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Beschreibung des Oberamts Riedlingen/Kapitel B 48

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48. Zwiefaltendorf,

ein kath. Pfarrdorf, am Einflusse der Ach in die Donau, 2 St. unter Riedlingen, mit 352 Einw. C. A. und F. A. Zwiefalten. Grundherr: Frh. von Spät Zwiefaltendorf. Zehnten, den großen bezieht der Staat (vormals Kl. Zwiefalten) den kleinen die Pfarrey.

| Gefälle beziehen: Der Staat aus 1 Erblehen 4 fl. 4 kr. und 16 Sch. D., 16 Sch. H.; der Grundherr 151 fl. 31 kr. und 153 Sch. 5 Sr. D., 12 Sch. 6 Sr. 11/2 V. H., 22 Sch. 3 Sr. R., 53 Sch. 1 Sr. 11/2 V. G., 16 Sch. 4 E. Schäfenfrüchte; die Pfarrey 37 fl. 26 kr.; die Stiftungspflege 3 fl. 14 kr. und 2 Sch. H. 6 Sch. R. Zwiefaltendorf ist ein Rittergut, das ehemals dem Ritter-Canton Donau einverleibt war, und hohe und niedere Gerichtsbarkeit mit dem Blutbann hatte. Es gehört dazu ein Schloß mit einem Schloßgute, Lehensgefälle, niedere Jagd und die Fischerei in der Ach und der Donau. Das Gut ist seit 1809 Allodium. Der Ertrag ist zu 2.500 fl. berechnet. Das, seit 1813 jedoch nicht ausgeübte, Schafweiderecht ist zwischen der Gemeinde und der Grundherrschaft streitig. Zur Unterscheidung von Zwiefalten dem Kloster und vormaligen Dorfe, wurde der Ort auch sonst Niederzwiefalten, oder Zwiefaltenmarkt genannt. Der Ort steht ganz auf einem mächtigen Tuffsteinlager, dessen Benutzung eine bedeutende Nahrungsquelle für die Einwohner ist. An der Donau steht das grundh. Schloß, welches von dem jetzigen Gutsherrn bewohnt wird. Es ist ein einfaches Gebäude mit 2 Erkern, ohne Befestigung. Ein zweites Schloß hatte in der Nähe gestanden; es wurde mit Erlaubniß des Lehensherrn 1660 als baufällig abgebrochen. Außerdem lag noch eine Burg auf der steilen, waldigen Bergecke, an dem linken Donau-Ufer, wovon noch die Ruinen in das Dorf herabschauen. Diese Burg kommt in alten Zeiten auch unter dem Namen Hassenberg, Hassenmauer, Hassenmur vor, und erinnert an den Römischen Hatzenthurm in Ober-Schwaben, obgleich die Ruinen nichts Römisches mehr verrathen. Bey dem jetzigen Schlosse führt eine hölzerne Brücke über die Donau; an ihrer Stelle stand einst eine steinerne, wovon noch Reste zu sehen sind. Sie soll von Gustav Wrangel, bey seinem Rückzuge von Munderkingen, 1647 gesprengt worden seyn. Aber schon in dem Lagerbuche von 1536 ist| bemerkt, daß die Brücke in vorigen Kriegszeiten zerstört worden sey. Sie muß also wieder hergestellt worden seyn. Die Brücke wird von der Gutsherrschaft unterhalten, wofür sie ein Brückengeld bezieht.

Die Kirche zum h. Michael enthält mehrere Grabmäler aus dem 15ten und 16ten Jahrhundert. Sie wurde 1740 erneuert, der große steinerne Kirchthurm ist noch aus der alten Zeit. Auf der Höhe, bey den Burgruinen, steht noch eine Capelle, die alte Burg-Capelle, welche noch einen Fond von 570 fl., neuerlich aber keinen Gottesdienst mehr hat. Daß die St. Michaelskirche, welche 776 an St. Gallen vergabt wurde, ohne Zweifel die Pfarrkirche von Zwiefaltendorf war, ist schon S. 7 bemerkt. Das Patronat war einst Teckisches Lehen; 1288 verkaufen es Walter und Rudolph von Emerkingen an das Kloster Zwiefalten, und die Herzoge Conrad und Hermann von Teck verzichten dabey auf die Lehenherrschaft[1]. 1358 wurde die Kirche dem Kloster einverleibt; 1695 kam das Patronat durch Übereinkunft an den Bischof von Constanz, von da an Baden und durch Vertrag von 1807 an Würtemberg. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhofs hat der Staat.

Der Ort hat 1 Ziegelhütte, 1 Mahlm. mit 4 G., 1 Ölhlm., 1 Sägem. und 1 Gypsm., sämtlich von der Ach getrieben, auch 1 Schildw. und Brauerey. Ehemals hatte er auch, wie der oben erwähnte Name ausweist, einen Markt; er hat dadurch aufgehört, daß der Abt von Zwiefalten, in unnachbarlichen Händeln mit den adelichen Besitzern von Zwiefaltendorf verwickelt, allen seinen Unterthanen verbot, diese Märkte zu besuchen.

Das Dorf war früher im Besitze der von Emerkingen und der Boßen, welche beyde wahrscheinlich zu Einem| Stamm gehörten und Abkömmlinge der oft erwähnten Gaugrafen waren[2]. Graf Heinrich von Emerkingen schenkt dem Kloster Zwiefalten 1108 das Wirthshaus zu Nieder-Zwiefalten; noch 1280 besitzen die von Emerkingen, wie wir gesehen haben, das Patronatrecht von Zwiefalten, gleichwohl als Teckisches, vermuthlich von den Grafen Berg herrührendes, Lehen, und 1288 verkauft, nach Zwiefalter Urkunden, Herrmann von Emerkingen einen Hof zu Nieder-Zwiefalten an das Kloster. Nach Sulger (I. 69.) macht 1123 eine Nobilis matrona Gotta, Gemahlinn Eberhards des Dynasten von Zwiefaltendorf dem Kloster Zw. ein Geschenk. Diese Dynasten waren eben die Boßen, Boßonen, welche auch Datthausen, Taugendorf besessen haben, und in den Marchthaler Annalen, wie z. B. bey einer Schenkung i. J. 1207, die „Bossen zu Zwiefalten,“ und von Sulger beym Jahr 1190 die Besitzer von Nieder-Zwiefalten genannt werden. „Walter genannt Bosso von Zwiefalten“, verkauft, nach Marchthaler Documenten, 1269 einen Hof zu Datthausen an das Kloster Marchthal, und legt dafür den Grafen von Schelklingen, deren Lehensmann er war, seine Burg Zwiefalten | als Lehen ein. Ein Reinhart von Zwiefalten suchte nach einer Zwief. Urkunde den Verkauf Herrmanns von Emerkingen i. J. 1288 zu hintertreiben.

Nach einer unbestimmten Angabe in dem Urbar des Klosters Zwiefalten, hätte der Ort Zwiefaltendorf in späterer Zeit den von Stadion gehört, und nach den Marchthaler Annalen hat Wilhelm Joh. von Stadion 1393 die Mühle in Zwiefalten und die zerfallene Burg Hassenberg an das Kloster Marchthal für 160 Pfd. H. verkauft, und dabey die Östreichische (Schelklingen-Bergische) Lehensherrschaft abgelöst[3].

Wie dem sey, so erscheint auch Würtemberg im Besitze von Zwiefaltendorf, und vielleicht war die Burg daselbst dieselbe Burg Zwiefalten, welche in dem Kriege Graf Eberhards v. W. mit K. Heinrich VII. i. J. 1311 von den Grafen von Schelklingen für Eberhard besetzt wird[4]. Wie und wann Zwiefalten an die von Spät gekommen, ist ungewiß. Durch Urkunde von 1441 bekennt „Albrecht Späth Hoffmeister: als ich umb die (von den) Hochgeb. Herren, Herrn Ludwigen und Herrn Ulrichen Gebrüder Graven zu Wirtemberg, min genedig Herrn erkauft hon zwievaltun die Burg und zwievaltun das Dorff daby gelegen uff einen widerkouff und aber dieselben nun das geeigent und eigentlich zu einem statten ewigen kouff zu kouffen gegeben, doch mit behaltniß, daß ein öwig Öffnung etc.“

Somit hätten die Grafen von W. Zwiefalten dem Albr. Spät zuerst verpfändet, dann 1441 fest verkauft. Merkwürdig| ist, daß die Zwief. Annalen (II. 44) sagen: rediit Pagus et Arx Gentilitia Nider-Zwifalten a Comitibus de Wirtemberg ad Spethos avitos possessores pretio redemta. Man sollte danach glauben, daß die Spät schon lange vorher im Besitze von Zwiefaltendorf gewesen wären. Daß sie wenigstens schon früher Theil daran hatten, geht aus einer Grenz-Beschreibungs-Urkunde der Vogtey Bussen v. J. 1407 hervor, worin es heißt: „Dieselbe (Grenze) nimmt ihren Anfang im Hirschfurt unter Zell an Zwiefalten dem Markt in der Donau, von dort an des von Speth Gut auf die Heerstraße an der von Reutlingen Güter hinauf etc.“ Auch in der Spätischen Familie ist Zwiefalten als das Stammhaus angenommen und der Beysatz Zwiefalten zu dem Namen erscheint gemeiniglich vorzugsweise[5]. | In sehr unangenehme Verhältnisse kamen die von Spät mit Würtemberg durch den bekannten Dietrich Spät. Aus Eifersucht und Rache fiel der Herzog Ulrich 1517, wie über Untermarchthal, so auch über Zwiefalten her, und zerstörte das Schloß mit dem halben Dorfe; 1534, nachdem Ulrich sein Land wieder erobert hatte, nahm er neuerdings sämmtliche Spätische Herrschaften in Besitz, und erst nach seinem Tode 1550 wurden dieselben wieder an die Spät zurückgegeben. Eine abermalige Besetzung geschah 1599. Wilhelm Dietrich Spät hatte 1599 ein Testament gemacht, worin er, mit Übergehung seiner Söhne und Gemahlin, seinen Bruder Ulrich zu Marchthal zum Universalerben einsetzte[6]. Die Söhne widersetzten sich dem Testament, und es entstand daraus ein kleiner Krieg, wobey Hz. Friedrich, dem der Vater Spät 1598 gegen andere Vergünstigungen ein Viertel seines eigenthümlichen Marktfleckens Zwiefalten zu Lehen aufgetragen hatte, Zwiefalten und andere Spätische Güter mit gewaffneter Hand einnahm. Nach den Lehensacten wurde endlich i. J. 1615 zu Stuttgart das Testament für nichtig erklärt, die Söhne aber trugen nun die Hälfte des Markts Zw. Würtemberg zu Lehen auf. Dieser Lehensverband blieb auch, bis er 1809 gegen eine jährliche Lehengült aufgelöst wurde. Nach mehrfältigen frühern Theilungen waren von 1662 bis zu dem Tode Joh. Nepom. Spät, 1801, Zwiefaltendorf, Untermarchthal, Ehestetten und Eglingen in einer Hand vereinigt;| [ws 1] ein Testament Nepomuks, worin er den 4ten von 8 Söhnen zum Erben einsetzte, veranlaßte lange Streitigkeiten, welche endlich 1809 durch gütliche Übereinkunft dahin beygelegt wurden, daß die Herrschaft in 2 Theile getheilt wurde, wovon der Frh. Maximilian v. Spät Zwiefaltendorf und Ehestetten erhielt. Der Werth sämmtlicher Güter wurde dabey zu 305.878 fl. und der Ertrag zu 10.914 fl. berechnet. Im Jahr 1806 war Zwiefalten unter Würt. Landeshoheit gekommen. Vergl. Eglingen und Ehestetten in der Beschreibung des Oberamts Münsingen.
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  1. Urkunde und Sulger Ann. Zwif. I. 230.
  2. Nach Sulger gehörten die Boßen, oder Bozzen, Bossonen dem Stamme der von Stein und von Emerkingen an. annal. Zwif. I. 88. 168. Auf einen Familienzusammenhang weist auch die Beschreibung von Ehingen, S. 121, 162, 180, hin. Aus dieser geht auch hervor, daß die von Emerkingen, Grafen des Munderkinger Gau's waren, während dagegen die Boßen den Ramechgau verwalteten, laut der Stiftungsurkunde von Ochsenhausen v. J. 1100, worin es heißt: qui locus situs est in pago Ramechgowe, in comitatu Hartmanni Bozze, und der päpstlichen Bulle von 1137, worin es heißt: in pago Ramechgowe, in comitatu Bozze. Gerbert Hist. Silv. nigr. III. p. 38 und 71. Nach der Ochsenhauser Chronik war der Prior Heinrich von Ochsenhausen (1238/43) aus dem Geschlechte der Boßonen von Zwiefalten, und stammte dieses Geschlecht von den alten Gaugrafen ab, wovon ein Graf Berthold (s. S. 6 und ff.) für einen seiner Söhne die Burg Zwiefalten erbaut hat.
  3. Ein Berchtold von Stein schrieb sich 1364 von Stadion. S. Beschr. des O.A. Ehingen. S. 183
  4. S. Beschr. des O.A. Münsingen, S. 222. In diesem Falle aber wäre wohl die Burg Zwiefalten, worauf die Gräfinn von Achalm ihren Vetter, Pabst Leo IX. bewirthet hat, eine andere Burg, und wahrscheinlich diejenige, die zwischen dem Kloster Zwiefalten und Bach, auf dem jetzt noch sogen. Schloßberge, stand.
  5. Im J. 1580 schließt Hz. Ludwig v. W. einen Vertrag mit „Phil. Dietr. Speth von Zwyfalten zu Hettingen,“ mit „Wilh. Dietr. Speth von Zwyfalten zu Zwyfalten,“ mit „Ulrich Speth von Zwyfalten zu Marchthal,“ und als Dietrich Sp. 1520 die Besitzungen Gamertingen, Hettingen, Marchthal, Zwiefaltendorf, Eglingen und Ehestetten in einer Hand vereinigte, schrieb er sich allein „Speth von Zwiefalten“. Der Name Spät ist offenbar ein Beiname, Übername, (Ulrich der Spät, Ulrich und Dietrich die Späten) der sich, noch ehe es Sitte wurde, sich von Burgen zu schreiben, so festgesetzt hat, daß ihn der Burgname nicht mehr verdringen konnte. In einer gedruckten Geschlechtstafel der Familie steht auch ein Conrad gen. Früeauff. Es gab auch noch andere Beinamen in der Familie, vorzüglich kommt der Beiname Mager sehr oft vor. Herr Kirchenrath Vannotti ist der Meinung, daß die Spät von dem Schlosse Turneck im Hertfelde abstammen, und in der erwähnten, übrigens weder genauen, noch vollständigen Geschlechtstafel steht ein Ruprecht Spät von Turneck oben an, der 968 einem Turnier zu Mörsburg beigewohnt haben soll. Der älteste beurkundete von Spät, den wir gefunden haben, ist Ulrich von Spät, der in einer Urkunde von 1291, wodurch Graf Eberhard v. W. das Kloster Lorch in seinen Schutz nimmt, als Volricus dictus Spete unterzeichnet ist. Besold Docum. rediv. I. 754. Er erscheint 1300 als Würt. Vogt in Urach, wie denn überhaupt die Familie immer in Dienstverhältnissen mit dem Hause Würtemberg stand. Der Name Spät wird in der Familie selbst verschieden geschrieben und noch verschiedener in Urkunden. Man findet Spete, Spatt, Spet, Speth, Spät, Späth. Wir schreiben um der Gleichheit willen durchaus Spät.
  6. Er beklagt sich im Testament bitter über die Söhne, noch mehr aber über seine Frau Susanne, die ihn seit 15 Jahren verlassen und ganz verkleinerlich ausgeschrieen habe: „sie habe Leibesgebrechen und so viel befunden, als ob sie keine eheliche Beiwohnung bey mir habe.“
  1. Anmerkung [WS]: In der Vorlage fehlen die Seiten 256 bis 263, der Text ist jedoch lückenlos.