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Beschreibung des Oberamts Backnang/Kapitel B 23

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Sechselberg.

Gemeinde III. Kl. mit 794 Einw., wor. 22 Kath. a. Sechselberg, Dorf, 117 Einw., b. Fautspach, Weiler, 156 Einw , c. Gallenhof, Weiler, 169 Einw., d. Glaitenhof, Hof, 7 Einw., e. Hörschhof, Weiler, 77 Einw., f. Rottmannsberger Sägmühle, Haus, 16 Einw., g. Schlichenhöfle, Hof, 20 Einw , h. Schlichenweiler, Weiler, 42 Einw., i. Waldenweiler, Weiler, 190 Einw.; – Filial von Lippoldsweiler, mit Ausnahme der Parzellen Fautspach und Hörschhof, die nach Murrhardt, und Schlichenhöfle und Waldenweiler, die nach Althütte eingepfarrt sind; die Kath. sind nach Ebersberg eingepfarrt. 21/4 Stunden östlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der kleine freundliche Ort liegt still und versteckt am Anfang des nordwärts ziehenden Mäderbachthälchens. Vom Gallenhof und von der Höhe Ochsenhau bieten sich ausgedehnte Fernsichten; auch befinden sich zwei malerische Wasserfälle auf der Gemeindemarkung.

Im Jahre 1865 wurde ein von der Gemeinde zu unterhaltender Betsaal erbaut; an ihn stößt das Schulhaus, erbaut 1845, enthaltend ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Ein Friedhof wurde 1862 unweit des Ortes angelegt. Das Gemeinderathszimmer ist in einem Privathause eingemiethet. Eine Kelter mit einem Baum besteht.

Meist gutes Trinkwasser liefern 4 laufende und 20 Pumpbrunnen. In Sechselberg tritt, jedoch ganz selten, Wassermangel ein, das Wasser wird dann aus dem nahen, nie versiegenden Schlichenbrunnen geholt; 2 Wasserleitungen mit hölzernen Deucheln sind vorhanden. Die Markung ist reich an guten Quellen, im Gallenhof entspringt die Weissach, dann sind der Glaitenbach und der Schlichenbach zu nennen. In Sechselberg bestehen 2 künstliche Weiher, in Fautspach ein natürlicher See.

Eine Vicinalstraße ist von Sechselberg nach Lippoldsweiler angelegt. Auf der Markung Sechselberg geht eine Brücke über den Seeklingenbach und eine über den Glaitenbach, auf Markung Waldenweiler eine über den Seebach; die Unterhaltung haben die betreffenden Gemeinden.

Die im allgemeinen betriebsamen Einwohner standen vom Jahr 1855–1862 unter Staatsaufsicht und innerhalb dieser Zeit haben sich ihre immer noch mäßigen Vermögensverhältnisse wesentlich gebessert; der vermöglichste Bürger besitzt 100 Morgen Grundeigenthum, worunter ein großer Theil in Waldungen besteht, der Mittelmann besitzt etwa 15 Morgen und die ärmere Klasse 1–2 Morgen. Überdieß haben die Ortsbürger von Sechselberg etwa 26 Morgen Güter auf Rottmannsberger Markung eingekauft. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Waldwirthschaft, Waldarbeiten und Viehzucht. Von den Gewerbetreibenden sind Schuhmacher, Wagner und Schmiede | am stärksten vertreten und arbeiten auch nach außen. Zwei Sägmühlen, 3 Schildwirthschaften und 3 Kramläden bestehen. Ferner wird beinahe alles aus den Privatwaldungen gewonnene Holz zu Weinbergpfählen, die in Winnenden zum Verkauf kommen, verarbeitet.

Die mittelgroße Gemeindemarkung ist sehr bergig, von Thälern und Schluchten vielfältig durchzogen und nur die nicht ausgedehnten Flachkuppen, wie die schmalen Thalebenen, gestatten landwirthschaftlichen Anbau, während die Bergabhänge dem Waldbau und nur ein ganz kleiner Theil (etwa 20 Morgen) dem Weinbau dienen. Der durchaus der Keuperformation angehörige Boden ist wenig ergiebig und besteht auf den Höhen aus den leichten, mageren Zersetzungen des Stubensandsteins und an den Bergabhängen meist aus schwerem Thon (Zersetzung des Keupermergels). Die Wiesengründe sind theilweise, besonders bei Fautspach, etwas naß und sumpfig. Steinbrüche im weißen Stubensandstein, aus denen Bausteine und Straßenmaterial gewonnen werden, sind mehrere angelegt.

Wegen der hohen, den Winden sehr ausgesetzten Lage ist das Klima ziemlich rauh, dagegen, weil die Vegetation sich später entwickelt, von schädlichen. Frühlingsfrösten seltener heimgesucht; Hagelschlag kommt ziemlich häufig vor.

Die Landwirthschaft hat sich in den letzten Jahren merklich verbessert und wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben betrieben; der Brabanter Pflug ist allgemein eingeführt und Walzen sind zwei vorhanden. Die Düngerstätten haben meist eine zweckmäßige Einrichtung.

Man baut vorherrschend Roggen, Gerste und Haber, weniger Dinkel, dann Kartoffeln, Futterkräuter (dreibl. Klee und Wicken), Flachs und Hanf. Von den Felderzeugnissen kann nur ganz wenig Getreide nach außen verkauft werden, dagegen muß die ärmere Klasse Brotfrüchte zukaufen. Flachs und Hanf wird versponnen und die fertige Leinwand von Einzelnen verkauft.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt und liefert meist gutes, jedoch nicht reichliches Futter, so daß noch Futter von außen bezogen werden muß.

Weinberge slnd nur 20 Morgen vorhanden, die in Bezug auf Menge und Güte nur einen mittleren Ertrag geben. Man pflanzt Silvaner, Ungartrauben, Drollinger und Rothelblinge, 1400–1500 Stöcke auf den Morgen. Die besten Lagen sind hinten am Glaitenberg. Ein Morgen erträgt etwa 4 Eimer und die Preise eines Eimers waren in den Jahren: 1857 35–40 fl., 1858 25–30 fl., 1859 35–40 fl., 1861 50–60 fl., 1862 45–50 fl., 1863 32–40 fl., 1864 24–30 fl, 1865 72–80 fl., 1866 48 bis 55 fl. Der Wein wird größtentheils im Ort selbst verbraucht.

Die Obstzucht ist mittelmäßig, doch im Zunehmen; man pflanzt | hauptsächlich Luiken, Bietigheimer, dann Grunbirnen, Wolfsbirnen und Zwetschgen. Das Obst wird im Ort verbraucht.

Die Brach- und Stoppelweide wird von fremden Schäfern gepachtet und erträgt den 5 Gemeinden, welche eigene Markungen haben, zusammen 225 fl., die Pferchnutzung 100 fl. Auch sind 2 Morgen Gemeindegüter vorhanden, die jährlich um 10 fl. verpachtet werden.

Die Viehzucht ist befriedigend und im Zunehmen, man hält den Leinthaler Schlag; ein Farre von gleicher Race ist aufgestellt. Herbstaustrieb findet noch statt. Die Viehmastung ist ziemlich bedeutend, der Absatz geht auf die Viehmärkte; auch Butter wird nach außen verkauft.

Fremde Schäfer lassen den Winter über 350 Stücke Bastarde auf der Markung laufen.

Fischerei findet statt in einem in Privatbesitz befindlichen See bei Fautsbach, welcher mit Karpfen und Hechten besetzt ist und alle 2–3 Jahre abgefischt wird. Stein- und Edelkrebse kommen in den Waldbächen vor.

Von Stiftungen sind vorhanden die Schuler’sche mit 400 fl. in Sechselberg, und die Almosenpflege mit 1108 fl. in Fautsbach.

Eine von Murrhardt herkommende Römerstraße führt unter dem Namen „Prälatenweg“ über Hörschhof und Sechselberg nach Winnenden. Auf dem sog. Steinmäuerle bei Sechselberg, wo es nach der Volkssage nicht geheuer sei, sollen Gebäude gestanden sein; vermuthlich stand hier ein römischer Wohnplatz.

Von den zu der Gemeinde gehörigen Parzellen nennen wir:

Fautspach, hat 1/2 Stunde nordöstlich von Sechselberg eine freundliche Lage auf einem zwischen zwei leicht eingefurchten Thälchen hinziehenden Terrainausläufer.

Gallenhof, liegt ganz nahe (östlich) bei Sechselberg.

Hörschhof, 1/4 Stunde nördlich von Sechselberg auf der Anhöhe zwischen den Thälern des Hörschbachs und des Mäderbachs frei gelegen.

Waldenweiler, hat 1/2 Stunde südöstllch vom Mutterort eine einsame, stille Lage auf dem Welzheimer Wald, der die kleine Feldmarkung rings umschließt.

Zu Sechselberg, früher auch Sexelberg, Sesselberg, geschrieben, ist in Beziehung zu setzen der in der Urkunde vom 16. Juli 1027 (s. oben VII, 1.) genannte mons Sassenberg. Das Dorf selbst gehörte nach den Lagerbüchern von 1528 und 1568/9 mit Hörschhof und Waldenweiler zum Amte Ebersberg, den großen und kleinen Zehenten in demselben und in Waldenweiler hatte das Stift Backnang. Aus dem Hörschhof, auch Hörschpach-Hof genannt, bezog dieses Stift in einem besonderen Bezirke diese Zehenten, in einem anderen das Kloster Murrhardt, den Neubruchzehenten die Kellerei Backnang, der murrhardtische Zehentanthell wurde jedoch im Jahre 1706 dem Stift Backnang zugetheilt (Lagerb. von 1698/1710). – | Fautspach ist ein altforstlich reichenbergischer Weiler; alle Einwohner desselben gehörten gemäß einem Vergleiche vom 24. Januar 1521 lebendig und todt in die Pfarrei Murrhardt und hatten dahin ihre Opfer und Seelgeräthe zu reichen, dafür sollte aber auch der kleine und Heuzehente dem Kloster Murrhardt zustehen, während das Stift Backnang den großen Zehenten zu beziehen hatte (St.-A.). Früher bestand hier eine Glashütte. – Schlichenweiler wurde im Jahr 1439 von Württemberg an die Gebrüder Nothaft mit der Feste Reichenberg verpfändet, gehörte wohl schon früher zu derselben und bildete in der Folge einen Bestandtheil des Reichenberger Amtes; den großen und kleinen Zehenten allhier bezog das Stift Backnang (Lagerb. von 1528 und 1568/9). – Den Hof Glaiten als Bestandtheil des Reichenberger Amtes kennt das Landbuch von 1736/44, noch nicht aber den Gallenhof.


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