Beschreibung des Oberamts Schorndorf/Kapitel B 13

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 12 Beschreibung des Oberamts Schorndorf Kapitel B 14 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).


|
Höslinswart,
Gemeinde III. Kl. mit 631 Einw., wor. 12 Kath. – Ev. Pfarrei; die Katholiken sind nach Öffingen OA. Canstatt eingepfarrt.

Das Pfarrdörfchen Höslinswart oder Höslinswarth liegt 11/4 Stunde nordwestlich von Schorndorf, in den Berglen an einem Abhange gegen Süden und grenzt mit seiner Markung nördlich an das O.A. Waiblingen. Die Lage ist bergig, wie schon bei Asberglen im Allgemeinen bemerkt und die Markung rings von Wald umgeben. Die kleineren Gewässer derselben, welche keine besondere Namen führen, fließen der Murr zu. Auf den gegen Birkenweißbuch hin liegenden Bergen wird viele und gute Töpfererde gegraben.

Der große Zehente gehört der Pfarrei Buoch, O.A. Waiblingen, und von den Novalien dem Staat, der Klein- und Heu-Zehente der Ortspfarrei. Von den dem Staat gebührenden übrigen Grundgefällen sind 23 fl. 12 kr. Geldzinse, 13 fl. 26 kr. steuerartige Abgaben, und 23 fl. 40 kr. Frohnrechte um 897 fl. 32 kr. abgelöst worden, und nur noch 131 fl. 5 kr. für den Zehenten an denselben zu entrichten.

Das Dörfchen hat eine freundliche Lage und 116 Haupt- und 5 Neben-Gebäude. Das kleine Kirchlein bietet keine Merkwürdigkeiten dar. Das Schul- und zugleich Rath-Haus wurde 1831 erbaut. Der Nahrungsstand ist mittelmäßig; die Zahl der Einwohner (1774 – 295, 1815 – 435) hat sich in 75 Jahren mehr als verdoppelt. Die Markung begreift an Baufeld 161/8 M. Gärten, 2607/8 M. willkürlich gebaute Felder und 1372/8 M. Wiesen; überhaupt nicht ganz 7/10 M. auf den Kopf. – Weinbau findet nicht statt. Die 691/2 M. Wald und Allmanden, welche 1747 mit Reben bestockt wurden, haben längst eine andere Bestimmung erhalten. Von 1818–1840 wurden weitere 88 M. Allmanden und Wald umgebrochen. In dem nicht sehr ergiebigen Boden wird mehr Dinkel als Roggen gebaut; die Güterpreise sind 200 fl. vom M. Acker, 150 fl. vom M. Wiesen. Der leichte Sandboden und die Lage am Bergabhang macht den Ort zur Zucht der Kirschen besonders geeignet, welche sich vor denen des Thales durch Geist und Gewürz auszeichnen und daher auch von Händlern besonders gesucht sind. Da auch andere Obstarten wohl gedeihen, so wird auf die Obstzucht am meisten Sorgfalt verwendet. Der Erlös aus Kirschen| von 1847 wurde zu 10.000 fl. angegeben. Ein Haupterwerbszweig ist ferner die Töpferei, womit sich etwa 30 Meister beschäftigen, die ihre übrigens ordinäre Waare auf eine Entfernung von 8–9 Stunden zu Markt tragen, wobei sie jedoch körperlich herunterkommen, ohne wohlhabend zu werden. Auch wird hier viel Kirschengeist, der wegen seiner Güte gesucht ist, auf den Verkauf bereitet, und von hiesigen Einwohnern Handel mit Gänsen betrieben, die sie im Ries aufkaufen und in Heerden nach Stuttgart zum Verkauf bringen. Der Viehstand ist nach Verhältniß klein.

Die Gemeindepflege ist vermöglich; sie besitzt 682 M. Grundeigenthum, in Waldungen bestehend, 5766 fl. verzinsliche u. 1814 fl. unverzinsliche Forderungen, daher keine Gemeindeumlage. Das Stiftungsvermögen dagegen ist nur 725 fl. Höslinswart war früher Filial von Buoch, OA. Waiblingen. Am 24. Febr. 1847 wurde jedoch hier die vorerst durch einen ständigen Verweser zu versehende Pfarrei errichtet, die keine Filialien hat. An der Schule, die 30 fl. Stiftungen und 130 fl. Schulfonds hat, steht ein Schulmeister. Der Begräbnißplatz außerhalb des Ortes wurde 1832 angelegt.

In Höslinswart, dessen Endsylbe auf einen ehemaligen festen Punkt in der Nähe oder eine römische Warte deutet, war hauptsächlich nur die geistliche Verwaltung Schorndorf gefällberechtigt. Es gehörte in älteren Zeiten stets in den Stab Schornbach und bildet erst seit 1819 eine eigene Gemeinde. Im Jahr 1563 verkaufte Höslinswart 250 Morgen Waldes an Schorndorf. Bei dem Orte, im Gehölz, stand vor Zeiten ein Bruderhaus, das aber schon 1535 nicht mehr besetzt war.


« [[Beschreibung des Oberamts Schorndorf/|]] Beschreibung des Oberamts Schorndorf Kapitel B 14 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).