Beschreibung des Oberamts Backnang/Kapitel B 24
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Gemeinde II. Kl. mit 1186 Einw., wor. 4 Kath. und 51 eig. Konf. a. Spiegelberg, Pfarrdorf, 513 Einw., b. Gieshof, Haus, 5 Einw., c. Groß-Höchberg, Weiler, 235 Einw., d. Roßstaig, Weiler, 159 Einw., e. Vorder-Büchelberg, Weiler, 201 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Oppenweiler, und die ev. Einwohner von Vorder-Büchelberg nach Wüstenroth, O.A. Weinsberg, eingepfarrt. 3 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.
Im engen waldigen Thale, da wo in die südwärts fließende muntere Lauter von Westen her durch eine Schlucht der Sensenbach hereinzieht, liegt in tiefer Stille, dem Lauf der Lauter folgend, theilweise auch am rechten Thalabhang sich hinauf erstreckend und von der hübschen Kirche beherrscht, der wohlaussehende freundliche Ort; er enthält wenig Scheunen, dagegen verschiedene größere Wohngebäude; auch die Parzellen sind ansprechend gelegen und gebaut. Schöne Aussichtspunkte, von denen das Auge weithin an Alb, Schwarzwald und Odenwald, oder über den ganzen Welzheimer Wald hin und bis an das Waldenburger Schloß schweifen kann, eröffnen sich auf den nahen Höhen, so bei Groß-Höchberg auf der sog. Lehmgrube, bei Vorder-Büchelberg auf dem Steinberg und im Greutfeld. Dann rieseln in den schroffen waldigen, häufig felsigen Schluchten lebendige Bäche zusammen und rauschen oft in hohen Fällen von Fels zu Fels, wie namentlich beim sog. hohlen Stein auf der Markung Groß-Höchberg.
Die 1843/45 ganz aus Stubensandstein erbaute Kirche liegt sehr günstig westlich über dem Dorf und ist in tüchtigem Rundbogenstile gehalten. Der Thurm, an der Schauseite stehend, bildet unten eine Vorhalle, ist dreistockig, von achtseitigem Zeltdache bekrönt, leider aber (in Folge höherer Anordnung) um 6 Fuß niedriger errichtet worden, als der Baumeister beabsichtigte. Innen bildet die Kirche ein weites rechteckiges Schiff mit hübscher Holzbalkendecke; die | schöngefaßte, große und gute Orgel, erbaut von Schäffer in Heilbronn, steht auf der Eingangsempore, ihr gerade gegenüber die Kanzel und vor dieser befindet sich ein großes sehenswerthes Gemälde, gefertigt von dem früheren hiesigen Schulmeister Koch (jetzt in Gottwollshausen bei Hall), darstellend Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, umgeben von vielen Engeln. Auf dem Thurm hängen verzierte Glocken: die größte hat die Inschrift: Christian Ludwig Neubert in Stuttgardt hat mich gegossen Anno 1751, ferner folgende Reimverse:Was Gottes Hand regiert Der Kirchenrath verehrt,
Der Bürger hat gestift Der Laborant vermehrt,
Die Nachbarschaft geschenkt Und Aller Wunsch begehrt,
Wird durch der Glocken Klang In Spiegelberg gehört.
Auf der zweiten Glocke steht: Gegossen von C. G. Neubert in Ludwigsburg 1825, auf der dritten: Gegossen von L. Neubert in Ludwigsburg Anno 1844. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf dem Staate, der sie auch erbaute. Der 1851 erweiterte Friedhof liegt nordwestlich vom Ort an freundlicher Anhöhe. Vorder-Büchelberg beerdigt seine Todten nach Wüstenroth.
Das hübsche Pfarrhaus mit großem, gegen die Kirche hinansteigendem Garten war ursprünglich das Amtshaus und wurde im Jahr 1845 nach Abbruch der alten Kirche, an die es angebaut war, vergrößert und erneuert. Das jetzige Schulhaus war früher Pfarrwohnung, wurde 1827 von der Gemeinde vom Staat erworben, und für 2 Lehrzimmer, sowie für die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen, eingerichtet. In Groß-Höchberg wurde ein Schulhaus mit Lehrzimmer und Lehrerwohnung 1838 neu erbaut, dasjenige in Vorder-Büchelberg, ein ganz massives Gebäude, im Jahr 1842. Das Rathhaus in Spiegelberg, das im oberen Theil die Wohnung des Ortsvorstehers enthält, stammt aus dem Jahre 1834.
Vortreffliches Trinkwasser liefern stets hinreichend 4 laufende Brunnen; das Wasser des Hauptbrunnens wird durch hölzerne Deuchel 10 Minuten weit hergeleitet. In Roßstaig sind 2 laufende und 2 Schöpfbrunnen, in Groß-Höchberg ein laufender, ein Schöpf- und 5 Pumpbrunnen, in Vorderbüchelberg 3 laufende und 8 Pumpbrunnen. Die Markung ist sehr reich an ausgezeichneten Quellen: auf Spiegelberger Markung sind die stärksten der Hüttlensbrunnen auf der Anhöhe unter dem Juxkopfe, und der Schulbrunnen beim Ort; auf Groß-Höchberger Markung der Kesselbrunnen im Staatswald Eschach, der Hohlensteinbrunnen im Privatwald Hohlenstein, und der Weidenbrunnen beim Weiler; auf Vorder-Büchelberger Markung der Gößlensbrunnen unterhalb des Weilers, der Traukenbühlbrunnen am Ort, der Augstbrunnen im Dentelthal und der Ebenbrunnen im Walde Rohrau. Der Hauptbach ist die frische muntere Lauter, in sie münden der Büchenbach, Dentelbach, Sensenbach, | Happenbach und eine Menge von Quellen, die keinen Namen haben. Vor etwa 10 Jahren wurde ein 2/8 Morgen großer See, der sog. Leukertssee, auf der Markung Groß-Höchberg trocken gelegt, der hiedurch gewonnene Wiesengrund ist dem Farrenhalter überlassen, ferner wurde vor 30 Jahren der in den Seewiesen bei Vorder-Büchelberg gelegene 4/8 Morgen große See ausgetrocknet und späterhin vom Staate mit Wald bestockt.Die Staatsstraße von Sulzbach nach Löwenstein geht hier durch; Vicinalstraßen gehen nach Wüstenroth über Neulautern, nach Groß-Höchberg und nach Vorder-Büchelberg. Eine steinerne Brücke wurde im Jahr 1865 ganz nahe beim Ort über die Lauter auf gemeinschaftliche Kosten der Gemeinden Spiegelberg und Groß-Höchberg erbaut, sonst gehen über die Lauter auf Markung Spiegelberg eine, auf Markung Groß-Höchberg und Markung Vorder-Büchelberg je 2 hölzerne Brücken; über den Sensenbach führt eine steinerne Brücke im Roßstaig, über den Dentelbach eine hölzerne; dann sind mehrere Stege vorhanden. Die Unterhaltung der an der Staatsstraße über die Lauter führenden Brücken liegt dem Staat, die der übrigen den betreffenden Gemeinden ob.
Die große Gemeindemarkung, von der die Markung des Mutterortes nur einen ganz kleinen Theil einnimmt, ist mit Ausnahme der Thalebenen bei Groß-Höchberg und Vorder-Büchelberg meist mit Wald bestockt und sehr bergig, und von vielen tiefen Thälchen und Schluchten durchfurcht.
Der mittelergiebige Boden besteht, so weit er für den Feldbau benutzt wird, größtentheils aus einem sandigen Lehm, dem in geringer Tiefe der Stubensandstein als Unterlage dient; auf der Markung Groß-Höchberg bildet der Liassandstein und Liasmergel die Unterlage und hat dort einen theils leichtsandigen, theils thonigen Boden zur Folge. Die Thalebenen bestehen meist aus ergiebigen Alluvionen und nur im Dentelthal kommt Torf vor, auf den schon erfolglos gebaut wurde; auch grub man daselbst im Jahr 1820 vergebens auf Steinkohlen. Steinbrüche im Stubensandstein, die Bau- und Werksteine, wie auch Straßenmaterial liefern, sind mehrere angelegt; ferner bestehen Sandgruben, eine Lehmgrube, einige Mergelgruben und eine Töpferthongrube, aus der die Töpfer von Spiegelberg, Sulzbach etc. ihr Material beziehen.
Das Klima ist im allgemeinen mehr rauh als mild, namentlich kommen in den Thälern mehr kühle Sommernächte und Frühlingsfröste vor als auf den Anhöhen, die jedoch häufig von starken Winden heimgesucht werden. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.
Die im allgemeinen betriebsamen und fleißigen Einwohner sind in Folge ihres vielseitigen Hausirhandels gewandt und freundlich im Umgang, zuweilen etwas verschmitzt. In den hochgelegenen Parzellen | findet man einen kräftigen gesunden Menschenschlag, was im Thal weniger der Fall ist. Leute die über 80 Jahre zählen, befinden sich in Spiegelberg 2, in Groß-Höchberg 2 und in Vorder-Büchelberg 1.Haupterwerbsquellen sind in Spiegelberg und Roßstaig Gewerbe, Obst- und Wiesenbau, in Groß-Höchberg und Vorderbüchelberg Feldbau, Viehzucht, Holzerzeugnisse und Taglohnarbeiten. Die Baumwollenweberei ist in den erstgenannten Orten das Hauptgewerbe, auch der Hausirhandel mit Baumwollen-, Strick- und Häckelwaren ziemlich ausgedehnt; dann wird die Korsettenfabrikation und die Leineweberei für Sattlerzeug betrieben. Die Fabrikate setzen sie theils an auswärtige Fabrikanten ab, theils auf eigene Rechnung, durch Hausirhandel. In Groß-Höchberg und hauptsächlich in Vorder-Büchelberg werden, als Nebenbeschäftigung, viele Besen gebunden und es wird mit denselben, wie auch mit Holz, namhafter Handel nach Ludwigsburg, Heilbronn und Stuttgart getrieben. Eine Baumwollenspinnerei, Eigenthum des Kaufmanns Friedrich Würt, befindet sich in Spiegelberg, sie hat 2000 Spindeln, ist aber schon seit Eintritt der Krisis in der Baumwollenindustrie im Jahre 1862 nicht mehr in Betrieb gekommen. Dann befindet sich hier eine Korsettenweberei, früher mit 50 Arbeitern, gegenwärtig nur mit 10, ferner eine Kunstmühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, welche die Wasserkraft der stillstehenden Spinnerei benutzt, und außerhalb des Ortes eine Mahlmühle (Kundenmühle) mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe. Schildwirthschaften bestehen in Spiegelberg 6, in Groß-Höchberg und in Vorder-Büchelberg je eine. In unmittelbarer Nähe von Spiegelberg liegt auf Neu-Lauterner Markung eine Bierbrauerei. Kaufläden bestehen in Spiegelberg 2, Kramläden ebensoviel, in Groß-Höchberg und in Vorder-Büchelberg je einer.
Ein Frachtfuhrmann fährt wöchentlich zweimal nach Heilbronn. Die Vermögensverhältnisse sind nicht eben günstig, bei der landbautreibenden Bevölkerung von Groß-Höchberg und von Vorder-Büchelberg besser, als bei den fast ausschließlich vom Gewerbebetrieb (vorzugsweise von Baumwollenweberei lebenden Bewohnern von Spiegelberg und Roßstaig. Bei den ersteren beträgt der Grundbesitz des vermöglichsten Bürgers 31 Morgen Feld und 40 Morgen Wald, des Mittelmanns 141/2 Morgen Feld, 10 Morgen Wald, der ärmeren Klasse 52/8 Morgen Feld, 4 Morgen Wald. In Spiegelberg und Roßstaig beträgt der Grundbesitz der bemittelten 5 Morgen, der ärmeren Klasse 3/4 Morgen Feld. Der Grundbesitz der Ortseinwohner auf angrenzenden Markungen ist ganz unbedeutend, bei Groß-Höchberg und Vorder-Büchelberg findet vielmehr das umgekehrte Verhältniß häufig statt. Gemeindeunterstützung erhalten in Spiegelberg und Roßstaig 12 Personen, in den Parzellen Niemand.
Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen und | ökonomischen Verhältnisse gestatten getrieben; Mangel an Grund und Boden, ungünstige Bodenverhältnisse und das sehr bergige Terrain stehen einem ausgedehnteren, rationellen Betrieb hemmend entgegen und gestatten insbesondere keinen größeren Viehstand, so daß der den magern Gütern nöthige Dünger nicht hinreichend erzeugt wird, man sucht daher durch Mergel, Asche, etwas Gips und Kompost den Mangel an natürlichem Dünger einigermaßen abzuhelfen. Von verbesserten Ackergeräthen ist der Flanderpflug allgemeiner geworden; in Groß-Höchberg befindet sich eine eiserne Egge und in Vorder-Büchelberg eine Walze.Von Getreidearten baut man vorherrschend Haber, Roggen, Dinkel, Gerste, seltener Weizen und Einkorn, besonders beliebt ist Mischfrucht (Roggen und Dinkel). Ferner wird gepflanzt Flachs, Hanf, Reps; besonders gut gedeihen Haber, Klee und Kartoffeln. Der Futterkräuterbau ist nicht unbedeutend, man pflanzt außer Klee noch Wicken und gemischt: Wicken, Erbsen, Haber, Gerste. Nach außen werden verkauft von Groß-Höchberg 60, von Vorder-Büchelberg 55 Scheffel Haber und etwa 15 Scheffel Gerste; übrigens auch von außen Brot und Mehl zugekauft.
Der Wiesenbau ist im Thale gut, auf den Höhen mittelmäßig; hier sind die Wiesen meist einmähdig, dort zwei- und dreimähdig. Von den auf der Höhe liegenden Wiesen kann kaum ein Drittheil bewässert werden; im Thal ist die Wässerung selten nöthig. Von Spiegelberg und Roßstaig wird einiges Futter nach außen verkauft.
Der Gartenbau wird in Spiegelberg gut gepflegt; Gemüse zieht man jedoch nur für den eigenen Bedarf.
Die Obstzucht ist in Spiegelberg und Roßstaig nicht unbedeutend, in Groß-Höchberg und Vorder-Büchelberg geringer. Das Obst gedeiht gerne, nur schaden im Thal häufig die Frühlingsfröste. Man pflegt Luiken, sog. Weinsäuerlinge und weiße Bietigheimer, dann Mostbirnen, Brot-, Knaus-, Dorn-(schwedische Langbirnen) und Eierbirnen, von Steinobst Zwetschgen, auch kommen viele wilde Kirschenbäume vor. Das Obst wird theils gemostet, theils verkauft, in günstigen Jahrgängen von Spiegelberg und Roßstaig zusammen 2000, von Groß-Höchberg 200 Simri.
Privaten in Groß-Höchberg und Vorder-Büchelberg besitzen zusammen 1000 Morgen Waldungen. Dann werden namentlich in Groß-Höchberg auch Kohlen gebrannt, die nach Heilbronn, Ludwigsburg und Stuttgart zum Absatz kommen.
Außer Groß-Höchberg, wo ein den Gemeinderechtsbesitzern gehöriges Areal von 150 Morgen Weide und 20 Morgen Wechselfeld vorhanden ist, findet nur Winterweide auf den Wiesen statt. Die Weide ist mittelgut und wird mit fremden Schafen befahren.
In Groß-Höchberg trägt die Sommerweide, auf der 400 Schafe | laufen, 570 fl., der Pferch 25 fl. den Gemeinderechts-Besitzern ein; die Winterweide, die der Gemeinde zusteht, ist um 80 fl., und der Pferch um 10 fl. verpachtet. In Spiegelberg und Roßstaig laufen auf der Winterweide 200 Schafe; der Weidepacht sichert der Gemeinde eine Einnahme von 88 fl. und die Pferchnutzung 15 fl. jährlich. Überdieß besitzen an Güterstücken Spiegelberg 2 Morgen Äcker und Baumgüter, die 25 fl. Pachtgeld tragen, und 24/8 Morgen Wiesen, im Genuß des Farrenhalters; Groß-Höchberg 3 Morgen Wiesen und 4/8 Morgen Äcker, im Genuß des Farrenhalters; – Vorder-Büchelberg 4 Morgen Acker, die 45 fl. tragen.Die Viehzucht ist wenig bedeutend, man hält eine Kreuzung von Limpurger und Simmenthaler Schlag. Farren (Simmenthaler) sind aufgestellt in Spiegelberg zwei und in Groß-Höchberg einer. Vorder-Büchelberg hat die Berechtigung, die Kühe nach Wüstenroth zum Sprung führen zu dürfen. Viehaustrieb findet noch im Spätjahr statt. Handel mit Vieh und Viehmastung sind nicht von Belang.
Die Fischerei (auf Forellen) bedeutet wenig. Das Fischrecht in der Lauter hat der Fürst von Löwenstein Werthheim, der es um 3 fl. jährlich verpachtet; das im Sensenbach verpachtet der Staat um 1 fl. und das im Dentelbach die Gemeinden Groß-Höchberg und Vorder-Büchelberg miteinander; es trägt 1 fl. 30 kr.
Von Stiftungen bestehen 1) eine örtliche Stiftung zur Unterstützung der Armen von 211 fl. für Spiegelberg, Roßstaig und Jux; 2) die Clemens-Stiftung von 300 fl. zum Brotaustheilen an Arme; 3) das Hommels-Stift von 300 fl., zur Hälfte zur Austheilung an Arme, zur Hälfte zur Anschaffung von Schulbüchern für arme Kinder; 4) die Schulersche Stiftung zur Unterstützung armer Kranker mit 800 fl. für Spiegelberg und 300 fl. für Roßstaig.
Etwa 1/4 Stunde nördlich von Groß-Höchberg wird eine Flur „Laßweiler“ genannt; daselbst sollen nach der Volkssage Gebäude gestanden sein. Über Roßstaig soll früher eine alte von Murrhardt herführende Straße am Stocksberg vorüber nach Heilbronn gezogen sein.
Von den zur Gemeinde gehörigen Parzellen nennen wir:
Groß-Höchberg, hat 1/2, Stunde nordöstlich vom Mutterort eine hohe, freie Lage auf der Hochfläche zwischen den tiefen Thälern des Dentelbachs und des Fischbachs. Der Ort bildete früher eine selbständige Gemeinde und wurde erst 1827 der Gemeinde Spiegelberg zugetheilt.
Roßstaig, liegt nur 1/4 Stunde westlich vom Mutterort an den südlich geneigten Gehängen des stillen abgeschiedenen Sensenbach-Thals, das bei Spiegelberg in das Lauterthal einzieht. Der Weiler Roßstaig besteht aus drei Theilen, nämlich dem oberen, auf der Anhöhe gelegenen Theile – die eigentliche, im Volksmunde so benannte | obere Roßstaige; dann aus dem, dem Sensenbachthale genäherten, übrigens noch am Bergabhange gelegenen Theile. – Sensenbach, auch die untere Roßstaige genannt; ferner aus dem in unmittelbarer Nähe von Spiegelberg gelegenen, aus nur 6 Häusern bestehenden Theile – die sogenannte innere Roßstaige. Zum Oberamt Weinsberg dagegen (s. O.-A.-Beschr. Weinsberg S. 316) gehört die sog. gräfliche oder fürstliche Roßstaige, eine auf Löwensteinischen Ursprung zurückzuführende Bezeichnung, theils in unmittelbarer Nähe der inneren Roßstaige, theils am Bergabhange, am Wege, der in die obere Roßstaige führt, gelegen.Vorder-Büchelberg, 1 Stunde nördlich von Spiegelberg auf der Anhöhe zwischen dem Buchenbach und dem Bodenbach hoch und frei gelegen.
Seine Entstehung und seinen Namen verdankt Spiegelberg einer Spiegelfabrik.[1] Im J. 1700 wurde zuerst von Seiten des herzoglichen Kirchenrathes ein Versuch gemacht, in dem zum Kloster Steinheim gehörigen Juxwald eine Glasfabrik zu errichten, sodann von demselben im J. 1701 in diesem Wald oben auf dem Berg zuerst eine blose Trinkglashütte, hernach im J. 1705 auch eine Spiegelhütte unten im Thale gebaut, in der Folge auch die erste Hütte auf dem Berg zu einer Spiegelhütte umgeschaffen und dagegen eine neue Glashütte in dem sog. Joachimsthale unweit Lichtenstern gegründet. Gleich nach ihrer Erbauung und Einrichtung wurden sämtliche Hütten in Bestand gegeben. Im Jahre 1737 übernahm der Kirchenrath die Fabrik wieder selbst und führte sie auf eigene Rechnung. Durch sie bildeten sich die Orte Spiegelberg im Thale und Jux auf dem Berge.
Die Fabrik wurde unter der Aufsicht des Kirchenrathes durch einen Beamten und Fabrikdirektor gemeinschaftlich mit einem Kontroleur betrieben, sie erhielt gleich bei ihrer Errichtung eine besondere Ordnung d. d. 3. Jan. 1702, welche von Zeit zu Zeit erneuert wurde, sowie verschiedene Privilegien und Freiheiten. Sie lieferte Gläser zu 7 Fuß Höhe, ein reines Glas, schöne Schleif- und Belegarbeit, hatte vielen Absatz, nicht nur im Lande selbst, sondern auch nach Frankreich und Holland. Allein die Verwaltung war eine zu theure, es wurden zu viele Beamte angestellt, kostbare Gebäude errichtet, dazu wurde zur Unzeit der Preis erhöht und so hörte der Verschluß auf. Nachdem die Spiegelhütte auf dem Berg und die Glashütte im Joachimsthal schon lange zuvor eingegangen, wurde die Fabrik im J. 1794 gänzlich aufgehoben.
| Im Jahre 1795 kaufte Chr. Friedr. Holzmann aus Speier von dem Kirchenrathe mehrere bei Aufhebung der Spiegelfabrik entbehrlich gewordene Gebäude und Güter, insbesondere das Fabrikdirektoriathaus, und zwar, weil man sich durch die von ihm beabsichtigte Fabrikation einen vortheilhaften Einfluß auf den Nahrungsstand des Ortes versprach, um den geringen Preis von 4000 fl. Er errichtete eine Krappfabrik, welche den 3. März 1795 ein Privilegium in der Art erhielt, daß binnen 10 Jahren in einem Umkreis von 7 Meilen keine andere Krappfabrik in den herzoglichen Landen sollte angelegt werden dürfen, sowie auch mit Zoll- und Accisfreiheiten bedacht wurde. An diese Krappfabrik schlossen sich bald eine Baumwollspinnerei, vorübergehend auch eine Essig- und Biersiederei, ferner eine Baumwollfärberei und eine Bleiche an. Mit Holzmann trat in Verbindung der badische Rechnungsrath Friedr. Sievert und nach einem Berichte vom 22. August 1799 entrirte schon vor 13/4 Jahren der badische Oberhofmarschall Marquis von Montperny aus Carlsruhe auf 2 Probejahre unter der Firma Holzmann und Sievert die dortigen Fabriken. Allein die Geschäfte gediehen unter Holzmanns Leitung nicht, so daß der genannte Marquis gegen Ende des Jahres 1799 das ganze Etablissement übernahm; Holzmann zog fort und Sievert führte die Direktion über sämtliche Geschäfte, ohne daß jedoch der Erfolg für die Dauer ein besserer geworden wäre. Die Krappfabrik wurde später zu einer Hammerschmiede, im J. 1832 zu einer Wohnung für den Spinnmeister eingerichtet, während nunmehr seit 1863 eine Kunstmühle unter Benützung der Wasserkraft der seit neurer Zeit stillstehenden Baumwollspinnerei (s. oben) dort eingerichtet ist und seither betrieben wird.Spiegelberg gehörte mit Jux und Roßstaig früher zum Amte Marbach, bildete jedoch mit ihnen in der letzten Zeit des vorigen Jahrhunderts ein eigenes Stabsamt, das im J. 1807 mit dem Oberamte Backnang vereinigt wurde.
Was die Parzellen betrifft, so findet man in dem mons Hochbure der Urkunde vom 16. Juli 1027 (s. oben VII, 1) den jetzigen Weiler (Groß-) Höchberg bereits angedeutet; derselbe wird im J. 1554 mit 4 Häusern aufgeführt. Seine Markung war ursprünglich vereinigt mit derjenigen von Vorder-Büchelberg, welches in dem genannten Jahre aus 7 Häusern und 7 Scheunen bestand. Beide Weiler waren mit der Gemmingenschen Herrschaft zu Maienfels gemeinschaftlich; „was die delicta der Gemmingenschen Unterthanen betraf und criminalia und was zur hohen Jurisdiktion gehörig, item das jus sequelae et armorum, tricesimarum, war allein württembergisch, civilia aber wurden also abgetheilt, daß was in den Gemmingenschen Häusern geschah, die von Gemmingen allein straften, was hingegen die Unterthanen sonsten peccirten, wurde vor | das gemeinsame Ruggericht gezogen und abgestraft, wovon Württemberg 2/3 und Gemmingen 1/3 bezog“ (Landbuch von 1736/44). Die Gemmingenschen Gült- und sonstigen Rechte an diesen Orten sind heutzutage abgelöst. Roßstaig ist neueren Ursprungs; das Landbuch von 1736/44 bezeichnet es als einen vormals vom Forstamt Reichenberg steuerfrei prätendirten Weiler, welcher aber nach fürstlicher Resolution vom 27. Aug. 1740 durch alle Anlagen der Steuern belegt werden sollte. Diese drei Parzellen bildeten früher selbständige Schultheißereien, die erste wurde im Jahre 1827, die zweite 1836, die dritte 1855 mit Spiegelberg zu einer politischen Gemeinde vereinigt.Nachdem zuerst vom J. 1706 an ein eigener Vicar den Gottesdienst bei der noch kleinen Fabrikgemeinde Spiegelberg versehen hatte, wurde im Jahre 1719 der erste Pfarrer ernannt. Die Bestandtheile der Pfarrei waren ursprünglich nur Spiegelberg und Jux, im Jahre 1726 kam dazu der zum Oberamte Backnang gehörige Theil von Roßstaig, im J. 1830 der zum Oberamt Weinsberg gehörige, welcher bis dahin Filial von Löwenstein gewesen war, durch Ministerialerlaß vom 10. November 1845 wurde Nassach (O. A. Marbach) von der Pfarrei Gronau getrennt und der von Spiegelberg einverleibt, sowie den 21. März 1846 Groß-Höchberg mit der Parzelle Gieshof von der Pfarrei Wüstenroth getrennt und hierher eingetheilt. Die Einwohner des Filials Dauernberg hatten schon seit vielen Jahren trotz des kirchlichen Verbandes mit Oppenweiler ihre Taufen und Leichen nach Spiegelberg gebracht, bis sie am Ende des vorigen Jahrhunderts die Erlaubniß erhielten, die dortige Kirche zu besuchen ihre Kinder dort taufen und konfirmiren, und ihre Todten dort begraben zu lassen; im J. 1858 wurde der Weiler mit der Pfarrei Spiegelberg vereinigt.
- ↑ Zum Folg.: Roller, Versuch eines Grundrisses des wirt. Polizeyrechts 1. Aufl. Bd. 2. 1801 S. 271 ff. und Röder, Geogr. Wirtembergs. 1. Abth. Neckarkreis S. 340
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