Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt/Kapitel B 18

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Plieningen,
Gemeinde II. Kl. mit 2574 Einw. a. Plieningen, Pfd., 2423 Einw., wor. 1 Kath. b. Groß-Hohenheim, Schloß, 126 Einw., wor. 4 Kath. c. Karlshof, Hof, 6 Einw. d. Exotische Baumschule, 4 Einw. e. Garbe, Wirthsh. 4 Einw., wor. 1 Kath. f. Oberseemühle, 4 Einw, und g. Unterseemühle, 7 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Neuhausen eingepfarrt.


Das zwei Stunden südöstlich von Stuttgart gelegene Pfarrdorf mit Marktgerechtigteit ist der Sitz eines Amtsnotars und eines Arztes (welcher von Plieningen und den Nachbarorten mit Wartgeld angestellt ist), auch besteht hier seit 1829 eine Apotheke und seit 1844 eine Post. Der Ort liegt an der Hauptstraße von Stuttgart nach Reutlingen theils auf der Höhe, theils am nördlichen Abhange gegen das Körschthal, hat breite Straßen, welche 1833–47 kunstgerecht angelegt wurden, und meist ansehnliche Häuser. Mit Brunnen ist derselbe hinreichend versehen, von denen übrigens die im oberen Theile des Orts gelegenen bei anhaltend trockener Witterung nur sparsam Wasser liefern; das Wasser des Hagenwiesbrunnens und des Mönchsbrunnens ist das beste. Auf den Fall von Feuersgefahr sind im Ort zwei Wetten angelegt, in deren eine von dem südwestlich vom Dorf gelegenen Langwiesensee das Wasser geleitet werden kann. In den Hebsäckern, westlich von Plieningen, befindet sich ein sogenannter Hungerbrunnen. Die Luft ist im Allgemeinen gesund und rein, dagegen im untern Ort in der Nähe der Körsch etwas feuchter und kälter. Die Wetterscheide auf der Weidacher Höhe, welche die heranziehenden Gewitter auf der einen Seite gegen die Alp, auf der andern | in der Richtung gegen Möhringen theilt, beschützt die Gegend vor Hagelschlag.

Am westlichen Ende des Dorfs liegt die helle, geräumige Pfarrkirche, an welcher seit 1844 zwei Geistliche angestellt sind, von denen der zweite (Helfer) insbesondere auch Hohenheim zu versehen hat. Der Kirchenbau[1] ist ohne Zweifel der älteste und interessanteste im Bezirke, und fällt, nach dem Baustyle zu schließen, in drei verschiedene Perioden. Das Schiff, ursprünglich in romanischem Style aufgeführt, wurde im Laufe der Zeit vielfach verändert; die rundbogigen kleinen Fenster wurden zugemauert und mußten größeren in gothischer Form, jedoch ohne allen Schmuck und Füllung, weichen. Ebenso der auf der Südseite noch sichtbare ehemalige Haupteingang, der sich durch das nicht vermauerte Bogenfeld (Lünette) auf den ersten Blick deutlich zu erkennen gibt; einen Theil der äußeren Langseiten von der südwestlichen Ecke mit dem ehemaligen Choranschluß zeigt nebenstehende Zeichnung, auf welcher die vermauerte Thüre im untern Stockwerk nach der ursprünglichen Architectur ergänzt ist. Das schönste, was von der früheren Ausstattung dieses Gotteshauses noch beinahe unversehrt sich erhalten hat, ist das obere Fries mit Bildern und Zahnwerk, welches in verschiedenen Abständen von runden, halb erhabenen, an der äußeren Kirchenwand hinauflaufenden Säulchen unterstützt wird. Die Consolen, von denen einige Zähne ausgehen, bilden theils Menschenköpfe, theils Thierköpfe (Ochsen und Widder). An dem obersten Theile des Frieses zunächst unter dem Dachvorsprung sind seltsame, roh gearbeitete Steinbilder angebracht, die meist alttestamentliche Begebenheiten vorzustellen scheinen.[2]

Nach dem ursprünglichen Baustyl des Schiffs fällt seine Erbauung in das 12te Jahrhundert, während das Chor nach einer über dessen Bogeneingang |

Abbildung eines Theils der Kirche zu Plieningen,
nach der ursprünglichen Architektur ergänzt.

| innerhalb der Kirche angebrachten Zahl im Jahre 1493 erbaut wurde. Dasselbe bildet ein halbes Achteck mit großen, gothisch gefüllten Fenstern und hat innen ein schönes Netzgewölbe, das ziemlich höher ist, als die erst im vorigen Jahrhundert eingesetzte, flache Decke des Schiffs. Die Gewölbebogen sind meist von Engeln, die Wappenschilde halten, (Consolen) getragen, die Knoten des Netzgewölbes zeigen Medaillone mit Matthäus, Marcus, Lucas, Johannes, dem heil. Michael etc. Außen, über der südlichen Eingangsthüre in das Chor steht die Jahreszahl 1517; vermuthlich wurde diese Thüre, nachdem das Chor schon längere Zeit gestanden, erst in dasselbe eingebrochen. Im Jahr 1752 wurde, um mehr Raum und Licht im Innern der Kirche zu gewinnen, ein Hauptbauwesen vorgenommen, worüber die Acten besagen, daß zwei 28′ hohe steinerne Säulen, welche das Dachwerk trugen, weggeschafft und ein ganz neues Dachwerk auf Kirche und Chor hergestellt wurde. Im Innern der Kirche befindet sich außer einem neugothisch gearbeiteten Taufstein nichts Bemerkenswerthes. Der massive viereckige Thurm, der aus drei Stockwerken besteht, greift nicht in die Kirche ein, sondern ist an die Westseite derselben angesetzt. Auf dem dritten Stockwerk, das nach seiner ganzen Construction einer späteren Periode als das Schiff angehört, sitzt ein sehr spitz zulaufendes, auffallend hohes, rechteckiges, mit grün verglasten Ziegeln gedecktes Zeltdach. Auf der Westseite hat der Thurm ein mit Astwerk und Hohlkehlen verziertes Portal, über dem die Jahrszahl 1518 steht; das Alter des Thurms ist jedoch höher anzunehmen, indem die an demselben angebrachten, ganz schmalen, spitzbogigen Fensterchen, von denen mehrere jetzt zugemauert sind, einer frühern Zeit angehören, und daher zu vermuthen ist, daß das gegenwärtige Portal erst später in den längst bestehenden Thurm eingebrochen, oder doch ein früher bestandenes verändert wurde. Auf dem Thurme hängen drei Glocken, die größte, von Martin Miler von Eßlingen, ist von 1582, die andern von 1781 und 1829. Der ziemlich große, mit einer hohen Mauer umgebene Kirchhof dient jetzt, da der neue Begräbnißplatz im Jahr 1835 ostwärts vor das Dorf hinaus verlegt wurde, dem Schulmeister als Garten und ein Theil davon der Gemeinde als Obstbaumschule. Die Baulast der Kirche hat die Ortsstiftungspflege. In der Nähe der Kirche ist der ehemalige Mönchhof, der früher mit Mauern umgeben war, von denen die letzten Spuren vor 15–20 Jahren verschwunden sind. Jetzt nehmen diesen Raum ein: das freigelegene, wohnliche Pfarrhaus mit Nebengebäuden und Garten, die Zehentscheuer und ein besonderer mit Mauern umgebener Grasgarten, der Stutengarten genannt, welcher Eigenthum des Staats ist. Ohne Zweifel hatte hier das Kloster Bebenhausen, | dem der Ort zum größten Theil nebst Kirchensatz und Zehenten zugehörte (s. unten) seinen Verwalter und Pfleger.[3]

Das stattliche, geräumige Rathhaus ist in die südwestliche Ecke des Kirchhofs hereingebaut. Im Ort befinden sich 2 öffentliche geräumige Schulen, in denen zugleich die Wohnungen der Schulmeister eingerichtet sind; die neuere wurde erst 1846/47 erbaut. An den Schulen unterrichten zwei Schulmeister, zwei Unterlehrer und ein Lehrgehülfe. Außer diesen befindet sich hier seit 1835 eine Industrieschule für Mädchen. Am südlichen Ende des Dorfs an der Hauptstraße nach Reutlingen, steht die im Jahr 1840 in Bau genommene und am 28. Oktober 1841 eingeweihte „Wilhelmspflege“, ein stattliches Gebäude, welches theils durch mildthätige Beiträge und veranstaltete Opfersammlungen, theils durch jährliche Ersparnisse der Oberamtsalmosenkasse, hauptsächlich aber durch den theilweise zu einem Fonds für Begründung eines Erziehungshauses gewidmeten Erlös aus dem theuer verkauften Oberamtei- und Oberamtspflegegarten in Stuttgart, nebst zwei Nebengebäuden und der erst 1847–48 errichteten Scheuer mit einem Aufwand von 16.588 fl. hergestellt wurde.

Die Anstalt, in welcher auch Kinder fremder Bezirke Aufnahme finden, hat den menschenfreundlichen Zweck, arme Kinder, welche entweder sittlich verwahrlost sind oder doch in Gefahr stehen es zu werden, zur Verpflegung aufzunehmen. Nahezu 14 Morgen Güter, welche mit der Anstalt verbunden sind, dienen zur Unterweisung in der Landwirthschaft. Die Grundanlage ist nach den räumlichen Verhältnissen auf 68 Kinder (unter 14–16 Jahren) berechnet, wurde aber nur mit 22 eröffnet, im zweiten Jahr stieg die Zahl jedoch schon auf 52 und gegenwärtig sind 70 untergebracht. Die Mittel zum Fortbestehen dieser Anstalt bestehen von Seite der Amtsversammlung in einem jährlichen Beitrage von 500 fl. in der abgetretenen Einnahme der von dem Oberamt wegen Unzuchtsvergehen erkannten Strafen, sodann in jährlichen Unterstützungsbeiträgen des Staats und der Centralstelle des Wohlthätigkeitsvereins, hauptsächlich aber in den Zuflüssen, welche der christliche Wohlthätigkeitssinn ihr gewährt.[4]

Die Plieninger sind im Allgemeinen körperlich kräftig und wohlgebildet; eine Ausnahme machen die zahlreichen Weber, die in Folge ihrer Beschäftigung und Lebensweise meist schwächlich sind. Wegen der hohen Lage und rauhen Winde sind die entzündlichen und rheumatischen Krankheiten und in deren Gefolge die Wassersucht vorherrschend.

Zunahme des Luxus und Nachahmung städtischer Sitten finden | hier mehr als in den Nachbarorten Eingang, wozu, sowie in früherer Zeit auch jetzt, die Nähe von Hohenheim beitragen mag. Trotz ihrer Betriebsamkeit und der ausgedehnten, fruchtbaren Markung sind die Einwohner doch nur in mittelmäßigen Vermögensumständen; die Mehrzahl der Ortsangehörigen, namentlich die vielen kleinen Gewerbsleute besitzen nur unbedeutende Theilstücke des Bodens, und der Grundbesitz der 6 größten Gutsbesitzer bewegt sich zwischen 28 und 40 Morgen; an versicherten Passivkapitalien aber lastet auf den Ortsangehörigen die Summe von 212.000 fl. Die Feldgüter liegen beinahe ganz eben und haben einen meist tiefgründigen, leicht zu bebauenden, mittelstarken Diluviallehmboden, der besonders in Jahrgängen, die nicht zu trocken und nicht zu naß sind, einen sehr reichlichen Ertrag liefert. Unter diesen günstigen natürlichen Verhältnissen, vereinigt mit dem Fleiß und der Umsicht der Einwohner, besonders aber ermuntert durch das Beispiel Hohenheims, welchem mehr und mehr Eingang zu verschaffen den Bemühungen des im Jahr 1836 gegründeten landwirthschaftlichen Bezirksvereins geglückt ist, hat sich die Landwirthschaft auf eine blühende Stufe geschwungen; zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, namentlich der Flandrische Pflug, das Hohenheimer Halbjoch, das Trocknen des Klees an Heinzen etc. haben Eingang gefunden und werden täglich allgemeiner. Der Feldbau wird im Dreifeldersystem betrieben und bildet die Hauptnahrungsquelle der Einwohner, man baut die gewöhnlichen Cerealien, vorzugsweise Dinkel und Gerste. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird an Dinkel zu 5–7 Scheffel, an Gerste zu 4–5 Scheffel, an Haber zu 5 Scheffel und an Roggen zu 4 Scheffel angegeben; der Ertrag an Dinkel und Gerste wird häufig in Handel gebracht. Die Bracherzeugnisse sind hauptsächlich Kartoffeln, Kraut (Spitzkohl), Futterkräuter, Angersen, Hanf und Flachs; zu besserer Bereitung der beiden letzteren wurde 1845 eine Wasserröstegrube angelegt. Ungefähr 100 Morgen werden jährlich mit 3200–3400 Krautsetzlingen per Morgen eingepflanzt, von welchen etwa 3/4 zum Verkauf kommen und die übrigen verfüttert werden. Der Preis eines Hunderts Kraut bewegt sich von 1–5 fl. Die Preise der Äcker gehen von 300–600 fl. Die Wiesen, von denen nur ein kleiner Theil bewässert werden kann, gehören zu den mittelmäßigen; der Ertrag derselben wird im Ort verbraucht. Der geringste Preis eines Morgens Wiese ist 250 fl., der mittlere 400 fl. und der höchste 700 fl. Die nicht unbedeutende, noch im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich beinahe ausschließlich mit Mostsorten, die hier besonders gut gedeihen; in mittleren Jahren ist der Ertrag etwa 15.000 Simri. Der Waldbesitz der Gemeinde besteht in 643 Morgen gut bestockten Laubwalds, in welchen Eichen und Buchen vorherrschend sind. Die jährliche Nutzung | beträgt ungefähr 80 Klafter und 7000 Wellen, wovon früher den Bürgern Holzgaben von je einem halben Klafter und 25 Wellen abgereicht wurden. Seit dem Jahr 1837 wird aber der ganze Ertrag zum Besten der Gemeinde verkauft und jedem Bürger ein Ersatz von 3 fl. geleistet; die einzige bürgerliche Nutzung, welche besteht. Die mit dieser Maaßregel in Verbindung gesetzte Errichtung eines Holzmagazins, aus welchem den bedürftigen Ortsangehörigen das erforderliche Holz theils unentgeldlich theils gegen Bezahlung nach dem Gewicht abgegeben wird, hat den wesentlichsten Antheil an der Verdrängung der verderblichen Holzexcesse, welche früher häufig vorkamen. Die Schafweide, welche nur noch als Herbstweide verpachtet wird, trägt einschließlich des Pförchgelds der Gemeinde 400–500 fl. jährlich. Die Pferdezucht ist von keinem Belang, dagegen wird ziemlich Handel mit aufgekauften Pferden getrieben. Die Rindviehzucht ist bedeutend; eine gute Landrace, durch Simmenthaler Farren, welche die Gemeinde hält, veredelt, wird hier gezüchtet. Mit Mastvieh treibt man einigen Handel, so daß ungefähr 50 Paar Ochsen jährlich verkauft werden. Die Faselviehhaltung liegt seit 1841 der Gemeinde ob und ist verpachtet. Die Schweinezucht hat abgenommen; aber Bayer- und Landschweine werden aufgekauft und gemästet wieder verkauft.

Die Gewerbe bilden neben der Landwirthschaft eine nicht unbedeutende Nahrungsquelle der Einwohner. Am ausgedehntesten wird die Weberei betrieben; etwa 160–170 Zeuglesweber arbeiten mit seltenem Fleiß, theils auf Bestellung für Kaufleute nach Stuttgart und Eßlingen, theils verkaufen sie ihre Arbeiten auf den Märkten, hauptsächlich in Stuttgart. Von den hier ansässigen 18 Schneidern und 23 Schustern arbeiten mehrere für die Nachbarschaft; ebenso einige geschickte Wagner und Schmiede. Nicht unbedeutenden Betrieb haben 3 hiesige Färbereien. Manche Ortsangehörige finden als Lohnarbeiter in Hohenheim Beschäftigung. Kaufleute befinden sich im Ort 4, Schildwirthschaften 8, worunter 2 mit Bierbrauerei verbunden sind. Vor 40–50 Jahren betrieb ein Ortsangehöriger einen ziemlich ausgedehnten Handel mit Wetzsteinen, die er theils auf der sogenannten Halde, theils auf dem Schießwasen ausgraben ließ; das Geschäft hat aber aufgehört, seit die Wetzsteinbrüche bei Neckarhausen, O.A. Nürtingen, eröffnet sind. In Plieningen haben die Laden der Weber-, Schneider-, Maurer-, Steinhauer-, Zimmerleute-, Metzger-, Kübler-, Küfer- und Glaserzünfte ihren Sitz.

Bei der Gemeindepflege, welche nach der Rechnung von 1848/49 ein reines Activ-Vermögen von 18.532 fl. besitzt und welche außer dem Ertrag der Waldungen und Weide noch andere Einnahmen hat, reichen diese überhaupt zu Bestreitung der ihr obliegenden Ausgaben so wenig hin, daß alljährlich eine dem Betrag der Staatssteuer von 2752 fl. nahekommende | Summe als Gemeindeschaden umgelegt werden muß. Die Stiftungspflege hatte um dieselbe Zeit mit Einschluß der zu wohlthätigen Zwecken bestimmten Kapitalien von zusammen 2860 fl., worunter das von der Wittwe des Kammerraths Barth im Jahr 1832 gestiftete im Betrag von 1500 fl. das bedeutendste ist, ein Activvermögen von 9205 fl., leidet aber nichts desto weniger an einem Deficit. Eine große Unterstützung genießen die Ortsarmen in den 151/8 Morgen haltenden sogenannten Stiftsländern, welche die Herzogin Franziska im Jahr 1776 den Ortsbehörden als Stiftung für die Armuth, mit der Bestimmung übergeben hat, daß der Platz viertelmorgenweise zu vertheilen sey.

Der Großzehente gehört der Staatsfinanzverwaltung, an welche auch der kleine früher zur Pfarrei gehörige Zehente, in Folge der Pfarrbesoldungsverwandlung übergegangen ist. Eine Heu- und Öhmdzehentabgabe findet nicht statt, und nur wenige Morgen Wiesen haben statt derselben Hellerzinse zu entrichten. Die Zinse und Gülten, welche die Hospitalverwaltung Eßlingen zu beziehen hatte, wurden im Jahr 1839 mit 969 fl., die Gülten und Landachten aber, welche die Staatsfinanzverwaltung erhob, im Jahr 1840 mit 28.140 fl. abgelöst.

Durch die Staatsstraße, welche zwischen Hohenheim und der zu Umgehung des früheren gefahrvollen Stichs neu hergestellten Einmündung in den Orts-Etter in den Jahren 1847–48 bedeutend verbessert worden ist, steht Plieningen mit Stuttgart und Reutlingen, durch Vicinalstraßen mit Echterdingen, Neuhausen und Scharnhausen in Verbindung.

In der geschriebenen Geschichte läßt sich dieser bedeutende Filderort, gleich Echterdingen und einigen andern in die Zeit zurückverfolgen als die Fildergrafschaft noch im calwischen Besitze war, von welchem sie durch Heirath auf Welf VI. († 1191) und auf dessen Rechtsnachfolger überging (vergl allg. Theil VII., 1 und Echterdingen). Plieningen wird ausdrücklich unter den ursprünglich calwischen Orten genannt (Stälin, Wirt. Gesch. 2, 375).

Die früheste Erwähnung Plieningens, dessen Benennung von dem Mannsnamen Pleonung abzuleiten ist, fällt um’s Jahr 1142. Am 22. April dieses Jahres war in Jerusalem Hugo de Bliningen Zeuge Bertholds, als dieser seine Schöpfung, das Stift Denkendorf bestätigte (Urk. künftig im Wirt. Urk. Buch, Bd. 2). Derselbe Hugo schenkte Güter an Kloster Hirschau laut dem Hirschauer Schenkungsbuch, nach dessen Angaben auch Birthilo, Sohn Liutfried’s von Blieningen, Adelbert Priester von Plieningen mit seinem Bruder Wolfram, Markward von Blieningen (mit seinen Brüdern Wernher Priester von Eltingen, Berthold und Schwigger), Woppelin von B., endlich Richwin von B. sämmtlich in der Mitte des 12ten Jahrhunderts dasselbe Kloster mit | Gütern bei Döffingen, Horw (abgegangen), Neuhausen, Plieningen und Schaffhausen begabten (Cod. Hirs. ed. Stuttg. S. 65, 66, 68, 75, 98, 101).

Von den Geschicken des Ortes ist zu erwähnen, daß er im Krieg K. Rudolf’s mit Graf Eberhard dem Erlauchten von Württemberg im August 1287 vielen Schaden erlitt, und daß im folgenden Spätjahr seine Burg durch genannten König zerstört wurde; im November 1449 und September 1634 wurde er abgebrannt. Im Jahr 1525 Mai 13 nach dem, Tags zuvor bei Böblingen erfochtenen Siege über die empörten Bauern, schlug das Heer des schwäbischen Bundes unter dem obersten Feldhauptmann Georg Truchseß Freiherrn von Waldburg allhier seyn Lager. Während der 5tägigen Dauer dieses Lagers huldigte die gesammte, im Aufstand begriffen gewesene Bauerschaft des württembergischen Oberlandes und Neckarthales dem schwäbischen Bund und dem Hause Österreich auf’s Neue.

Güter und Rechte besaßen hier die Herren von Bonlanden, Echterdingen, Hohenheim; ferner Kl. Weil 1264, von Eßlinger Stiftern: der Spital 1287 u. f., das St. Clarakloster 1363 etc., das Prediger-Kloster, die Pfarrkirche. Den reichsten Besitz aber hatte Kloster Bebenhausen, welches manches Eigenthum der Fildergrafen, Pfalzgrafen von Tübingen an sich brachte. Bereits im Jahr 1229 erscheint Bluningen unter den Gütern dieses Klosters; dasselbe erkaufte im Jahr 1281 Leibeigene von Pfalzgraf Gotfried von Tübingen, im Jahr 1287 Juli 1 den Laienzehenten von Wolfram von Bernhausen (Markgraf Heinrich von Burgau als Lehensherr eignete denselben dem Kloster), im Jahr 1291 April 7 den Kirchensatz von den ebengenannten Pfalzgrafen, April 22 verschiedene Besitzungen gräflich bergischer Lehensleute, welche Graf Ulrich von Berg dem Kl. eignete, im Jahr 1292 die Hälfte des Gerichts und den kleinen und großen Zehenten von Werner von Neuhausen, wie sie von Wölflin von Bonlanden an ihn kamen, im Jahr 1295 von Kraft von Kirchheim, genannt von Tachenhausen, dessen Güter mit allen Rechten, im Jahr 1352 Mai 16 von Werner von Neidlingen 1/4 Gericht und Güter, wie er sie von seinem Bruder Kraft erworben hatte u. a. m. Im Jahr 1295 Juni 6 gab Konrad von Rechberg Kundschaft, daß die 3/4 des Gerichts, welche der Markgraf von Burgau dem Kloster Bebenhausen eignete, desselben wahres Eigenthum und kein Lehen seien, wie Ulrich von Neidlingen behauptete; im Jahr 1318 Juli 13 eignete Herzog Lupold von Österreich dem Kloster alle hiesigen Güter, welche von der Herrschaft Burgau Lehen gewesen. Nach dem Stuttgarter Zinsbuch von 1451 hatte das Kloster Bebenhausen den Stab, welchen der Vogt von Stuttgart nur nahm, wenn Vogtgericht war. Ein Viertel des kleinen | Frevels gehört Württemberg, die großen Frevel hatte es ganz und empfing (näher bezeichnete) Zinse, Steuern, Gülten etc. Durch Tausch von 1478 Oktober 21 erhielt Württemberg von dem Kloster die hiesige Gerichtsbarkeit, doch behielt sich das Kloster den Kirchensatz vor, welcher erst durch die Reformation an Württemberg gelangte.

Der älteste bekannte Pfarrherr ist Wernherus rector ecclesiae in Blieningen in einer Urkunde von 1286 Juni 23. Von hiesiger Kirche waren Birkach, Riedenberg, Ittingshausen (s. Degerloch) ursprünglich Filiale.

Von der Burg des Orts war noch zu Crusius Zeit (1595) altes Gemäuer und der Graben des Schlosses übrig, um welchen ein Garten sich herumzog. Eine Bauernwohnung, auf den Trümmern des Schlosses erbaut, hatte damals den Michael Siglin zum Besitzer. Gegenwärtig ist sie in ein Baumgut umgewandelt, und nur noch wenige Spuren des Grabens und der Name „Burggraben“, verrathen die Stelle der ehemaligen Burg, welche zunächst des gegenwärtigen Gasthofes zur Sonne stand. Von Gliedern des hiesigen Dorfadels, deren älteste, namentlich Hugo 1142, bereits angeführt sind, kommen vor Albert I. † vor 1265 und seine Frau Adelheid, deren Söhne Albert II., Albert III., Berthold und Konrad. Diether, Ritter von Plieningen und sein Sohn Schwigger, Ministerialen Württembergs, verkauften im Jahr 1277 mit Bewilligung der Grafen Ulrich und Eberhard an das Kloster Salem Güter bei den abgegangenen Orten Owen, Horw und bei Ruith und eine, an der Körsch unterhalb Kemnath gelegene Wiese (Sattler, Grafen 1. Beil. Nr. 7). Vorkommende Namen des 14ten Jahrhunderts sind: Hermann, Eberhard, Rugger, Rudolf, Hans, Dieterich. Diese Herren zogen sich in die Unterlandsgegenden und am 20. December 1480 wurde Dieterich I. zum ersten Male mit Burg Schaubeck und 1/2 Vogtei in Kleinbottwar von Württemberg belehnt. Der berühmteste ist der in bayrische Dienste gekommene Dieterich, pfälzischer Rath und Kammergerichtsassessor, Abgesandter bei den wichtigsten Angelegenheiten, Freund Reuchlin’s und Beförderer der Gelehrsamkeit (Münch. gel. Anzeigen 1838, 426), gestorben 1520 Februar 26 und in Klein-Bottwar begraben. Der letzte des Plieningischen Mannsstammes war Eitel Hans zu Altenschaubeck, Klein-Bottwar und Hohenstein, gestorben 1641 oder 1642, durch dessen Tochter († 1686) sich seine Güter auf ihren Gatten Sebastian von Gaisberg vererbten.

Das Wappen der Herren von Plieningen war ein rechts sehender schwarzer Pferdskopf in weißem Felde, das der Gemeinde Plieningen besteht in 3 Rosen, welche ein Dreieck bilden.

Unter den zu der Schultheißerei und der Pfarrei Plieningen zählenden Gemeinde-Parzellen ist besonders merkwürdig:

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Hohenheim,
zum Unterschied von Kleinhohenheim (s. oben unter Birkach) auch Groß-Hohenheim genannt.

Schloß mit eigener Markung und Staatsdomäne, seit dem Jahr 1818 Sitz einer land- und forstwirthschaftlichen Academie.[5] Die der Anstalt pachtweise eingeräumte Staatsdomäne begreift zwei, wenn auch nicht ganz arrondirte, doch geschlossene Gutscomplexe, die sich nur auf einer Seite berühren; der die Schloßgebäude umgebende, das vormalige Ritter- oder Schloßgut begreifende Complex führt den Namen Maiereigut (Hof); der andere von jenem westlich gelegene Complex, welcher aus den von dem vormaligen Carlshof (s. unten) vorbehaltenen Gütern besteht, hat diesen Namen beibehalten. Im Ganzen beträgt gegenwärtig das Areal 9746/8 Morgen, wovon außer der Markung des Schloßguts von 408 Morgen, in der Markung Plieningen 517 Morgen, Birkach 45 Morgen und Kemnath 43/8 Morgen gelegen sind. (S. den Plan auf der Oberamtskarte.)

Hohenheim liegt 2 Stunden südöstlich von Stuttgart, 1358 württ. Fuß über dem Meere, auf einem flachen Bergrücken der freien Filderebene, welcher zwischen den Thälern der Körsch und des Ramsbachs hinzieht, die sich 1/4 Stunde östlich von Hohenheim vereinigen. Vermöge dieser hohen und freien Lage ist die Gegend den Winden sehr ausgesetzt; die Luft aber rein und gesund. In landwirthschaftlicher Beziehung gehörte die Lage zu dem wärmsten Theil der Wintergetreideregion; Mais kommt noch fort, die gewöhnliche größere und später reifende Sorte gelangt aber nur in den wärmeren Sommern zur völligen Reife. Die Weinrebe gedeiht nur an geschützten Wandungen. Die mittlere Temperatur von Hohenheim ist auf 7,25° R. anzunehmen, während Stuttgart 7,85° hat. Die Menge der wässerigen Niederschläge betrug in den Jahren 1837/41 durchschnittlich 20,9 par. Zoll Höhe, während sie in diesen Jahren in Stuttgart 22,1 Zoll ausmachte. Der mittlere Barometerstand ist nach 4jährigem Durchschnitt 26 Zoll 11 Linien auf 15° R. reducirt. Von Gewittern ist Hohenheim selten heimgesucht. Die meisten kommen von Westen und viele ziehen sich, ehe sie die Filder erreichen, dem Neckar und der Alp zu, andere nehmen ihre Richtung gegen das sog. Strohgäu. Auch diejenigen Gewitter, welche ihren Weg über die Hohenheimer Gegend nehmen, verweilen nur ausnahmsweise längere |

Hohenheim,
von der Südwestseite aufgenommen.

| Zeit. An Quellen ist die nächste Umgebung von Hohenheim ziemlich arm; diesem Mangel ist durch 3 künstliche Wasserleitungen abgeholfen, die zusammen 7694 Schritte lang sind. Durch die wichtigste derselben wird die sogen. Kuhwiesenquelle aus dem Klein-Hohenheimer Park 1/2 Stunde weit abwechselnd in hölzernen, bleiernen, eisernen und thönernen Röhren in das Ramsbachthal hinab und von da wieder aufwärts an Birkach vorüber, den in den Wirthschafts-Höfen befindlichen Brunnen zugeleitet. Eine zweite auf dem Mittelfeld des Karlshofs entspringende Quelle fließt theils in hölzernen, theils in thönernen Teicheln an der Garbe vorüber, um hauptsächlich den sog. Schafbrunnen unterhalb des Schlosses zu versorgen. Die dritte zugeleitete Quelle entspringt in der Nähe der Garbe, und gibt, nachdem sie den Brunnen dieser Wirthschaft mit Wasser versehen hat, das Übrige zu dem Wasser der zweiten Leitung. Außer den laufenden bestehen mehrere Pumpbrunnen, da man in nicht großer Tiefe Wasser erhält. Übrigens tritt in sehr heißen Sommern und in kalten, schneelosen Wintern zuweilen Wassermangel ein. Der sog. lange See in den ehemaligen Anlagen und ein ausgemauertes Bassin im botanischen Garten dienen theils zum Wässern der Wiesen, theils zum Löschen bei Feuersgefahr; auch befinden sich rechts an der Straße gegen die Garbe, gegenüber der exotischen Baumschule und oberhalb jeder der beiden Mühlen (s. u.) noch Wasservorrathsbehälter.

Die Güter liegen theils eben auf dem Filderplateau, theils an sanften Abhängen gegen das Körsch- und Ramsbachthal, theils in den Ebenen dieser Thäler. Die Abdachung derselben ist im Allgemeinen eine südliche und somit günstige; sie genießen natürlichen Schutz gegen die rauhen Nordwinde dadurch, daß die Hochfläche gegen Norden sich auf etwa 1 Stunde immer mehr erhebt und daß in dieser Richtung noch überdieß ein Gürtel von Waldungen hinzieht.

Der im Allgemeinen gute Boden der Güter ist sehr verschieden und läßt sich in 5 Arten abtheilen.

1) Ein sandiger Lehm mit meistens kaltem Untergrund; an mehreren Stellen ist der Sand sehr fein, so daß der Boden bei langer und starker Befeuchtung gerne zusammenschlämmt und im Frühjahr die Wärme nicht leicht eindringen kann. Der Stand der Saaten verspricht in dieser Zeit oft wenig, während sie sich später schnell erholen. 2) Der eigentliche Lehm und der milde Lehmboden, eine sehr schätzbare Bodenart, welche eine große Fläche des Guts einnimmt und thätiger und wärmer als die ersterwähnte ist. 3) Ein strenger Lehmboden, der ungefähr die gleiche Ausdehnung wie der mildere Lehmboden hat. 4) Ein gebundener thonreicher Boden, der nur auf der Formationsgrenze zwischen Lias und Keuper an den südlichen und östlichen Abhängen gegen das Körsch- | und Ramsbachthal auftritt, er ist ein etwas kalkhaltiger Thonboden und nur an einigen kleineren Stellen ein thoniger Mergelboden. 5) Ein Thonboden, der sich seinem äußern Verhalten nach als völlig kalklos oder doch arm an Kalk darstellt, übrigens nur in kleiner Ausdehnung von 1/4–1 Morgen vorkommt.

Die Beschaffenheit des Untergrundes ist nicht so günstig als die der Krume. Unter einem großen Theil des eben liegenden Feldes zieht sich in unbedeutender Tiefe ein Lager von zähem Thon hin, welches das Versinken des Wassers hindert. Ähnliche Lager kommen an den Thalabhängen vor. An andern Stellen der Domäne z. B. auf dem Felde zwischen den Institutsgebäuden und dem Wirthshaus zur Garbe, das eine Zeitlang zur Obstbaumschule benützt war, zog sich ein horizontales Liassandsteinlager unter der Krume hin, ohne dessen Beseitigung durch Rajolen die Obstbäume kein Gedeihen gefunden hätten. In der Nähe der Landstraße und der Plieninger Felder bildet der Liaskalk den Untergrund, der hier zum Chausseebau gebrochen wurde. Übrigens gibt es viele und große Strecken, wo der Boden auf eine beträchtliche Tiefe ganz die gleichen mineralischen Bestandtheile hat, wie die Krume. In den sog. Aspenwiesen und Äckern besteht der Untergrund aus hellrothen und hellbraunrothen Mergeln, welche schon zur Verbesserung anderer Felder gedient haben.

Von keinem Punkt auf den hochgelegenen Fildern genießt man eine reizendere Aussicht, als gerade von Hohenheim, weil sich hier zu der umfassenden Fernsicht ein äußerst lieblicher Vordergrund gesellt. Besonders schön und anziehend ist die Aussicht gegen Süden: Den Vordergrund bildet ein mit Blumenbeeten geschmückter Garten, nächstdem zeigt sich das anmuthige Körschthal und zwischen den reichen, dunklen Baumgruppen des botanischen Gartens Plieningen mit seinen freundlichen, sauberen Häusern und seinem spitzen Kirchthurme, über dieses hinweg die fruchtbare Filderebene, welche gegen Westen von den weitgedehnten Schönbuchswaldungen und gegen Osten von den lieblichen Eßlinger Bergen begrenzt ist. Den Schluß der Halbrundsicht bildet die Alp, bläulich ferne und doch noch in solcher Nähe, daß man mit unbewaffnetem Auge die kegelförmigen Vorberge und die Querthäler derselben erkennen kann. Rechtshin westlich erreicht der Blick noch den Plettenberg, die Lochen und den Roßberg, linkshin östlich die majestätischen Vorberge Stuiffen, Rechberg und Hohenstaufen.

Dieser seltene Reiz der Gegend hat ohne Zweifel schon in den frühesten Zeiten hier zur Gründung eines Wohnsitzes bewogen, der wegen seiner hohen Lage Hohenheim genannt wurde. Die erste Nennung des Orts fällt um’s Jahr 1120 (s. unten). Frühere Lehnsherren als die Grafen von Württemberg sind keine bekannt; bereits im Jahr 1344 hatte | Bombast von Hohenheim seinen hiesigen Besitz (nebst Antheil am Zehenten in Plieningen und der halben Vogtei in Ober-Eßlingen) als württ. Lehen (Sattler, Grafen 1 Beil. Nr. 104).

Egilolf von Hohenheim, der älteste, der sich von Hohenheim schrieb, bedachte um’s Jahr 1120 das Kloster Hirschau mit Gütern bei Hohenheim und Riedenberg (Cod. Hirsaug. 53). Die nächsten nach ihm auftretenden Herren v. Hohenheim sind erst wieder in den Jahren 1270 u. f. Konrad von Hohenheim genannt Bombast[6] und dessen Bruder Friedrich (1281 Mai 29 Fridericus de Hohenheim et Cunradus frater suus dictus Bombast. Salem. Schenkungsbuch 3, 167); im Jahr 1300 nennt sich Fridericus scultetus de Ezzelingen dictus de Hohenheim (Kausler, O.A. Neuenbürg 149); im Jahr 1295 erscheint als Zeuge Johann von Hohenheim. Ein späterer Johann Bombast veräußerte im Jahr 1361 die halbe Vogtei in Ober-Eßlingen an die von Gültlingen. – Das Wappen dieser Familie ist in goldenem Schild ein schrägrechter blauer Balken mit 3 silbernen Kugeln.

Noch im Anfang des 15ten Jahrhunderts erscheint Hans von Hohenheim genannt Bombast im Besitz von „Hohenheim Burg und Dorf“ mit Zugehörungen; aber bald, schon vor 1424, war dieser Besitz durch Kauf an Heinrich Pfähler gelangt. Dieser gab im Jahr 1424 Burg und Gut seinen Neffen Albrecht, Dietrich und Hans Spät, welche damit belehnt wurden (1424 Apr. 26, Scheffer 44), beides aber bereits 1432 Febr. 2 um 3000 fl. in Gold an den Eßlinger Spital verkauften. Hiezu gab Graf Ludwig von Württemberg seine Erlaubniß, wogegen die Verkäufer ihm Aichelau zu Lehen auftrugen (Sattler, Grafen, 2 Beil. Nr. 54 und 55). Württemberg behielt sich jedoch die hohe und niedere Obrigkeit und dem Kl. Bebenhausen die Zehenten vor.

Nach Veräußerung des Stammortes kommen vor: Burkhard Bombast 1444, Wilhelm Bombast 1448–89, Sebastian, württemb. Diener 1484 u. f., Georg Bombast, Begleiter des Grafen (nachherigen Herzogs) Eberhard im Bart auf dessen Zug nach Palästina, Deutschordens-Commenthur in Rohrdorf (1472, 1489) u. a. m. Der berühmteste Sprosse dieser Familie ist Theophrastus Bombast von Hohenheim[7], geb. | 1493 in Einsiedeln, † 1541 in Salzburg, Sohn des von Einsiedeln (in der Schweiz) nach Villach (in Kärnthen) gezogenen Wilhelms v. H., ein viel gereister ideenvoller Mann, welcher bald als erster Arzt und Philosoph, Gründer und Anführer der neueren Medicin ausposaunt, bald als Erzcharlatan, Pietist, Schwachkopf und medicinischer Ketzer hingestellt und unter dessen Namen zahlreiche unächte, zum Theil ganz unsinnige Bücher eingeschwärzt wurden. – In der Mitte des 16ten Jahrhunderts erlosch der Mannsstamm der Herren v. Hohenheim. Anna Bombastin von Hohenheim war die dritte Gemahlin Markgraf Ernsts von Baden Durlach; sie starb 1574 Juli 6.

Die bereits erwähnten Rechte, welche Württemberg in Hohenheim besaß, gaben zu häufigem Streit mit dem Eßlinger Spital Anlaß; im Jahr 1667 Jan. 27 wurde zwischen beiden ein neuer Vergleich geschlossen, und Württemberg erhielt alle hohen und niedergerichtlichen, auch Hoheitsrechte von Neuem zugesprochen; auch wurde festgesetzt, daß Hohenheim in die Zwänge und Bänne Plieningens gehören und für Steuer und Frohnen jährlich 6 Pfd. Heller dahin zahlen solle. Anschläge, welche der Spital, der am 23. April 1534 noch den Lehenhof bei der Burg, genannt der Oberhof, gekauft hatte, im Jahr 1597 über den Verkaufswerth von Hohenheim machen ließ, geben solchen zu 26.026 fl. 45 kr. oder 25.3011/2 fl. an. Das Spitalbuch von 1660 sagt: „Der Hof umfaßt 2591/2 M. Acker, wo der Spital 2/3, das Kl. Bebenhausen 1/3 Zehenten an Frucht, Erbsen, Linsen etc. bezieht, der kleine Zehenten gehört nach dem Vertrag von 1448 mit Heu- und Öhmdzehenten der Pfarrei Plieningen; es ist hier ein großer weiter Hof, ehemals eine Burg mit Wassergraben umfangen, Haus, Hof, Backhaus, 4 große Scheuern, 173 Jauchert Äcker, 40 Tagwerk Wiesen, 34 M. Wald.“

Den 13. Febr. 1676 verkaufte der Spital den Hof[8] sammt Zugehör an den kaiserl. Oberproviant-Commissär Immanuel Garb (von dem er den Namen „Garbenhof“ erhielt), welchem ihn Württemberg 1680 Apr. 7 als Kunkellehen verlieh. Nach seinem Tode (1684) besaß den Hof seine Wittwe († 1712), auch nach ihrer zweiten Verehelichung mit dem Hauptmann Zoller, dann Oberst von Dehl, der Gatte einer ihrer Töchter (in Folge einer später bestrittenen Übereinkunft mit deren zwei Schwestern; das Gut wurde damals zu 34–40.000 fl. geschätzt), hierauf der Sohn dieser Tochter, Hauptmann Adam Fried. v. Dehl († kinderlos 1764) und

| ihr Schwiegersohn, Regierungsrath Geo. Fried. Thill. Nach dem Tod der gleichfalls kinderlosen Gattin des Letztern im Jahr 1768 nahm Herzog Karl von dem Gute, als einem eröffneten Lehen, Besitz; es gab aber noch, sogar bis zum Jahr 1796, manche Verhandlungen bis zur gänzlichen Beseitigung der Ansprüche der Garbischen Nachkommenschaft durch Abfindungssummen.

Das neuerworbene Gut schenkte Herzog Karl im Jahr 1771 der Demoiselle Katharine Bonafini, vorbehältlich beliebigen Widerrufs, im Jahr 1772 überließ er es, gleichfalls auf nicht lange, der Frau Franciske Theresie von Leutrum, geb. von Bernerdin. Damals beabsichtigte der Herzog auf einer schön gelegenen Stelle der Filder ein Lustschloß anzulegen und hatte sein Auge schon auf einen Punkt unfern Weidach geworfen, als er sich für Hohenheim entschied. Die mittelalterliche Burg, die sich mit Mauern und tiefen Wassergräben bis dahin erhalten hatte, verschwand und es erhob sich in den siebenziger Jahren, neben ausgedehnten Gartenanlagen und Nebengebäuden unter Leitung des herzoglichen Majors Reinh. Ferd. Heinrich Fischer, das gegenwärtige Schloß, das mit seiner langgedehnten weißen Vorderseite, namentlich vom Rande der Alp überall in’s Auge fällt. Den Hauptbau bildet ein zweistockiges Gebäude, dessen mittlerer Theil mit drei Stockwerken sich durch einen von 16 Säulen getragenen, weit vorspringenden Balcon und durch ein kuppelförmiges Dach auszeichnet. Von der Plattform der Kuppel, die beinahe 100′ höher als die Erdfläche ist, gewährt es die umfangreichste Rundsicht. An diesen Hauptbau schließen sich rechts und links je ein Anbau, neben welche sich die Vorderseiten rechts und links anschließen, die in Verbindung mit Hintergebäuden einen größeren und zwei kleinere Höfe umschließen (siehe den der Oberamtskarte beigegebenen Grundriß[9].

Herzog Karl, welcher hier seit dem Jahr 1772 seinen Lieblingsaufenthalt hatte, veränderte den Namen Garbenhof wieder in den ursprünglichen, Hohenheim, und verschaffte der schon genannten Frau von Leutrum, seiner nachmaligen Gemahlin, im Jahr 1780 den Namen einer Reichsgräfin von Hohenheim. Die Bewirthschaftung und Verwaltung des Hofs nahm der Herzog unter seine eigene Aufsicht und Leitung und vergrößerte das damals etwa 400 Morgen große Gut durch den Ankauf von bürgerlichen Gütern, sowie der Mühlen am Körschbache auf Rechnung der Rentkammer und durch Zuziehung mehrerer rentkammerlicher Wiesen auf 1617 Morgen, welche er in das Schloßgut Hohenheim, Karlshof und Klein-Hohenheim abtheilte und mit einer Pappel-Allee und bretternem Zaun umgab.

| Der Ruf der hiesigen Gartenanlagen wurde europäisch. Der Grundgedanke derselben war eine ländliche Colonie inmitten der Ruinen einer römischen Stadt; das Ganze, häufig mit dem Gesammtnamen „das englische Dörfchen“ bezeichnet, bestand aus 60–70 Bauten![10] Inmitten dieser seiner Schöpfung, in einem Nebenbau des Schlosses, welches selbst er nie bewohnt hatte, starb Herzog Karl den 24. October 1793; auch sein Bruder und zweiter Nachfolger, Herzog Friedrich Eugen, verschied allhier, an seinem Lieblingsaufenthalte den 23. Dec. 1797. Nach dem Jahr 1797 wurde das Gut, dessen Administration schon unter dem ersten Nachfolger Karls, dem Herzog Ludwig in die Verwaltung der Rentkammer übergegangen war, in Pacht gegeben und das Schloß mit seinen Anlagen unter die Aufsicht und Verwaltung der Bau- und Garten-Direction in Stuttgart gestellt. Für das mit erstaunlichem Aufwand hergestellte, von vielen Fremden gesehene und bewunderte Hohenheim kam nun eine 20jährige Periode der Auflösung und des Zerfalls. Aus dem Schloß wurden alle Gegenstände von Werth nach Ludwigsburg (zum Theil Monrepos) gebracht, einzelne Bautheile ausgebrochen, viele Gebäude ganz abgetragen, die herrlichen Anlagen ihrer meisten Zierden beraubt, die Gutsumzäunung sammt den Pappel-Alleen entfernt; was noch von der alten Pracht übrig war, fand vollends sein Ende, als in den Kriegsjahren die Schloßgebäude zu wiederholten Malen zu Militärspitälern gebraucht wurden. Auch die Güter, besonders jene des Karlshofs, soweit sie nicht an Privaten verkauft worden waren, kamen bei der stückweisen Verpachtung an Bürger der Nachbargemeinden im Bau herunter. Klein-Hohenheim aber wurde der K. Hofdomänenkammer überlassen. (S. o. unter Birkach.) Dem König Wilhelm war es vorbehalten, das ehemals prunkende Hohenheim zu einer den Wohlstand des Volkes befördernden Bestimmung zu erheben. Bald nach der Errichtung eines größeren landwirthschaftlichen | Vereins im Jahr 1817 wurde auch eine landwirthschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt ins Leben gerufen. Für die neu zu gründende Anstalt ward zuerst die Staats-Domäne Denkendorf bestimmt und den 26. Mai 1818 dem zum Direktor der Anstalt ernannten berühmten Agronomen Schwerz übergeben. Da aber dieses Gut als zu klein dem Zweck nicht genügte, so wurde die Anstalt noch im J. 1818 nach Hohenheim verlegt. Die Staats-Domäne Hohenheim war damals theils verpachtet, theils in cameralamtlicher Verwaltung; um bedeutende Entschädigung zu umgehen, beließ man den Pächtern die Güter bis zum Ablauf der Pachtzeit (1822) und beschränkte sich bis dahin auf die Bewirthschaftung der verfügbaren Fläche des Karlshofs.

Director von Schwerz, welcher sich sofort die größten Verdienste um die Anstalt erwarb[11], ertheilte den landwirthschaftlichen Unterricht zuerst ganz allein, und nur für die mathematischen und naturwissenschaftlichen Hülfsfächer standen ihm zwei Professoren zur Seite. Die niedere Ackerbauschule – für künftige Unterverwalter (Geiselmeier), Oberknechte etc. – wurde noch am Schlusse des Jahres 1818 mit 10 Knaben im Alter von 14 Jahren aus den Waisenhäusern in Stuttgart und Ludwigsburg eröffnet. Diesen war ein eigener Aufseher beigegeben, der sie zur praktischen Arbeit und Ordnung anhalten sollte. In demselben Jahre nahm man auch schon Bedacht auf die Errichtung einer eigenen Ackergeräthefabrik, um sowohl für den eigenen Bedarf der Wirthschaft zweckmäßige Werkzeuge zu fertigen, als auch solche im Lande zu verbreiten, wodurch diese, gegenwärtig 15–20 Arbeiter beschäftigende Werkzeug- und Modellen-Fabrik schon großen Nutzen gestiftet hat.

Im Jahr 1820 wurde die Ertheilung des bis dahin mit dem Dienst der Feldjäger-Schwadron in Stuttgart verbundenen Forst-Unterrichts nach Hohenheim verlegt, wodurch das Institut einen Zuwachs von einem Forstlehrer und 12 Zöglingen erhielt. Sodann kam 1822 das Meiereigut und die Landes-Stammschäferei in die Verwaltung der Anstalt, wodurch es nöthig wurde, schon 1821 einen eigenen Direktionsassistenten nebst zwei Buchhaltern, die zugleich mit der Leitung der Feldgeschäfte beauftragt und theilweise auch als Lehrer wirksam waren, anzustellen. In diesem Jahr wurde auch ein Thierarzt (zugleich Lehrer, s. u.) aufgestellt. Später erhielt die Anstalt eigene Fachlehrer für einzelne Zweige der Landwirthschaft, landwirthschaftliche Technologie, Obstbaumzucht u. s. w.

In den 1830er Jahren wurde der botanische Garten, auf der 14 Morgen großen Planie vor dem Schlosse angelegt, die Ackerbauschule, in welche nun statt der bisherigen Waisenzöglinge vorzugsweise | Bauernsöhne aufgenommen wurden, verändert, und nach Aufhebung der Justinger Alpweide die Landesstammschäferei nach Hohenheim übersiedelt. Auch die s. g. Birkacher Obstbaumschule, von Herzog Karl angelegt und von den Königen Friedrich und Wilhelm erweitert[12], ging mit einem Areal von 25 Morgen an die Anstalt über. Zu gleicher Zeit erhielt das Versuchsfeld eine veränderte Einrichtung und Erweiterung. Nicht nur für die Landwirthschaft ward ein zweiter Hauptlehrer angestellt, sondern auch dem Forstlehrer ein Forstrepetent beigegeben.

Zu gleicher Zeit wurden die Bodensammlung und die Modellsammlung begonnen, die Seidenzucht angefangen und eine Einrichtung zur Fabrikation von Runkelrüben-Zucker getroffen, mit der man im Jahr 1837 unter einem neu angestellten technischen Inspector eine erneute Einrichtung der schon unter Schwerz gegründeten Branntweinbrennerei, Bierbrauerei und Essigsiederei in Verbindung setzte.

Nachdem schon einige Jahre zuvor für die Forst-Anstalt statt des Repetenten ein zweiter Hauptlehrer angestellt worden war, ward sofort auch zur praktischen Übung der Forstzöglinge Gelegenheit gegeben, indem aus den vormaligen Forst-Revieren Degerloch und Sillenbuch im Jahr 1838 das jetzige Revier Hohenheim gebildet und dessen Verwaltung dem ersten Lehrer der Forstwissenschaft neben seinem Lehramt übertragen wurde. Bis zu dieser Zeit war der Forstunterricht mit seinen Demonstrationen neben einem Übungsfeld in der Obstbaumschule auf eine 39 Morgen große Waldfläche, das s. g. Leibcorpsstück[13], beschränkt.

Unter Benutzung der bisherigen erweiterten und verbesserten Obstbaumschule wurde mit Zuschüssen von der bei Gelegenheit des Regierungs-Jubiläums Sr. Majestät des Königs (1841) aus freiwilligen Beiträgen entstandenen Stiftung (Regbl. v. 1842, S. 309) zum Unterricht in der Kunstgärtnerei und Obstkultur eine Gartenbauschule errichtet und an dieser 1842 ein eigener Lehrer angestellt. Gleichzeitig erhielt durch Mittel dieser Stiftung, welche hauptsächlich die Errichtung von Ackerbauschulen in verschiedenen Landes-Gegenden bezweckte, auch die hiesige Ackerbauschule eine erweiterte und verbesserte Einrichtung. Mit der Seidenzucht war schon im Jahr 1830 begonnen worden, und i. J. 1847 wurde noch eine besondere Seiden-Abhaspelungsanstalt eingerichtet.

Für die Kinder der Anstalts-Angehörigen besteht eine mit 2 Lehrern besetzte Privatschule, zu deren Erhaltung der Staat 2 Kl. Holz und die Institutskasse 100 fl. jährlich beiträgt. Auch wurde im Jahr 1844 ein | eigener Gottesdienst in Hohenheim eingerichtet und dessen Haltung dem an der neu errichteten 2ten Kirchenstelle in Plieningen angestellten Geistlichen (dem Helfer) übertragen, welcher alle 14 Tage Gottesdienst in Hohenheim zu halten und die sonstigen kirchlichen Verrichtungen daselbst zu besorgen hat.

Die so sich stets vervollkommnende Anstalt wurde im Jahr 1847 zur land- und forstwirthschaftlichen Akademie erhoben.

Die Aufsichtsbehörde über diese Akademie ist die Centralstelle für die Landwirthschaft in Stuttgart, welche in dieser Beziehung dem Ministerium des Kirchen- und Schulwesens untergeordnet ist. In Hohenheim selbst steht sowohl die Lehranstalt als die Wirthschaft mit allen ihren Zweigen unter dem Direktor, dem in Angelegenheiten der Studienanstalt der Lehrer-Convent zur Seite gesetzt ist. Zum Verwaltungspersonal gehören: ein Kassier, ein Direktionsassistent, ein Kassenbuchhalter, ein Wirthschafts-Inspektor, zwei Gärtner, ein Aufseher (Hausmeister) bei der höhern Anstalt und ein Magazins-Aufseher; ferner zwei Kanzleigehülfen und mehrere Diener.

Für den auf wissenschaftliche und höhere praktische Ausbildung von Land- und Forstwirthen gerichteten Zweck der Akademie wirken außer dem Vorstande sieben ordentliche Lehrer und fünf Hülfslehrer (letztere meistens zugleich Beamte der Anstalt). In den 3 Jahren 1846/49 zählte sie im Durchschnitt 129 Studirende, und zwar 107 Land- und 22 Forstwirthe; darunter waren 43 Procent aus Württemberg, 39 Procent aus anderen deutschen und 18 Procent aus nichtdeutschen Staaten[14].

Die als wesentliches Hülfsmittel der ganzen Anstalt beigegebene Wirthschaft hat zugleich den Zweck, durch prüfende Versuche, Belehrung und Beispiel, sowie durch ihre technischen, land- und forstwirthschaftlichen Einrichtungen die Landwirthschaft in wissenschaftlicher, praktischer und gewerblicher Beziehung zu fördern und dasjenige, was als nutzbringend anerkannt worden, zu verbreiten, wie Kultur-Methoden, Werkzeuge, Zuchtthiere etc.

Im Allgemeinen werden an der Akademie vorgetragen:

I. Hauptfächer: Nationalökonomie; landwirthschaftliche Betriebslehre, allgemeine und specielle Thierzucht, allgemeiner und specieller Acker- und Pflanzenbau, Weinbau, Obstbaumzucht, Gartenbau, Kunstwiesenbau, Seidenzucht, Gütertaxation, Buchhaltung, landwirthschaftliche Technologie, Encyclopädie der Forstwissenschaft, Forstbotanik, Waldbau, Forstschutz, Forstbenutzung, Staatsforstwirthschaftslehre, forstliche Gewerbslehre, | Forstrecht, Jagdkunde, Encyclopädie der Landwirthschaft für Forstleute.

II. Grund- und hülfswissenschaftliche Fächer: Arithmetik, Algebra, theoretische und praktische Geometrie, Stereometrie, Trigonometrie, Mechanik, Physik, Chemie, Zoologie, Oryktognosie, Geognosie, Botanik, landwirthschaftliche Insektenkunde, Planzeichnen, Thierheilkunde.

Die praktischen Übungen und Demonstrationen sind theils mit den obigen Vorträgen verbunden, theils werden sie besonders gegeben. Sie beziehen sich vornehmlich auf den Hohenheimer Wirthschaftsbetrieb, auf Beurtheilung des Bodens, des Viehes, der Wolle, der landw. Werkzeuge und Maschinen, auf die landw. technischen Betriebe, als Bierbrauen, Branntweinbrennen, Essig- und Stärkebereitung, Runkelrübenzuckerfabrikation; auf die Ansaat und das Verpflanzen des Holzes, auf Schlagstellungen, Taxationen und andere forstliche Geschäfte, sowie auf die verschiedenen Arten der Holzbenutzung; auf thierärztliche Operationen, auf Feldmessen, Nivelliren etc. Zu dem anschaulichen Unterrichte, zu Demonstrationen und Übungen stehen der Akademie vielfache Hülfsmittel zu Gebote, namentlich der Wirthschaftsbetrieb mit seinen weiter unten näher angeführten Zweigen; sodann das Forstrevier Hohenheim mit ungefähr 7000 Morgen verschiedener Staats- und Gemeinde-Waldungen; ferner der botanische Garten. Auch unterstützt den Unterricht eine Reihe verschiedener Sammlungen, als a) die Bodensammlung, welche den Vorzug hat, daß die Proben durchschnittlich 1/2 Kubikfuß groß sind. b) Die Modellsammlung; sie umfaßt gegenwärtig über 1200 verschiedene Geräthe, von denen 3/5 in ihrer wirklichen Größe und 2/5 im verjüngten Maaßstabe aufgestellt sind. c) Die Wollsammlung. d) Die forstliche Sammlung, theils für den Unterricht in der Forstbotanik, theils für den in der Forsttechnologie und Taxation bestimmt. e) Die mineralogische Sammlung. f) Die botanische Sammlung, sie besteht aus Präparaten für Anatomie und Physiologie der Pflanzen, einem Herbarium, einer Ährensammlung und einer allgemeinen Frucht- und Saamensammlung; letztere zählt gegen 5000 Nummern. g) Die zoologische Sammlung, unter anderem die meisten in Württemberg vorkommenden Vögel enthaltend. h) Die zootomische Sammlung, welche beim Unterricht in der Thierheilkunde benutzt wird. i) Die landwirthschaftlich-technische Produktensammlung enthält nach verschiedenen Methoden bearbeitete Flachsproben, Rohzuckerproben aus der Hohenheimer und anderen Fabriken, Fabrikate aus Getreide- und Kartoffelmehl etc.

Endlich gehören zu den Lehrmitteln noch: der erforderliche Apparat | für den mathematischen und physikalischen Unterricht; das chemische Laboratorium, der Betrieb der chemisch-technischen Werkstätte und der Betrieb einer verbesserten Flachsbereitung. Ferner bestehen eine über 3000 Bände starke Bibliothek und ein Museum für Tagblätter und wissenschaftliche Zeitschriften.

Die unter der Direction der Gesammtanstalt für sich bestehenden weiteren Lehranstalten sind:

a) Die Ackerbauschule. Ihr näher ausgesprochener Zweck ist, Gutsaufseher und Gehülfen zu bilden, besonders aber Söhnen von Bauern Gelegenheit zu geben, sich für ihren künftigen Wirkungskreis vorzubereiten und sie mit einem verbesserten, mehr kunstmäßigem, auf richtige ökonomische Calculationen gegründeten Betrieb bekannt zu machen. Da es bei ihnen besonders um praktische Ausbildung zu thun ist, so werden dieselben, unter der Aufsicht des Ökonomie-Inspektors, zunächst zur Ausführung aller bei dem Wirthschaftsbetrieb vorkommenden Arbeiten gegen Lohn verwendet. Der theoretische Unterricht, welchen hauptsächlich der besondere Vorsteher und Oberlehrer der Ackerbauschule ertheilt, erstreckt sich auf Rindviehzucht mit Anleitung zur Käsefabrikation, Schafzucht und Wollkunde, Pferdezucht, Bodenkunde, allgemeine Pflanzenkultur, landw. Buchführung, Schweinezucht, speciellen Pflanzenbau, Fruchtfolge und Wiesenbau, Obstbaumzucht und Bienenzucht. Den Unterricht in der Thierheilkunde ertheilt der Thierarzt des Instituts. Außer diesem erhalten die Ackerbauschüler noch Unterricht im Rechnen, in der Geometrie, in Stylübungen und in der Naturlehre. Die Schule, auf 25 Schüler berechnet, neben welchen für kürzere Zeit noch einige Hospitanten aufgenommen werden, ist so eingerichtet, daß die Schüler 3 Jahre verbleiben, also jährlich 1/3 derselben wechselt.

b) Die Gartenbauschule, zur Heranbildung praktischer Gärtner bestimmt, unter dem ersten Institutsgärtner stehend, welcher den Unterricht im Gartenbau, Obstbau etc. ertheilt; der Unterricht im Rechnen, Geometrie etc. ist mit den Ackerbauschülern gemeinschaftlich. Überhaupt ist die Gartenbauschule ähnlich wie die Ackerbauschule eingerichtet, hat aber nur 6 ordentliche Schüler; dagegen werden vom Frühjahr bis in den Sommer noch 15–18 Obstbaumzüchter unterrichtet.

c) Die Wiesenbauschule besteht unter dem der Anstalt beigegebenen Wiesenbaumeister blos im Winter; im Sommer sollen die Lehrlinge bei den Geschäften des Wiesenbaus im Lande praktisch eingeübt werden. Sie hat 12–15 Schüler, theils ausgetretene Ackerbauschüler, theils angehende Geometer etc.

Einen besonderen Vorzug besitzt Hohenheim durch seine großartigen | mit bedeutenden Kosten erneuten und wieder eingerichteten Gebäulichkeiten, die eine Bevölkerung von 31 ansässigen Familien und im Ganzen bis 350 Bewohner aufnehmen. Ungefähr 30 Säle und größere Zimmer dienen zu allgemeinen Zwecken, namentlich für den Unterricht, für die Sammlungen, für die Verwaltung u. s. w.; über 100 Zimmer sind zu Wohnungen der Studirenden bestimmt. Von den 15 zusammenhängenden Gebäuden enthält das 528′ lange Schloß die Wohnung des Direktors, des Kassiers und Buchhalters, die Wohnungen von 4 Lehrern, eine Anzahl Zimmer für Studirende, die Kanzlei, 1 Betsaal, 1 Festsaal, 3 Hörsäle, das chemische Laboratorium, das physikalische Kabinet, die Modell-, Boden- und naturhistorischen Sammlungen und einige Magazine. Das von der Haupteinfahrt in den großen Schloßhof westlich gelegene Hintergebäude (frühere Wohnung des Herzogs Karl), enthält zu ebener Erde die Speisemeisterei und Gastwirthschaft mit dem Speisesaal und in den Mansarden die Wohnung eines Professors und des Direktions-Assistenten. Das östlich der Einfahrt liegende Hintergebäude enthält zu ebener Erde ein Unterhaltungszimmer mit anstoßendem Lesezimmer (Museum), das Bibliothekzimmer, die Käserei und Stallungen. In den Mansarden sind Lehrer- und Beamtenwohnungen eingerichtet. Die übrigen Gebäude enthalten Wohnungen einzelner Lehrer und Beamten, Zimmer für Studirende, Hör- und Wohnsäle der Landbaumänner etc.: sodann zu ebener Erde Stallungen für Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, die technische Werkstätte, überdieß Räume für den Betrieb der Seidezucht, Magazine, Futter-, Frucht- und Samenböden, die Scheune mit der Dreschmaschine etc. Nordöstlich von diesem Gebäude-Complex liegt die ehemalige Rüdenmeisterei jetzt zur Wohnung für den Institutsgärtner und für die Gartenbauschule eingerichtet und nordwestlich der frühere Offiziersbau, der nunmehr zur Ackerwerkzeugfabrik dient. Dieser gegenüber der sog. Kelterbau, welcher noch theilweise zur Ackergeräthefabrik gehört und theilweise zur Wohnung des zweiten Gärtners gebraucht wird. In einer der daran stoßenden Scheunen befindet sich die Flachsbereitungsanstalt und an diesem Gebäude, in Verbindung mit dem Gemüsegarten, ein Gewächshaus (Glashaus).

Die landwirthschaftlich benutzte Fläche der Domäne ist dermalen folgender Maßen abgetheilt:

an Ackerland, einschließlich der Hopfenanlage 614 Mrg.
"   Wiesen 149
"
"   beständige Weiden 0191/2
"
"   Baumgüter, zugleich Weide 021
"
"   Baumschulen, wovon etwa 1/3 als Grassamenschule,
 zum Mais- und anderem Anbau benutzt wird, nach
 Abzug der als Weide dienenden Hauptwege
023
"
"   Versuchsfeld 030
"
"   Maulbeerpflanzungen 001
"
"   Gemüsegärten 0021/2
"
"   botanischer Garten und Anlage (zum Theil Grasplätze) 014
"
Summe 874 Mrg.
| Außerdem 51/2 Morgen Holz und 111/2 Morgen verpachtete Theile; weitere 83 Morgen sind überbaut, Gehöfte, Wege, Seen etc.

An die Stelle des früheren Dreifelder-Systems ist nach und nach folgende Feldeintheilung und Fruchtfolge getreten.


I. Chausseefeldrotation.

Mehr oder weniger gebundener Lehmboden (Weizen und Weizengerstenboden), 1/8 bis 1/4 Stunde vom Hofe entfernt gelegen.

Diese Fruchtfolge besteht im Wesentlichen seit dem Jahre 1828 und umfaßt 1651/2 Mrg., welche in 8 Schläge getheilt sind (205/8 Mrg. per Schlag durchschnittlich).

Die Folge ist: 1) Wickenfutter, stark gedüngt; 2) Reps; 3) Weizen; 4) Wickenhafer; 5) Kartoffeln und Runkelrüben, gedüngt; 6) Gerste; 7) Klee; 8) Dinkel.

Diese Fruchtfolge hat sich längst als angemessen und einträglich für die hiesigen Verhältnisse erwiesen; das Land ist dabei in sehr guten Kultur- und Kraftzustand gekommen.


II. Meiereifeldrotation.

Mehr oder weniger gebundener Thon oder thoniger Lehm (Weizenboden), ziemlich nahe am Hofe gelegen.

Die Eintheilung in 7 Schläge besteht in der Hauptsache ebenfalls seit dem Jahre 1828. Der Schlag hat im Durchschnitt 231/8 Morgen, zusammen 162 Morgen. Die Folge ist jetzt: 1) halb Futterroggen und Futtermais, halb Brache, stark gedüngt; 2) Reps; 3) Weizen; 4) Runkelrüben 3/4, Bohnen 1/4, gedüngt; 5) Gerste, auch Sommerweizen; 6) Klee; 7) Dinkel.

Die Futterroggensaat, etwa 1/3 des Schlags, besteht in Roggen, Wintergerste, Wintererbsen und Winterwicken. Der Futtermais ist erst in neuester Zeit aufgenommen und nimmt 3 bis 5 Morgen ein; etwa 1/2 ist Brache; nach Futtermais, wozu auch wohl noch etwas Grünwicken kommen, wird der Reps verpflanzt. Diese Fruchtfolge ist etwas schonender als die vorher angeführte achtschlägige, der Boden durchschnittlich in noch etwas kräftigerem Zustande; die Ernten sind auch noch etwas lohnender.


III. Weiderotation.

Diese Abtheilung umfaßt das 1/4 bis 1/2 Stunde entfernt liegende, meistens geringere Feld mit sandigem Lehmboden und feuchtem, kalten Untergrunde (Gersten-Haferboden).

Auf dieser Weiderotation wird den Sommer über der größte Theil der hiesigen Schafheerde ernährt. Das Areal ist daher von einem Schaftrieb durchzogen und es befindet sich zum Schutz der Schafe gegen die Mittagshitze | und zum Einstallen über Nacht in seiner Mitte ein Schoppen. Die neuere, seit 4 Jahren eingeführte, gegen die frühere Weiderotation wesentlich abgeänderte Fruchtfolge dieser Abtheilung ist: 1) Grünwicken und reine Brache, gedüngt; 2) Gemenge von Roggen, Dinkel und Wintererbsen; 3) Kleegras; 4) Weide; 5) Kartoffeln; 6) Erbsen 3/4, Lein 1/4, gedüngt; 7) Roggen; 8) Kleegras; 9) Weide; 10) Hafer oder Wickhafergemenge. Da die Kartoffelkrankheit den Ertrag der Kartoffeln so unsicher und uneinträglich gemacht hat, so wird diese Fruchtfolge jetzt also verändert: 1) Reps; 2) Winterfrucht; 3) Kleegras; 4) Weide; 5) Hafer; 6) Erbsen, gedüngt; 7) Winterfrucht; 8) Kleegras; 9) Weide; 10) Weide, später Brache, gedüngt.


IV. Hauskoppelwirtschaft.

Es liegt diesem 1848 unmittelbar beim Hofe auf kaltgründigem Boden eingerichteten Fruchtumlauf die Idee der in Holstein und Mecklenburg gebräuchlichen sogenannten Hauskoppeln zu Grund; derselbe ist namentlich dazu bestimmt, auf einigen kleinen Weidekoppeln dem Rindvieh so viel Weide und Bewegung zu bieten, als für sein gutes Gedeihen wünschenswerth scheint und dann den Topinambourbau in angemessener Ausdehnung zu treiben; überhaupt soll diese ganze Rotation hauptsächlich Futter produciren und zugleich das Beispiel einer mit Hecken umfriedigten Weidenschlageintheilung darbieten.

Die Wälle, womit die Koppeln eingefaßt sind, enthalten verschiedene zur Einfriedigung geeignete Gehölze. Die Fruchtfolge ist: 1) Topinambour; 2) Topinambour, gedüngt; 3) Mengfutter zum Abmähen mit Grasansaat; 4) Weide; 5) Weide.

Das Ganze umfaßt 30 Morgen; jeder Schlag also einschließlich der Wälle gegen 6 Morgen, ohne diese etwa 51/2 Morgen.


V. Luzernfeldrotation.

Sie umfaßt nur 255/8 Morgen und ist seit beinahe 20 Jahren auf einem nahe gelegenen thonigen, ziemlich tiefgründigen Felde eingerichtet, eines Theils um eine Fläche Luzerne zur Benutzung zu haben, andern Theils um im Kleinen das Beispiel einer Rotation mit Luzerne zu geben, neuester Zeit aber zugleich um den Anbau der Runkelrüben für die des Unterrichts wegen zu betreibende Zuckerfabrikation möglichst sicher zu betreiben, endlich um für den Anbau von Runkelrübensaamen, welcher hier in einer Ausdehnung von 2 bis 4 Morgen rentirt, eine geeignete Stelle zu finden. Zu dem Ende ward seit 1848 aus der früheren Fruchtfolge in folgende abgeänderte übergegangen: 1) Runkelrübensamenträger, gedüngt; 2) Runkelrüben mit mineralischer Düngung (Kalk und Asche); 3) Runkelrüben, deßgleichen und schwache Mistdüngung; 4) Grünhafer und Luzerne; 5) bis 7) Luzerne; 8) Winter- oder Sommerweizen; 9) Kartoffeln (das große Sortiment); 10) Runkelrüben, gedüngt; zu Erziehung der Pflänzlinge für andere Schläge oder auch für Samenerziehung; 11) Runkelrüben mit mineralischer Düngung; 12) Weizen.

Übrigens werden noch 8 Morgen Luzerne auf einem so viel Fläche mehr enthaltenden Theile eines Schlages der Meiereifeldrotation unterhalten.

Die beiden letztgenannten Rotationen haben jetzt aufgehört und wird die Luzernfeldrotation als Schlag 8 und die Hauskoppelwirthschaft als | Schlag 9 zu der Meiereifeldrotation geschlagen: diese behält übrigens ihren bisherigen bewährten Umlauf, nur werden 2 der nunmehrigen 9 Schläge mit Luzerne so lange bestellt, als diese einen guten Ertrag gibt. Bei dem Abmähen derselben wird der Luzernschlag umgebrochen und ein anderer mit Luzerne bestellt, an dessen Stelle der alte Luzernschlag in die Rotation eintritt u. s. f.

Außer diesen Rotationen wird auf einem Theile der ehemaligen, nunmehr reducirten Baumschule eine freie Wirthschaft geführt, deren Hauptaufgabe ist, die nöthigen verschiedenen Grassamen zu erziehen und die Meiereifeldrotation, wenn die Luzernschläge in den ersten Jahren noch wenig ertragen, durch Futterbau zu unterstützen.

Außer diesen in Rotationen liegenden Feldern sind noch 32 Morg. als Versuchsfelder benützt, welche theils in Stücke von 1/4 Morgen, theils in kleinere Parzellen abgetheilt, ungefähr zu 1/4 als Winter-, 1/4 als Sommergetreide, 1/4 als Handelsgewächse, 1/4 als Futtergewächse anzunehmen sind. Ferner sind 43/8 Morgen Hopfengärten vorhanden.

Von den Wiesen ist ein Theil, soweit Wasser zu Gebot steht und durch sorgsame Ansammlung sich benutzen läßt, zur Bewässerung eingerichtet (ungefähr 50 Morgen) und finden sich hier Muster der verschiedenartigen Wässerungsanlagen. Die übrigen Wiesen werden abwechselnd mit Stalldünger und Kompost gedüngt.

Die Durchschnittserträge der Hauptproducte der Hohenheimer Wirthschaft sind nach den über die 18 Jahrgänge von 1832 bis 1849 gemachten Auszügen folgende vom Morgen:

Körner Stroh (ohne
das Briets).
Weizen
04 Schfl. 5 Sri.   26 Ctr.    
Kartoffeln
120 Ctr. oder 240 Sri.[15]
Dinkel
11 " 3 " 24 "
Runkelrüben
193 " " 386 "   
Roggen
04 " 4 " 24 "
Kleeheu
051 " "
Gerste
05 " 7 " 18 "
Luzerneheu
046 " "
Hafer
07 " 2 " 18 "
Reps
04 " 1 " 17 "
Ackerbohnen
04 " 3 " 12 "

Der bedeutende Viehstand der Wirthschaft besteht in:

1) 12 Zugpferden, welche zum Theil als Zuchtstuten dienen, mehreren Fohlen und 24 bis 28 Zugochsen.
2) 80 bis 85 Stück Rindvieh, theils Kühen, theils Jungvieh, nebst Bullen etc. Der größere Theil gehört der beliebten Simmenthaler (Schweizer) Race an, wovon jährlich 10–12 Bullen zum Gebrauche ins Land abgegeben werden. Mit der Kuherei ist eine Käserei verbunden. |
3) 800 Schafen, welche theils dem hochfeinen sogenannten Electoralstamm, theils einem reichwolligeren, etwas minder feinen Merinosstamm angehören. Daneben werden einige langwollige sogenannte englische Merinos (aus der Kreuzung von englischen und spanischen Schafen) gehalten. Diese Schäferei, welche an die Stelle der ehemaligen Landesstammschäferei[16] getreten ist, verkauft die besten Widder an die Züchter im Lande.

Was die finanziellen Mittel der Anstalt betrifft, so genießt dieselbe nach dem Staatsfinanz-Etat eine zu jährlich 6254 fl. angeschlagene Staatsunterstützung, nämlich mittelst Erlassung des Pachtgeldes, welches sich nach Übernahme der Unterhaltung der weitläufigen Gebäude, Brunnen und Wege, sowie der beträchtlichen Abgaben an die Institutskasse noch auf 3500 fl. berechnet, sodann 1000 fl. baar statt des Pachtwerths der ursprünglich unter der Dotation der Anstalt begriffen gewesenen, der Staatsfinanzverwaltung zurückgegebenen Schafweide zu Justingen, endlich 1754 fl. durch Gegenrechnung der Zinse, welche dem Staat aus dem Bauaufwand für neu eingerichtete Wohnungen von der Anstalt jährlich zu ersetzen sind.

Die Rechnung über den Wirthschaftsbetrieb, mit den ihm beigegebenen technischen Unternehmungen, wird abgesondert von jener über die Unterrichtsanstalten (Akademie, Ackerbauschule, Gartenbauschule und Wiesenbauschule), geführt. Zu Deckung der Kosten dieser Anstalten dienen theils der eben gedachte Staatszuschuß, theils ein Beitrag aus der Kasse der K. Jubiläumsstiftung für Ackerbauschule und Gartenbauschule, theils und hauptsächlich aber die von den Studirenden an der Akademie zu bezahlenden Wohn- und Unterrichtsgelder. Letztere sind so regulirt, daß die Inländer etwa 1/3 von der Pension der Ausländer bezahlen.

Nach der abgehörten Rechnung vom 1. October 1847–1848 stellten sich bei den Unterrichtsanstalten die laufenden

Einnahmen:   Ausgaben:
Zuschüsse der Staatkasse
6.254 fl. 14 kr.
Allgemeine
8.186 fl. 20 kr.
Von der Akademie
45.090 fl. 59 kr.
die Besondere für
  "     "   Ackerbauschule
537 fl. 48 kr.
die Akademie
40.625 fl. 57 kr.
  "     "   Gartenbauschule
665 fl. 40 kr.
  "   Ackerbauschule
1.631 fl. 41 kr.
Zusammen 52.548 fl. 41 kr.   "   Gartenbauschule
615 fl. 59 kr.
  "   Wiesenbauschule
92 fl. 07 kr.
  "   chemisch technische
 Werkstätte
972 fl. 29 kr.
Zusammen 52.124 fl. 33 kr.
Übrigens sind die nächstfolgenden drei Markungsparzellen von Plieningen als ergänzende Theile der Staatsdomäne Hohenheim ebenfalls | dem Institut in Verwaltung überlassen, jedoch für dessen Rechnung an Privaten verpachtet, nämlich:

Die Garbe oder Garbenwirthshaus östlich an der Staatsstraße von Stuttgart, wo diese nach Hohenheim abweicht einige 100 Schritte vom Schlosse entfernt gelegen. Das Wirthshaus mit Nebengebäuden wurde in den Jahren 1780–82 von dem Herzog Karl auf einem zu dem Schloßgute Hohenheim zugekauften Areal erbaut; (das Schild bezieht sich auf den Namen Garbenhof, den Hohenheim eine Zeit lang führte).

Die Ober-Mühle (Ober-See-Mühle) links an der Körsch; ganz nahe bei Plieningen gelegen und an die dahin führende alte Staatsstraße bei der Brücke anstoßend, bildet diese Mühle die südwestliche Grenze des Hohenheimer Guts.

Die Untere- oder Unter-See-Mühle, welch letzteren Namen sie um des Wassersammelteiches willen führt, der in ihrer Nähe für sie angelegt ist. Diese Mühle liegt ebenfalls auf der linken Seite der Körsch unterhalb der Obermühle, ungefähr in der Mitte der südlichen Grenze des Guts; sie hat im Jahr 1840 eine verbesserte Einrichtung nach Art der Kunstmühlen erhalten, leidet indessen wie die Obermühle nicht selten Mangel an Wasser. Beide Mühlen hat Herzog Karl im Jahr 1773 aus Privathänden auf Rechnung der damaligen Rentkammer durch die Kastkellerei Stuttgart zum Gut Hohenheim ankaufen lassen.

Als ebenfalls zur Staatsdomäne gehörig, jedoch als Theil der Ausstattung der K. Civilliste in der Verwaltung der K. Bau- und Gartendirektion stehend, ist hier anzuführen:

Die exotische Baumschule, mit Wohnung für den dieselbe besorgenden Hofgärtner versehen. Das als südwestlicher Saum des Schloßguts längs der nun verlassenen Staatsstraße unterhalb des Garbenwirthshauses hinziehende durchaus umfriedigte Areal von 252/8 Mrg. besteht aus vormaligen Privatgütern, die im Jahr 1776 zur Domäne käuflich erworben worden sind. Diese Fläche, worauf früher das sog. italienische Dörfchen gestanden, wurde unter der Regierung des Königs Friedrich als Pflanzschule zu Gewinnung von wilden Bäumen, besonders ausländischen (exotischen) Zierbäumen und Gesträuchen für die K. Parke und Gärten angelegt; indem die Pflanzung fortwährend noch diesem Zwecke dient, bringt sie das Überflüssige zum Verkaufe und erfreut sich eines sehr ausgedehnten Rufes und Absatzes.[17] In der Mitte der Anlagen hatte, von schönen Baumgruppen umgeben, das in griechischem Style mit | 3 Säulenreihen erbaute sog. Spielsaalgebäude, sich bis zum Jahr 1841 erhalten, in welchem dasselbe durch Aufführung von Wandungen statt der schadhaft gewordenen Säulen, und durch den Aufbau eines zweiten Stockes zur Wohnung für den Hofgärtner, der bis dahin das nun abbrochene sog. Kaffeehaus inne hatte, wesentlich verändert wurde.

Außerdem befindet sich in der exotischen Baumschule ein Magazins-Gebäude mit Taglöhnerwohnung, wozu das vormalige römische Wirthshaus verwendet ist, und ein erst später erbautes Gewächshaus.

Auch besitzt die Baumschule neben dem Wasser, das ihr aus der Leitung der auf dem Mittelfelde des Karlshofs entspringenden Quelle zufließt, eine gut gefaßte, mit einer entsprechenden Bedeckung versehene Quelle unweit des Spielsaalgebäudes an der Stelle, welche von der früheren Anlage her noch die Grotte genannt wird. Endlich kommt noch als bewohnte Privatbesitzung auf der Markung von Plieningen gelegen, zu erwähnen:

Der Karlshof; kleiner Maiereihof. Den Namen hatte Herzog Karl, bevor er Hohenheim neu baute, einem an das Rittergut Hohenheim angrenzenden Güter-Complexe auf der Markung von Plieningen von 644 Morgen beigelegt, der von dem Schloßgute Hohenheim durch die von Stuttgart nach Plieningen führende Landstraße getrennt und durch die Möhringer und Plieninger Gemeinde-Waldungen begrenzt, sich bis an den Bergabhang bei Plieningen gegen die Körsch hinzog.

Unter diesem Complexe waren insbesondere auch das unweit der Straße von Stuttgart nach Plieningen rechts, oberhalb des Waldes isolirt stehende Wohnhaus nebst Scheuer und 38 Morg. Gütern begriffen, die der Amtsschreiber Lindenmaier in den 1770r Jahren von Plieninger Bürgern zusammengekauft hatte und an den Herzog wieder verkaufte.

Nach dem Ableben des Herzogs wurden von dem Karlshof 252 Morgen mit den eben erwähnten Baulichkeiten an Privaten wieder veräußert und seit dieser Zeit bezeichnet man mit dem Namen Karlshof insbesondere diese Gebäude nebst den dazu gehörigen Gütern, welche gegenwärtig 32 Morgen ausmachen und in dem Besitze des Johann Georg Günthner von Plieningen sich befinden. Auch führen nicht nur, wie schon erwähnt, die mit der Staatsdomäne Groß-Hohenheim (s. oben) vereinigten 392 Morgen Güter des vormaligen größeren Karlshofs noch diesen Namen, sondern auch die zu demselben gehörig gewesenen, nun im Privatbesitze befindlichen Güter, welche zwischen der nach Möhringen führenden sog. Pappelallee, der Hauptstraße nach Stuttgart und dem Plieninger Gemeindewald liegen, werden noch als „Güter im Karlshof“ bezeichnet. Der Boden und die klimatischen Verhältnisse der Karlshof-Güter gleichen ziemlich denen von Hohenheim.



  1. Vergl. über diese Kirche Mauch, Abhandl. über die mittelalterlichen Baudenkmale in Würt. (Programm) 1849 S. 19., welcher auch die beigefügte Abbildung entnommen ist.
  2. Die an der Südseite angebrachten Figuren, von der südwestlichen Ecke an gerechnet, sind: 1) Ein Mann, mit unverhältnißmäßig großem Steinhammer arbeitend, ohne Zweifel der Baumeister der Kirche. 2) Eine Figur mit einer Keule, vor welcher ein knieender Mann liegt, der flehend die Hände faltet; vielleicht der Todtschlag Abels (?). 3) Zwei Gestalten, Adam und Eva, rechts und links vor einem Baume stehend. 4) Ein Mann und ein Löwe, Daniel in der Löwengrube (?). 5) Line stehende Figur, neben ihr eine monströse auf dem Boden liegende, David und Goliath (?). 6) Zwei Löwen. 7) Ein Mann, der mit einem Bogen auf einen unverhältnißmäßig großen Vogel schießt. 8) Eine hockende männliche Figur, welche die Hände in die Hohe streckt. (Dasselbe Bild kommt auch an der Gottesackerkirche in Brackenheim vor und hat etwas Ähnlichkeit mit der Figur an der Belsener Kapelle). 9) Ein Mann, vor einer Sphinx stehend und mit der Rechten nach ihr greifend.
    Auf der Nordseite der Kirche sind angebracht: 1) Der heilige Martin, der Schutzpatron der Kirche, wie er seinen Mantel, den der Bettler schon faßt, mit dem Schwerte theilt. 2) Simson, mit dem Löwen ringend.
  3. Der Mönchhof heißt nach einer Urkunde von 1414 (Lagerbuch von Bernhausen Bl. 55) der Bebenhäuser Hof.
  4. Vergl. über diese Anstalt die Druckschrift: die Eröffnungsfeier der Wilhelmspflege in Plieningen am 28. Oktober 1841, Stuttgart 1841.
  5. Vergl. Die K. Württ. Lehranstalt für Land- und Forstwirthschaft in Hohenheim, Stuttgart Hoffmann 1842, wo S. 3 und 4 auch die ältere Literatur über Hohenheim angeführt ist. Das Neueste ist: v. Pabst landwirthschaftliche Erfahrungen von Hohenheim, Stuttgart, Cotta 1849. 8.
  6. 1270 Aug. 14 Cunradus de Hohenheim miles dictus cognomine Bambast; 1272 Jan. 3 Cunradus miles de Hohenhen dictus Banbast una cum filiis Cunrado et Johanne; diese geben ihren Antheil an dem Patronat der Kirche in „Aurich“ (nicht Urach) an das Kl. Herrenalb, nachdem sie dem Grafen Emicho und Friedrich von Leiningen, bisherigen Lehensherren dieses Patronats, einen entsprechenden Lehensersatz an Gütern zu Hohenheim gegeben hatten. Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins. Bd. 1, 1850 S. 372, 379. Umständlichere Nachrichten über diese Familie s. bei Sattler, Grafen, 2te Aufl. 4, 142.
  7. Der Beiname Aureolus scheint auf einer scherzhaften Anspielung zu beruhen, da eine Schrift des alten Theophrastus erwähnt wird mit einem solchen Zusatze. Was seinen weitern Beinamen Paracelsus betrifft, so vermuthen einige, solcher sey Übersetzung von: Hohenheim; andere: sein Haus habe das hohe Nest geheißen und er habe davon die Benennung gewählt; wieder andere glauben darin eine Anspielung auf Celsus zu finden (welcher jedoch von Theophrastus nirgends angeführt wird). Vergl. Marx zur Würdigung des Theophrastus von Hohenheim. Göttingen, 1842.
  8. Hohenheim heißt noch jetzt im Munde des Volkes „Hof.“
  9. Bemerkenswerth ist, daß die Blitzableiter, womit 1782 sämmtliche Gebäude versehen wurden, die ersten in Württemberg waren.
  10. Die erwähnenswertheren sind: Die Köhlerhütte, das Boudoir, der Tempel der Vesta, Ruinen eines röm. Bades, das Knabenhaus mit dem alten Thor und dem Wachthaus, das große Schweizerhaus, das röm. Gefängniß, die Maierei, das Grabmal des Nero, das röm. Rathhaus, das Gärtnerhaus, das Wirthshaus, die Mühle, der (hauptsächlich bewunderte) Sibyllen-Tempel, der alte Thurm beim Wasserfall, das Schulhaus, das Spielhaus, die gothische Kirche mit dem Karthäuser-Kloster, der alte Thurm, der Tempel der Flora, der Bogen und das Fischerhaus, der Tempel des Merkur, die Säule, der Feigensaal, die großen röm. Bäder, die drei Säulen des donnernden Jupiters, die Pyramide des Cestius, die gothische Kapelle, die Einsiedelei, der Concertsaal, das Laboratorium und die Käseküche. Abbildungen hievon geben die Prachtwerke: Ansichten des herzoglich-württemb. Landsitzes Hohenheim, nach der Natur gezeichnet von V. Heideloff und durch kurze Beschreibung erläutert. Nürnberg Frauenholz, 1795. Fol. (braun und colorirt); hiezu: merkwürdige innere Ansichten der Gebäude und Gartenpartien in Hohenheim von Victor Heideloff o. J. Fol. Viele Darstellungen nebst Beschreibungen enthält der Taschenkalender für Natur- und Gartenfreunde. Tübingen, Cotta, 1795–99. Umständliche Angaben nebst der merkwürdigen Inschrift bei der Einsiedelei stehen auch im Lexikon von Schwaben 1, 905–922 der 2. Ausg.
  11. Die Reihe seiner Nachfolger ist: Freiherr von Ellrichshausen 1828–32, Volz 1832–37, v. Weckherlin 1837–45, v. Pabst 1845–50, Walz seit 1850.
  12. Sie stand anfänglich unter der K. Bau- und Garten-Direktion, nachher unter der Verwaltung des K. Cameralamts.
  13. Das Leibcorpsstück ist dasselbe, welches den Zöglingen des im Jahr 1783 in Hohenheim errichteten militärischen Forstinstituts, der sog. Jägergarde, zum Ansäen und Bepflanzen angewiesen war.
  14. Interessant ist, zumal auch wegen Angabe des nachherigen Wirkungskreises vormaliger Schüler, das Verzeichniß: „Die Lehrer und Schüler an dem land- und forstwirthschaftlichen Institut Hohenheim aus früherer und jetziger Zeit. Stuttgart, Metzler 1849.“ 4.
  15. Die Jahrgänge 1846 und 1847, wo die Kartoffelkrankheit die Ernte über die Hälfte zerstörte, sind hiebei ungerechnet.
  16. Vergl. Württ. Jahrbücher von 1845. S. 236 ff.
  17. Eine Beschreibung der vielen ausländischen Holzgewächse, zum Theil von seltener Größe, die sich noch von den Zeiten des Herzogs Karl her in dieser exotischen Baumschule vorfinden, findet sich im Wochenblatt für Land- und Hauswirthschaft, Gewerbe und Handel. 1842. S. 197.


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