Beschreibung des Oberamts Marbach/Kapitel B 25
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Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (nördlich) des Orts, während von dem früheren, um die Kirche gelegenen, nur noch die Umfassungsmauer vorhanden ist.
Das ansehnliche, 1589 erbaute Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, grenzt an den ehemaligen Kirchhof.
Das Schulhaus, ein großes Gebäude, enthält 2 Lehrzimmer, die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen, die Gelasse für den Gemeinderath, ein Arrestlokal und ein Magazin für Feuerlöschgeräthschaften etc.; überdieß sind ein Armenhaus, ein Schafhaus, ein Spritzenhaus, eine Gemeindescheuer und ein Backhaus vorhanden.
Eine Mühle mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang steht an der westlichen Ortsseite am Buchenbach, über den unterhalb der Mühle eine steinerne Brücke zu der Kalk- und Ziegelbrennerei führt.
Gutes, frisches Trinkwasser liefern 3 laufende und 2 Pumpbrunnen, die selten so nachlassen, daß Wassermangel entstünde. Auf der Markung außerhalb des Orts sind einige Quellen vorhanden, die jedoch in trockenen Jahrgängen versiegen.
Die Einwohner sind im allgemeinen körperlich kräftig und seltener von epidemischen Krankheiten heimgesucht; am häufigsten kommt das Schleimfieber vor. Die Haupterwerbsquelle ist die Landwirthschaft, welche eifrig betrieben wird. Was den Charakter der Einwohner betrifft, so sind die wohlhabenden und mittelbegüterten Einwohner meist geordnet, während einzelnen herunter gekommenen| Familien und der ärmeren Klasse dieß weniger nachgesagt werden kann. Die Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen, indem der begütertste Bürger 55 Morgen, der sog. Mittelmann etwa 25 Morgen und die ärmere Klasse 1/2–1 Morgen Grundeigenthum besitzt. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 4 Personen.Die Feldgüter haben mit Ausnahme der Gehänge gegen das Buchenbach-Thal und einiger Seitenthälchen eine flachwellige Lage und einen ziemlich fruchtbaren Boden, der größtentheils aus Lehm und an den Gehängen aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks besteht. Die klimatischen Verhältnisse sind günstig und Hagelschlag kommt selten vor.
Der Ackerbau, bei dem durchgängig der flandrische Pflug und neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln der Gips in Anwendung kommt, beschäftigt sich mit den gewöhnlichen Cerealien und in der beinahe ganz angeblümten Brache baut man vorzugsweise dreiblättrigen Klee und Kartoffeln, überdieß Angersen, Welschkorn, Ackerbohnen, Futterwicken, Rüben, Kraut etc.; von Handelsgewächsen zieht man ziemlich Reps, namentlich auf den größeren Gütern der beiden Parzellen, Flachs, Hanf, Zuckerrüben etc. Bei einer Aussaat von 7–8 Sri. Dinkel, 4–5 Sri. Haber, 21/2–3 Sri. Weizen, 4 Sri. Gerste, 21/2–3 Sri. Roggen beträgt die Ernte je nach der Güte des Bodens und des Jahrgangs 5–10 Scheff. Dinkel, 4–8 Scheff. Haber, 4 Scheff. Weizen, 4–6 Scheff. Gerste und 4 Scheff. Roggen per Morgen. Hirse kommt in geringer Ausdehnung zum Anbau. In günstigen Jahren erträgt ein Morgen 140 Sri. Kartoffeln. Über den eigenen Bedarf können in reichlichen Jahren 1000 Scheff. Dinkel, 400 Scheff. Haber und 50 Scheff. Reps nach Außen verkauft werden. Die Bewohner des Gollenhofs und des Heidenhofs verkaufen nicht selten für je 2000 fl. Reps und jeder Hof etwa 700 Scheff. Dinkel. Der Absatz der Früchte geht auf die Schranne in Winnenden, der des Repses nach Heilbronn. Die Preise der Äcker bewegen sich von 100–600 fl. per Morgen und die der Wiesen von 200–700 fl.
Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, denen keine Wässerung zukommt, sind ergiebig und liefern gutes, nahrhaftes Futter, das im Ort selbst verbraucht wird.
Die Weinberge wurden in den Jahren 1820 und 1821 alle ausgereutet und dem Obstbau übergeben, der hier sehr ausgedehnt und mit Vortheil betrieben wird; man pflegt vorzugsweise Luiken, Reinetten, Fleiner, Rosenäpfel, etwas Süßäpfel, Palmischbirnen, Knausbirnen, Wolfsbirnen etc. Von Steinobst zieht man viel| Zwetschgen, die häufig gedörrt und gebrannt werden. Das Obst gedeiht gerne und erlaubt in günstigen Jahren einen beträchtlichen Verkauf nach Außen.Die Gemeinde besitzt keinen Wald; nur die Bewohner des Heidenhofs haben Privatwaldungen, so daß der Holzbedarf beinahe ganz von Außen bezogen werden muß.
Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden, dagegen wird die Brach- und Stoppelweide an einen Gemeindeschäfer um 150 fl. jährlich verpachtet, überdieß trägt die Pferchnutzung etwa 300 fl. ein.
Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht auf einer blühenden Stufe, namentlich in den beiden Parzellen, wo ein schöner Viehstand aufgestellt ist. Man züchtet vorzugsweise einen tüchtigen Neckarschlag, der durch Farren (Kreuzung von Neckarschlag und Simmenthaler) nachgezüchtet wird; es sind 2 Farren im Ort, ferner einer auf dem Gollenhof und einer auf dem Heidenhof, aufgestellt. Vieh wird viel gemästet und mit Vortheil nach Stuttgart, Ludwigsburg, Winnenden etc. abgesetzt. Die namhafteste Mastung hat der Heidenhof.
Die mit Bastarden sich beschäftigende Schafzucht ist im Abnehmen und wird im Ort nur von dem Gemeindeschäfer betrieben, während die Gutsbesitzer der Parzellen eigene Schafzucht treiben.
Schweinezucht wird vielfach getrieben, obgleich auch viele Ferkel von Außen eingeführt werden; man züchtet vorzugsweise halbenglische, und namentlich eine Kreuzung von englischen und haller Schweinen.
Von dem gezogenen Geflügel werden hauptsächlich Gänse und junge Hahnen zum Verkauf nach Winnenden gebracht.
Die Bienenzucht ist nicht von Bedeutung.
Die Gewerbe dienen außer den schon angeführten nur den örtlichen Bedürfnissen.
Durch Vicinalstraßen nach Affalterbach, nach Winnenden, nach Bittenfeld, nach Burgstall und nach Lautenbach ist der Ort mit der Umgegend in Verkehr gesetzt.
Öffentliche Stiftungen für Arme, meist zu Brodaustheilungen, sind vorhanden im Betrag von 403 fl. 30 kr., ferner die Zinse aus 1000 fl. zu Brod- und Holzaustheilungen, von einem Bürger in Heidenhof herrührend.
In dem zum Heidenhof gehörigen Wald „Brand“ sind sichtbare Reste einer römischen Niederlassung und in deren Nähe befinden sich zwei wohl erhaltene altgermanische Grabhügel.
| Der Ort kam wohl aus markgräflich badischen Händen an das Stift Backnang, welchem Graf Ulrich im J. 1453 von Württemberg das Gericht allhier samt etlichen Zinsen und Gütern in umliegenden Orten, namentlich in Imsenweiler (s. u.) abkaufte. (Steinhofer 2, 952).Die Kirche veräußerte 1359 Albrecht Hummel von Lichtenberg an den Schultheißen von Backnang, dessen Sohn solche dem Stift Backnang verkaufte. Mit diesem Stift, welches sie sich einverleibte, kam sie an Württemberg.
Zu der Gemeinde gehören:
b. Gollenhof (früher, noch in neuester Zeit auch Imsenweiler genannt), ein aus stattlichen Bauernwohnungen bestehender Weiler, der an der Straße von Weiler zum Stein nach Affalterbach, 1/8 Stunde nordwestlich vom Mutterort, auf der linken Anhöhe über dem Buchenbach-Thälchen, freundlich liegt. Der Name Gollenhof rührt von früheren Besitzern her. Der Ort war früher mit einer Mauer, an der Thore standen, umfangen. Ein altes, aus Stein erbautes Gebäude, das nun in ein Ökonomiegebäude umgewandelt ist, diente eine Zeit lang der Schwester Herzog Eberhard’s III. von Württemberg, Anna Johanna, † 1679, zur Wohnung (vrgl. Steinächlen). Ein laufender Brunnen versieht den Ort mit gutem Trinkwasser.
Die Einwohner sind wohlhabend und drei von ihnen besitzen je 86 Morgen Grundeigenthum.
Die übrigen Verhältnisse sind theils schon oben angegeben, theils gleichen sie denen des Mutterorts.
c. Heidenhof, liegt frei auf der Hochebene, 1/2 Stunde nördlich vom Mutterort. Der ansehnliche Weiler erhält sein Trinkwasser aus 6 Pumpbrunnen und in der Nähe des Orts ist ein kleiner Weiher angelegt, in dem Fische gezogen werden.
Die Einwohner sind wohlhabend und ihre Güterbesitze bewegen sich von 40–75 Morgen (s. auch die Ortsbeschreibung von Weiler zum Stein).
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