Benutzer:A. Wagner/Kupferstich-Kabinett (Dresden) Galeriewerk Woermann Mappe 2

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Mappe 1 Handzeichnungen alter Meister im Königlichen Kupferstichkabinet zu Dresden (1896–98)
von Karl Woermann
Mappe 3


HANDZEICHNUNGEN
ALTER MEISTER


IM


KÖNIGLICHEN KUPFERSTICHKABINET
ZU DRESDEN[1]


HERAUSGEGEBEN UND BESPROCHEN
VON


DR. KARL WOERMANN


DIREKTOR DER KÖNIGLICHEN GEMÄLDE-GALERIE ZU DRESDEN


ZWEITE MAPPE


MÜNCHEN


FRANZ HANFSTAENGL


1896
DEUTSCHE MEISTER DES XVI. JAHRHUNDERTS
ERSTE ABTEILUNG


TAFEL I[Bearbeiten]

ALBRECHT DÜRER Fränkische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Nürnberg den 12. Mai 1471, gestorben daselbst den 6. April 1528. Schuler des Michael Wolgemut in Nürnberg. Von 1490–1495 auf der Wanderschaft; 1492 in Basel, 1494–1495 in Venedig. Später war er hauptsächlich in seiner Vaterstadt thätig; doch unternahm er 1505–1507 eine zweite Reise nach Venedig, 1526–1526 eine Reise nach den Niederlanden.

35. MÄNNLICHER BILDNISKOPF[Bearbeiten]

Kohlenzeichnung. Später übergangen und weiss gehöht. Höhe 375, Breite 289 mm. Erworben vor 1765.
Brustbild ohne Hände nach rechts. Das kräftige, jugendlich-bartlose Gesicht ist von langem, leichtgewelltem Haar umrahmt. Der junge Mann trägt einen vorn geöffneten Rock mit stehendem Kragen und ein Barett, das vorn mit einem Medaillon geschmückt ist.

Dieses vorzügliche Blatt, welches bis 1889 in Dresden unter dem Namen Heinrich Aldegrevers (1502 bis nach 1555), des westfälischen Nachfolgers Dürers, ausgestellt war, ist von den besten Dürerkennern der Gegenwart als echte, wenn auch überarbeitete Zeichnung des Meisters anerkannt worden. Auch Friedrich Lippmann hat es in sein Werk „Zeichnungen von Albrecht Dürer“(II, Berlin 1888, N. 206) aufgenommen. Man vergleiche die Nummern 155, 158, 180 und 202 desselben Bandes.

TAFEL II (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

ALBRECHT DÜRER Fränkische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Nürnberg 1471; gestorben daselbst 1528. Näheres zu Tafel I.

36. EIN KINDERKÖPFCHEN[Bearbeiten]

Weiss gehöhte Kreidezeichnung auf grün gegründetem Papier. Höhe 106, Breite 91 mm. Erworben 1870 in Frankfurt a. M. auf der Versteigerung der Sammlung W. Mitchell von London.
Das Köpfchen, das nur spärliches Haupthaar schmückt, ist nach rechts gewandt, blickt aber etwas ängstlich nach links.

Dieses leider etwas verriebene Blatt ist schon in Friedrich Lippmanns „Zeichnungen von Albrecht Dürer“ (I, Berlin 1883, N. 84) veröffentlicht worden.

37. EIN GRÖSSERER KINDERKOPF[Bearbeiten]

Weiss gehöhte Kreidezeichnung auf grün gegründetem Papier. Hohe 176, Breite 173 mm. Erworben 1890 in Frankfurt a. M. auf der Versteigerung der Sammlung W. Mitchell von London.
Das mit spärlichem Haarwuchs versehene Köpfchen, das mit grossen Augen nach links blickt, scheint dasselbe Kind darzustellen wie die vorige Zeichnung.

Dieses leider etwas verriebene Blatt ist schon von Friedrich Lippmann in seinen „Zeichnungen von Albrecht Dürer“ (I, Berlin 1883, N. 85) veröffentlicht worden. Ehe es in die Mitchell’sche Sammlung gekommen, soll es zur Sammlung des Sir Thomas Lawrence gehört haben, deren Stempel es jedoch nicht tragt. Den Mitchell’schen Stempel tragen beide Blätter auf der Rückseite.

TAFEL III (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

ALBRECHT DÜRER Fränkische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Nürnberg 1471; gestorben daselbst 1528. Näheres zu Tafel I.

38. DIE GERECHTIGKEIT[Bearbeiten]

Braune Federzeichnung. Höhe 105, Breite 77 mm. Erworben vor 1765.
Die Gerechtigkeit sitzt als männliche Gestalt in langem Mantel, fast von vorn gesehen, auf einem nach rechts schreitenden Löwen. Ihre liderlosen Augen sind weit geöffnet, Strahlen umblitzen ihr Haupt, eine Waage hält sie in der gesenkten Rechten, ein Schwert in der erhobenen Linken. Bezeichnet unten in der Mitte mit dem gegenseitigen Monogramme des Meisters.

Es ist Dürers Originalentwurf zu seinem bekannten Kupferstiche Bartsch 79 (Vol. VII. p. 93). Hieraus erklärt sich auch die Gegenseitigkeit des Monogrammes und der Gestalt. Das Blatt hat in Dresden stets als echte Zeichnung Dürers gegolten und ist als solche anerkannt worden z. B. von Charles Ephrussi (Alb. Dürer et ses Dessins, Paris 1882, p. 33) und von Friedrich Lippmann (Alb. Dürers Zeichnungen, II, Berlin 1888 N. 203).

39. EIN BÄRTIGER MANN MIT HOHER MÜTZE[Bearbeiten]

Weiss gehöhte Federzeichnung auf grünlich gegründetem Papier. Höhe 107, Breite 74 mm. Erworben 1874 aus dem Bertuch’schen Nachlass von Fräulein Bertha Frosiep in Weimar.
Nach links gewandte Halbfigur eines kurzbärtigen Mannes, der den Mund öffnet und die Augen nach rechts dreht. Er trägt eine hohe, spitze orientalische Mütze und einen schweren, am Halse geöffneten Mantel. Links oben das Monogramm des Meisters mit der Jahreszahl 1512.

Dieses gute, echte Blatt ist schon in Friedrich Lippmanns „Zeichnungen von Albr. Dürer“ (II, Berlin 1888, N. 204) veröffentlicht worden.

TAFEL IV (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

ALBRECHT DÜRER Fränkische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Nürnberg 1471; gestorben daselbst 1528. Näheres zu Tafel I.

40. EIN GEFLÜGELTER GENIUS ALS WAPPENHALTER[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 141, Breite 117 mm. Erworben 1890 in Frankfurt a. M. auf der Versteigerung der Sammlung W. Mitchell aus London.
Der jugendliche, mit kurzem Gewande bekleidete Flügelgenius steht, nach rechts gewandt, aber nach links blickend, da. Mit der Rechten greift er in die Falten seines Röckchens. Mit der Linken hält er das grosse Wappenschild Willibald Pirkheimers vor sich aufgestützt. Bezeichnet links oben (später; aber wohl von Dürer selbst) mit dem Monogramm des Meisters.

Das hübsche Blättchen ist schon von Lippmann in seinen „Zeichnungen von Albrecht Dürer“ (I, Berlin 1883, N. 82) veröffentlicht worden. Man hält es für den Entwurf eines Lesezeichens für Pirkheimer.

41. EINE SCHLAFENDE FRAU[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 174, Breite 151 mm. Erworben vor 1765.
Die mit langem Mantel bekleidete Frau sitzt, vornübergebeugt, etwas nach links gewandt, auf einem Stuhle. Ihre Arme ruhen auf ihren Knieen, ihr Antlitz birgt sie in ihren Armen. Links über ihr hängt ein Frauenrock mit Franzen und Quasten.

Diese Zeichnung ist schon in Lippmanns „Zeichnungen von Albrecht Dürer“ (II, Berlin 1888, N. 205) veröffentlicht worden. Es ist eine Studie nach der Natur, die Dürer in seinen Randzeichnungen zum Gebetbuche Kaiser Maximilians zu der am Spinnrocken eingeschlafenen Alten verarbeitet hat. Dort trägt die Zeichnung Dürers Monogramm und die Jahreszahl 1515.

TAFEL V[Bearbeiten]

ALBRECHT DÜRER (?)[Bearbeiten]

Geboren zu Nürnberg 1471; gestorben daselbst 1528. Näheres zu Tafel I.

42. BRUSTBILD EINES JUNGEN MANNES IM HUT[Bearbeiten]

Schwarze Kreidezeichnung. Höhe 274, Breite 211 mm. Erworben vor 1765.
Brustbild ohne Hände nach rechts. Unter dem Hute an der Stirn ist das Haar des jungen Mannes gerade abgeschnitten. Seine Züge sind unregelmässig. Nur schwache Bartansätze sind bemerkbar. Bezeichnet oben rechts mit dem Monogramm Dürers und der Jahreszahl 1516.

Das Blatt scheint verrieben und dann von anderer Hand überarbeitet worden zu sein. Dass es ursprünglich wirklich von Dürer gezeichnet worden, scheint uns aber nicht ausgeschlossen zu sein, obgleich weder Ephrussi noch Lippmann es in ihre Werke über Dürer’s Zeichnungen aufgenommen haben.

TAFEL VI (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

SCHULE ALBRECHT DÜRERS Um 1525[Bearbeiten]

43. ALLEGORIE AUF DEN TOD[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 121, Breite 162 mm. Erworben vor 1765.
Eine breite, unbeschriebene Bandrolle durchschneidet das Blatt in der Diagonale von oben links nach unten rechts. Dahinter steht über offenem Grabe eine mit einem Leichentuche bedeckte Bahre. Der Tod eilt als Gerippe im Mantel, das Stundenglas auf der vorgestreckten Rechten haltend, die Sense mit der Linken schulternd, von der rechten Seite herbei. In der Landschaft des Hintergrundes ragt links eine Kirche neben den Bäumen.

Dieses wenig beachtete schöne Blatt, das nach Maassgabe seiner ornamentalen oberen Eckabschlüsse als Entwurf für ein Glasfenster angesehen worden, wurde bisher Dürers Schüler Hans Schäufelein (geboren zu Nürnberg um 1480, gestorben zu Nördlingen 1539 oder 1540) zugeschrieben, für den es zwar gut genug, aber nicht bezeichnend genug erscheint. Man wird daher sicherer gehen, wenn man es bis auf Weiteres nur im allgemeinen der Schule Dürers zuschreibt.

44. DER HEILIGE GEORG[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 273, Breite 176 mm. Erworben vor 1765.
Ohne Helm, aber in voller Rüstung steht der Heilige, nach rechts gewandt, unter einem nur in seinem oberen Teile ausgeführten Rundbogen da. Sein Haupt umgiebt ein schlichter Heiligenschein. Mit der Rechten hält er seine Lanze. Mit der Linken packt er den Drachen, den er mitgeschleppt, festen Griffes am Halse. Unten rechts ein Wappenschild. Links unten, später draufgesetzt, das Monogramm Hans Schäufelein’s.

Des mindestens bedenklichen Monogrammes wegen wurde dieses ausgezeichnete Blatt bisher auf Dürer’s Schüler Hans Schäufelein zurückgeführt. So auch von Ulrich Thieme in seiner Schrift „Hans Leonhard Schäufelein“, Leipzig 1892, S. 162 N. 7. – Zweifelhaft sprach sich Scheibler aus, der jedoch geneigt war, Schäufelein’s Urheberschaft gelten zu lassen. Sehr entschieden gegen diese Bestimmung trat Woldemar von Seidlitz ein, wogegen Gabriel von Térey sich ihr wieder zuneigt. Uns scheint das Blatt keinem Meister näher zu stehen als Schäufelein; wir glauben bis auf Weiteres aber sicherer zu gehen, wenn wir es nur im Allgemeinen der Schule Dürer’s zuschreiben.

TAFEL VII (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

HANS SUESS VON KULMBACH Fränkische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Kulmbach um 1476, gestorben zu Nürnberg im Herbst 1522. Schüler des Jacopo de’Barbari (Jakob Walch, vgl. Erste Mappe zu Tafel XXV) in Nürnberg, später wahrscheinlich auch Albr. Dürer’s, unter dessen Einfluss er sich weiterentwickelte.

45. OBERE HÄLFTE DES ENTWURFS ZUM MARKGRAFENFENSTER[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 385, Breite 179 mm (Gesamthöhe mit der unteren Hälfte 770 mm). Erworben vor 1767.
Das Markgrafenfenster schmückt die Sebalduskirche zu Nürnberg. Die obere Hälfte des Entwurfs zeigt fünf Reihen übereinander mit je drei Scheiben nebeneinander. In der untersten Reihe die Fortsetzung der Fürstenbildnisse und Wappen der unteren Hälfte; links das Wappen mit der Unterschrift „brandennburg“; dann der geharnischte Markgraf Friedrich mit der Unterschrift „F. Margraff“; dann die gekrönte Markgräfin Sophie mit der Unterschrift „Sophia geborene P(rin)z(essi)n v. Polen“; dann rechts das Wappen, unter das die zuletzt genannte Inschrift sich hinzieht. – In der zweiten Reihe von unten zeigen nur die Mittelscheiben figürliche Darstellungen, und zwar links die Maria, der ein Schwert die Brust durchbohrt, rechts die Apostel Simon und Thaddaeus. – In der dritten, vierten und fünften Scheibenreihe läuft die Architektur des Gesamtfensters in einen Rundbogen aus, auf dessen Eckpilastern in der vierten Reihe links und rechts je ein Flügelknäblein steht, das die Posaune bläst, während die Mitte der Rundung durch ein Gefäss ausgezeichnet ist, dem eine mächtige Flamme entlodert. Weiteres bei der Beschreibung der unteren Hälfte.

46. UNTERE HÄLFTE DES ENTWURFS ZUM MARKGRAFENFENSTER[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 385, Breite 179 mm (Gesamthöhe mit der oberen Hälfte 770 mm). Erworben vor 1765.
Die untere Hälfte des Entwurfs zeigt ebenfalls fünf Reihen übereinander mit je vier Scheiben nebeneinander. – Die unterste Reihe enthält den Sockel der Architektur des Gesamtfensters; in ihm die Inschrift MARGRAF . FIDERICK . ZV . PRANEBVR . 1514. In den folgenden vier Reihen sind die beiden äusseren Scheiben jedesmal mit Wappen, die beiden inneren Scheiben jedesmal mit einander zugekehrten Markgrafenbildnissen in ganzer Gestalt geschmückt. Unter allen Wappen und Bildnissen befinden sich Inschriften; die Namen der Markgrafen unter ihren Bildnissen sind nur durch ihre Anfangsbuchstaben angedeutet, die zu unterst W und G, in der zweiten Reihe F und J. A., in der dritten A und H, in der obersten T. und J sind: W Margraff, G Margraff u. s. w. Die Inschriften unter den Wappen sind Ländernamen; an der linken Seite übereinander z. B.: Wendenn, Cassubenn, Pumernn (Pommern), Stettinn.

Der in zwei Hälften getheilte Entwurf des Markgrafenfensters in der Sebalduskirche zu Nürnberg wurde in Dresden früher dem Glasmaler Veit Hirschvogel zugeschrieben. Dass dieser das Fenster in S. Sebald in der That zwischen 1515 und 1527 ausgeführt hat, ist bekannt. Dass aber der Entwurf dazu von Hans von Kulmbach herrühre, ist eine alte Ueberlieferung, der der Stil unserer Zeichnung entspricht. Scheibler schrieb unseren Entwurf daher schon vor einem Jahrzehnt dem Kulmbacher Meister zu, und Karl Koelitz vertrat die gleiche Ansicht in seiner Schrift „Hans Suess von Kulmbach“ (Leipzig 1891), S. 74–75. Die Urheberschaft Hans von Kulmbachs unterliegt in der That keinem Zweifel. Es sei nur noch hinzugefügt, dass der Entwurf keineswegs unverändert ausgeführt worden ist.

TAFEL VIII (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

ART DES MATTHIAS GRÜNEWALD Fränkische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Aschaffenburg. Thätig daselbst im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts. Der Meister nimmt durch die flüssige Breite seiner Pinselführung, den leidenschaftlichen Realismus seiner Formensprache und das bedeutsame Helldunkel seiner Farbengebung eine eigenartige Stellung in der deutschen Kunstgeschichte ein.

47. KOPF EINES BÄRTIGEN MANNES[Bearbeiten]

Kohlezeichnung. Höhe 112, Breite 73 mm. Erworben vor 1765.
Der kräftig geschnittene, etwas nach links gewandte Kopf mit gewelltem Haupthaar und Vollbart und tiefem Blick scheint einem Apostel anzugehören.

Dieses schöne Blatt wurde erst 1893 dem Vorrat entnommen und eingereiht. Seine Bestimmung als Art des Matthias Grünewald, die viel ansprechendes hat, rührt von Woldemar von Seidlitz her.

HANS SUESS VON KULMBACH Fränkische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Kulmbach um 1476; gestorben zu Nürnberg im Herbst 1522. Näheres bei Tafel VII.

48. CHRISTUS AUF DEM REGENBOGEN[Bearbeiten]

Schwarz getuschte Federzeichnung. Höhe 154, Breite 200 mm. Erworben vor 1765.
Oben in der Mitte thront der Weltheiland auf dem Regenbogen. Seine Füsse ruhen auf der Weltkugel. Weiter unten auf den Wolken kniet links Maria mit gefalteten Händen, kniet rechts Johannes der Täufer mit anbetend erhobenen Händen. Beide schauen verehrend zum Heiland empor. Unten rechts, später von fremder Hand hinzugefügt, das Monogramm Hans von Kulmbachs und die Inschrift „Hannss von Kulmbach“.

Die Bezeichnung des Blattes rührt frühestens aus dem siebzehnten Jahrhundert her, muss sich aber auf eine gute Überlieferung stützen; denn dass die Zeichnung von Hans von Kulmbach herrührt, ist unbezweifelt und unzweifelhaft.

TAFEL IX (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

HANS SEBALD BEHAM Fränkische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Nürnberg 1500; gestorben zu Frankfurt a. M. 1550. Unter Dürers Einfluss entwickelt. Hauptsächlich als Kupferstecher und Zeichner für den Holzschnitt bekannt.

49. EINE SCHNEIDERWERKSTATT[Bearbeiten]

Federzeichnung. Rund. Durchmesser 100 mm. Erworben vor 1765.
Links sitzt ein junger Schneider, der mit grosser Scheere in der Rechten das Zeugstück zurechtschneidet, das auf seinem linken Beine ruht. Ihm zugewandt sitzt rechts vorn ein älterer Schneider im Hut, fasst mit der Linken das Gewand, das er näht und zieht mit der Nadel in der Rechten den Faden hoch empor. Man vergleiche die Bemerkungen zum folgenden, seinem Gegenstücke.

50. DER SCHNEIDER UND DER BOCK[Bearbeiten]

Federzeichnung. Rund. Durchmesser 100 mm. Erworben vor 1765.
Vor breitem Holztisch steht links der bärtige Schneider im Hut, hält die Scheere in der Rechten und misst dem Ziegenbock, der auf den Hinterbeinen vor ihm steht, einen Mantel an.

Diese beiden Blätter wurden in Dresden vormals Hans Schäufelein zugeschrieben, von dem sie jedoch schwerlich herrühren. Seit Woldemar von Seidlitz sie (schon 1881) auf Hans Sebald Beham zurückführte, mit dessen Holzschnitten (vgl. z. B. Bartsch 165 und 170) und mit dessen Zeichnungen im Berliner Kupferstich-Cabinet sie übereinstimmen, sind sie allgemein als Zeichnungen dieses Meisters anerkannt worden.

TAFEL X (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

HANS SEBALD BEHAM Fränkische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Nürnberg 1500; gestorben zu Frankfurt a. M. 1550. Näheres bei Tafel IX.

51. ENTWURF ZU EINEM WAPPEN[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 227, Breite 235 mm. Erworben vor 1765.
Im gotischen Dreipass ein Wappen mit einer Sichel im Schilde, einer mit sieben Pfauenfedern geschmückten Sichel als Helmzier und links und rechts je einem Engelkopfe im Blattwerk.

Die Rückseite zeigt ein ähnliches Wappen, das jedoch ein Bierglas vor einem Steinbock als Helmzier und die falsche Inschrift „Dürer“ trägt.

Das Blatt wurde früher ohne Angabe des Künstlernamens in der Mappe der deutschen Glasmaler aufbewahrt. Dass es von H. S. Beham herrührt, erscheint einer Reihe der besten Kenner altdeutscher Kunst als zweifellos.

52. DER BETENDE RITTER[Bearbeiten]

Federzeichnung. Fast rund. Durchmesser 273–244 mm. Erworben vor 1765.
Der bärtige Ritter kniet barhaupt, aber voll gerüstet, nach rechts gewandt auf Stufen, vor denen ein Blumentopf am Boden steht. Rechts oben in Wolken erscheint ihm die heilige Dreieinigkeit: Gottvater mit beiden Händen das Crucifix haltend, über dem die Taube schwebt. Links zieht sich, der Rundung folgend, vom Ritter zur Dreieinigkeit ein Spruchband empor, das die Inschrift trägt: „Auxilium meum a Domino qui fecit celum et terram“.

Dieses Blatt wurde in Dresden früher irriger Weise dem Hans Burgkmair zugeschrieben. Dass es ein Originalblatt Hans Behams ist, hat zuerst Woldemar von Seidlitz erkannt. Die Richtigkeit dieser Bestimmung ergiebt sich aus dem Vergleiche mit Behams Holzschnitten. Für die Hände des Betenden z. B. vergleiche man Bartsch 75, für die Art der Schraffierung B 74, 75, 76, 77, für die Wolkenbildung B 92–120 und Passavant 181, für die Pflanze B 124, 161, P. 172, 189b, für’s Crucifix B 90, für die Spruchrolle B 166.

TAFEL XI[Bearbeiten]

HANS BALDUNG GEN. GRIEN Elsässische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Weyerstein in Elsass zwischen 1475 und 1480; gestorben zu Strassburg 1544. Unter dem Einfluss seines Freundes Dürer und Mathias Grünewalds gebildet, entfaltete er seine Thätigkeit später besonders in Freiburg im Breisgau (1511–1516) und in Strassburg. Er ist einer der phantasievollsten und vielseitigsten deutschen Künstler.

53. DER TOD ALS STÖRER[Bearbeiten]

Schwarze Kreidezeichnung. Rund. Durchmesser 275 mm. Erworben vor 1765.
Links vor Bäumen in weiter Landschaft zechte die aus fünf Jünglingen und zwei Mädchen bestehende Gesellschaft. Von rechts her ist der Tod als Gerippe mit dem Stundenglase auf der Rechten, der geschulterten Sense in der Linken an den Tisch getreten. Entsetzt springen die Zecher, deren einer sein Schwert gezogen hat, auf oder fahren zurück. Das Mädchen zur äussersten Linken wendet sich ab, indem es sein Antlitz mit den Händen bedeckt. Nur das links vorn sitzende Pärchen, das sich liebend umschlungen hält, blickt dem Gerippe ruhig in’s Antlitz.

Bisher irrtümlich als „Schäufelein“ und als Gegenstück zu einer Kreidezeichnung, die Judith und Holofernes darstellt. So noch Ulrich Thieme (H. L. Schäufelein, Leipzig 1892, S. 163, N. 10). Dagegen Scheibler schon 1883: „Oberdeutsch ohne nähere Beziehung zu Schäufelein“. Die Bestimmung auf Hans Baldung Grien, die uns einleuchtet, rührt von Gabriel von Térey her, der das Blatt auch in seinen „Handzeichnungen Hans Baldungs“, Bd. I, Tafel 82, herausgegeben hat. Man vergleiche den Text dazu S. XXI und XXII. Es ist wahrscheinlich der Entwurf für ein Glasfenster gewesen.

TAFEL XII[Bearbeiten]

HANS BALDUNG GEN. GRIEN Elsässische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Weyerstein im Elsass zwischen 1475 und 1480; gestorben zu Strassburg 1545. Näheres zu Tafel XI.

54. DER APOSTEL PAULUS[Bearbeiten]

Schwarz getuschte Federzeichnung. Rund. Durchmesser 276 mm. Erworben vor 1765.
Ohne Kopfbedeckung und ohne Schuhe steht der langbekleidete, bärtige, mit ringförmigem Heiligenschein versehene Heidenapostel, etwas nach links gewandt, im Freien vor einer Steinmauer, über die hinweg man in eine einfache Landschaft blickt. Mit der rechten Hand stützt er sich auf sein Schwert; auf ihrem Rücken hält er ein Buch, in das er mit der Linken deutet.

Die Bestimmung dieses früher ohne Namen in der Mappe der Glasmaler aufbewahrten Blattes auf Hans Baldung rührt von Eduard His her. Sie ist seither von den meisten Kennern angenommen worden. Auch uns scheint sie zutreffend zu sein. Gabriel von Térey hat das Blatt auch in seinen „Handzeichnungen Hans Baldungs“, Bd. I, Tafel 80 herausgegeben. Man vergleiche den Text dazu S. XXI.

TAFEL XIII[Bearbeiten]

OBERDEUTSCHER MEISTER Um 1530[Bearbeiten]

55. BILDNIS EINES JUNGEN MANNES MIT EINER MÜTZE[Bearbeiten]

Schwarze Kreidezeichnung. Höhe 359, Breite 203 mm. Erworben vor 1765.
Nach rechts gewandtes lebensgrosses Brustbild ohne Hände. Der bartlose, aus hellen Augen sinnig dreinblickende Jüngling trägt einen vorn geöffneten Rock mit hohem, steifen Stehkragen und eine anliegende Mütze, unter der sein an der Stirn gerade abgeschnittenes, hinten lang herabfallendes Haupthaar hervorblickt. Die Brustschnüre, die den Rock zusammenhalten, bilden, wie absichtlich, die Gestalt eines A.

Diese ausgezeichnete Zeichnung wurde bisher dem Heinrich Aldegrever, dem westfälischen Nachfolger Dürers (1502 bis nach 1555), zugeschrieben, eine Bestimmung, deren Richtigkeit wir mit Scheibler nicht für ausgeschlossen halten. Andere rieten auf Hans Burgkmair d. ä. oder auf Bartel Beham. Am sichersten ist es vor der Hand, sich mit der Bestimmung der Zeit und der Schule des Meisters zu begnügen.

TAFEL XIV (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

OBERDEUTSCHER MEISTER Um 1530[Bearbeiten]

56. BILDNIS EINER FRAU MIT ZÖPFEN (Etwas verkleinert)[Bearbeiten]

Mit Weiss und Rot leicht gehöhte schwarze Kreidezeichnung. Höhe 282, Breite 215 mm. Erworben vor 1765.
Brustbild ohne Hände nach rechts. Die nicht mehr junge Frau trägt über den hinten herabfallenden Zöpfen einen grossen ländlichen Hut mit aufgebundenen Kränzen und über der linken Schulter ein straff gezogenes Tuch.

Dieses tüchtige Blatt wurde bisher dem Heinrich Aldegrever zugeschrieben, dessen Besonderheiten in ihm jedoch nicht hervortreten. Andere dachten an Mathias Grünewald, noch andere an Bartel Beham. Am sichersten wird man vor der Hand gehen, wenn man sich begnügt, die Zeit und die allgemeine Schulrichtung des Meisters zu bestimmen.

OBERDEUTSCHER MEISTER Um 1515[Bearbeiten]

57. BILDNIS EINES JÜNGLINGS MIT ROTER MÜTZE[Bearbeiten]

Getuschte Federzeichnung mit roter Farbe. Höhe 217, Breite 148 mm. Erworben vor 1765.
Brustbild ohne Hände nach links. Der helläugige, bartlose junge Mann blickt nach links empor. Er trägt einen schlichten, vorn geöffneten grauen Rock und eine anliegende rote Kappe mit vorn emporgekrämptem Rande.

Dieses feine Wasserfarbenblatt wurde bisher merkwürdigerweise dem Gabriel Weyer (Nürnberg um 1580–1640) zugeschrieben, obgleich es klar ist, dass es an hundert Jahre älter ist. Eine nähere Bestimmung ist bis jetzt jedoch noch nicht möglich gewesen.

TAFEL XV (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

HERMANN TOM RING Westfälische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Münster i. W. 1521; gestorben daselbst vor 1597. Schüler seines Vaters Ludger tom Ring d. ä. – In seiner Jugendzeit noch von gesunder deutscher Kunstübung ausgehend, ward er später zu einem zwischen der Nachahmung Michelangelos und Dürers schwankenden Manieristen.

58. DER TOD ALS WÜRGER[Bearbeiten]

Braungetuschte Federzeichnung. Höhe 98, Breite 77 mm. Erworben vor 1765.
Als Gerippe im Mantel steht der „Tod“ in der Mitte der Darstellung auf Leichen, die am. Boden liegen, und zielt in lebhafter Bewegung mit gespanntem Bogen auf den Beschauer. Links hinter dem Tod auf der Mauer liegt eine Kindesleiche neben einer Sanduhr. Rechts in der Landschaft des Hintergrundes eine Trauerweide. Bezeichnet unten links an der Mauer mit dem Monogramme des Künstlers und der Jahreszahl 1550.

Das Monogramm und die Zeichnung wurden früher dem Michael Ostendorfer von Regensburg, einem älteren Zeitgenossen Hermann tom Rings, zugeschrieben. Doch ist Ostendorfers Monogramm anders gestaltet, zeigen seine Zeichnungen eine andere Hand. Das Verdienst, zuerst Hermann tom Ring als Meister des Monogramms und des Blattes erkannt zu haben, gebührt L. Scheibler. Ein gleiches Monogramm des Meisters veröffentlicht Nagler in seinen „Monogrammisten“, IV (1871), S. 586. Es ist aufzulösen in: Herman tom Ring Monasteriensis.

MELCHIOR FESELEN Fränkische Schule[Bearbeiten]

Geboren wahrscheinlich zu Passau um 1480, lebte er in Ingolstadt, wo er 1538 starb. Nachfolger Albrecht Altdorfers.

59. CHRISTUS AM ÖLBERGE[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 192, Breite 135 mm. Erworben vor 1765.
Betend kniet der Heiland, fast von hinten gesehen, mit ausgebreiteten Armen links im Hintergrunde, wo ihm oben in den Wolken der Engel mit dem Kelche erscheint. Im Vordergrunde unter hohem Baumstamme zwei der schlafenden Jünger. Bezeichnet rechts am Baumstamme mit dem Monogramm des Meisters.

Das Blatt war früher einer Passionsfolge aus der Schule Dürers eingereiht, zu der es aber nicht gehörte.

TAFEL XVI (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

WOLF HUBER Fränkische Schule[Bearbeiten]

Dieser Meister lebte in Passau. Auf seinen Werken finden sich Jahreszahlen von 1503–1536. Sein Stil ist demjenigen Altdorfers verwandt. Das Verdienst, Aufklärungen über ihn, seine Holzschnitte, seine Zeichnungen, seine Gemälde gebracht zu haben, gebührt W. Schmidt (Repertorium für Kunstwissenschaft XII 1889, S. 40–41; XVI 1893, S. 148; Kunstchronik N. F. IV, 1892 bis 1893, Sp. 46).

60. CHRISTUS, DEN BESESSENEN HEILEND[Bearbeiten]

Weiss gehöhte Federzeichnung auf braunem Grunde. Höhe 137, Breite 97 mm. Erworben vor 1765.
Links unter einem Baume wird der Besessene von zwei Männern gehalten. Hinter ihm fährt der Teufel in Dampfwolken aus. Der Heiland steht rechts mit beschwörend erhobener Rechten. Rechts oben die Jahreszahl 1518.

Dieses Blatt wurde bisher irrtümlich auf Hans Baldung Grien zurückgeführt. Von neueren Kennern, einschliesslich W. Schmidts, wird es einstimmig Wolf Huber zurückgegeben.

61. LANDSCHAFT MIT DEM HEIL. HUBERTUS[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 219, Breite 160 mm. Erworben vor 1765.
Felsenlandschaft mit Tannen. In der Mitte des Mittelgrundes eine Burg mit rauchendem Schornstein. Rechts eine hohe Tanne. Links vorn der hohe Bogen einer Steinbrücke, auf welcher der Hirsch mit dem Crucifix im Geweihe steht. Rechts auf dem Wege der Jäger, der ihm entgegenreitet. Über ihm in der Luft die Jahreszahl 1517.

Dieses Blatt wurde in Dresden ursprünglich Lukas Cranach, dann Albr. Altdorfer zugeschrieben. Dass es Wolf Huber gehört, beweisen dessen Holzschnitte, beweist dessen in Schmidt’s Zeichnungenwerke V. Bl. 81 wiedergegebene Handzeichnung in München.

TAFEL XVII (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

WOLF HUBER Fränkische Schule[Bearbeiten]

Dieser Meister lebte in Passau. Jahreszahlen auf seinen Werken zwischen 1503 und 1536. Näheres zu Tafel XVI.

62. EIN KIRCHWEG IM WALDTHAL[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 212, Breite 155 mm. Erworben vor 1765.
Laub- und Tannenwald. Im Hintergrund Berge, vor denen im Mittelgrund eine Kirche ragt. Der Weg führt vom Vordergrunde links gerade auf sie zu.

Dieses Blatt wurde in Dresden bisher dem Albrecht Altdorfer, von anderen dem Aug. Hirschvogel zugeschrieben. Sein Vergleich mit unserer Hubertuslandschaft und der von Schmidt (V 81) veröffentlichten Münchener Zeichnung Hubers aber beweist, dass sie diesem Meister zurückgegeben werden muss.

63. DEUTSCHE MITTELGEBIRGSLANDSCHAFT[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 130, Breite 206 mm. Erworben vor 1765.
Von Bergen umgebenes Thal. In der Mitte des Mittelgrundes einige von einer Kirche überragte Gebäude. Im Vordergrund ein von Gebüschen durchwachsener geflochtener Zaun. Rechts ansteigendes Gebirge. Links unten die Jahreszahl 1536.

Dieses Blatt wurde früher H. S. Lautensack zugeschrieben. Doch machte dies schon die Jahreszahl 1536 unmöglich, da Lautensack erst 1524 geboren ist. Die Hand Wolf Hubers hat zuerst Max Lehrs in der Zeichnung entdeckt. Seiner richtigen Bestimmung hat auch W. Schmidt sich angeschlossen.

TAFEL XVIII[Bearbeiten]

WOLF HUBER Fränkische Schule[Bearbeiten]

Der Meister lebte in Passau. Seine Werke tragen Jahreszahlen zwischen 1503 und 1536. Näheres zu Tafel XVI.

64. BILDNIS EINES JUNGEN MANNES IM BARETT[Bearbeiten]

Zeichnung in schwarzer und weisser Kreide auf rotem Grunde. Höhe 271, Breite 200 mm. Erworben vor 1765.
Brustbild ohne Hände, von vorn gesehen. Der bartlose junge Mann trägt ein Barett, von dem Ohrenklappen herabhängen.

Dieses Blatt und seine beiden Seitenstücke, die karikaturenartig behandelt sind, wurden früher auf Hans Baldung Grien zurückgeführt. Ihre Bestimmung als Werke Wolf Hubers beruht auf dem Vergleiche mit einer Zeichnung des Berliner Kupferstich-Kabinets, die die gleiche Hand zeigt und W.H. 1522 bezeichnet ist.

TAFEL XIX[Bearbeiten]

LUKAS CRANACH D. Ä. Sächsische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Kronach in Oberfranken 1472; gestorben zu Weimar den 16. October 1553. Während des längsten Teils seines Lebens war er in Wittenberg thätig, wo er schon 1504 kurfürstlicher Hofmaler, später wiederholt Bürgermeister war und eine grosse Malerwerkstatt unterhielt. Von der fränkischen Schule ausgegangen, wurde er der Begründer der sächsischen Schule.

65. ZWEI TOTE DOMPFAFFEN[Bearbeiten]

Wasser- und Deckfarbenmalerei. Höhe 211, Breite 144 mm. Erworben vor 1765.
Mit Brust und Schnäbeln einander zugewandt, hängen sie an einem Nagel, Schlagschatten nach rechts auf die weisse Wand werfend, die durch den natürlichen Papiergrund dargestellt wird. Links hängt das Männchen mit roter, rechts das Weibchen mit graubrauner Brust. Bezeichnet in der Mitte L. C. und 1.5.3.0.

Es ist ein echtes, schönes, unbezweifeltes Blatt des Meisters. Vgl.: Schuchardt, Cranach II, S. 49, N. 256. – Nach Massgabe dieses bezeichneten Blattes werden dem Meister mit Recht noch zwei ähnliche Blätter der Dresdner Sammlung zugeschrieben. Das eine derselben stellt eine aufgehängte tote Mandelkrähe, das andere ebenfalls zwei tote Gimpel an einem Nagel dar.

TAFEL XX[Bearbeiten]

LUKAS CRANACH D. Ä. Sächsische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Kronach 1472; gestorben zu Weimar 1553. Näheres zu Tafel XIX.

66. SÜNDENFALL UND ERLÖSUNG DER MENSCHEN[Bearbeiten]

Federzeichnung. Höhe 199, Breite 285 mm. Erworben vor 1765.
Links oben thront der Heiland als Weltrichter auf der Kugel über dem Regenbogen. Maria kniet zu seiner Rechten, Johannes der Täufer zu seiner Linken. Links unten treiben Tod und Teufel einen nackten Menschen in den Höllenpfuhl. Unten in der Mitte wandeln Moses und zwei Propheten, im Hintergrunde darüber ist zwischen Bäumen und Dorfdächern die Erhöhung der ehernen Schlange dargestellt. Rechts vorn weist Johannes der Täufer den bittend vor ihm stehenden nackten Adam zu dem Lamme empor, das rechts oben mit dem Kreuze auf dem Rücken Tod und Teufel in den Abgrund stösst, während etwas zur Linken über ihm Gottvater als Halbfigur aus Wolken herabblickt. – Bezeichnet unten rechts L. C. – Dazu auf der Rückseite, in Cranachs Handschrift, die Inschrift: „Der Durchleuchtigen hochgeborenen Fürstin und Frawen Fraw Katherina geborne Herzogin zu Meckelburgh und Herzogin zu Sachsen und meiner gnädigen Frawen“.

Diese wichtige Zeichnung ist ein Studienblatt zu den Cranach’schen Gemälden dieser Darstellung. Man vergleiche besonders das Bild in der Gothaer Galerie. Die Echtheit des Blattes ist unbestritten und unbestreitbar. Vgl. Schuchardt, Lucas Cranach, II, S. 47, N. 243.

TAFEL XXI (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

LUKAS CRANACH D. Ä. Sächsische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Kronach 1472, gestorben zu Weimar 1553. Näheres zu Tafel XIX.

67. EIN FLÜGELKNÄBLEIN ALS WAPPENHALTER[Bearbeiten]

Getuschte Federzeichnung. Höhe 122, Breite 133 mm. Erworben vor 1765.
In einem Rund von 106 mm Durchmesser kniet ein flatternder Flügelknabe mit dem linken Bein auf dem oberen Rande des Wappenschildes, das er selbst mit beiden Händen hält, um es oben aufzuhängen. Im Wappenschilde selbst die gekreuzten Kurschwerter.

Echtes kleines Blatt: Schuchardt, Cranach II S. 47, N. 245.

68. EIN KNIEENDER FLÜGELKNABE[Bearbeiten]

Getuschte Federzeichnung. Höhe 184, Breite 180 mm. Erworben vor 1765.
Auf dem unteren Rande einer kreisrunden Öffnung kniet das etwas nach links gewandte Knäblein, das beide Hände vor sich ausstreckt. Ein stilisierter Blättergurt umgiebt seine Hüften.

Auf der Rückseite in des Meisters eigener Handschrift bezeichnet: Lucas Cranach, maler und bürger zu Wittenberg.

Die Echtheit ist niemals bezweifelt worden. Bei Schuchardt, Cranach, II S. 47, N. 244 als „Knieender Kinderengel“.

TAFEL XXII (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

LUKAS CRANACH D. Ä. Sächsische Schule[Bearbeiten]

Geboren zu Kronach 1472, gestorben zu Weimar 1553. Näheres zu Tafel XIX.

69. EIN GRAUBRAUNES WILDSCHWEIN[Bearbeiten]

Deck- und Wasserfarbenblatt. Höhe 14(?)[2], Breite 239 mm. Erworben vor 1765.

Anerkanntes, gutes Blatt. Schuchardt, Cranach, III S. 149, N. 40.

70. EIN GEFLECKTES WILDSCHWEIN[Bearbeiten]

Deck- und Wasserfarbenblatt. Höhe 163, Breite 240 mm. Erworben vor 1765.

Anerkanntes, gutes Blatt. Schuchardt, Cranach, III S. 149, N. 40. Zu den beiden auf dieser Tafel veröffentlichten Blättern besitzt das Dresdener Kabinet noch ein drittes Seitenstück, welches ein schwarzes Wildschwein darstellt.

TAFEL XXIII (ZWEI BLATT)[Bearbeiten]

LUKAS CRANACH D. Ä.[Bearbeiten]

Geboren zu Kronach 1472, gestorben zu Weimar 1553. Näheres bei Tafel XIX.

71. ADAM UND EVA[Bearbeiten]

Getuschte Federzeichnung. Höhe 208, Breite 158. Erworben vor 1765.
Nordische Waldlandschaft. Adam und Eva stehen in der Mitte unter dem Baume mit den verbotenen Früchten, aus dessen Zweigen die Schlange herabblickt. Eva hält sich mit der Linken an einem Aste des Baumes fest und steckt dem neben ihr stehenden Adam mit der Rechten den Apfel in den Mund. Hinter dem Baume liegt rechts ein Hirsch, kommt links eine Hirschkuh heran. Vom links ein Kaninchen.

Anerkannt echtes Blatt: Schuchardt, Cranach, V S. 46, N. 241 und Nachtrag III S. 148, N. 39.

72. SCHLUMMERNDE DIANA[Bearbeiten]

Getuschte Federzeichnung. Höhe 116, Breite 206 mm. Erworben vor 1765.
Die jungfräuliche Göttin liegt völlig unbekleidet im Vordergrunde. Ihr Haupt ruht links auf einem zusammengeballten Gewandstücke. Zu Füssen der schlummernden Jägerin liegen Bogen und Köcher und spielen, ungefährdet, zwei Rebhühner. Im Mittelgrunde ein Felsenquell, der einen Bach bildet. Rechts im Hintergrunde ergehen sich vier Hirsche am Waldrande.

Echtes Blatt. Schuchardt, Cranach II, S. 48, N. 248. Hier schrieb auch Schuchardt das Blatt dem älteren Cranach zu, während er es im Nachtrag zu seinem Werke (III, S. 149) ohne Grund für Lucas Cranach d. j. in Anspruch nimmt. Auch Scheibler will es dem älteren Cranach zurückgegeben sehen.

TAFEL XXIV[Bearbeiten]

LUKAS CRANACH D. Ä.[Bearbeiten]

Geboren zu Kronach 1472; gestorben zu Weimar 1553. Näheres bei Tafel XIX.

73. NACKTHEIT UND GLAUBE[Bearbeiten]

Weissgehöhte Federzeichnung auf rotbraun gegründetem Papier. Höhe 198, Breite 308 mm. Erworben vor 1765.
Vor einer Mauer, über die man in eine Burg- und Berglandschaft hinausblickt, ruht eine nackte Frau auf üppigem, mit Vorhängen geschmücktem Lager. Mit ihrer Rechten hält sie ein Tuch fest, das ihre Hüften bedeckt. Neben ihr, von ihrem rechten Arm umfasst, steht ein nackter Knabe, der mit der Linken auf ihre Brust deutet, und ihr mit der Rechten den Kelch mit der Hostie, das Symbol des Glaubens, vorhält, das sie ernst betrachtet.

Dass diese gute sinnbildliche Zeichnung von Cranach herrühre, ist nicht völlig überzeugend. Schon Schuchardt (Lukas Cranach II, S. 47, N. 247) und Scheibler (Dresdner Notizen) sprachen sich in diesem Sinne aus. Dagegen meinen andere, wie Max Lehrs, daran festhalten zu sollen, dass das Blatt bisher mit Recht auf Cranach zurückgeführt worden.

TAFEL XXV[Bearbeiten]

ANGEBLICH LUKAS CRANACH D. Ä.[Bearbeiten]

Geboren zu Kronach 1472; gestorben zu Weimar 1553. Näheres bei Tafel XIX.

74. DER SÜNDENFALL[Bearbeiten]

Weissgehöhte Federzeichnung auf rot gegründetem Papier. Höhe 278, Breite 193 mm. Erworben vor 1765.
Der Baum der Erkenntnis mit apfelartigen Früchten und feigenblattähnlichem Laube steht in der Mitte vor einer einfachen Hügellandschaft. Die Schlange, die Eva den Apfel gereicht, windet sich rechts um den unteren Zweig. Eva, mit langflatterndem Haar, hält einen Zweig in der gesenkten Linken, den Apfel der Verführung aber in der erhobenen Rechten. Adam mit lockigem Krauskopf greift mit beiden Händen nach dem Apfel. Angeblich soll links oben das Werkstattzeichen Cranachs gestanden haben, doch lässt sich dies nicht mehr entscheiden. Sicher steht die echte Jahreszahl 1538 dort.

Dieses hübsche Blatt wurde früher allgemein Cranach zugeschrieben, so auch noch von Schuchardt (Cranach II 1857, S. 47, N. 242) im Hauptteil seines Werkes über den Meister. Im Nachtrag (Bd. III 1871, S. 149) aber sagt er: „Die Zeichnung ist sicher nicht von Cranach, wenn man nicht annehmen will, dass es eine sorgfältige Nachahmung von ihm nach einer anderen Zeichnung ist.“ Scheibler sagte (Dresdner Notizen 1883): „Hat gar nichts mit Cranach gemein, sondern ist von einem guten Schüler Dürers“. Dagegen halten andere, wie Seidlitz und Lehrs, mit Entschiedenheit an dem Cranach’schen Ursprünge der Zeichnung fest. Ein gutes deutsches Blatt von 1538 ist es zweifellos.



  1. Quelle: UB Heidelberg
  2. Ziffer fehlt