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Beschreibung des Oberamts Besigheim/Kapitel B 15

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« Kapitel B 14 Beschreibung des Oberamts Besigheim Kapitel B 16 »
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Lauffen am Neckar,
Lauffen, Stadt und Dorf, mit Landthurm und Seehaus; Gemeinde II. Kl. mit 4330 Einw.; worunter 19 Kath. – Evangelische Pfarrei; die Katholiken sind nach Thalheim, Oberamt Heilbronn, eingepfarrt.

Lauffen,[1] Sitz eines Hofcameralamts, eines Amtsnotars, eines Unteramtsarztes und einer Postexpedition, liegt 21/2 geom. Stunden von Besigheim unter dem 26° 49′, 32,86″ östlicher Länge und 49° 4′ 34,86″ nördlicher Breite (Thurm der Pfarrkirche). Die Erhebung über die Fläche des Mittelmeeres beträgt unter dem obern Thor 679,6, am Gasthof zum Hirsch 603,5 und ob dem Wehr der Neckar-Mühle 578 w. F.

Der Ort besteht aus zwei Haupttheilen, aus Stadt und Dorf, welche durch den Neckar von einander getrennt und mittelst einer steinernen Brücke in Verbindung gesetzt sind. Die Stadt nebst der Vorstadt liegt zur rechten Neckarseite auf einem schmalen, felsigen Bergrücken, welcher sich mit ziemlich starker Absenkung zwischen einer Krümmung des Flusses hinzieht und von diesem auf drei Seiten halbinselartig umfluthet wird. Das auf der linken Seite des Flusses gelegene ansehnliche Dorf ist theils in die Thalebene, theils an einem Ausläufer des Seugenbergs gebaut, auf dessen äußerster, schroff gegen den Neckar abfallenden Spitze die Pfarrkirche, das Stadt-Pfarrhaus und die Reginswindis-Kapelle liegen. Zwischen Stadt und Dorf, mit der ersteren durch eine Brücke (Schloßbrücke) verbunden, erhebt sich aus den Fluthen des Neckars ein senkrechter Muschelkalkfelsen, der einen altergrauen Thurm nebst Mantel und ein neues Gebäude, das Rathhaus, auf seiner Plattform trägt. Nur einige hundert Schritte nördlich von dem Dorf liegt, unfern des Einflusses der Zaber in den Neckar, nordwestlich an demselben, das sog. Dörflein mit dem ehemaligen Kloster, gegenwärtig Cameralamtsgebäude. Diese einzelnen Partien gruppiren sich im Einklang mit der überaus reizenden Umgegend zu einer Landschaft, mit welcher nur wenige, in dem an lieblichen und malerischen Ansichten so reichen Neckarthale, in die Schranken treten dürfen. Der Standpunkte zur Betrachtung dieser auf einen kleinen Raum zusammengedrängten Gruppe sind so viele, daß hier nur die günstigsten, wie die Brücke, der alte Kirchhof, der Gasthof zum Hirsch, die Mühlberge und der alte Thurm auf der Felseninsel angeführt werden. Der Aussicht auf dem letztgenannten Punkte entgeht zwar die malerische| Ansicht der Insel selbst, dagegen überblickt man hier einen großen Theil des reizenden Neckarthales mit dem oberhalb der größeren Brücke zu einer Breite von 500′ angeschwellten imposanten Flusse, und in nicht zu großer Ferne sind noch die Punkte: Heilbronner Warte, Michelsberg, Liebenstein u. s. w. sichtbar.

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Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß ursprünglich der felsige Bergrücken, auf welchem die Stadt steht, mit der Felseninsel, wie mit dem jenseitigen Ufer zusammenhing und das Ganze sich dem Fluß quer entgegen stellte, so daß derselbe genöthigt war, seine nordwestliche Richtung in eine südliche zu ändern und einen großen, eirunden Bogen um den Seugenberg zu beschreiben, um sich nach einem Lauf von 13/4 Stunden wieder auf einige 100 Schritte dem Punkt zu nähern, von wo aus die Ablenkung ihren Anfang nahm. Dieser Ansicht entspricht nicht nur ein in jener Richtung stark ausgeprägtes, ehemaliges Thal und Flußbett, sondern auch der Umstand, daß der Neckar während der großen Überschwemmung 1824 dieses frühere Bett wieder aufsuchte und einen Theil seiner Hochfluthen um den Seugenberg führte. Nach dem erfolgten Durchbruch des felsigen Rückens erreichte der Neckar auf eine Strecke von einigen 100′ das Niveau, zu dem er früher erst nach 13/4 stündigem Lauf gelangte; es ist daher in der Natur der Sache begründet, daß der Fluß an der Stelle seines jetzigen Durchganges einen sehr starken Fall erhielt, vielleicht auch noch, über Felsen stürzend, einen Wasserfall bildete, der jene, den Schiffern und Flößern wohlbekannte Tiefe auswühlte, welche der Wirbel genannt und von dem Volke für unergründlich gehalten wird. In früherer Zeit mag immerhin diese Tiefe beträchtlicher gewesen sein, sie wurde aber theils durch abgelagerten Schutt, theils durch das Abnehmen der vorliegenden Felsen auf natürlichem Wege – theils bei der neuesten Eindämmung des Neckars künstlich vermindert und beträgt jetzt nur noch 20–28′[2]. Diesem| starken Fall, Lauf, des Flusses verdankt der Ort ohne Zweifel seinen Namen, welcher unter ähnlichen Vorkommnissen auch andern Orten zukommt.

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Das Innere von Lauffen hat im Allgemeinen ein freundliches und gefälliges Aussehen; die meist zweistockigen Gebäude, von denen sich einzelne durch ihr alterthümliches Ansehen auszeichnen, sind von Holz, jedoch häufig mit steinernem Unterstock versehen. Die reinlich gehaltenen, steinbeschlagenen (macadamisirten) Ortsstraßen sind im Dorf mit einzelnen Ausnahmen gehörig breit und bequem, in der Stadt dagegen theilweise, namentlich die Hauptstraße, sehr enge und überdieß noch ziemlich steil ansteigend. Der Ort und die nächste Umgebung ist sehr arm an Quellen, so daß sich nur im Kloster ein laufender Brunnen| befindet und das Trinkwasser für die Stadt aus 9, für das Dorf aus 13 Pumpbrunnen gewonnen werden muß. Aus dem Felde östlich der oberen Stadt war zwar vor etwa 50 Jahren das Wasser einer Quelle in jenen Stadttheil und auf die Insel zur Speisung von Rohrbrunnen zugeleitet, welche aber wegen öfteren Wassermangels wieder in Abgang kamen. Früher noch, im Jahr 1508, bestand in der Vorstadt beim sog. Badbrunnen (Galbrunnen) eine Badstube, welche Württemberg gehörte und in Kriegszeiten abging (s. Klunzinger a. a. O. S. 40).

Die tiefer gelegenen Theile der Stadt sind den Überschwemmungen sehr ausgesetzt, welche auch an den in der Thalebene gelegenen Feldern nicht selten Schaden anrichten. Aus früheren Zeiten sind bekannt die Überschwemmungen vom Jahr 1525 (s. unten), vom 8. Jan. 1651, wo das Gesims der Brücke gegen das Dorf weggerissen wurde, den 6. August 1661, ähnlich der von 1651, vom 20. Juli 1663, von 1687, 1743, 1784, 1789 und 1817. Die Wasserhöhe in diesen Jahren wurde aber von der im October 1824 übertroffen, wo die Brücke wieder bedeutend Schaden nahm, einige Häuser fortgeschwemmt wurden und das Wasser in den Zimmern des Wirthshauses zum Ochsen stand; es war noch im Steigen und bedrohte den Ort mit noch größerem Unglück, als der Neckar Morgens 4 Uhr plötzlich den Seedamm durchbrach und sein altes Bett wieder aufsuchte, wodurch er sich mehr ausbreiten konnte. Die Überschwemmung vom 1. August 1851, die ebenfalls Schaden anrichtete, erreichte den Wasserstand von 1824 nicht.

Von den verschiedenen Theilen des Orts (s. die frühere Ansicht desselben von M. Merian, Frankfurt 1640) war die ursprüngliche Stadt, gegenwärtig der östlichste Theil des Orts, sehr klein und bildete beinahe ein regelmäßiges, längliches Viereck, dessen Langseiten oben an den steilen Abhängen des schmalen Bergrückens, auf welchem das Städtchen liegt, hinziehen. Schon durch ihre Lage von zwei Seiten natürlich fest, wurde sie durch namhafte, großentheils noch vorhandene Mauern und Befestigungen, noch unzugänglicher gemacht; besonders waren es zwei tiefe ausgemauerte Gräben mit einem dazwischen liegenden Walle, welche an der schmalen Ostseite der Stadt den Bergrücken von einem Abhange zu dem andern quer durchsetzten und die nach den Terrainverhältnissen zugänglichste Stelle, bedeutend schützten. Überdieß stand noch an dieser Seite in der Mitte der Stadtmauer ein hoher, viereckiger Thurm mit tiefem Verließ, der erst in den 1770er Jahren, als man die Landstraße durch den oberen Theil der Stadt führte, abgebrochen und durch das gegenwärtige Heilbronner Thor ersetzt wurde. Die westliche, wegen des stärkern Abhanges gegen den Neckar etwas weniger zugängliche Seite der alten Stadt war ebenfalls durch Mauern und| mittelst eines quer über den Bergrücken geführten ausgemauerten Grabens gut vertheidigt. Die Stadt hatte zwei Thore, von denen das „obere“ an der Südseite zwar noch vorhanden, jedoch nicht mehr im Gebrauch ist, dessen alter viereckiger Thurm aber gegenwärtig als bürgerliches Gefängniß dient. Das schon längst abgebrochene „untere Thor“ war ein Doppelthor und stand an der westlichen Stadtmauer bei dem Herdegen’schen Hause, an dessen Stelle nach mündlicher Überlieferung ein Asyl gestanden haben soll, wo Verfolgte und Verbrecher 24 Stunden Schutz fanden. An der Westseite der ehemals wohlbefestigten Stadt, welche schon im Jahr 1003 ein Castrum genannt wird (Wirt. Urk.-Buch I., 240), hat sich im Laufe der Zeit die Neustadt angebaut und über den Abhang gegen den Neckar und an diesem thalaufwärts ausgebreitet; auch diese sog. untere Stadt wurde in das Befestigungssystem gezogen und erhielt Mauern, Graben und zwei Thore mit festen Thürmen. Von den beiden, erst in diesem Jahrhundert abgegangenen Thoren, stand das „Mühlthor“ an der südlichen Seite der Vorstadt, das „Brückenthor“ gegen Westen am Eingang der Brücke.

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Einen Theil der Stadt bildet die alte Burg, auch das untere Schloß genannt, nebst dem aus neuerer Zeit stammenden Rathhause, auf der malerischen Felseninsel stehend, die, wie schon erwähnt, durch eine steinerne Brücke, welche ohne Zweifel an die Stelle einer ehemaligen Zugbrücke kam, mit der Vorstadt verbunden ist. Von der ehemaligen, rings ummauerten ansehnlichen Burg, die aus mehreren Gebäuden bestand, ist nur noch ein wohlerhaltener, viereckiger Thurm mit einen an seine Südseite angebauten Mantel vorhanden; ein Thorthurm, der die Schloßbrücke beherrschte und zugleich den Eingang in die Burg bildete, wurde erst im vorigen Jahrhundert abgebrochen. Jener Thurm hat eine Höhe von 80′ beziehungsweise von 103′, (wenn man den Felsen oberhalb der, an der Nordseite gelegenen, Mühle als Fundament rechnet); eine Seite beträgt 18′, im Licht 8′, somit die Mauerdicke 10′. Der rundbogige Eingang befindet sich etwa 30′ über der Erdfläche an der Westseite, wo das gegenwärtige Rathhaus anschließt, so daß man von diesem in den Thurm gelangt; eine weiterer Eingang ist auf der Nordseite, etwa 20′ über der Erdfläche angebracht und führt auf den Boden, durch den man mittelst einer viereckigen Öffnung in das noch zugängliche unterste 19′ tiefe Stockwerk des Thurmes (Verließ) gelangen kann. Von diesem Eingang führte innerhalb der Thurmmauer eine ganz schmale, steinerne Treppe aufwärts, welche die Verbindung der unteren Gelasse mit den oberen herstellt. In den oberen Stockwerken des Thurmes, auf welchem eine in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgetragene hölzerne Burgwächterswohnung stund, führt eine hölzerne Treppe,| welche gegen oben in eine, innerhalb der Mauer laufende steinerne übergeht, auf die wohlerhaltene Zinne, auf der in neuerer Zeit ein hölzernes Gerüste mit einer Glocke errichtet wurde. Der Mantel, ein schmuckloses, viereckiges Gebäude, dessen ursprüngliche platte Zinne erst später ein Ziegeldach erhielt, hat 7′ 9″ dicke Mauern, an der Ostseite desselben, 15′ über der Erdfläche, ist der nun zugemauerte Eingang angebracht, der später durch einen zu ebener Erde eingebrochenen ersetzt wurde. An dem Mantel befinden sich einige rundbogige, tief eingehende Lichtöffnungen, nach deren Construction die Erbauung des Mantels und ohne Zweifel auch die des Thurms in den Anfang des 12. Jahrhunderts gesetzt werden dürfte. An den Thurm lehnt sich das bereits erwähnte Rathhaus, ein modern aussehendes Gebäude, wahrscheinlich erst nach dem 30jährigen Krieg, in welchem die Burg sehr Noth litt, an der Stelle des „alten Hauses“ erbaut, dessen in dem württembergischen Landbuch von 1623 als Wohnung des Untervogts erwähnt wird. Der westliche Unterstock des sonst aus Holz erbauten Gebäudes, besteht aus einer alten, 5′ dicken Mauer, welche ohne Zweifel noch ein Überrest des sog. alten Hauses ist. Diese äußerst schön gelegene Wohnung war, seit Lauffen an Württemberg kam bis zur Aufhebung des Oberamts (1808), der Sitz des Vogts, nachher des Oberamtmanns und wurde mit den übrigen Gebäuden und dem Garten im Jahr 1817 von der königl. Hofdomänenkammer um 12.000 fl. an die Gemeinde verkauft, welche das Wohngebäude zum Ersatz des schon früher abgebrochenen Rathhauses (s. unten) bestimmte. Von den verschiedenen Oberbeamten geschah Vieles für die schöne Ausstattung des an ihre jeweilige Wohnung stoßenden Gartens, der unter der Pflege des letzten Oberamtmanns Greber eine besondere Celebrität erlangte und noch gegenwärtig der Felseninsel zur Zierde gereicht; ein früherer Oberamtmann Seyffer ließ 1784 die westliche Felsenseite, welche den Einsturz drohte, unterfangen, wie die unten an der Mauer angebrachte Inschrift besagt.

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Die am nördlichen Fuß der Insel stehende Mühle[3] hat sechs Mahlgänge und einen Gerbgang; auch befindet sich neben ihr eine Säg-, Öl-, Loh-, Gyps- und Walkmühle nebst Hanfreibe. Die Mühle gehörte früher dem Staat (s. württ. Landbuch von 1623), wurde aber später Eigenthum der Gemeinde, welche sie 1683 abbrechen und auf den Rost derselben eine neue bauen ließ. Zu Ende des vorigen Jahrhunderts| (1773) ging sie in Privatbesitz über, blieb aber eine Bannmühle bis auf die Gegenwart. Eine weitere, längst abgegangene Mahlmühle besaß die Stadt in der Nähe des Mühlthors.

Unter den öffentlichen und Privatgebäuden der Stadt sind außer den schon angeführten noch folgende zu nennen:

Die am östlichen Ende der Stadt gelegene Stadtkirche (Martinskirche), welche in ihrer ursprünglichen Anlage noch aus der grauen christlichen Vorzeit stammt (s. unten), im Laufe der Zeit aber so viele Veränderungen erlitt, daß derselben von ihrem früh-romanischen Baustyl außer einigen mit Fratzengesichtern verzierten Kragsteinen und Consolen im Innern der Kirche und einer rundbogigen, schön constituirten Nische an der nördlichen Außenseite nichts mehr geblieben ist; die spitzbogigen Eingänge gehören der germanischen und manches Andere einer noch jüngeren Periode an. Der Thurm, welcher an der Ostseite der ehemaligen Basilika steht und dessen unterstes Stockwerk die Stelle des Chors vertrat, ist viereckig und nur in seinem unterm Theile noch alt, indem zu Ende des vorigen Jahrhunderts wegen drohenden Einsturzes sein oberer, hoher, mit einem spitzigen Zeltdach gedeckter Theil abgetragen werden mußte. Auf den monströsen Rest des Thurms wurde dann ein achteckiges, hölzernes Thürmchen aufgesetzt, das mit dem übrigen Bau nicht im Einklang steht; die auf demselben hängende Glocke ist 1594 gegossen worden. Während des 30jährigen Kriegs ward die Kirche verödet, das Holzwerk wurde abgerissen und das schon dazu neu gezimmerte Holz wieder verbrannt. Den 19. Juni 1652 schlug der Blitz in den Thurm und beschädigte ihn so sehr, daß er ausgebessert werden mußte. Schon in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde die Kirche nur selten – und am Ende desselben nie mehr für den Gottesdienst benützt. In den Kriegszeiten der 1790er Jahre erhielt sie die Bestimmung zu einem Haber- und Heumagazin und dient noch gegenwärtig als Aufbewahrungsort für landwirthschaftliche Erzeugnisse und Geräthschaften. Die Unterhaltung der Kirche steht der Stiftungspflege zu.

Unfern der Martinskirche liegt das hofkammerliche Kastengebäude, in dem Landbuch von 1623 der „neue Bau“ genannt, ein großes, massives Gebäude mit gekuppelten Fenstern und schön construirter, steinerner Wendeltreppe, mit der vordern Seite längs der Hauptstraße, der hinteren aber an die nördliche Stadtmauer gebaut. Die über dem Eingang angebrachte Zahl 1568 gibt das Jahr an, in welchem Herzog Christoph von Württemberg den Bau anfing, in dessen unteren Räumen gegenwärtig die Stadtkelter, in den oberen der Fruchtkasten sich befindet; früher soll das Gebäude auch als Waffendepot benützt worden sein.

An der südwestlichen Ecke der alten Stadtmauer stand das obere| Schloß, gegenwärtig „Schlößle“ genannt, das einst stattlich über den Ort emporgeragt haben mag und mit dem nahe gelegenen obern Thorthurm, in dem man mittelst einer Treppe auf den Umgang der Stadtmauer durch einen jetzt zugemauerten Eingang gelangte, in enger Verbindung war. Es gehörte adeligen Familien, war aber zu Ende des 16. Jahrhunderts schon sehr baufällig und im Jahr 1623 (württ. Landbuch) mit Hof, Keller und Scheuer nicht mehr bewohnt. Von dem alten Bau steht nur noch die hohe Grundmauer, auf die im Jahr 1807 ein bürgerliches Wohngebäude errichtet wurde.

In der Vorstadt nächst der Brücke stand dem Gasthof zum Hirsch gegenüber auf dem Markt das alte Rathhaus, welches 1418 erbaut und 1788 abgebrochen wurde.[4]

Die in einer Länge von 788′ auf 11 Bögen ruhende, steinerne Brücke zwischen der Stadt und dem Dorf Lauffen, ist die längste Brücke in Württemberg und wurde innerhalb dreier Jahre erbaut, nachdem die frühere, unter Graf Ulrich von Württemberg 1473 erbaute, am St. Veitstag 1529 nach einem heftigen Regenguß eingestürzt war. Über dieselbe mußte man vor Zeiten 1 Pfennig Zoll zahlen. In Kriegszeiten wurde sie öfters hart mitgenommen; 1693 wurde behufs Vertheidigung der Alliirten gegen die eingefallenen Franzosen eines der mittleren Joche abgebrochen (s. unten) und das von jener Zeit an mit Holz versehene Stück der Brücke 1724 in eine bedeckte, hängende Brücke verwandelt, welchen mittleren hölzernen Schwibbogen erst im Jahr 1810 eine steinerne Wölbung wieder ersetzte.

Durch die Brücke abwärts zieht der im Jahr 1845 bis 1847 für die Schifffahrt mit großen Kosten neu angelegte, von der rechten auf die linke Seite des Flusses versetzte Leinpfad (s. ob. S. 118), ein Steindamm, der sich auf mehr als eine Viertelstunde erstreckt und einen bequemen Kai zum Aus- und Einladen der Schiffe, wie auch einen beliebten Spaziergang bildet.

Das sehr ansehnliche, ziemlich regelmäßig gebaute Dorf Lauffen war früher ummauert und mit einem, jedoch schmalen Graben umgeben. Noch zu Anfang dieses Jahrhunderts standen im Dorf zwei Thore, von| denen das h. Kreuzthor gegen Meimsheim im Jahr 1818 und das Kirchheimerthor im Jahr 1812 abgebrochen wurde; letzteres wurde auch Thalhoferthor genannt, weil der untere Theil des Dorfs, von diesem Thor bis zur Brücke, einst Thalhofen hieß. Im Dörflein an der Stelle, wo die Steige nach Nordheim ihren Anfang nimmt, stand das Schafthor, welches 1818 entfernt wurde.

Seit 1825 hat sich vor dem ehemaligen Kreuzthor ein neuer Theil des Dorfs gebildet der sog. Neuweiler, wo nach der Überschwemmung von 1824 den Beschädigten statt ihrer besonders im Dörflein weggeschwemmten Häuser neue, sicherere Baustätten angewiesen wurden und bis in die neueste Zeit auch sonst viel gebaut worden ist.

Von den im Dorf Lauffen vorhandenen öffentlichen Gebäuden sind zu nennen:

Die Pfarrkirche zur heil. Reginswindis, welcher zu Ehren bereits im J. 1227 eine Kirche gestiftet wurde, liegt der Felseninsel gegenüber auf einem felsigen Vorsprung, der gegen den Neckar senkrecht abfällt und an dieser Stelle von einer 45′ hohen Mauer mit starken, halbrunden Strebepfeilern unterfangen wurde, um, wie es scheint, den Felsen vor dem Einsturz und der Verwitterung zu schützen. Diese, theilweise aus Buckelsteinen aufgeführte Mauer trägt an einzelnen Quadern Steinmetzenzeichen, welche, wie die Buckelsteine selbst, ihr hohes Alter bekunden. Um die Kirche lag ein befestigter Kirchhof, der mit sehr starken, zum großen Theil noch vorhandenen Mauern umgeben und an seiner natürlich zugänglichen (westlichen) Seite überdieß noch mit einem tiefen Graben vertheidigt war; letzterer ist gegenwärtig überwölbt und bildet eine viel benutzte Durchfahrt. Rebstock sagt in seiner Beschreibung von Württemberg, Stutt. 1699, S. 220: „der gantze Kirch-Hof war wöhrhafft, worauff in die 20 Haushaltungen, gleichsam als ein Städtlein mit Mauren und Thoren beschlossen.“ Derselbe erwähnt auch, daß hinter der Kirche eine große, mit steinernen Säulen unterstützte Linde gestanden habe. Die 160′ lange und 70′ breite Kirche nebst dem 168′ hohen Thurme, ist eine besondere Zierde des Orts und trägt wegen ihrer imposanten Lage und ihres stattlichen Aussehens viel zu der malerischen Ansicht von Lauffen bei; sie ist ursprünglich im germanischen Style erbaut, mit erhöhtem Mittelschiff, an welches sich die niedrigeren Seitenschiffe mit Pultdächern anschlossen, erbaut. Am 4. Sept. 1564 schlug der Blitz in die Kirche und zündete, wobei der Dachstuhl, der Einbau sammt Gestühl, Orgel, Uhr, Glocken etc. verbrannten. Auf einer Tafel in der Sacristei ist diese Begebenheit in Versen niedergeschrieben.

| Bei dem Wiederaufbau der Kirche wurden die Seitenschiffe in gleicher Höhe mit dem Mittelschiff aufgeführt und die Fenster größtentheils in den spät-germanischen Styl geändert, wodurch zwar mehr Raum und Licht gewonnen wurde, dagegen an Schönheit und Harmonie Vieles verloren ging. An der westlichen Giebelseite des Langhauses befindet sich noch der ursprüngliche, hohe spitzbogige Eingang mit reicher Gliederung, während die Fenster in rundbogige, in den Bogentheilen gefüllte umgewandelt wurden; oben in dem Giebelfelde sind zwei gekuppelte, geradlinige Fenster und über jedem derselben die Jahrszahl 1567 angebracht, welche die Zeit des Wiederaufbaus oder vielmehr der Restauration bezeichnet. An derselben Seite befindet sich auch eine schön construirte Sonnenuhr mit der Jahreszahl 1506, über einer spitzbogigen Nebenthüre steht 1609. Die Langseiten des Schiffs haben ziemlich breite, gedrückt spitzbogige Fenster mit Bogenfüllungen, welche, wie die Form der Fenster selbst, den spät-germanischen Baustyl bezeichnen; die sehr spitzen Eingänge dagegen sind noch von der ursprünglichen Kirche erhalten, aber ihrer Füllungen leider beraubt worden. An der Südseite der Kirche sind noch folgende Denkmale der Vorzeit vorhanden: 1) eine sehr alte, in die Quadersteine eingehauene Sonnenuhr, 2) neben einem Eingang die Inschrift „Anno dom. 1415 obiit Conrad Bering. Irmengard uxor sua dns. Johannes filius eorum.“ 3) Der sog. Ölberg, die Gefangennehmung Christi in Stein ausgeführt, welche trotz ihrer bedauernswürdigen Verstümmelung doch noch den gewandten Meister bekundet; dieses Steinbild befindet sich in einer Wandnische mit schön construirtem Netzgewölbe, auf dessen Schlußstein eine Jungfrau mit fliegenden Haaren, ein Messer in der Rechten haltend, abgebildet ist.[5] 4) An einem Strebepfeiler steht die räthselhafte, unvollendete Inschrift: „Anno dom. 1529 Jar do der Neker so gos was und Du“; ohne Zweifel auf den hohen Wasserstand, der in dem angegebenen Jahr auch die Brücke zerstörte, sich beziehend (s. oben). Der fünfseitig schließende Chor mit einfachen Strebepfeilern und schmalen, im rein germanischen Styl gehaltenen Spitzbogenfenstern stammt noch von der früheren Kirche und ist in seiner ursprünglichen architektonischen Reinheit erhalten worden. Auf dem Gewölbe zwischen Mittelschiff und Chor erhebt sich der massive, viereckige Thurm, an dessen oberstem Stockwerke (Glockenhaus) theils veränderte, theils rein erhaltene germanische Fenster vorhanden sind; zwei besonders schöne Fenster, welche früher, ehe die Seitenschiffe| erhöht wurden, zu beiden Seiten des Thurms in das Freie gingen, befinden sich nun innerhalb der Kirche. Der Thurm trägt ein mit Schiefer gedecktes modernes Bohlendach, aus dem ein durchsichtiges, ebenfalls mit einem Bohlendach versehenes Thürmchen (Laterne) emporwächst. Von den Glocken wurde die größte 1567, die mittlere 1578 und die kleinste 1566 gegossen.

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Das Innere der dreischiffigen Kirche ist geräumig und hell, übrigens, wie das Äußere, in Folge des Wiederaufbaues oder vielmehr der Restauration bedeutend verändert; die spitzbogigen Arcaden zwischen den Schiffen werden von 12 schmucklosen Pfeilern getragen, von denen nur die 2 östlichsten rund, die übrigen aber achteckig sind. Oben an den spitzbogigen Arkaden und an den Wänden sind noch Reste von Consolen und Gewölbegurten vorhanden, von denen einst die Kreuzgewölbe für die drei Schiffe ausgingen, welche bei dem Wiederaufbau in flache Decken verwandelt wurden. Von dem Langhaus führt ein spitzbogiger Triumphbogen in den Raum zwischen Chor und Schiff, über dem sich der Thurm erhebt, an dessen beiden Seiten, am Ende der Nebenschiffe, zwei Baldachine sich anschließen; beide haben schön construirte Kreuzgewölbe mit je einem Schlußstein, von dem der eine eine Rosette, der andere einen ausnehmend schön gearbeiteten, mit reichem Laubwerk umschlungenen Kopf darstellt. Von diesem Raum führt ein zweiter spitzbogiger Triumphbogen in das etwas erhöht gelegene Chor, welches in dem reinsten Verhältnisse des früh-germanischen Styls gehalten ist und eine besondere Zierde der Kirche bildet. Das zusammengesetzte Kreuzgewölbe desselben hat drei Schlußsteine, von denen zwei mit Rosetten und der dritte mit einem von Laubwerk umschlungenen Fratzengesicht verziert sind. Die Fenster waren mit Glasgemälden geziert und Wände und Decke nicht nur des Chors, sondern auch der Kirche bemalt; die Glasgemälde sind bis auf einige unbedeutende Reste verschwunden und die Wandmalereien durch eine der ganzen Kirche zu Theil gewordene weiße Tünchung zugedeckt worden. An den Wänden des Chors befindet sich ein in früh-germanischem Styl gehaltenes Sacramenthäuschen und außer diesem eine rundbogige Wandnische, deren Frontispice mit Krappen verziert ist. Hinter dem einfachen, sehr alten Altar steht an der östlichen Chorwand ein steinerner, mit Stabwerk verzierter Schrank, in welchem ehemals die irdischen Reste der h. Reginswindis in silbernem Sarge aufbewahrt wurden;[6] an den äußeren Seitenwänden des| Schranks sind noch Spuren von zwei gemalten Figuren sichtbar und auf der nun verschwundenen Thüre stand folgende, von dem Kaplan Michel Epp verfaßte Inschrift:

En cubat insigni celebris virguncula tumba
Regiswindis in hac martyr et eximia.
Quam fera primaevo nutrix in flore juventae
Insontem oppressit acta furore gravi.
Urna per aeternurn summo dilecta Tonanti
Ossa verenda tenet, spiritus astra colit.

Die Sacristei hat sehr schmale, hohe Fenster, welche sich dem Übergang von dem romanischen in den germanischen Baustyl nähern; ihre Decke besteht aus einem doppelten Kreuzgewölbe, dessen Schlußsteine Rosetten darstellen.

Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege.

Etwa 10 Schritte südlich von der Kirche steht die Reginswindis-Kapelle, ein einfaches, massives Gebäude (siehe nebenstehendes Bild), das ursprünglich ein Viereck bildete, dessen Seiten je 17′ 5″ lang waren; über dem Bau erhebt sich ein aus Quadern schön construirtes, achtseitiges Zeltdach mit einem einfachen steinernen Kreuz auf der Spitze. Chorbogen und Fenster sind einfach spitz. Das Gebäude trägt das entschiedene Gepräge frühen germanischen Styles. Das fünfseitige, kappenförmig gewölbte Chor, das an die Ostseite sichtlich angebaut ist, mag 100–150 Jahre jünger sein. Das Innere der Kapelle ist verödet und mußte bis zum Jahr 1826 den profansten Zwecken dienen; einzelne unbedeutende Reste von Wandmalereien zeugen noch von der ehemaligen Ausstattung und eine möglichst einfache steinerne Bank nimmt die ganze Breite der Westseite ein. In neuester Zeit wurde ein verstümmeltes, vom Ölberg an der Kirche herrührendes Christusbild, in Übereinstimmung mit der herabgekommenen Kapelle, in der Mitte derselben aufgestellt. Von der ursprünglichen Kapelle führt ein spitzbogiger Triumphbogen, welcher ohne Zweifel an der Stelle eines ehemaligen Fensters eingebrochen wurde, in das Chor, dessen schön aus Backstein ausgeführtes Netzgewölbe täglich den Einsturz droht. Die Gewölbegurten gehen von Consolen aus, welche mit Köpfen und Laubwerk verziert sind. Unter der Kapelle befindet sich eine von Außen (von Westen her) zugängliche Krypta, worin gegenwärtig eine Menge menschlicher Gebeine aufgeschichtet liegen, welche vermuthlich auf dem früheren um die Kirche gelegenen Begräbnißplatz|

Kapelle der heil. Reginswindis zu Lauffen.


ausgegraben und hier aufbewahrt wurden. Nach der Bauweise fällt die Erbauung der Kapelle in das 13. Jahrhundert und ohne Zweifel in dieselbe Periode der ursprünglichen Kirche (1227), um so mehr, als der Baustyl der Kapelle, wie die an ihr angebrachten Steinmetzzeichen, mit den von der früheren Kirche noch erhaltenen Theilen übereinstimmen.

Ihr ursprünglicher Zweck mag der einer Taufkapelle gewesen sein, in welcher man, nach der früher üblichen Sitte, die Säuglinge, ehe sie in die eigentliche Kirche getragen wurden, einsegnete. Von der zunächst stehenden Reginswindis-Kirche, zu der sie gleichsam gehörte, wird sie ohne Zweifel den Namen Reginswindis-Kapelle erhalten haben.

Auf der nördlichen Seite der Kirche steht das Grabmal der heil. Reginswindis, ein 4′ 8″ langer und 3′ 6″ hoher steinerner Sarkophag| mit einem Satteldeckel, dessen Giebelseiten, die eine ein griechisches Kreuz, die andere eine unsicher ausgeführte Lilie, enthalten. Auf dem Satteldeckel steht folgende Inschrift:

Anno dm. m. ducentesimo vicesimo septimo fuit canonisata et translata virgo et martir sancta Regiswindis et fundata ecclesia.

Nach den Schriftzügen stammt die Inschrift aus dem Ende des 15. oder dem Anfang des 16. Jahrhunderts, wogegen nach den spitzbogigen, germanischen Elementen, welche sich an dem Monument geltend machen, dieses in eine Periode mit der Erbauung der Kirche zu setzen sein dürfte, so daß die Vermuthung, die Inschrift möchte erst später eingemeiselt worden sein, nicht ferne liegt.

| Beide Denkmale, Kapelle und Sarkophag, sind Eigenthum der Gemeinde.

Der 21/2 Morgen große Begräbnißplatz, der gegenwärtig um 5/4 M. vergrößert wird, ist schon längst außerhalb des Dorfs an der Landstraße nach Kirchheim angelegt; die Unterhaltung desselben liegt der Stiftungspflege ob.

In geringer Entfernung nördlich von der Kirche ist, mit reizender Aussicht in das Neckarthal, frei und angenehm das gut erhaltene Stadtpfarrhaus gelegen, welches, wie auch das südwestlich der Kirche gelegene Diakonathaus, Eigenthum der K. Hofdomänenkammer ist. Neben dem Diakonathaus steht die der Gemeinde gehörige lateinische Schule, zugleich Wohnung des Präceptors. Zur Wohnung für den deutschen Schulmeister wurde im Jahr 1824 das in der langen Gasse stehende Nellmann’sche Haus, ein massives schönes Gebäude, auf Kosten der Gemeinde um 5000 fl. erkauft und neben demselben ein neues Schulhaus mit einem Gemeindeaufwand von 4000 fl. erbaut, zu dem aber, als der Raum des Schulhauses für die zunehmende Kinderzahl nicht mehr hinreichte, die Gemeinde im Jahr 1841 ein weiteres Schulzimmer mit einem Aufwand von 3000 fl. anbauen ließ.

Gemeinde Backhäuser sind in dem Dorf wie in der Stadt vorhanden. Außer der schon erwähnten Kelter in der Stadt besteht auch im Dorf nächst dem Wirthshaus zur Sonne eine geräumige Kelter mit größeren und kleineren Bäumen.

Das ehemalige Kloster liegt mit dem sog. Dörflein jenseits der Zaber am Fuße eines mit Reben bepflanzten südlichen Bergabhanges. Von den eigentlichen Klostergebäuden steht nur noch ein Theil des mit germanischen Fenstern versehenen Kreuzganges mit dem Refektorium, und über diesem einige baufällige, nicht bewohnbare Zellen.

Die Klosterkirche[7] wurde im Jahr 1807/8 bis auf den untern Theil der Südseite abgebrochen, der noch als letzter Rest von ihr übrig ist; an ihm befinden sich einige germanisch gefüllte Fenster, welche an die frühere Schönheit der Kirche lebhaft erinnern. Die frühere Klosterhofmeisterei, ein sehr angenehm gelegenes, gut erhaltenes Gebäude, ist dem Hofcameralverwalter zur Wohnung eingeräumt; außerdem sind noch| mehrere ansehnliche Gebäude vorhanden, welche theils von dem Beständer eines namhaften Theils des Hofkammerguts (ehemal. Klosterguts), theils als herrschaftliche Ökonomiegebäude, Fruchtkästen etc. benützt werden. Dieser namhafte Gebäudecomplex wird nebst dem Hofraum und dem schön angelegten Garten von der ehemaligen Klostermauer umschlossen; nördlich desselben lehnt sich ein ebenfalls mit einer Mauer umfriedigter 11/2 Morgen großer Weinberg an, der, wie auch der Garten von dem jeweiligen Hofcameralverwalter pachtweise benützt wird. Die frühere Klostermühle stand oberhalb der gegenwärtigen Öl und Sägmühle an der Zaber in den sog. Mühlgärten und ging schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts ab.

Als Bevölkerung der Gesammtgemeinde ergab die Zählung am 3. Dez. 1849 4258 angehörige Einwohner, nämlich 2111 männliche und 2147 weibliche.

Im Jahr 1846 war deren Zahl 4166 (2044 männliche, 2122 weibliche), die mit Ausnahme von 9 Katholiken, sämmtlich der evangelischen Confession angehörten.

Bei der Aufnahme des Jahrs 1832 zählte man 3843 Angehörige (1852 männliche, 1991 weibliche).

Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1846: 4184 (2190 männl., 1994 weibl.); am 1. Nov. 1832 war dieselbe 3513, wobei von den Angehörigen 480 abwesend, dagegen 150 Fremde anwesend waren.

Im Jahr 1846 zählte man hier Verehelichte 1240; Wittwer 66; Wittwen 126; Geschiedene 8; Unverehelichte 2726.

Die Familienzahl war 1846: 832; 1849: 823, und es kamen auf 1 Familie 5,0 und 5,2 Angehörige; auf 1 Ehepaar 6,7 derselben.

Von den Angehörigen des Jahrs 1846 standen in dem Alter von 1 bis 14 Jahren 1369 (685 Knaben, 684 Mädchen) und Übersechzigjährige waren vorhanden 367 (143 männl., 164 weibl.). Es standen sonach unter 1000 Angehörigen 329 im Kindesalter, während nur 74 dem höheren Alter über 60 Jahren angehörten. Für die älteren Leute berechnet sich dieses Verhältniß für das ganze Land zu 75,7; für das Oberamt zu 74,7.

Die Zahl der jährlich hier Geborenen beträgt nach dem 10jährigen Durchschnitt von 1836–46 162,0, worunter 16,6 uneheliche sind; es fallen hienach auf 1000 Einwohner 39,6 Geburten (1 Geburt auf 25,2) und von 100 Gebornen waren 10,3 unehelich, oder die unehelichen verhalten sich zu den ehelichen Geburten wie 1:8,8.

In demselben Zeitraum sind jährlich gestorben 116,5 (57,0 männl., 59,5 weibl.), wonach auf 1000 Einwohner 28,5 Gestorbene| (1 Todesfall auf 35 Lebende) kommen, und zwar auf 1000 männl. Einwohner 28,5, auf 1000 weibl. ebenfalls 28,5 Gestorbene.

Auf 100 Gestorbene treffen 139 Geborene, und der natürliche Zuwachs zur Bevölkerung betrug in dem erwähnten Zeitraum 455 Seelen (264 männliche, 191 weibliche); der wirkliche Zuwachs aber 135 (84 männl., 51 weibl.) d. i. jährlich 0,33 Prozent.

Ausgezeichnete Lauffener sind: Philipp Heilbronner, geboren den 30. Juni 1546, Sohn des Pfarrers. In Tübingen in der Theologie gebildet, wurde er, nachdem er zu Lustnau und darauf in Bernhausen Pfarrer gewesen war, im Jahr 1574 von dem Pfalzgrafen Philipp Ludwig als Professor und Prediger nach Lauingen berufen, wo er, im Jahr 1602 zum Scholarchen und Oberinspektor der Schulen im Lauingischen ernannt, den 17. April 1616 verschied. Er war ein fleißiger theologischer Schriftsteller, auch ein eifriger Polemiker, der mit den Jesuiten im benachbarten Dillingen manche Lanze brach.

Johann Martin Rebstock, geboren im J. 1647, studirte in Tübingen Theologie, wurde Pfarrer zu Ennabeuren, Mönsheim, zuletzt 1705 zu Zell unter Aichelberg und starb im J. 1725. Bekannt ist er durch seine „kurze Beschreibung des Herzogthums Wirtemberg. Stuttgart 1699. 12″, welche für die geschichtliche Topographie immerhin noch einiges Brauchbare enthält.

Johann Christian Friedrich Hölderlin, geboren den 29. März 1770, Sohn des hiesigen Klosterhofmeisters. In Folge des frühen Todes seines Vaters kam er als Kind nach Nürtingen, durchlief später die Seminarien und studirte in Tübingen Theologie. Früh entwickelte sich seine große Dichtergabe, welche sich in seinen lyrischen Gedichten und in seinem Hyperion kund that und ihn in die Reihe der ausgezeichnetsten Dichter seiner Zeit stellte. Im J. 1804 wurde er Bibliothekar des Landgrafen von Homburg, aber bereits ein paar Jahre zuvor hatte ihn eine Gemüthskrankheit ergriffen, welche sich in kurzer Zeit zum bleibenden Irrsinn steigerte. Er wurde deshalb im J. 1806 in’s Tübinger Clinikum gebracht; hier aber bald als unheilbar entlassen lebte er fortan bei einer Tübinger Tischlerfamilie in ziemlich ungeändertem Zustande bis zu seinem Tode den 7. Juni 1843.

Aus neuerer Zeit verdient als Merkwürdigkeit hervorgehoben zu werden, daß zwei Chefs des Württembergischen Finanzministeriums hier von bürgerlichen Eltern geboren wurden, der am 20. Sept. 1832 gestorbene Staatsrath Christoph Ludwig v. Herzog den 12. Nov. 1788, und der noch lebende Staatsminister Joh. Christoph v. Herdegen den 20. März 1787, von welchen der erste im Jahr 1832, der zweite| in den Jahren 1832 bis 1844 und 1849 bis 1850[8] die hohe Stelle einnahm, welche ein dritter Angehöriger des O.A.-Bezirks, etc. v. Gärttner (s. Bietigheim) von 1844 bis 1848 bekleidete.

Die Einwohner, welche sich im Allgemeinen durch Einfachheit in der Lebensweise, Sparsamkeit, Fleiß und Betriebsamkeit rühmlich auszeichnen, sind meist untersetzter Statur, übrigens von guter Gesundheit. Ihre Vermögensumstände sind geregelt und gehören zu den mittelmäßigen. Die Haupterwerbsmittel bestehen in Ackerbau, Weinbau und Viehzucht; auch fehlt es den Unbegüterten nicht an Gelegenheit durch Taglohnarbeiten ihr Fortkommen zu sichern.

Die vom Neckar durchschnittene Ortsmarkung (s. Tabelle II.), die größte im Oberamtsbezirk, hat, mit Ausnahme der steilen Gehänge gegen den Neckar und die Zaber, wie des Abhanges gegen das ehemalige Neckarbett, eine ziemlich ebene, flach-wellige Lage und einen im Durchschnitt sehr ergiebigen Boden, welcher meist aus einem tiefgründigen Diluviallehm besteht, der an einzelnen Stellen, wo die Sandsteine der Lettenkohlengruppe einen Einfluß auf ihn äußern, sandig wird; auch in den Thahlebenen, welche den Überschwemmungen ausgesetzt sind, kommt zuweilen ein sandiger Boden vor, der nicht selten mit Geröllen und Schutt gemengt ist. Die Abhänge bestehen aus Muschelkalk, dessen Verwitterung hier einen für den Weinbau äußerst günstigen kalkhaltigen Boden liefert.

Das Klima ist überaus mild, die Luft rein und trocken; Gewitter sind häufig, aber selten schädlich und gehen schneller vorüber als früher, was nach sicheren Beobachtungen mit der im Jahr 1820 ausgeführten Trockenlegung des Sees zusammenhängt. Der letzte Hagelschlag fand 1812 statt. Die Ernte beginnt um 10–12 Tage früher, als in anderen Orten des Bezirks und am frühesten im ganzen Unterlande.

Unter diesen äußerst günstigen natürlichen Verhältnissen, verbunden mit dem Fleiß und der Umsicht der Einwohner, hat sich die Landwirthschaft auf eine blühende Stufe geschwungen; zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen haben beinahe allgemein Eingang gefunden, und zur Besserung des Bodens werden, außer dem gewöhnlichen| Stalldünger, die Jauche, der Pferch und zuweilen Gyps angewendet. Im üblichen Dreifeldersystem, mit zu 3/4 angeblümter Brache, baut man die gewöhnlichen Getreidearten, so wie Kartoffeln (die hier von der Kartoffelkrankheit in den letzten Jahren viel weniger als anderwärts betroffen wurden), Angersen, Futterkräuter, Welschkorn, sehr viel Mohn, auch Hanf, welch letzterer sich durch Feinheit und Güte auszeichnet und sehr gesucht ist; Flachs und Reps wird nur wenig gebaut. Auf den Morgen rechnet man Aussaat 7 Sri. Dinkel, 21/2 Sri. Haber, 2 Sri. Roggen, 3 Sri. Gerste, 11/2–2 Sri. Weizen und 4 Sri. Einkorn; der durchschnittliche Ertrag wird per Morgen angegeben zu: 8–10–13 Scheff. Dinkel, 6–7 Scheff. Haber, 4 Scheff. Roggen, 5 Scheff. Gerste, 5–6 Scheff. Weizen und 6–7 Scheff. Einkorn. Der niederste Preis eines Morgens Acker beträgt 120 fl., der mittlere 250 fl. und der höchste 600 fl. Von den Produkten wird besonders viel Dinkel an Bäcker nach Stuttgart und Ludwigsburg, auch werden Kartoffeln in Menge nach Außen abgesetzt. Der Gartenbau wird sehr gepflegt; vorzugsweise sind es Frühgemüse, welche vortrefflich gedeihen und häufig, besonders nach Heilbronn abgesetzt werden.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, von denen 1/4 bewässert werden kann, sind ergiebig und ertragen im Durchschnitt 25 Ctr. Heu und 10–12 Ctr. Öhmd. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich von 200–500 fl.

Der Weinbau wird in großer Ausdehnung, besonders an den mehr oder weniger steilen Abhängen getrieben; von den eben gelegenen Weingärten sind neuerer Zeit viele ausgereutet worden. Die Reben werden 4′ weit von einander gepflanzt, so daß etwa 2400 Stöcke auf einen Morgen zu stehen kommen; über den Winter pflegt man die Reben zu beziehen (zu trechen); die vorherrschenden Sorten sind: in den Bergen Trollinger und Elblinge, in geringeren Lagen Elblinge und Sylvaner; der Klevnerbau hat zugenommen. Zu den besten Lagen zählt man auf der Dorfsmarkung Lauer und Brege, auf der Stadtmarkung Mauerkonsten, Neckarhälden und Schidt. Der Wein, welcher sich vorzüglich auf das Lager eignet, ist meistens roth und wurde in den Jahren 1846 um 45–70 fl. 1847 um 25–33 fl., 1848 um 25–33 fl., 1849 um 9–33 fl. und 1850 um 10–20 fl. per Eimer verkauft. Der höchste Ertrag eines Morgens ist 6–8 Eimer und die Preise für den Morgen sind 200–1000 fl. Der Lauffener Wein, welcher seinen Absatz hauptsächlich in den Schwarzwald und in das Oberland findet, war schon in alten Zeiten durch seine Güte berühmt; in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehörte der hiesige Muskateller zu den besten Weinen im Lande (s. Württ. Jahrb. 1841 S. 349). Die Obstzucht ist ziemlich| ausgedehnt und beschäftigt sich nicht nur mit den gewöhnlichen Kern-und Steinobstsorten, sondern auch mit Tafelobst, namentlich Aprikosen, welche sehr gut gedeihen. Das Obst wird theils zum Mosten, weniger zum Brennen und Dörren verwendet, theils an Händler verkauft; zur Nachzucht junger Stämme sind 10 Privatbaumschulen vorhanden.

Die Stadt Lauffen besitzt 530 Morgen Laubwaldungen, welche 31/2 Stunden östlich vom Ort entfernt als abgesonderte Markungs-Parcelle, von der Markung des Orts Unterheinrieth, O.A. Weinsberg umschlossen, gelegen sind. Der Holzertrag bei 25jährigem Umtrieb jährlich 70 Klafter und 7000 St. Wellen, wird im Aufstreich verkauft und der Erlös, welcher mit Einschluß von 3–400 fl. aus Eichenrinde, etwa 12–1500 fl. beträgt, fließt in die Gemeindekasse. Das Dorf Lauffen ist im Besitz eines südlich vom Ort gelegenen 551/2 Morgen großen Forchenwaldes und eines Laubwaldes, im Kayh genannt, von 1801/2 Morgen, welche einen steilen Abhang um den ehemaligen See bilden und in neuerer Zeit sehr in Aufnahme gebracht wurden, so daß der Wald gegenwärtig bei 20jährigem Umtrieb jahrlich 5–600 fl. einträgt. Erlen, Weiden und Pappeln werden am Neckar, an der Zaber und auf öden Plätzen häufig gepflanzt.

Von eigentlichen Weiden ist nur eine ganz unbedeutende Fläche, an den Forchenwald grenzend, vorhanden, welche nebst der Brach- und Stoppelweide auf der Dorfmarkung an einen Pachtschäfer verpachtet wird und der Gemeinde gegen 800 fl. einträgt; die Schäferei auf der Stadtmarkung, welche blos Brach- und Stoppelweide hat, wird besonders verpachtet und erträgt der Gemeinde etwa 150 fl. Neben den gedachten Pachtgeldern beziehen die Gemeindekassen noch einen ziemlichen Erlös für die Pferchnutzung. Zur Dorfschäferei gehört ein innerhalb des vormaligen Schafthors am Fuße der nach Nordheim führenden Steige stehendes Schafhaus; das zur Stadtschäferei gehörige Gebäude ist außerhalb des obern Thors an der Straße nach Heilbronn gelegen.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die Züchtung von Pferden von keinem Belang, dagegen die Rindviehzucht sehr bedeutend und wohl die beste im ganzen Bezirk; eine gute Landrace wird durch 6 tüchtige Farren unterhalten und verbessert. Die Farrenhaltung hat die Gemeinde an Privaten verdungen und zwar 2 Farren in der Stadt gegen jährlich 100 fl. und die Nutznießung aus 4 Morgen Gütern, und 4 Farren im Dorf gegen jährlich 210 fl. und die Nutznießung aus 7 Morgen Gütern. Der Handel mit Vieh, namentlich auch mit gemästetem, ist sehr namhaft. Die Schafzucht ist nicht im Zunehmen, die beiden Pachtschäfer halten etwa 1000 Landschafe, die auch im Ort überwintert werden. Der Absatz der Wolle geschieht meist nach Heilbronn. Die Zucht der Schweine| wird so stark betrieben, daß ziemlich viele Ferkel nach Außen verkauft werden können; gegen jährliche 70 fl. aus der Gemeindekasse werden 2 Eber von Privaten gehalten. Die Ziegenzucht, welche meist von Unbemittelten der Milch wegen betrieben wird, ist nicht unbedeutend; auch zieht man viel Geflügel, namentlich Gänse, welche häufig nach Heilbronn verkauft werden. Von weniger Bedeutung ist die Bienenhaltung.

Die Fischerei im Neckar bildet eine besondere Erwerbsquelle und wird von mehreren Fischern betrieben, welche für die Fischwasser einen jährlichen Pacht von 53 fl. an das Hofcameralamt bezahlen. Die vorkommenden Fische sind außer den gewöhnlichen Weißfischen und Barben auch Aale und Karpfen; sie werden meist an die benachbarten Judengemeinden und nach Schwaigern abgesetzt, wo Eppinger Juden sie den Fischern zum weitern Vertrieb abkaufen.

Gewerbe und Handel sind in Vergleichung mit dem landwirthschaftlichen Betrieb nicht bedeutend. Abgesehen von den schon gedachten, auch von auswärtigen Kunden besuchten Mühlen, dienen die beschränkten Fabrikationsanstalten und die Handwerker, welche großentheils zugleich Feldbau treiben, meist nur dem örtlichen Bedarf; von den Handwerkern arbeiten besonders die Schuhmacher für benachbarte Märkte. Im Einzelnen zählt die jüngst aufgenommene Gewerbeliste in der Gemeinde:

Meister. Gehilfen.       Meister. Gehilfen.
Bäcker 13 2 Korbmacher 2
Konditor 1 Maurer 10 1
Metzger 12 3 Steinhauer 13 2
Seifensieder 2 Pflästerer 1
Gerber 4 2 Kaminfeger 1 2
Schuhmacher 49 17 Hafner 1 1
Seckler etc. 6 Glaser 4 1
Sattler 2 Schmiede 4 5
Seiler 2 Schlosser 9 8
Schneider 17 3 Kupferschmiede 2
Putzmacher 1 Flaschner 3
Hutmacher 2 Barbierer 1 1
Färber 1 1 Fischer 5
Zimmerleute 8 Buchbinder 1 1
Schreiner 8 1 Korn- und Holzmesser 1
Wagner 7 1 Ipser 1 1
Küfer und Kübler 10 6 Frachtfuhrleute und
Dreher 4      Lohnkutscher 11
Kammmacher 1 Musikanten 1
| Sodann an Fabrikationsanstalten:
Baumwollen-Gewebe: 2 Stühle mit 2 Arbeitern.
Leinen-Gewebe: 27 Stühle mit 27 Arbeitern.
Wollen- und Halbwollen-Gewebe: 5 Stühle mit 5 Arbeitern.
Strumpfweberei: 1 Stuhl mit 1 Arbeiter.
Bleich-Anstalt: 1 mit 1 Arbeiter.
Mühlwerke.
a) Wassermühle: 1 mit 6 Mahlgängen und 5 Arbeitern.
b) Ölmühlen: 3 mit 3 Arbeitern.
c) Lohmühle: 1 mit 1 Arbeiter.
d) Sägmühlen: 2 mit 3 Arbeitern.
e) Andere Mühlwerke: 2 mit 2 Arbeitern, zu Gyps- und Hanfbereitung.
Pottaschen-Siedereien: 4 mit 4 Arbeitern.
Ziegelei: 1 mit 2 Arbeitern.
Bierbrauerei: 1 mit 1 Arbeiter.
Branntweinbrennereien: 7 mit 7 Arbeitern.

Ferner befinden sich im Ort: 8 Schildwirthschaften, 3 Speisewirthe und 1 Gastwirth. Mit Krämerei und Handel beschäftigen sich 6 Kaufleute nebst 10 Gehülfen, 1 Krämer, 1 Getreidehändler und 2 Holzhändler.

Übrigens befindet sich in dem Ort auch eine Apotheke und neben dem Unteramtsarzt noch ein praktischer Arzt.

Von den berechtigten vier Jahrmärkten werden zwei in der Stadt, nämlich den 29. September ein Krämermarkt und den 21. Dezember ein Flachs- und Krämermarkt – und im Dorf den 13. April und 12. Juli ein Holz-, Vieh- und Krämermarkt abgehalten.

Zur Vermittelung des Verkehrs dienen nicht nur die hier durchführende Stuttgart–Heilbronner Landstraße und die Eisenbahn, so wie die Schiff- und Floßstraße des Neckars, sondern es gehen auch Vicinalstraßen nach Ilsfeld, Brackenheim, Nordheim etc., überdieß bestehen noch ordinäre Frachtfuhren nach Stuttgart und Karlsruhe und Botengänge nach Besigheim und Heilbronn.

Das Nähere über die Schifffahrts- und Floß-Anstalten siehe im Zusammenhang unter Besigheim.

Der Eisenbahnhof, auf welchem sich nun auch die Postexpedition befindet, liegt in einiger Entfernung westlich von dem Dorfe.

Die Eisenbahn, welche unterhalb des Bahnhofs zwischen dem Dorf und Kloster über die Zaber setzt, betritt oberhalb desselben die Markung an dem die Fläche des vormaligen See’s südlich umgebenden Bergabhang, aus dem schon berührten Tunnel (s. Kirchheim) mündend. Dieser Stollen oder Tunnel zwischen Kirchheim und Lauffen ist von der Thalebene bei Kirchheim durch die Enge des Bergrückens gegen das Seefeld bei Lauffen auf eine Länge von 2038,6 Fuß mit einem Gefälle von 1/2 Prozent durchgetrieben, und vom 1. April 1846 bis 29. Decbr. 1847| erbaut worden. Die mittlere Höhe von der Tunnelsohle auf den Bergrücken bei der Landstraße nach Heilbronn beträgt 230′. Auf der ganzen Länge des Tunnels war der Muschelkalk durch Pulversprengung und Brechwerkzeuge zu bewältigen, und es wurden mit diesen Mitteln 8000 Schacht-Ruthen Kalkgestein allein aus beiden Mündungen gefördert, weil schon wegen der beträchtlichen Tiefe ein Schachtbetrieb bei dem Ausbruch des Tunnels unzulässig war. Die Wölbung des Felsentunnels wurde vor dem Bau beschlossen; alsbald erschien aber auch die Ausmauerung der Widerlager deßhalb unerläßlich, weil die kluftigen und tonigen Kalksteinfelsen nicht überall auf die Dauer den äußeren Einwirkungen widerstehen können. Das Tunnelgewölbe bildet ein Segment von 10′ Rad. und 4′ Höhe, dessen Axe 16′ ist. Die Gewölbdicke beträgt 2′, der Tunnel ist mit Sandsteinen aus der Umgegend, genau nach dem Fugenschnitt ausgemauert. Auch die Widerlager formiren flache Segmente, einen Fuß dick ausgemauert bis unter die Kämpfer. Dieses Gemäuer schützt die Felsenwand gegen atmosphärische Einflüsse und erhält ihre Tragkraft in ungestörter Ruhe. Die Breite des Tunnels, von einem Widerlager zum andern, beträgt für die einspurige Bahn 16′, seine Höhe von der Schiene bis um Schlußstein des Gewölbs 20′. Der Felsentunnel ist von Natur aus sehr trocken, daher wurde das System des Oberbaues mit eichenen Querschwellen zuerst in diesem Tunnel und mit günstigem Erfolge in Anwendung gebracht; auch ist, wie gewöhnlich, zu beiden Seiten für Abfluß des zudringenden Wassers durch steinerne Kandeln gesorgt. Die Portale sind in ernstem Style zu beiden Seiten mit bossirten Quadern ausgeführt.

Von Brücken hat Lauffen, außer der schon erwähnten großen Neckarbrücke und der Schloßbrücke, noch über die Zaber steinerne Brücken unterhalb und oberhalb der Eisenbahnbrücke, und eine weitere außerhalb des Orts.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt siehe Tabelle III.

Für die Gesammt-Gemeinde besteht die sog. Steuerverwaltung, welche die allgemeinen Gemeindekosten und Armenunterstützungen mittelst Umlagen bestreitet. Daneben haben aber die Stadt und das Dorf jedes noch eine Particular-Gemeindepflege.

Außer den schon angegebenen Revenuen aus Wald, Weide etc., bezieht die Stadtpflege noch aus 40 Morgen Gemeindegütern ein jährliches Pachtgeld von etwa 400 fl., und die Dorfpflege aus 55 Morgen Wiesen und 18 Morgen Äcker etwa 1200 fl. Von Bäumen, welche auf Allemanden und an Gemeindewegen stehen, wird das Obst alljährlich verliehen, was im Jahr 1851 der Stadt 544 fl. und dem Dorf 357 fl.| eintrug. Das Pflastergeld wirft der Gemeinde im Durchschnitt jährlich 300 fl. ab. Die Heiligen und Armenkasten-Verwaltung ist für die ganze Gemeinde gemeinschaftlich. Im Jahr 1547 überließ Herzog Ulrich dem hiesigen Armenkasten die drei Heiligenpflegschaften Reginswindis, St. Nikolaus und heil. Kreuz, auch der Elenden Almosen und Bruderschaftspflegen sammt Häusern, Zins, Gülten, Gütern, Nutzungen und Zugehörungen (Klunzinger, 81, 82). Von besonderen Stiftungsfonds sind zu nennen: zu dem Maienfest 126 fl., zu Brod für Unbemittelte 524 fl., eine weitere zur Armenunterstützung durch Brod und Geld 300 fl. und zu Schulbüchern 531 fl.

Das älteste Stadtwappen ist ein einköpfiger Adler mit ausgebreiteten Flügeln (so an der Urkunde vom 2. Mai 1293). Später nahm die Stadt zu Wappen einen (heraldisch) rechts schreitenden Laufer mit einem Speer in der Linken und einem Brief in der Rechten im weißen Felde.

An die Stelle der Stadtschreiberei kam im Jahr 1826 das Amtsnotariat; es begreift, wie im allgemeinen Theil bemerkt, außer der Amtsstadt die Orte Ilsfeld und Schotzach (die früher hiezu gehörigen Orte Abstatt und Gruppenbach wurden wieder abgetrennt). Nach dem Abgang des Oberamtmanns 1808 erhielt Lauffen zum Ortsvorsteher einen Amtmann, bis nach der dermaligen Gemeinde-Organisation 1822 ein Stadtschultheiß gewählt wurde.

Das hiesige Hof-Cameralamt begreift nach den in den letzten Jahrzehenden vorgegangenen verschiedenen Zutheilungen folgende Gefällorte: Lauffen, Gemmrigheim, Hessigheim, Ilsfeld und Wüstenhausen, Kaltenwesten mit Itzinger und Pfahlhof, Liebenstein, Kirchheim, Wahlheim; sodann aus dem Marbacher Oberamtsbezirk: Mundelsheim, Ottmarsheim und Winzerhausen mit Holzweilerhof.

Was die grundherrlichen Verhältnisse betrifft, so sind an der Zehentberechtigung auf der Markung von Stadt und Dorf neben der Königl. Hofdomänenkammer auch die Herren von Liebenstein und die Stiftungspflege Lauffen betheiligt. Die verschiedenen Zehenten sind, mit Ausnahme des Weinzehenten, nach dem Gesetz von 1849 sämmtlich abgelöst, das Ablösungs-Kapital beträgt 90.990 fl. 45 kr.; und zwar zum Antheil der Hofdomänenkammer 79.855 fl. 58 kr.; der Freiherren v. Liebenstein 7580 fl. 23 kr. und der Stiftungspflege 3554 fl. 24 kr.

Sonstige grundherrliche Abgaben wurden nach den älteren Gesetzen von 1817 bis 1836, neben minder bedeutenden Beetgeldern und Gebäudezinsen, insbesondere abgelöst: gegen das Hofcameralamt Lauffen: Geldzinse 82 fl. 18 kr.; Gülten: Roggen 89 Scheffel, Dinkel 59 Scheffel, Haber 73 Scheffel 6 Simri, Gerste 1 Scheffel, Erbsen 2 Simri, Linsen 1 Sri.| Landachten: Dinkel 52 Scheffel 6 Simri, Haber 62 Scheffel 6 Sri., Bodenwein 13 Eimer 4 Imi, Laudemien 25 fl. 10 kr., Ablösungskapital hiefür im Ganzen 33.827 fl. 55 kr.; gegen die Ortspflege: Hellerzinse 12 fl. 41 kr., Gülten 26 Scheffel 4 Simri, Dinkel 27 Scheffel 4 Sri., Haber 33 Scheffel 5 Simri, Kernen 1 Scheffel; Landachten: 14 Scheffel 1 Simri Roggen, 16 Scheffel 4 Simri Haber, Bodenwein: 3 Eimer 4 Imi.; Laudemien 5 fl. 47 kr.; Ablösungskapital hiefür 10.394 fl. 20 kr.; gegen die Stadt-Gemeindepflege: Bodenwein 2 Eimer 2 Imi, Geldwerth desselben 55 fl. 3 kr., Hellerzinse 21 fl. 29 kr., Laudemien 54 kr.; Ablösungskapital hiefür 1545 fl. 42 kr.; gegen die Dorf-Gemeindepflege: Bodenwein 3 Eimer 8 Imi, Geldwerth 82 fl. 30 kr., Handlohn 52 kr., Ablösungscapital 1664 fl. 3 kr.; gegen die Freiherren v. Liebenstein: Hellerzinse 1 fl. 57 kr., Gülten: Roggen und Dinkel je 6 Scheffel, Haber 7 Scheffel 3 Simri, Landacht: Roggen 5 Simri 1 Viertel, Haber 6 Simri 3 Vrtl., Theilwein aus 10- und 12theiligen Weinbergen; und gegen die Freiherren v. Gemmingen-Guttenberg: Hellerzinse 20 kr.

Früher hatten auch die Freiherren v. Weiler an dem sog. großen Haufenzehenten auf der Dorfmarkung Antheile zu beziehen, nämlich am großen Fruchtzehenten 1/5 und am Weinzehenten 4/39, welche im Jahr 1819 an die königl. Hofdomänenkammer verkauft wurden und unter den vorstehenden abgelösten hofkammerlichen Zehenten begriffen sind.

Kirchliche und Schuleinrichtungen. An der Parochie, zu der keine Filialen, sondern nur Stadt und Dorf mit ihren Parcellen Landthurm und Seehaus gehören stehen ein Stadtpfarrer und ein Helfer. Das Patronat beider kirchlichen Stellen steht der Krone zu. Früher, seit 1547, war mit dem Stadtpfarramt abwechselnd mit Güglingen und Brackenheim, von 1747 an aber für beständig ein Dekanat verbunden, welches 1812 aufgehoben wurde. Die Einführung der evangelischen Lehre fällt mit der allgemeinen Reformation des Landes, welche in Folge der Schlacht von Lauffen eingeführt wurde, zusammen; als erste evangelische Stadtpfarrer führt Binder an: vor dem Interim Hieron. Hailbrunner, nach dem Interim Joh. Nestelius von 15..–1564. Die Reihe der Diacone beginnt mit Johann Bernhard 1557.

Von Schulanstalten befinden sich in Lauffen: 1) Eine lateinische Schule, an der ein Präceptor steht (ihre Reihe kennt man bis zum Jahr 1557 hinauf) und an der überdieß noch von zwei Lehrern der deutschen Schule Unterricht in den Realien ertheilt wird. Eine Collaboratorsstelle hatte von 1663–1801 bestanden. 2) Eine deutsche Volksschule mit 8 Klassen, an der zwei Lehrer, drei Unterlehrer und zwei Lehrgehilfen unterrichten; auch bestehen 3) seit 1825 eine Industrieschule und seit 1842 eine sonntägliche Handwerkerschule.

| Auf der Markung befindet sich oberhalb des Seehauses ein namhafter Lettenkohlensandsteinbruch, der sehr gute Werksteine liefert und Eigenthum der Gemeinde ist; Muschelkalksteinbrüche und Lehmgruben sind mehrere vorhanden.

Auch die Kleemeisterei für den Oberamtsbezirk befindet sich auf hiesiger Markung.

Bei Lauffen hatten schon die Römer einen Übergang über den Neckar, was mehrere hier zusammenführende römische Heerstraßen nachweisen. Überdieß ist der ehemalige Aufenthalt der Römer in der nächsten Umgebung von Lauffen durch aufgefundene römische Überreste mehrfach bestätigt (s. d. allgemeinen Theil). Auf der Höhe zwischen dem Neckar und der Schotzach entdeckte man in den 1789er Jahren bei der sog. Hohle (Markung Horkheim, Oberamts Heilbronn) römische Gräber mit schönen Gefäßen und etwa 300 röm. Münzen. Auch in den Mühlbergen auf der linken Neckarseite, zunächst Lauffen sollen schon römische Alterthümer gefunden worden sein; so viel ist gewiß, daß man dort häufig auf ausgedehnte Mauerreste stößt, und da diese sich gerade an der ehemaligen Römerstraße (gegenwärtig Nordheimer Vicinalweg) befinden, so dürften sie wohl als Überreste der Römerzeit angenommen werden. Ganz in der Nähe der römischen Straße, welche in der Richtung von Lauffen gegen Schotzach zog, wurden in neuester Zeit Grundmauern und behauene Steine ausgegraben. Die Stelle wird an der Straß oder Gückerlesäcker genannt.

Auf der Höhe zwischen Lauffen und Nordheim entdeckte man viele in einer Linie angelegte Gräber, in denen neben den Überresten menschlicher Gerippe alte Waffen aufgefunden wurden (s. Geographie und Statistik von Württemberg, 1787, S. 375). Diese Gräber dürften nach der Anlage und nach der Sitte den Verstorbenen die Waffen in das Grab mitzugeben, aus der früh-alemannischen Periode stammen.

Der Landthurm liegt auf der Stadtmarkung, 3/4 Stunden östlich von der Stadt auf der Hochfläche, zwischen dem Neckar und der Schotzach, gerade an der Stelle, wo der ehemalige Landgraben (s. im allg. Theil) die Kaltenwesten-Horkheimer Vicinalstraße durchkreuzt. Der alte, viereckige, massive Thurm mit spitzbogiger Durchfahrt trägt einen hölzernen Aufbau, der bewohnt ist; er war ursprünglich ein Thorthurm, mittelst dessen die unter ihm durchführende Landstraße der Sicherheit wegen, besonders aber um die Zölle hier einzuziehen, abgeschlossen werden konnte. An die Ostseite des Thurms ist ein Wohn- und Ökonomiegebäude angebaut und ganz in der Nähe desselben steht mit der Front gegen die Straße ein ansehnliches Wirthshaus, zu dem ein auf der| andern Seite der Straße gelegener, freundlich angelegter Wirthschaftsgarten gehört.

Das Seehaus, ein ansehnliches Wohnhaus nebst einem nahe stehenden Ökonomiegebäude, liegt auf der Dorfmarkung, 1/2 Stunde südwestlich vom Dorf, am Fuß eines steilen Abhanges (Haldenrain), an der Stelle, wo das Zaberthal in das vermuthlich ehemalige Neckartal einläuft.

Das Haus verdankt seinen Namen dem ehemals in der Nähe gelegenen Lauffener See und wurde von dem über denselben gesetzten Aufseher (Fischer oder Seeknecht) bewohnt; gegenwärtig dient es zur Wohnung des Pächters von einem Theil des aus dem trocken gelegten See entstandenen Hofguts, welches hofkammerliches Eigenthum ist. Den See ließ Graf Ulrich der Vielgeliebte im Jahr 1454 in der halbzirkelförmigen Krümmung des vermuthlich alten Neckarbetts, zwischen dem Kaiwald und dem Seefeld, anlegen; er wurde mittelst eines Kanals, durch den man einen Theil der Zaber leitete, gespeist und war der größte See in Altwürttemberg. Nach dem Landbuch von 1623 war er der schönste und lustigste See im ganzen Land, 2261/2 Morg. groß und mit 12.700 Kärpflein besetzt. Neben dem reichlichen Ertrag, den der See alle zwei bis drei Jahre an Fischen lieferte, als Karpfen, Hechten, Karauschen, Schleien und Bersiche, bot er noch eine ergiebige Jagd an Wassergeflügel, Enten, Wasserhühnern etc., und während der drei bis vier Wochen andauernden Fischzeit fand zugleich ein ländliches Fest für die Einwohner von Lauffen und der Umgegend Statt (vergl. den allg. Theil). Im Jahr 1820 wurden der See von der königl. Hofkammer, der Eigenthümerin desselben, mit einem Aufwande von 17.000 fl. trocken gelegt (Württ. Jahrb., Jahrg. 1822, S. 335) und hiedurch nicht nur eine 225 Morgen große Fläche des ergiebigstes Bodens für die Kultur gewonnen, sondern auch der Anlaß des endemischen Fiebers, welches beim Ausschlagen des See’s sich zu zeigen pflegte, gehoben. Von dem gewonnenen Land, wurde das schon berührte Hofgut gebildet, aus 105 Morg. Äcker, 88 Morg. Wiesen, 8 Morg. Buschweiden, und 12 Morg. Erlensätzen bestehend, das Übrige ist zu Wegen und Wasserabzugsgräben angelegt. Von dem Gut sind 40 Morgen Äcker, Wiesen und Buschweidenpflanzung nebst dem sogenannten Seehaus an einen Pächter verliehen, dem zugleich die Aufsehersstelle über das ganze Gut übertragen ist; die übrigen Felder sind stückweise an die Einwohner von Lauffen verpachtet, mit Ausnahme der Erlenpflanzung, welche in der Selbstverwaltung des Hofcameralamts steht. Die Grenzen des Guts sind mit Obstbäumen, und der dasselbe in der Mitte durchziehende Weg, so wie der Hauptwasserabzugsgraben längs| der Wiesen mit hochstämmigen Weiden besetzt, wodurch das Ganze nicht nur ein schönes Ansehen gewinnt, sondern auch nutzbringender wird. Der bereits erwähnte Eisenbahn-Tunnel mündet auf diesem Gut aus.

Geschichtliches. Die erste geschichtliche Spur von Lauffen ist aus der Mitte des 8. Jahrhunderts; damals beschenkte der fränkische Majordomus Carlmann (741–47) das Hochstift Würzburg mit der hiesigen St. Martinskirche. Die Urkunde hierüber selbst und die Bestätigungsurkunde K. Karl’s des Großen haben sich zwar nicht mehr erhalten, wohl aber die späteren Bestätigungsurkunden K. Ludwig’s des Frommen vom 19. Decbr. 823, K. Arnulf’s vom 21. November 889, K. Heinrich’s vom 8. April 923. Auch den Zehenten von der Königssteuer, genannt Osterstuophe, am hiesigen Orte (in … Heiligbrunno et Loufin – in his fiscis et villis dominicis) erhielt von dem Majordomus Pipin († 768) dasselbe Bisthum, was man, da die früheren Urkunden verloren gingen, bloß aus der Bestätigung K. Arnulf’s vom 1. December 889 weiß. Der Name wird in diesen Urkunden geschrieben Hlauppa (823), Loufin (889).

Lauffen gehörte ursprünglich zum Reichsgut und stund wohl im Zusammenhang mit der Pfalz Heilbronn. Die Burg Lauffen übergab K. Ludwig der Fromme – wofern die ein Paar Jahrhunderte nach ihm geschriebene Lebensbeschreibung der h. Reginswindis richtig erzählt – seinem tapfern Markgrafen des Nordgaues, Ernst (muthmaßlich im Jahre 832), welcher aber im Jahr 861 an einer Empörung gegen K. Ludwig den Deutschen Theil nahm und seiner Ehren und Würden deßhalb entsetzt im Jahr 865 starb. Hierauf kam Lauffen wieder zum Reichsgut. – In sehr früher Zeit besaß das Kloster Hirschau allhier ein Hofgut, welches sich der Graf Adalbert von Calw († 1099), als er dieses Kloster neu bewidmete, als Gegengabe geben ließ (Cod. Hirsaug., 26a); solches war wohl früher selbst gräflich Calwisches Besitzthum.

Grafen von Lauffen treten im Jahr 1037 in die Geschichte ein, der erste Boppo im Oehringer Stiftungsbrief vom 17. August 1037, zu seiner Familie gehörten in der Zeit, ehe die Sitte, sich nach Burgen zu nennen, aufkam, die Poppone (oder Boppone) und Heinriche, deren Grafschaft einzelne Bezirke im Kraich-, Elsenz- und Lobdengau und deren Umgebung begriff. Das Geschlecht scheint sich frühe in diese unteren Landschaften, wo es namentlich die Veste Dilsberg oberhalb Neckargmünd besaß und von dem Wormser Hochstift Lehengüter erhielt, gezogen zu haben und hat wenig Bedeutung für die Gegend von Lauffen, von dessen Burg es sich benannte. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts blühte Graf Arnold von Lauffen; von seinen drei Söhnen pflanzte bloß einer, Poppo, das Geschlecht fort, während ein anderer, Heinrich,| söhnelos starb, und ein dritter, Bruno vom Jahr 1102 bis zu seinem Ableben im Jahr 1124 die erzbischöfliche Würde von Trier bekleidete. Letzterer stiftete im Jahr 1122 auf einem der Familiengüter das Kloster Odenheim, welches auch bei Lauffen und Kaltenwesten Güter erhielt und dessen Kastvögte die Grafen von Lauffen bis zu ihrem Aussterben blieben. Poppo’s Sohn war Konrad, welcher eine Tochter Graf Ludwig’s von Arnstein heirathete; Konrad’s Kinder hießen Poppo († vor 1181) und Adelheid, welche den Grafen Heinrich von Katzenellenbogen ehelichte. Mit des letztgenannten Poppo’s Söhnen Heinrich, Poppo und Konrad, erlosch der Mannsstamm im ersten Viertheil des 13. Jahrhunderts und der reichslehenbare Theil des Hausbesitzes, namentlich die Burg Lauffen selbst, fiel dem Reiche heim, worauf die auf Weiber vererblichen Besitzungen auf die Tochtermänner des jüngsten Grafen Poppo, Gerhard von Schauenburg und Konrad von Durne (Walldüren) übergingen.

Beim Reiche blieb Lauffen nur kurze Zeit; es wurde schon vor 1220 von dem K. Friedrich II., zugleich mit Sinsheim und Eppingen für 2300 Mark Silber, dem Markgrafen Hermann V. von Baden verpfändet und nie wieder zum Reiche eingelöst. K. Heinrich (VII.), Friedrich’s Sohn, nöthigte einst den Markgrafen, 1000 Mark von der Pfandsumme nachzulassen, aber sein Vater stellte, vermittelst Urkunde vom November 1234, worin er Lauffen eine civitas nennt, den früheren Vertrag wieder her.

Neben den Markgrafen von Baden erwarb schon den 12. Juli 1302 der Graf Eberhard von Württemberg der Erlauchte hiesige Güter und Rechte von Herzog Hermann von Teck. Indeß trat Graf Ulrich von Württemberg am 12. August 1327 all sein Recht an die Stadt Lauffen dem Erzbischofe von Mainz ab, verschrieb sich auch unter demselben Tage mit dem Markgrafen Rudolf von Baden, sie wollen den Erzbischof in diesem neuerworbenen Besitze schützen (Würdtwein, Nov. subs. dipl. 3, 186. 187). Indeß erscheint Württemberg bald darauf wenigstens im Besitz der Lehensoberherrlichkeit über einen Hof im Dorfe Lauffen und belehnte damit im Jahr 1354 Konrad von Liebenstein.

Markgraf Hermann von Baden verkaufte den 13. Aug. 1346 Burg und Stadt Lauffen und Zugehörungen für 3000 Pf. an Hofwart den jungen zu Lauffen gesessen, Herrn Albrechts des Hofwarten Sohn von Kirchheim, nachdem der genannte Hofwart der junge diesen Besitz bereits als Pfand inne gehabt hatte. Am 14. Merz 1361 aber verkaufte Ritter Hofwart der ältere an die Grafen Eberhard und Ludwig von Württemberg für 5960 Pf. seine „Burg und Stadt“ Lauffen mit „drei Theilen des Gerichts an dem Dorfe L. gen die vorgenannte Burg und Stadt Lauffen gelegen“ sammt aller Zugehör und am 3. April 1369 Hofwart von Kirchheim und sein Sohn Erkinger für 3600 fl. an Graf Eberhard| „L. ihre Burg am Neckar und alles, was dazu gehörte in dem Dorfe zu L. und an andern Dörfern und Weilern,“ wie sie „diese Burg mit aller Zugehörde“ von Gerhard v. Ubstatt kauften; auch sollte laut Urkunde an demselben Tag der halbe Hof und Zehente zu L. dem Dorf, welcher an Hedwig von Neuenstein, Erkinger Hofwarts Hausfrau, für 800 fl. versetzt war, nach Hedwigs Ableben an Württemberg kommen. Indeß war ein reichslehenbares Viertheil an der Burg noch geraume Zeit nachher in den Händen Hermann Neest’s von Obrigheim; dieser wurde hiemit von K. Ruprecht am 25. Juni 1400 belehnt, trat es aber (wofern es nicht ein gleichnamiger Sohn war) den 14. Juni 1434 sammt einem Haus, 40 Morgen Wald, einem Theil an den Zehenten und einigen andern Gefällen, um ein Leibgeding an Württemberg ab und dieses wurde sofort am folgenden 30. Juli von K. Sigmund hiemit belehnt (Steinhofer, 2, 781).[9] Im letzteren Jahr löste Württemberg auch seinen früheren hiesigen Besitz (seinen Theil an der Burg zu L., die Stadt und L.) wieder ein, welchen es im J. 1432 Hansen von Helmstadt unter allerlei Vorbehalt versetzt hatte. – Auf die Erwerbung Lauffens hin errichtete Württemberg die Obervogtei Lauffen, wozu die Amtsorte Gemmrigheim und Ilsfeld kamen; der erste bekannte Obervogt ist vom Jahr 1386. Diese Obervogtei bestund bis 1755 und im Jahr 1759 wurde aus demselben Bezirk ein Oberamt gebildet.

Vom hiesigen Ortsadel kommen vor: Herman de Loufen um 1160 Zeuge in einer Kloster Hirschauer Urkunde (Cod. Hirsaug. 50a), Wolframus advocatus de L. in den Jahren 1277–88, Waltherus veteris urbis de Louphen miles den 23. Jul. 1302 in einer Urkunde des Kl. Rechenzhofen, darauf ein jüngerer Wolfram 1309–24, Wilhelm Wolfram’s Sohn 1375.

Von benachbarten Adeligen hatten zu verschiedenen Zeiten allhier Güter, Gefälle, Zehentantheile etc., die von Gemmingen, Helfenberg, Klingenberg, Liebenstein (Sattler, Grafen, 4. Beil. Nr. 61, Mader, Magaz. 4, 478, Scheffer, 33, Zehentantheil und Gilten 1575 an Württemberg ausgetauscht. Klunzinger, 60), Riexingen (Zehentantheil 1440 für 1300 Goldgulden an Kloster Frauenzimmern und von diesem schon 1443 wieder an Württemberg veräußert), Sachsenheim, Sturmfeder, Thalheim, Ubstadt, Weiler (1428, Juni 18. mit den Zehenten zu Auenstein und Lauffen belehnt, Scheffer, 44); von Wilhelm von Sachsenheim und seiner Hausfrau Elsen von Gemmingen, Herrn Diethers von| Gemmingen Tochter, kaufte Graf Eberhard von Württemberg ihren Theil zu Lauffen, den sie von Herrn Diethern sel., ihrem Vater und Schwäher ererbt hatten, um 60 fl., doch behielt sich der von Sachsenheim auf etliche Jahre die Wiederlosung vor (Steinhofer, 2, 678).

Wie bereits oben erwähnt, wird Lauffen im Jahr 1234 erstmals civitas genannt. Da sie beim Bau der Brücke mithalf, auch des Schlosses Bau besorgen mußte, so befreite sie Graf Ulrich im Jahr 1475 von allen Diensten, Reisen ausgenommen. Am 2. Jan. 1485 wurde ein Vertrag zwischen Stadt und Dorf von den württembergischen Räthen vermittelt und von den Grafen Eberhard dem ältern und jüngern den 9. Februar 1485 bestätigt, dahin lautend: 1) alle Gerichte, Tänze, gesellschaftliche Zusammenkünfte etc. werden auf dem Rathhaus gehalten, Spielleute, Pfeifer und Lautmeister bestellt der Rath, hier sollen auch die Bäcker täglich Brod, die Metzger Dienstags und Samstags Fleisch feil haben. 2) Jeden Dienstag ist ein Wochenmarkt. 3) Steuer-, Fleisch- und Brodschätzer werden je 2 aus der Stadt, 2 aus dem Dorf gewählt. 4) Der Wall um Schloß und Stadt wird communi sumtu erhalten. 5) Alle Güter werden in die gemeine Schatzung geworfen. – Die Grafen erneuerten auch die Freiheiten Lauffens von Schatzung, gemeinem Landschaden und Reisen; nur wenn Württemberg mit Macht überzogen werde, sollen sie ausziehen; als Grund wird angegeben, daß die Stadt in Abgang gekommen, und daß Vieles auf ihre Bewachung gehe. Ehe die Brücke erbaut wurde, war hier eine Fähre, welche sammt zugehörigem Frucht- und Weinzehenten den Pfaffen und dem Heiligen der Pfarrkirche gehörte; sie wurde wegen täglichen Streites, welcher zwischen dem Fergen und dem Hofwartischen Gesinde deßhalb vorfiel, im J. 1358 durch einen Vertrag, welchen der Bischof von Würzburg vermittelte, an Albrecht Hofwart für „stattliche Güter und Gefälle“ vertauscht; Geistliche, Studenten, Schüler und Weiber mußte der Ferge zollfrei überführen.

Was die Kirchengeschichte der Stadt betrifft, so geht von der heiligen Reginswinde folgende Sage. Diese Tochter des Markgrafen Ernst (s. oben) von dessen Gemahlin Frideburg war sieben Jahre alt, als der Markgraf einstmals seinen Knecht stark züchtigte. Darüber erbost, nahm die Schwester des Knechtes, deren Pflege das Töchterlein anvertraut war, schreckliche Rache; sie erwürgte das Kind und stürzte es in den vorüberströmenden Neckar. Am dritten Tag nach dieser That wurde Reginswinde vom Volke, das sie in den Wellen suchte, gefunden in einem Fischrachen mit noch rothen Wangen; in Lauffen wurde sie zu Grabe gebracht. Auf Betrieb des Bischofs Humbert von Würzburg (832–841) erhob sich über ihrer Ruhestatt eine Capelle; sie selbst wurde späterhin| als Heilige verehrt und am 15. Juli ihr Gedächtnißtag gefeiert.[10] Über die aus späterer Zeit stammende, jetzt noch vorhandene Capelle vergleiche oben Seite 260.

Der älteste bekannte hiesige Geistliche ist magister Ruppertus plebanus, den 9. Jan. 1279 Zeuge in einer Urkunde der Grafen Ulrich und Eberhard von Württemberg für das Kl. Bebenhausen (Mone, Zeitschr. 3, 339).

Ein Ruralcapitelverzeichniß aus dem 15. Jahrhundert zählt außer dem Altar zu St. Johannes dem Täufer im Kloster, folgende Altäre in hiesigen Kirchen: 1) zu St. Martin; 2) zu allen Aposteln [in der Reginswindiskirche]; 3) u. 4) zwei zum h. Nicolaus [einer hievon in der Pfarrkirche, der andere in der Reginswindiskirche]; 5) zu Johann dem Täufer [in der Pfarrkirche]; ferner eine Vicarie zum h. Georg (Würdtwein, Subs. dipl. 5, 371). Im Jahr 1293 stiftete ein hiesiger Bürger in die St. Reginswindiskirche einen Altar in die Ehre der h. Jungfrau Maria, der h. Katharina und des h. Nicolaus und bewidmete die Meßpriesterstelle. Um 1450 wurde in der Pfarrkirche ein Altar zu Ehren U. l. Frau Maria und Aller Heiligen neu gestiftet. Am Ende des 15ten Jahrhunderts stiftete der Priester Konrad Schütz in die Pfarrkirche die Pfründe des heil. Geistaltars und das Predigtamt und übertrug deren Verleihung den Fürsten von Württemberg, worüber der Graf Eberhard am 5. März 1491 urkundete (Sattler, Grafen 4. Beil. Nr. 7). Ein Chorherrenstift, welches in den Jahren 1462 und 1463 mit der Kirche verbunden war (Sattler, Grafen 3. Beil. Nr. 20. 24), ging bald wieder ein.

In der Kriegsgeschichte spielte die Gegend von Lauffen wiederholt eine Rolle. Im pfalzbaierischen Kriege von 1460 drangen die Pfälzer unter dem Marschall zu Heidelberg, Albrecht von Berwangen, mit 300 Reitern gegen Lauffen vor, um dort eine „Fischwog“ abzugraben, als 600 württembergische Reiter unter Konrad von Stein und Wolf von Tachenhausen anfangs bei Beilstein sich wider sie aufstellten. Zwischen Wüstenhausen und Helfenberg kam es den 30. April zum Gefecht, in welchem die Württemberger siegten (s. Wüstenhausen). Darauf nahm Graf Ulrich von Württemberg selbst seine Stellung bei Lauffen und Beilstein zum Schutz seines Landes gegen feindliche Streifzüge und machte| von da aus Einfälle in das gegnerische Gebiet (v. Martens 129–130). Im Kriege des schwäbischen Bundes gegen den Herzog Ulrich stund den 9. Mai 1519 das ganze Heer Herzog Wilhelm’s von Baiern zu Lauffen, Ilsfeld und Auenstein, entriß diese Orte dem Herzog und begab sich am 13. Mai wieder nach Lauffen, von wo aus er zur Belagerung der Veste Asperg auszog. Der Bauernkrieg des Jahres 1525 regte im April diese Gegend auf; am 21. d. M. kam der helle Haufen nach Lauffen gezogen; das Kloster wurde von ihm ausgeplündert. Berühmt ist die Schlacht von Lauffen, durch deren Gewinn den 12. u. 13. Mai 1534 der vertriebene Herzog Ulrich, unterstützt von dem Landgrafen Philipp von Hessen, sich wieder in den Besitz seines Landes setzte. Der Statthalter König Ferdinand’s in Württemberg, Pfalzgraf Philipp, von dem Vordringen Herzog Ulrich’s und der Hessen bis nach Neckarsulm herauf benachrichtigt, rückte am 11. Mai nach dem Dorfe Lauffen, schlug im Zaberthal sein Lager und nahm hienach auf der Höhe von Nordheim eine Stellung, welche sowohl den Weg, der von Großgartach nach Nordheim, als den, der von Heilbronn in’s Neckarthal über Klingenberg nach Lauffen führte, deckte. In der Gegend von Nordheim begann am 12. d. M. die am ersten Tage noch unentschiedene Schlacht; am 13. vor Tagesanbruch zog sich das königliche Heer von den Höhen bei Nordheim in eine neue Stellung südlich des Dorfes Lauffen zurück. Der Landgraf ließ nun seine Truppen über Nordheim vorrücken, drängte die feindlichen Vorposten, die noch auf der Bibacher Steige (Weg von Nordheim nach Lauffen) standen, zurück, traf früh vor der Stellung der Königlichen ein, und ließ sogleich von der Höhe des Seugberges aus auf den in der Niederung stehenden Feind ein wirksames Geschützfeuer richten. Hiedurch sahen sich die Königlichen veranlaßt, sich weiter gegen die Kirchheimer Steige zurückzuziehen. Um eine Entscheidung herbeizuführen, ließ der Landgraf nur das Geschütz mit angemessener Bedeckung auf dem Seugberge stehen, und das Feuern fortsetzen, während er zuerst einige Abtheilungen Reiter, hinter welchen Büchsenschützen auf den Pferden saßen, in den Thalgrund der Zaber vorausschickte, diesen Reitern dann selbst mit dem Haupttheile der Truppen nachfolgte und sich aus dem Zabergrunde links gegen Kirchheim hinaufwendete. Als die vorausgeeilten Reiterabtheilungen mit den Büchsenschützen auf der Kirchheimer Höhe ankamen, fanden sie den Feind bereits in vollem Rückzuge begriffen. Der Verlust der Königlichen an beiden Tagen, wird sehr verschieden, zu 900, ja (wohl übertrieben) zu 2000 Mann angegeben, der Verlust Herzog Ulrich’s, welcher nicht näher erwähnt wird, scheint unbedeutend gewesen zu sein. Der Pfalzgraf, schon am 12. Mai durch den Schenkel geschossen, ließ sich anfangs nach Lauffen, dann in die Veste Hohen-Asperg, wohin der Rest der Seinigen mit ihm| floh, bringen; der Herzog Ulrich dagegen, übernachtete nach dem Siege mit dem Landgrafen im Lager bei Brackenheim (nach v. Martens, 240 bis 243, vergl. 813; Monographie hierüber von L. F. Heyd, die Schlacht bei Lauffen. Stuttg., 1834, 8.)[11] Im Jahr 1546 hausten in Lauffen und in der Umgegend die Spanier auf eine schreckliche Weise. Im 30jährigen Kriege litt Lauffen, da es ein Paß ist, viel von Durchzügen; nach der Nördlinger Schlacht wurde es am 12. Sept. 1634 von den Kroaten geplündert, welche viele Grausamkeiten verübten. Am folgenden 14. Sept. kamen 15.000 Kaiserliche hieher, zogen jedoch schon den 18. nach Heilbronn. Bald folgten mehrere verheerende Durchzüge und eine drückende Quartierslast, welche große Hungersnoth und allerlei Seuchen verursachte; im Jahr 1635 sind 775 allhier Gestorbene aufgezeichnet. In dieser Jammerzeit vergnügte sich K. Ferdinand, von Heilbronn hieher kommend, manchmal mit Fischen und speiste in dem Garten, welchen der General Gallas ob dem Hatzelens-Plan schön angelegt hatte (Klunzinger, 65). Der Schaden, welchen Lauffen seit der Einnahme des Landes bis zum 27. April 1636 erlitt, wird zu 517.847 fl. angeschlagen; an Wein wurden über 2000 Eimer weggeführt. Im Jahr 1643 lag hier eine Anzahl Dragoner von dem französisch-weimar’schen Heere, ja bald auch – aber bloß vier Tage lang – der ganze französisch-weimar’sche Generalstab sammt Bagage und Artillerie, wurde aber von einer Abtheilung des churbaierischen Heeres unter Oberst Graf Fugger am 11. Mai zur Übergabe gezwungen. Die Durchmärsche, mit Plünderung verbunden, wollten auch später kein Ende nehmen. Im Frühling 1647 wurde in Folge des Waffenstillstandes zwischen Schweden und Frankreich einer- und Churbaiern andererseits die hiesige churbaierische Besatzung aufgehoben und das Schanzenwerk geschleift (Klunzinger, 68). Den Winter darauf hatte noch eine halbe Reitercompagnie von dem sachsen-weimar’schen Heere drei Monate lang hier Quartier. Statt der früheren 430 Bürger zählte man im Jahr 1652 nur noch 155; an Häusern und Scheunen waren 270 zerstört worden. Im Jahr 1673, während des zweiten niederländischen Krieges, als die Franzosen unter dem Marschall Turenne in Württemberg einzufallen drohten, wurden hier Befestigungsanstalten gemacht. Auch jetzt fanden wieder mehrere Truppendurchzüge statt. Im J. 1676 war hier das Winterquartier eines kaiserlichen Kürassierregiments (Klunzinger, 71). Bei dem Einfall der Franzosen im Jahr 1688 wurde von diesen am 6. October d. J. die Neckarbrücke besetzt und erst im Januar 1689 die Stadt wieder| geräumt; beim Reichskrieg gegen Frankreich im Jahr 1693 wurde Lauffen im Mai d. J. durch seine Besatzung und durch Niederreißen eines Brückenjochs vor den Franzosen gesichert; im Juli desselben Jahres hatte der Markgraf Ludwig von Baden hier und in der Umgegend eine feste Stellung. Der Schaden, welchen im letztgenannten Jahre Lauffen erlitt, wurde zu 130.764 fl. geschätzt. Im spanischen Erbfolgekrieg kam die aus Reitern bestehende erste Colonne Marlborough’s am 9. Jun. 1704 nach Lauffen, auf ihrem Weg von Großgartach nach Mundelsheim; am 2. Sept. desselben Jahres marschirten über hier die Engländer und die Dänen. Ende Juni 1707 sandte der französische Marschall Herzog von Villars den Grafen von Broglio nach Lauffen, um sich diesen Übergangspunkt über den Neckar zu sichern (v. Martens, 612). Im österreichischen Erbfolgekrieg brach der kaiserliche Generallieutenant Bärenklau am 24. Mai 1744 mit der Vorhut aus dem Lager bei Heilbronn auf, ging bei Lauffen über den Neckar und schlug dann die Richtung nach Eppingen ein (ebendas. 628); der bayerische Feldmarschall von Seckendorf hatte in der zweiten Woche des Septembers hier sein Hauptquartier (ebendas. 629). Im Feldzug des J. 1799 drangen die Franzosen im Anfang Septembers von Heilbronn aus gegen Lauffen vor, wo sich in der Nacht vom 28–29. August Schaaren von Württembergern und Österreichern vereinigt hatten. Ein Paar Male zurückgedrängt, vermochten doch am Ende die Franzosen sich auf beiden Ufern des Neckars von Bönnigheim über Kirchheim bis Kaltenwesten und Ottmarsheim auszudehnen, zwangen die Stadt Lauffen zu Erlegung von 3000 fl. Brandschatzung,[12] bis das Vorrücken Erzherzog Karl’s vom Oberland her in der Nacht vom 8–9. Septbr. sie hievon entfernte (ebendas. 707–709).

Von ansteckenden Krankheiten wurde die Stadt zu wiederholten Malen heimgesucht; an der Pest von 1482 sollen 1300 Menschen gestorben sein, bei der Seuche von 1503 deren 1059, bei der von 1564 gegen 800. Im Jahr 1785 lagen am Schleimfieber 700 Personen darnieder, von denen 160 starben.

Am 11. März 1707 verzehrte eine, Nachts ein Uhr ausgebrochene Feuersbrunst 36 Gebäude.

Das hiesige Nonnenkloster, zuerst vom Orden des heil. Benedikt, wurde im Jahr 1003 gestiftet; K. Heinrich II. gab vermöge Urkunde vom 25. Dez. d. J. alles Reichsgut in Kirchheim dem Bischof Heinrich von Würzburg, damit derselbe am Begräbnißorte der h. Reginswinde| (ubi sancta Reginsuintdis virgo corpore requiescit) auf diese Ausstattung hin ein Kloster errichte. Späterhin, jedenfalls vor 1285, trat ein Dominicanerinnen-Kloster an seine Stelle, am Ende des 13. Jahrhunderts wurden auch die Dominicanerinnen des nahen Klosters Itzingen dahin verpflanzt. Mit der Zeit gerieth es aber so sehr in Zerfall, daß im Jahr 1450 nur noch zwei Nonnen da waren. Graf Ulrich beschloß daher im Jahr 1455 das Prämonstratenser-Nonnenkloster in Adelberg, welches an letzterem Orte neben dem Mannskloster bestund, nach Lauffen zu verpflanzen (vergl. Oberamtsbeschreibung von Schorndorf). Diesem Plane widersetzte sich jedoch Walther von Urbach, welcher an das Kloster Adelberg durch Stiftungen seiner Vorfahren ein Recht zu haben glaubte, und zwar anfangs mit Erfolg. Nun wandte sich Graf Ulrich an den Papst Sixtus IV. mit der Bitte, er möchte die Versetzung der Adelberger Nonnen nach Lauffen und die Einführung der Prämonstratenser-Regel allhier gestatten.[13] Der Papst gab die Erlaubniß dazu und beauftragte den 4. April 1474 den Abt von Murrhardt, die Versetzung vorzunehmen; das Generalcapitel des Prämonstratenserordens hatte schon früher eingewilligt und im J. 1466 dem Probst von Roggenburg die nöthige Vollmacht gegeben. Da man nun auch dem Probst in Adelberg die Oberaufsicht in Sachen der Haushaltung und Disciplin zu lassen versprach, sträubte er sich nicht länger, schenkte vielmehr etliche Güter und Gülten. Die Nonnen dagegen, 17 an der Zahl, darunter Katharine, des Grafen Ulrich’s Tochter,[14] widersetzten sich und da man zuvor erst das verfallene Klostergebäude herstellen mußte, so geschah die Versetzung erst 1476. Das Kloster bekam 1478 eine neue Ordnung; seine Einkünfte, auf 6–700 Pfd. Heller geschätzt, stiegen durch gute Wirthschaft und neue Schenkungen allmählig auf 2000 Pfd.; aber der Bauernkrieg fügte ihm großen Schaden zu (s. oben). Als Herzog Ulrich im J. 1534 zurückkam, bat ihn das Kloster um seinen Schutz, im J. 1536 ließ er es aber inventiren, die Diener sich huldigen und befahl den Nonnen, welche Widerstand leisteten, den evangelischen Gottesdienst zu besuchen. Darüber liefen sie fort – es heiratheten jedoch nur zwei derselben – und erst am 18. Jan. 1553 entsagte die| Priorin Agatha v. Gültingen und die letzte Nonne, Agatha v. Bocksberg, ihren Ansprüchen gegen ein Leibgeding. Nun erhielt in dem Kloster der geistliche Verwalter seinen Sitz; Herzog Eberhard III. ließ schöne Zimmer darin einrichten. Im Jahr 1664 fiel der vordere Theil dieses Klosters ein und erschlug die Gattin des Obervogtes Schaffalizky. (Über die jetzige Bestimmung der noch übrigen Klostergebäude siehe oben.)

Unter den Besitzungen des Klosters ist zu nennen dessen bereits erwähnte hiesige Mühle, welche es zu K. Rudolfs Zeit erbaute und für welche es einen Schutzbrief von diesem König den 2. April 1291 und eine Bestätigung desselben von K. Adolf den 23. Mai 1295, von K. Albrecht den 18. Sept. 1300 und von K. Heinrich VII. den 15. Aug. 1309 erhielt, am 27. Sept. 1344 erlaubte K. Ludwig, eine neue zu bauen, da die alte abgebrannt war. Sonst erhielt das Kloster, außer seinen Besitzungen in Lauffen (dabei Antheil an Frucht- und Weinzehenten), Güter bei Itzingen, die Kirche in Hofen (s. das.), letztere seit der Mitte des 15. Jahrhunderts bis 1522, ferner zu verschiedenen Zeiten im O.A. Brackenheim Gefälle in Botenheim, Güter bei Dürrenzimmern, Antheil am großen Zehenten in Güglingen, Gülten zu Hausen, einen Gülthof zu Nordheim, einen Hof bei Stockheim, diesen seit 1357; im O.A. Heilbronn Güter bei Flein seit 1285, einen Hof in Obereisisheim seit 1327; im O.A. Weinsberg Güter bei Gellmersbach, Sülzbach und Winnenthal seit 1285.


  1. Literatur: Karl Klunzinger, Geschichte der Stadt Lauffen am Neckar mit ihren ehemaligen Amtsorten Gemmrigheim und Ilsfeld. Stuttgart, Cast, 1846. 8.
  2. Die allgemeine Ansicht, der felsige Bergrücken zwischen Stadt, Insel und Dorf Lauffen sei auf künstliche Weise und zwar, wie Viele annehmen, von den Römern aus ökonomischen – oder militärischen Rücksichten durchbrochen worden, dürfte bei strenger Prüfung der Sache an Wahrscheinlichkeit verlieren; denn abgesehen von dem Riesenunternehmen einem zwischen Stadt und Insel 50′ – und zwischen Insel und Dorf 250′ langen – durchschnittlich einige 100′ breiten Felsen ohne Hilfe des Pulvers künstlich zu durchbrechen, würde durch dieses Werk in ökonomischer Beziehung nur das frühere Bett des Neckars für die Landwirthschaft gewonnen worden sein, was in frühester Zeit, wo man mit Grund und Boden nicht geizen durfte, in keinem Verhältniß mit dem erforderlichen Kraft- und Kostenaufwand gestanden wäre. Für militärische Zwecke aber, welche zu jener Zeit die maßgebenden waren, hätte man, ganz gegen die Regeln der damaligen Strategie, durch dieses Unternehmen einen natürlich festen, militärisch wichtigen Punkt, wie den Seugenberg, welcher rings von einem mächtigen Fluß umfluthet wurde und nur mittelst eines schmalen Rückens zugänglich war, geradezu verloren. Schon aus diesen Gründen wird die Annahme des künstlichen Durchbruchs etwas wankend, noch mehr aber, wenn die Terrain- und geognostischen Verhältnisse der Gegend in’s Auge gefaßt werden. Zur Zeit der Thalbildung oder vielmehr bald nach derselben, füllten die Hochgewässer die ganze Thalebene aus und der Stromstrich des Neckars oberhalb Lauffen lief, nach der Bildung des Terrains zu schließen, an dem steilen Abhange, Kröpfen genannt, hin; diesem entlang wogten die Fluthen in einem gefälligen, in der Natur des Laufes der Gewässer bedingtem Bogen an der später durchbrochenen Felsenwand vorüber und weiter um den Seugenberg, von welchem übrigens nur der höher gelegene Theil aus den Gewässern hervorragte, was die an seinem Fuß abgelagerten Gerölle hinreichend bekunden. Erst nachdem der Felsenrücken durchbrochen war, kam der Stromstrich auf die entgegengesetzte Seite und der Fluß erhielt seinen gegenwärtigen Lauf; daß aber der Durchbruch und die Veränderung der Hauptströmung zu gleicher Zeit geschah, hiefür spricht entschieden, der zwar nicht hohe, übrigens sehr steile Abhang, der den Neckar auf der linken Seite begleitet und denselben schnurgerade auf den Durchbruch hinweist. Dieser Abhang ist aber kein künstlicher, sondern ein aus Muschelkalk bestehender, natürlicher, woraus folgt, daß nicht Menschenhände, sondern die Kräfte der Fluthen, den aus lockeren Muschelkalkplättchen bestehenden, überdieß noch zerklüfteten Bergrücken durchbrochen haben. Dagegen ist unverkennbar, daß der Mühlkanal nördlich der Felseninsel künstlich angelegt wurde, und der unter der Schloßbrücke durchfließende Theil des Neckars ursprünglich in den rechten Arm des Flusses bei der großen Insel unterhalb Lauffen einmündete.
    Paulus.
  3. Bei dieser Mühle wurde im Jahr 1787 ein ohne Zweifel von einer Kapelle aus frühem christlichem Alterthum herrührender Thürsturz von 3′ Höhe, 7′ Breite, ausgegraben, darstellend einen sitzenden Abt oder Bischof, innerhalb eines Halbkreises von Blätterverzierungen. Er wird jetzt im königlichen Museum der bildenden Künste aufbewahrt.
  4. Nach einem Vergleich der Württ. Räthe mit Stadt und Dorf unter dem 2. Januar 1485 sollten alle Gerichte auf dem Rathhaus gehalten werden, alle Metzger wöchentlich zweimal, Montags und Dienstags, unterm Rathhaus feil haben, Bäcker ihr Brod alltäglich; auf dem Rathhaus wurden auch Tänze gehalten, Spielleute, Pfeifer und Lautenschläger vom Amtmann bestellt, auch alle gesellschaftlichen Zusammenkünfte und Schenkinnen, dabei jeden Dienstag ein Wochenmarkt (Steinhofer, Chron. III. 431). Vorher wurde alles auf dem Kirchhof verkauft.
  5. Der Ölberg wurde 1307 von Meister Hanß Steinmetz zu Heilbronn um 80 fl. gefertigt, wozu noch die Kosten der Aufrichtung kommen (Stadtchronik).
  6. Der silberne Sarg wurde erst im Jahr 1521 gefertigt und dazu 56 Mark Silber im Werth von 729 fl. verwendet (Stadtchronik, Gabelkh.); es soll aber später an die Stelle des silbernen ein zinnerner gekommen sein (Sattler, Gesch. des Herz. Württ. S. 712).
  7. Es bestund hier ein Altar Johannis des Täufers. Würdtwein, Subs. dipl. 5, 371. – Ein Prospekt des Chors an der Klosterkirche zu Lauffen sammt den Grabsteinen der Klosterfrauen, im Jahr 1777 aufgenommen, ist auf der K. öffentlichen Bibliothek, Cod. hist. 4°, nr. 59, und ebendaselbst eine farbige Abbildung der Wappen, so in Zellen, Gemachen, auch Kirchen und auf den Grabsteinen befunden worden 1605, Cod. hist. fol. nr. 308.
  8. In der Zwischenzeit seiner beiden Verwaltungsperioden ist von demselben im Druck erschienen: „Württembergs Staats-Haushalt, in übersichtlicher Darstellung geschichtlich und kritisch erläutert von Christoph Herdegen, Staats- und ehedem Finanz-Minister. Stuttgart. Verlag der J. B. Metzler’schen Buchhandlung 1848.“ Zum zweiten Mal von dem Ministerium zurückgetreten, bekleidet er nun die Stelle eines Vorstandes des K. statistisch-topographischen Büreau.
  9. Lauffen (wohl der sämmtliche frühere württembergische Besitz) erscheint dagegen als der Herrschaft Württemberg Eigen, im Jahr 1420. Steinhofer 2, 707.
  10. Man kennt diese Geschichte hauptsächlich aus der Schrift de S. Reginswinde, welche bei den Bollandisten, Jul. T. 4. p. 92–95 steht. Ihr Verfasser, welcher jedenfalls nicht vor dem 11. Jahrhundert lebte, hielt sich in Lauffen auf und gibt artige Lokalschilderungen. Besungen wurde die Geschichte in neuerer Zeit von Just. Kerner, Dichtungen etc. v. 1841. Band 1. S. 244.
  11. Am 13. Mai 1834 wurde zu Lauffen ein Secularfest der siegreichen Ulrichsschlacht gefeiert. W. Jahrb. v. 1834. S. 21.
  12. Zur Erpressung dieser Contribution ließ der commandirende General Ney die angesehensten Magistratspersonen als Geißel mehrere Tagmärsche weit fortschleppen.
  13. Weil moniales a monachis segregatac devotius et severius Deo famulaturae sint, cum sit valde periculosum et ab omni honestate et religione alienum, mulieres viris praecipue religiosis cohabitare.
  14. Für sie versprach Graf Eberhard im Jahr 1487 dem Kl. Lauffen unter Bedingung jährlich 1000 fl. (Cleß, C, 142), sie entsagte aber den 10. Mai 1489 allen Ansprüchen an dieses Kloster und ging in’s Kloster Gerlachsheim, wo sie jedoch auch nicht verblieb. Sie starb im Jahr 1497 in Würzburg.


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