Beschreibung des Oberamts Rottenburg/Kapitel B 3

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3. Bühl,

in älteren Urkunden auch Buhel, Buhl, Biel, kath. Pfarrdorf, mit 501 Einw., frey und eben im Neckarthale, an der Straße von Rottenburg nach Tübingen, von beyden Städten fast gleichweit (von Rottenb. 1 St.) entfernt, gelegen [1]. Mit einem alten, von David von Stein in der ersten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts erbauten Schlosse, das nun in ein Wirthshaus umgewandelt ist.

Die Einwohner sind nicht sehr wohlhabend; denn ungeachtet Bühl zu den kleineren Gemeinden des Oberamts | gehört, so hat es doch die meisten Reallasten (S. S. 98.) [2]. Den Großzehnten bezieht der Staat, mit Ausnahme der Pfarrlehen, in etwa 46 M. bestehend, woraus die Pfarrpfründe den Zehnten bezieht [3]. Der Kleinzehnten ist zwischen den Pfarreyen Kilchberg und Bühl dergestalt getheilt, daß erstere ungefähr 3/4, letztere 1/4 bezieht; Heuzehnten beyläufig eben so, nur bezieht solchen der Staat von 20 M. allein (für 12 fl. verpachtet); der Weinzehnte steht in der Regel zu 2/3 dem Staate, und zu 1/3 der Universität Freyburg, in einigen Weinbergen der Pfarrey dahier (in Rottenb.) zu. In den ältesten Zeiten hat sich schon eine adeliche Familie von Bühl benannt, 1119 nennt sich Cuno ein Graf von Hohenberg und Mönch zu Zwiefalten von seinen Schlössern Herr von Bottingen und Bühl [4]. Doch dürfte es noch zweifelhaft seyn, daß unser Bühl damit gemeint sey. In der Bestätigungs-Urkunde des Klosters Herrenalb 1148 unterzeichnet C. von Bühl, und noch 1493 kommt als Gerichtsbeysitzer zu Rottenburg, Bälteser von Bühl vor. Das Dorf hatte übrigens nach verschiedenen Zeiten auch verschiedene Besitzer. 1298 hat Graf Albrecht Schloß und Dorf Bühl dem Heinrich Amann lehensweise übergeben. 150 Jahre später findet sich das Dorf getheilt, zwischen den Hirnbogen und den Ehingen zu Kilchberg. 1444 kam ein Theil an Ritter Conrad von Bühl und Margaretha Benzin, des Kechlers Ehewirthin, lehensweis. 1463 erkaufte Balthasar von Bühl von Werner Hirnbogen den halben Theil des | Dorfes, und 1481 von den Kechlern zu Schwandorf verschiedene Güter dahier. 1507 erhielt Balthasar von Rosenfeld einen Theil des Dorfes zu Lehen. Margaretha, des Georg von Rosenfeld Wittwe, überließ diesen Antheil 1535 ihrer Schwester, Anna von Stein; und diese verglich sich 1544 wegen der Kastenvogtey und des Pfarrlehens mit Georg von Ehingen, der 1529 und nachher einen Theil erworben, welcher mit dem übrigen bey dieser Familie bis 1607 verblieb. 1607 verkaufte Georg von Ehingen die Hälfte des Gutes an die 3 Söhne Urbans von Klossen. Junkher David von Stain verkaufte die andere Hälfte 1626 an Erzherzog Leopold von Östreich, und 1662 wurde das Gut dem Leibarzt Oswald auf sein Lebtag überlassen, 1666 aber, nach dessen Tod zur Kammer eingezogen. Nun wurde es den Jesuiten zuerst pfand- dann lehensweise überlassen. Nach Aufhebung des Ordens wurde es zum Religionsfond gezogen, das Gut dann den Einwohnern theilweise, zuerst in gewöhnlichen, dann in Erbpacht übergeben.

Bühl war schon in ältern Zeiten Pfarrdorf; doch scheint es 1348 noch zur Pfarrey Kilchberg gehört zu haben, indem es in der Urkunde über die Jahrtagsstiftung auf dem Wurmlinger Berge von diesem Jahre nicht aufgeführt wird. 1369 stiftet jedoch Fraw Hailwig von Ehingen und Hans der Amann, ihr Sohn, für Rudolphs, Kilchherrn zu Bühl, Renhards, Conzen und Renzen, des obgenannten Amanns Brüder Seelenheil willen einen Jahrtag. Um diese Zeit muß Bühl also schon von Kilchberg getrennt, und eine eigene Kirche gewesen seyn. Filiale von Bühl, jedoch außer dem Oberamtsbezirk liegend, sind seit älterer Zeit der Ekhof und Kresbach.



  1. Durch Bühl geht der Mühlbach, über welchen in dem Orte eine steinerne Brücke führt; er treibt eine Mahlmühle. A. d. H.
  2. Es kommen, wenn man die Waldfläche außer Berechnung läßt, 4 fl. 22 kr. auf 1 Morgen. A. d. H.
  3. Der Staatszehnte ist auf 9 Jahre um jährlich 59 Sch. Dinkel, 5 Sch. Haber und 26 Sch. Gerste verpachtet. Die Erblehenträger der vormaligen Jesuitengüter erhalten jährlich die benöthigten Erntewieden, ungefähr 10.000 Stück, unentgeldlich. A. d. H.
  4. Um dieselbe Zeit schenken die Brüder Cuno und Rudolph von Buhele dem Kloster Hirschau Alles, was sie auf dem Berge Egge besaßen. Cod. Hirs. Fol. 31.
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