahn zusammentraf, da Wopfner, wie oben erwähnt, am 6. Jänner 1860 seine Vaterstadt als armer Bäckerjunge verließ, um sich in München der Kunst zu widmen.

Müller (Hermann Alex. Dr.). Biographisches Künstler-Lexikon der Gegenwart. Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesammtgebiete der bildenden Künste aller Länder, mit Angabe ihrer Werke (Leipzig 1882, Bibliogr. Institut, br. 8°.) S. 565. – Eigene Notizen. – Notizen des Dr. Hyacinth Holland in München, dem ich dafür hier meinen Dank ausspreche.