Beschreibung des Oberamts Ulm/Alpeck bis Jungingen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Ulm Beschreibung des Oberamts Ulm Langenau bis Westerstetten »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
2. Alpeck mit Osterstetten und Stuppenlau.

a. Alpeck, ein evang. Pfarrdorf, 23/4 St. von Ulm, an der Straße nach Nürnberg, mit 377 Einw., Sitz eines K. Forstamts, C. A. Langenau. Sämmtliche Zehnten bezieht der Staat, mit Ausnahme eines kleinen Antheils der Kirchenpflege und der Krafftischen Stiftung in Ulm, und waren von dem Kloster Anhausen her schon früher Würtembergisch. Jeder Gutsbesitzer darf nach altem Herkommen von jedem Jauchert Roggen 12, von jedem Jauchert Dinkel oder Einkorn 16 Garben als Lohngarben vor der Auszehndung wegnehmen. Die Gärten sind kraft Vertrags von 1607 mit Ausnahme von 91/2 Tagwerk kleinzehntfrei. Die Grundlasten betragen 107 fl. 50 kr. in Geld und 462 fl. in Naturalien. In den Jahren 1830 und 1831 sind die meisten Lehensgefälle abgelöst und die Lehen in Zinsgüter verwandelt worden. Den größten Theil der Gefälle hat der Staat, den Rest haben die Gemeindepflege des Orts, die Stiftungs- und Spitalverwaltung Ulm, die Stiftungspflege Hervelsingen, die v. Besserer in Ulm etc. zu beziehen.

Alpeck oder Albeck, in ältern Urkunden Albegge, Albegg etc. geschrieben, hat seinen Namen von der Lage an und auf einer Felsenecke des südöstlichen Abhangs der Alp. Es war ehemals ein Städtchen und ist noch jetzt zum Theil mit Mauern versehen. Auf der äußersten Ecke des Berges stand das stark befestigte Schloß Alpeck. Die auf der Höhe bei dem Schloß gelegenen Häuser hießen der Vorhof; sie waren vormals mit einer eigenen Mauer umgeben. Das Schloß ist nun Ruine, läßt aber noch in einem stattlichen Thurme, in Resten von Thürmen, so wie in gewaltigen Mauern und einem tiefen Graben seine ehemalige Festigkeit erkennen. In dem Schloßraume steht noch ein einfaches Haus mit Nebengebäuden, der Sitz des Forstamtes und früher des Oberamts, das noch das Schloß genannt wird. Der Ort selber ist von geringer Beschaffenheit, er hat 5 Schildwirthschaften, 2 Brauereien, 1 Mahlmühle und mehrere Handwerker; im Übrigen nähren sich die Einwohner vom Feldbau ihrer, gleichwohl nicht | sehr großen, Markung. Bemerkenswerth ist die große Sterblichkeit in dem Orte.

Die Gemeindekörperschaft ist ohne Vermögen, der Zustand übrigens geordnet. Mit der Gemeinde sind die Weiler Osterstetten und Stuppelau verbunden, letzteres ist auch seit 1828 Filial der Kirche. Der Ort hat zwar eine Pfarrkirche, aber keinen Pfarrer, die Pfarrei ist, wie wir unten sehen werden, mit der von Göttingen vereinigt. Das Patronat ist landesfürstlich.

Unten an dem Orte, in einer engen Thalschlucht fließt der Bach Flötz, in welchen hier der Holderbrunnen läuft, vorbei. Er vertrocknet aber in dürren Sommern und der Ort litt auch häufig Mangel an Quellwasser, bis im J. 1832 bei Anlegung der neuen Straße durch Sprengung von Felsen einer reichlichen Quelle Öffnung gemacht wurde. Die Höhe von Alpeck bildet eine Wetterscheide. An dem Orte und noch innerhalb der alten Befestigung führte die steile und gefürchtete Alpecker Steige hinab. Nach mancherlei Verbesserungen wurde sie endlich als Landstraße ganz aufgegeben, und in den Jahren 1832 und 1833 eine neue, sehr gute und bequeme Straße an dem Abhang zur Seite angelegt.

Es ist sehr wahrscheinlich, daß schon die Römer auf der Stelle des Schlosses Alpeck einen festen Punkt angelegt haben. Auf den röm. Trümmern erhob sich eine deutsche Ritterburg, welche der Sitz der Dynasten von Alpeck wurde, eines alten und angesehenen Geschlechts, das nach allen Merkmalen ein Zweig des alten Pfalzgr. Tübingischen oder Ruckischen Stammes war, und in der nächsten Stammsverwandtschaft mit den Grafen von Helfenstein und andern angesehenen Häusern stand.[1]

Bemerkenswerth und nicht unwichtig für die ältere topogr. Geschichte ist, daß Helfenstein auch in dem Bezirk Alpeck den Wildbann hatte. Man wird dadurch zu der Vermuthung berechtigt, daß die Herrschaft Alpeck nur ein abgerissener Theil | einer größern Gaugrafschaft, oder ein dynastischer Besitz der Helfensteiner in deren Gaugrafschafts-Bezirke war. Bei Familientheilungen blieben früher die Grafschafts- und Regalien-Rechte gemeiniglich ungetheilt bei dem Hauptstamm.

Mit Übergehung aller unerweislichen Angaben über das Haus Alpeck führen wir hier folgende urkundliche Nachrichten an, die wir der Güte des Regierungs-Direktors, Ritters von Raiser verdanken.

1062. Otto de Albecke und seine Gemahlin Adelhaid.[2]

1127. Sigeboto und sein Bruder Witegoge von Albegge sind außer andern mit Cuno von Baltisheim (Balzheim) und Pilgerin von Huirbele (Hürbel) Zeugen in einer Urkunde bei Hergott T. II. P. I. f. 152. Nr. 208. Nach Raiser, Guntia S. 42, war der Bruder der Sigebotto ein Sigebotto von Ruck.

1147. Beringerus de Alpegge, vermuthlich ein Sohn Sigebottos; er erscheint als Zeuge in einer Urkunde des Kl. Kaisheim, s. auch Necrol. Zwif. in monum. Guelf. II. 245. Sodann empfiehlt in demselben Jahr der Bischof Eberhard von Bamberg dem K. Conrad und dem Herzog Friedrich von Schwaben seine Ministerialen in Schwaben zur Beschützung gegen die Bedrückungen Beringers von Alpekke, Lang Regesta I. ad h. a.

1150 steht derselbe Beringer als Zeuge in dem Concambium zwischen dem Kl. St. Blasii und Elchingen, zwischen dem Grafen Diebold von Berg und Ulrich von Lenzburg s. u. Langenau.

1171. Wittegowe de Albegge, Sohn Beringers, Zeuge da K. Friedrich I. die Privilegien des Klosters Ottenbeuren bestätigt. Feyerabends Ottenb. Jahrbücher II. 922, von Langs Regesta I. 277.

1183. Wittegowe nobilis de Alpeck (der obige) stiftete das Hospital auf dem Michelsberg bei Ulm, nachheriges Wengenkloster, s. Ulm. Seine Gemahlin war Bertha geb. Gr. v. Helfenstein, domina vilzae et Brenziae.

| 1189. Derselbe als Zeuge in zwei Urkunden K. Friedrichs I. Neugart Cod. Dipl. II. 118. Besold mon. rediv. I. 25.

1190. Berengerus de Albegga Geistlicher und nachher Canonicus in Augsburg und sein Bruder Wittegowe (der obige) stiften das Kloster Steinheim bei Heidenheim. Chaut. duan. p. 122.

1209. 5. Febr. Siboto de Albecke und sein Bruder Wittegou, Söhne des obigen Wittegowes, Zeugen in einer Urkunde des Kl. Kaisheim. Langs Regesta ad h. a.

1209. 24. Juli. Wittegowe de Albegge, ein Sohn des Wittegowes und Neffe Beringers, schenkt dem Kloster Steinheim das Patronatrecht daselbst, das er von dem Hochstift Augsburg zu Lehen hatte. Er überläßt in demselben Jahre sein Gut in Steinheim an das Kloster für 100 M. S. In der Urkunde kommt auch ein Wernherus pincerna de Albegge vor, ohne Zweifel ein Ministerial der Dynasten von Alpeck.

1215. Beringer de A. Canon. eccl. Aug. Zeuge in einer Augsb. Urkunde s. o.

1215. 11. April. Siboto de Albecge und sein Bruder Witegow, Zeugen in einer Urkunde K. Fried. II. Langs Regesta II. 66. Ebendieselben schenken laut Urk. v. J. 1220 dem Kl. Ursperg ein Gut zu Mickhausen. Witegow war 1215 und 1217 bisch. augsb. Schirmsvogt in Seyfriedsberg. v. Raiser Antiquar. Reise von Augusta nach Viana S. 78.

1219. Beringer de Alpecke übergibt dem Kl. Wengen die Kirche oder Kapelle St. Andreä in Stotzingen. Khuen Wenga, informatio hist. p. 20.

1219. 29. Sept. Sibotho de Albegge et Wittegowus s. Sohn schenken St. Michael zu Ulm die Kirche zu Hervelsingen mit dem Patronatrecht. Ebenb.

1227. 17. Juli. Wittegowe senior und junior zeugen in einer Urkunde K. Heinrichs. Brauns Gesch. der Gr. v. Dillingen p. 96. Beide waren vermuthlich Vetter, Söhne Wittegows und Sibotos, oder Onkel und Neffe.

1240 kommt Wittegow v. Albegg, ohne Zweifel d. j., noch einmal in einer Salmannsweiler Urkunde vor.

1278. 14. April verkauft Berengerus de Alpecke mit Berthold von Rammingen den Frauen zu Sevelingen seine Weinberge zu Heimbach bei Eßlingen, die er von dem Gr. Heinrich von Burgau zu Lehen hatte, und ein Berenger von Albegg, Ritter, ohne Zweifel derselbe, kommt noch 1294 in einer Salmannsweiler Urkunde vor. Allein dieser Beringer war ein alpeckischer Ministerial, ebenso auch die Ritter Lienung, Vater und Sohn von Albegge, welche | 1287 an das Kloster Salem, Güter zu Elchingen, die sie von Kirchberg zu Lehen hatten, verkauften.

Ein Wittegow von Alpeck, der letzte seines Stammes, hinterließ eine Tochter, Namens Adelheid, welche an den Markgrafen Heinrich von Burgau verheirathet war. Durch diese Heirath kam nun Alpeck an den Markgrafen, der auch seinen Sitz in Alpeck nahm und als daselbst gesessen in einer Urkunde von 1284 vorkommt. Monum. boica VI. 342. Dahin, nach dem Schloß Alpeck, reiste 1287 der Abt Wilhelm (Gr. v. Montfort) zu seinem Oheim, dem Markgrafen, als er sich mit dem Kaiser im Lager bei Herwartstein versöhnen wollte, v. Arx Gesch. v. St. Gallen I. 415. Da der Markgraf Heinrich, der nach den Wettenhauser Annalen noch vor seinem Vater Heinrich 1289 mit Tod abgegangen war, wieder keine männliche Erben hinterließ, indem seine beiden Söhne, Heinrich und Wittegowe schon vorher, 1280, gestorben waren, so erbte seine Tochter Adelheid das Alpeckische Gut. Diese Adelheid war an den Grafen Rudolph von Werdenberg verheirathet, und es kam auf diese Weise die Herrschaft Alpeck an die Grafen von Werdenberg.

Urkundlich erscheint Graf Rudolph von Werdenberg als Besitzer von Alpeck zum Erstenmal in einem Vertrage von 1305 s. Langenau. Von dieser Zeit an aber lauft die beurkundete Geschichte dieser neuen Herren von Alpeck, die jedoch ihren alten Familien-Namen Werdenberg beibehielten, ununterbrochen fort. Ein Jahrhundert lang waren die Grafen von Werdenberg in dem ungetheilten Besitz von Alpeck; aber jetzt nahmen die Schulden überhand, und obgleich K. Karl IV., 1376, den Grafen Heinrich von allen Judenschulden frei sprach, so konnte dieß doch den Untergang des Hauses nicht verhindern. 1377 wurde Langenau, 1383 und 1385 Alpeck mit allen dazu gehörigen Besitzungen an die Stadt Ulm verkauft, s. Ulm und vorn S. 70.

Das Städtchen Alpeck wurde jetzt der Sitz eines Ulmischen Vogteiamts, in dem Schlosse wurde beständig eine | Besatzung unterhalten, der Vogt war der Commandant und hieß darum in älteren Zeiten auch der Kriegsvogt.

Wann Alpeck Stadtrecht erhalten habe, ist unbekannt, vermuthlich ist ihm ein solches auch nie ertheilt worden, sondern es heißt bloß Stadt, Städtle, weil es ein ummauerter Ort, ein Oppidum und befestigter Anhang des Schlosses war. Man kennt auch keine städtische Freiheiten, die es gehabt hätte, im Gegentheil waren die Einwohner von Geburt an Leibeigene. Mit der Zerstörung seiner Befestigung hörte es darum auch 1704 auf, Städtlein zu seyn, doch wurde es fortwährend noch so genannt. Als es aber unter der bayerischen Herrschaft auch eine National-Garde aufstellen sollte, und die Gemeinde sich dagegen sträubte, so hörte auch die Benennung „Stadt“ vollends auf.

Die kirchlichen Verhältnisse veränderten sich auf verschiedene Weise. In ältern Zeiten war Alpeck ein Filial von Göttingen; 1447 stifteten Ammann, Richter und Gemeind mit Consens des Abts zu Wiblingen als Patrons der Pfarrkirche zu Göttingen, eine ewige Frühmeß in der St. Jakobs-Kirche zu Alpeck, die in der Nähe des Gottesackers auf einer Anhöhe unterhalb der Steige stand. Nach der Reformation 1560 erhielt es einen eigenen Pfarrer. Seit 1828 ist der Weiler Stuppenlau, der bis dahin zu Langenau gehört hatte, dahin eingepfarrt.

Als im J. 1805 Alpeck, das mit Ulm 1802 an die Krone Bayern gekommen war, zum Sitz eines bayerischen Landgerichts und Rentamts gemacht wurde, so wurde die Pfarrstelle aufgehoben, mit der von Göttingen vereinigt, um das Pfarrhaus für das Rentamt benützen zu können. Im Jahr 1810 kam Alpeck mit Ulm unter Würtemb. Herrschaft und an die Stelle des k. b. Landgerichts trat nun ein k. w. Oberamt, das aber 1819 wieder aufgelöst und mit dem Oberamt Ulm vereinigt wurde. Seit 1822 wohnt im Schlosse ein K. Oberförster. Das vormalige Pfarrhaus wurde an einen Bürger verkauft.

| Schloß und Städtchen hatten ehemals viel von Kriegsungemach zu leiden. Im Kriege Kaiser Friedrichs III. mit Herzog Ludwig von Bayern warf sich Markgraf Albrecht von Brandenburg nach dem unglücklichen Treffen bei Giengen 1462 in dieses Schloß, um seine zerstreuten Truppen zu sammeln. Im Fürstenkriege 1552 mußte das Städtchen 10.000 fl. Brandschatzung erlegen, weil die Besatzung im Schlosse sich nicht ergeben wollte. Im 30jährigen Kriege 1634 hatten die Kaiserlichen das Schloß vergeblich belagert, das Städtchen hingegen mußte sich nach tapferer Gegenwehr 15. Januar 1634 ergeben; weil die Einwohner an Allem, selbst am Wasser Mangel gelitten hatten. Die Sieger überließen sich der ausschweifendsten Rache, und mordeten und brannten Alles nieder. Auch 1635 und 1636 wurde das Schloß wieder von den Kaiserlichen angegriffen, und weil die Eroberung nicht gelang, dafür das Städtchen verheert.

Im spanischen Successionskriege 1703 und 1704 versuchten es wieder Bayern und Franzosen zweimal vergeblich das Schloß zu nehmen, bis am 7. Juni ein verstärktes bayerisches Corps davor rückte, und Schloß und Städtchen in einen Schutthaufen verwandelte. Das Städtchen wurde nachher wieder aufgebaut, aber an Wiederherstellung der Veste wurde nicht mehr gedacht. Auf ihrer Brandstätte wurde 1712 eine geräumige Wohnung für den Beamten erbaut.

In dem letzten französischen Kriege hatte Alpeck wegen seiner Lage an der Hauptstraße wieder viel zu leiden. 1796 lagerte sich hier beim Rückzug Moreau’s der kaiserl. General Graf v. Nauendorf mit 18.000 Mann; 1799 im März der kaiserl. Feldzeugmeister Szarray mit 7000 Mann; 1800 hatte der k. Feldzeugmeister Baron v. Kray vom 20–22. Juni sein Hauptquartier in Alpeck aufgeschlagen, nachdem er genöthigt worden war, seine Stellung bei Ulm zu verlassen.

b. Osterstetten, ein evang. Weiler, 1/2 St. nördlich von Alpeck mit 20 E., Filial von Bernstatt, C.A. Langenau, F.A. Alpeck. Der große Zehente gehört dem Staat, der kleine, der Obst- und Blut-Zehente und der Heu- und Öhmdzehente | aus Gärten der Pfarrstelle Bernstatt. Die Grundgefälle betragen 30 fl. in Geld und 508 fl. in Naturalien, davon gehören der Kaplanei Drackenstein 331/2 fl.; dem Schullehrer in Bernstatt 71/2 fl.; das Übrige den Gutsherrschaften.

Osterstetten bildet ein würtemb. Rittergut, dessen Besitz unter die Nachkommen des Marx Phil. v. Besserer: von Schad, Joh. Elis. v. Berüff, Marx Christoph von Besserer und andere vertheilt ist. Das Gut und mit ihm der Ort besteht aus drei Höfen, wozu 58 J. Wald gehören. Es stand vormals unter Ulmischer Landeshoheit. Ein Hof ist fürstlich Fürstenbergisches (von Werdenberg herrührendes) Lehen, wozu früher auch ein Schloß gehörte. Schon 1369 wurden die Höfe von den Grafen von Werdenberg an Ulmer Geschlechter verkauft, welche sie seitdem mit niederer Gerichtsbarkeit unter Ulmischer Hoheit besaßen, mit Ausnahme des erwähnten Hofs, den M. Phil. Besserer 1661 von der Stadt gegen 2 Höfe und 3 Sölden in Weidenstetten eintauschte. Verschiedene Rechte und Gefälle, welche die Klöster Anhausen und Königsbronn besaßen, wurden 1614 an die Stadt Ulm vertauscht. Anhausen hatte seinen Antheil schon mit seiner Stiftung erhalten s. Langenau. Das Schloß wurde in der Mitte des vorigen Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgebrochen und in einem Nebengebäude eine gutsherrl. Wohnung eingerichtet. Osterstetten ist zwar der Schultheißerei Alpeck zugetheilt, die Einwohner gehören aber nicht nur zur Kirche und Schule von Bernstatt, sondern sind auch daselbst bürgerlich.

c. Stuppenlau, ein aus 3 Höfen bestehender evang. Weiler auf einer Anhöhe, 1/2 St. nördl. von Alpeck mit 15 Einw., Filial von Alpeck seit 1828, vorher von Langenau, wie vermuthlich auch Osterstetten, C.A. und F.A. wie oben. Den großen und kleinen, Obst-, Heu- und Öhmd-, sowie den Blut-Zehenten hat der Staat. Die Grundgefälle, welche außer den Laudemialgefällen in 107 fl. 48 kr. Naturalien bestehen, bezieht die Kirchenstiftungspflege Ulm, mit Ausnahme von 11 fl. 24 kr., welche dem Staat zukommen. Im Jahr 1377 verkauften Graf Heinrich von Werdenberg und sein Sohn | Conrad und Ulrich Gassolt in Ulm die Güter zu Stuppenloch um 200 lb H. Der Antheil des Staats rührt von Anhausen her, s. Langenau.

In der Umgegend von Alpeck standen noch vor dem 30jährigen Kriege, und waren Filiale von Alpeck:

Aspach, südöstlich von Alpeck. Es wird schon 1143 unter den Schenkungen an das Kloster Anhausen genannt, s. Langenau. 1312 verkaufte Graf Rudolph von Werdenberg 2 Höfe zu Aspach an Conrad von Rietheim.

Der Kettnershof, oder Brenz-Anhausische Hof, zwischen Alpeck und Stuppenlau. 1515 verkaufte der Abt von Anhausen den Kettnershof bei Albegg, mit Ausnahme des Zehenten, an die Stadt Ulm für 478 fl.


3. Altheim mit Söglingen und Zähringen.

a. Altheim, ein evang. Pfarrdorf mit M.G. mit 974 evang. Einwohnern, 53/4 St. nördlich von Ulm auf der Alp. C.A. Langenau, F.A. Alpeck; Sitz eines Revier-Försters.

Die Zehenten, der große gehört dem Spital Ulm, von den sehr bedeutenden Neubrüchen und von den Wiesen dem Staat der kleine, mit Ausnahme von 20 M., wo ihn der Staat hat, ferner der Obst- und Blutzehente der Pfarrstelle. Die Grundlasten von Altheim und Söglingen, welche eine gemeinschaftliche Markung haben, betragen dermalen noch 107 fl. 50 kr. in Geld und 462 fl. 5 kr. in Naturalien. Außer dem Staat, welcher den größten Theil bezieht, haben Theil daran: die Spital- und die Stiftungspflege Ulm, die Gemeinde Alpeck, die Heiligenpflege Hervelsingen, die v. Besserer etc. Mehrere Gefälle sind neuerlich abgelöst worden; dagegen kommen zu den obigen noch sogen. Alpeckische Dienstgelder von Söldnern, Beiwohnern etc., Feuerhafer von jedem Rauch.

Altheim liegt an einer schönen weiten Fläche, die auf 3 Seiten von Bergen und Wäldern umgeben ist, im Süden aber sich öffnet und die herrlichste Aussicht ins Donauthal und | auf die im tiefsten Hintergrunde in die Wolken aufsteigenden Tyroleralpen gewährt. Ein Theil des Orts steigt noch an der Halde hinauf, und die Pfarrkirche liegt auf der Höhe.

Der Schutz, den die umgebenden Berge gewähren, und die Öffnung gegen Süden, macht die Lage von A. ziemlich gelinde. Von der ungewöhnlich großen Sterblichkeit war schon oben die Rede. Der Ort hat ein 1827 neu erbautes Schul- und Rathhaus und 4 Schildwirthschaften und 2 Bierbrauereien. Feldbau und Viehzucht sind die Hauptnahrungsquellen der Einwohner, die Äcker haben größtentheils einen fruchtbaren Boden, und sind zum Getreide- und Flachsbau vorzüglich geeignet; die Wiesen liegen im Gassen- Hirsch- und Hungerbrunnen-Thal. Der Ort hat auch manche städtische Gewerbe, insbesondere viele Weber, er gehört überhaupt zu den besten des Oberamts. Die Gemeinde hat bedeutende Waldungen.

Die Pfarrkirche zu U. L. Fr. wurde 1696 mit Ausnahme des Chors und Thurms, die älter sind, neu erbaut und 1817 renovirt; sie ist groß und hell. Die Baulast liegt auf der Heiligenpflege, die des Pfarrhauses auf dem Staat. In der Sakristei der Kirche hängt das Brustbild Christi, von J. M. Büchler mit einer Reißfeder sehr künstlich auf Pergament gezeichnet. Das Patronat ist landesfürstlich. 1439 wurde die Kirche, mit Vorbehalt der Lehenschaft für die Stadt Ulm, dem dortigen Spital einverleibt. 1436 stiftete Dr. Heinrich Neithardt, Domherr in Constanz und Pfarrer in Ulm, eine Prädikatur und Frühmesse, aus welcher man zur Zeit der Reformation ein Diakonat errichtete, welches 1813 mit der Pfarrei verbunden wurde. Unter den Geistlichen des Orts zeichnete sich M. Wolfgang Bachmayer durch eine 1650 verfertigte, nachher in Kupfer gestochene Karte des Ulmischen Gebiets, und Joh. Sigmund Ströhlen durch eine 1765 gemachte Stiftung von 1000 fl. zum Besten der Theologie-Studirenden Söhne Ulmischer Landpfarrer und Landschullehrer aus. Eine gleiche Summe für Theologie-Studirende, auch 100 fl. zum Diakonat und 170 fl. für 8 Ortsarme, denen jährlich am Thomastag der Zins ausgetheilt wird, stiftete | 1753 ein Oberforstmeister in Altheim, Albrecht Servatius von Besserer. Bis aufs Jahr 1700 war A. der Sitz eines Civil-Amts, mit welchem dann noch das Oberforstamt, das bis dahin seinen Sitz im Schlosse Ravenstein ob Geißlingen gehabt hatte, verbunden wurde. Jenes hörte aber 1773, dieses 1803 auf. Jetzt wohnt hier ein K. Revierförster.

Altheim machte einen Bestandtheil der Werdenbergischen Herrschaft Albeck aus; doch hatten verschiedene Edelleute, z. B. die von Bernstatt, von Scharenstetten, auch die Klöster Elchingen und Lindau, der Spital Ulm daselbst Güter und Rechte. Ausser der Marktgerechtigkeit hatte A. früher auch ein Hochgericht, wovon noch ein Berg den Namen Galgenberg hat; 1385 kam Altheim nebst Zugehör mit Alpeck an Ulm, und mit Ulm 1803 an Bayern und 1810 an Würtemberg.

In einem zu Altheim gehörigen westlich gelegenen Holze stand das Bergschloß Horn, wovon noch einige Ruinen zu sehen sind, und die Gegend noch den Namen auf dem Horn hat. Es war der Sitz der ehemaligen Herren von Horn. Auf der Ebene von Altheim, nach einer Volkssage zwischen Altheim und Söglingen, lieferte 1372 Graf Eberhard von Würtemberg den verbündeten Reichsstädten das siegreiche Treffen, worin 300 seiner Feinde mit ihrem Anführer, Heinrich Besserer von Ulm auf dem Platze blieben und 800 meistens von Adel (mit dem Bundeshauptmann, dem Grafen Ulrich von Helfenstein) gefangen wurden. Im 30j. Kriege wurde, im Juli 1635, der Ort in Brand gesteckt und 125 Häuser von den Flammen verzehrt. Im spanischen Successions-Kriege wurde A. von den Bayern und Franzosen hart mitgenommen und von letztern im December 1703 rein ausgeplündert.

In der Nähe des Hungerbrunnens, der an der Oberamtsgrenze auf Heldenfinger Markung liegt, wurde in ältern Zeiten jährlich am 1. Mai auf einem mit 4 würtembergischen und ulmischen Grenzsteinen bezeichneten freien Platze von den jungen Leuten der benachbarten Orte Heuchlingen, Heldenfingen | und Altheim ein Tanz gehalten. Der Platz hieß der Freiplatz; jeder konnte nach Gutdünken handeln, ohne eine Strafe zu befürchten, auch durfte von dem dabei genossenen Getränke kein Umgeld entrichtet werden. Ulm übte dabei die Territorialgerichtsbarkeit aus, und der Amtmann von Altheim mußte jedesmal auf dem Platze zugegen seyn und von dem Verlauf des Tages Bericht erstatten. Um der Unordnungen willen, welche dabei vorkamen, fand sich der Rath zu Ulm zu mehrfältigen Beschränkungen veranlaßt, bis endlich der Tanz in der Mitte des letzten Jahrhunderts ganz aufgehörte.

b. Söglingen, ein evang. Weiler, 3/8 St. südlich von Altheim auf Altheimer Markung, bestehend aus 5 Bauernhöfen und 1 Ziegelhütte, mit 28 Einw. Die Einwohner treiben neben dem Feldbau auch gute Pferdezucht und sind sehr wohlhabend. Zwischen Söglingen und Börslingen lag vor dem 30jähr. Krieg Möglensweiler oder der gemauerte Hof, ein Filial von Altheim.

c. Zähringen, ein ev. Kirchweiler in sehr hoher Lage, Filial von Altheim, 3/4 St. nördlich von Alth. mit 75 Einw. Die Zehnt- und andern Verhältnisse sind die gleichen, wie zu Altheim. Die Grundlasten betragen dermalen noch 4 fl. 21 kr. an Geld und 147 fl. 59 kr. in Naturalien, und werden von der Heiligenpflege Altheim, dem Spital Ulm und dem Staat bezogen.

Der Ort hat auch eine Schule, wofür jetzt ein Schulhaus gebaut wird. In der sehr kleinen Kirche, welche von der Heiligenpflege zu Altheim gebaut wurde, wird alle Sonn- und Feiertage Gottesdienst gehalten.

Das Begräbniß ist zu Altheim. In der Nähe des Orts wird eine vortreffliche Töpfererde gegraben, s. S. 24.

4. Asselfingen,
ein evang. Pfarrdorf, 6 St. nordöstlich von Ulm an der Straße nach Dillingen, in einer kleinen Vertiefung des Alphanges, mit 547 Einw., C. A. Langenau, F. A. Alpeck. Das Patronatrecht hat die von Bessererische Familie | in Ulm. Der große Zehnte gehört zum großen Theil dem Staat, zum Theil der Patronatsherrschaft; Kleinzehntherren sind: der Staat, die Pfarreien Asselfingen, Öllingen, Oberstotzingen, die auch etwas Großzehnten hat, und der Grundherr von Oberstotzingen. Heu- und Öhmdzehnten hat in und um den Ort die Pfarrei, auf dem Ried die Patronatsherrschaft.

Die Grundlasten betragen 208 fl. 7 kr. in Geld und 1384 fl. 34 kr. in Naturalien; die Berechtigten sind die Hospital- und Armenstiftungspflege in Ulm, sodann die von Bessererische und die v. Krafftische Familienstiftung daselbst, die Pfarrei und die Stiftungs- und Gemeindepflege des Orts, der Grundherr von Oberstotzingen. Zu den obigen Grundlasten kommt noch eine s. g. Ordinari-Steuer von 105 fl. 27 kr. an die Stiftungspflege, vormal. Sammlungsstift Ulm. Der v. Bessererische Antheil an Asselfingen wird neuerlich unter die Würt. Rittergüter gerechnet; und ist Fr. Waldburg-Wolfeggisches Lehen. Zu dem Lehen gehörte 1 falllehenbares Hofgut, 10 erbgütige Soldgüter, das Patronatrecht nebst dem Zehnten von 574 J. Äcker.

Asselfingen, ehemals auch Aselwing, Auslafingen, Aslabingen etc. geschrieben, hat eine zwar unebene, aber angenehme Lage, ein Theil des Dorfes mit Kirche, Pfarr- und Schulhaus liegt auf der felsigen Anhöhe. Das Dorf hat eine ansehnliche, und meist fruchtbare Markung, welche sich bis in das Donauried erstreckt; 2 Schildwirthschaften, 2 Bierbrauereien und seit 1832 eine Industrie-Schule.

Die Pfarrkirche ist ohne Filiale. Sie wird, wie das Pfarrhaus von der Patronatherrschaft im Bau erhalten. Die Grundherrschaft von A. war ehemals zwischen der Stadt und der Pfarrkirchenpflege, dem Sammlungsstift und der v. Bessererischen Familie zu Ulm getheilt; die Reichsstadt übte die Landeshoheit und die hohe Gerichtsbarkeit aus, das Stift hatte die Gemeindeherrschaft und kraft Vertrags von 1668 die niedere Gerichtsbarkeit. Ihm gehörte auch die Badestube.

| Vor Alters hatte der Ort auch 2 Schlösser, das eine stand auf dem Berge bei dem Jägerhaus, das andere unten im Dorfe, von beiden sieht man noch Spuren, von letzterem Graben und Mauern. An seine Stelle baute 1789 das Sammlungsstift ein neues kleineres Schloß.

Aus den übrigens zweifelhaften alterthümlichen Spuren bei dem Orte (s. o. S. 75) will man auf ein sehr hohes Alter von A. schließen. Urkundlich erscheint es 1143 unter den Schenkungen an das Kloster Anhausen, s. Langenau. Wahrscheinlich gehörte A. nicht zu dem Besitzthum des Pfalzgräfl. Ruck-Tübingischen und nachher des Alpeckischen Zweiges, kam aber schon früher in die Hände ihrer Vasallen. Im Jahr 1298 VI. id. Aprilis eignete Sibotho von Gundelfingen für Kaisheim einige Lehengüter in Asselfingen, welche Ulrich von Stotzingen und seine Schwester Elisabeth dahin geschenkt hatten; v. Raisers Lauingen, S. 48. Im 14. und 15. Jahrh. lebten hier eigene Herren von Außlafingen,[3] welche ihren Sitz in dem Schlosse auf der Höhe hatten. Die Güter und Gerechtigkeiten dieser Edelleute kamen in der Folge an die Grafen von Wolfegg, und diese gaben sie nebst dem Kirchensatz und Zehnten 1540 der von Bessererschen Familie in Ulm zu Lehen. Die Stadt kaufte von der Ehingerischen Familie in Ulm 1576 ihren Zehnten, welchen nun der Staat hat; sie tauschte auch 1588, 1612, 1683 die Güter der Klöster Anhausen, Königsbronn, Kaisersheim und Herbrechtingen (welches sie nebst einem Zehnten 1478 von Anastasia von Riedheim kaufte), gegen andere in Rammingen u. a. Orten ein. Woher das Sammlungsstift in Ulm seinen Antheil erhalten habe, ist unbekannt; er wurde 1821 dem Stiftungsvermögen der Stadt zugetheilt. Im Jahr 1799 verzehrte eine Feuersbrunst in wenigen Stunden 17, und im J. 1814 am 16. Juni 25 Gebäude.

|
5. Ballendorf mit Merstetten.

a. Ballendorf, ein evangelisches Pfarrdorf mit 504 Einw., 51/2 St. nördl. von Ulm, zwischen dem Lon- und Hungerbrunnenthal, C. A. Langenau, F. A. Alpeck. Den großen Zehnten bezieht der Staat, den kleinen theils ebenderselbe, theils die Pfarreien Ballendorf und Hervelsingen; die erstere hat auch etwas Großzehnten, Heu- und Öhmd-Zehnten und den Obst- und Blutzehnten. Die Grundlasten betragen 142 fl. 52 kr. in Geld und 1037 fl. 34 kr. in Naturalien. Sie werden größtentheils von dem Staat bezogen, sodann von der Stiftungs-Verwaltung Ulm, der Pfarrei, der Heiligen- und der Gemeindepflege des Orts und etwas Weniges von den Heiligenpflegen Bernstatt und Holzkirch und dem Spital Ulm. Ballendorf liegt etwas uneben am östlichen Abhange der Alp. Die Kirche zu St. Martin wurde 1580 neu gebaut. Die Baulast der Kirche hat die Heiligenpflege mit den Gemeindepflegen Ballendorf und Börslingen, die des Pfarrhauses, das 1818 neu gebaut worden ist, der Staat. Filial von Ballendorf ist Börslingen.

Der Ort hat 2 Schildwirthschaften und 2 Bierbrauereien, eine ansehnliche fruchtbare Markung, in der besonders viel glattes Korn und guter Flachs gebaut wird; auch wird die Weberei und Spinnerei lebhaft betrieben. Die Einwohner stehen gut; ebenso auch die Gemeinde, beide besitzen auch viel Wald.

Eine Kapelle vor dem Orte am Ende einer Lindenallee, jetzt das Armenhaus, war bis zum Jahr 1824 das Schulhaus. Statt desselben erbaute die Gemeinde ein ganz neues Schulhaus mitten im Orte für 3000 fl.

Ballendorf gehörte vormals zur Herrschaft Alpeck und kam 1385 durch Kauf an Ulm, s. S. 70. An der Grundherrschaft hatten auch die Klöster Anhausen und Herbrechtingen und die Herren v. Westerstetten Theil. Anhausen erhielt schon bei seiner Stiftung „den Hügel in dem Walde Ballenhardt, und Güter in Ballendorf,“ s. Langenau und Besold m. r. p. 330. Heinrich von Westerstetten verkaufte | 1427 zwei Höfe und 5 Sölden mit Rechten und Zugehör an die Stadt Ulm für 300 fl. Im J. 1474 verkaufte Anhausen an Herbrechtingen den Zehnten auf dem Ballenhardt, der vorher halb desselben Convents gewesen, für 50 fl. In den Jahren 1573 und 1614 tauschte die Stadt Ulm diese Klosterszehnten ein. Den größten Theil des Zehntens aber hatte hier und zu Börslingen das Wengenkloster in Ulm. Der Zehnten wird daher auch noch auf den heutigen Tag in den Wengischen und den Ballendorfer Zehnten eingetheilt. Das Wengenkloster besaß auch das Patronatrecht.

Bis zum Jahr 1773 war in Ballendorf ein eigener Amtmann. Im 30j. Kriege (1633) hatte der Ort durch Plünderung viel gelitten; 1796 im August war daselbst das Hauptquartier des französischen Generals Vandamme. Im Jahr 1753 brannten 10 und 1797 wieder 11 Gebäude ab.

b. Merstetten, ein großer Bauernhof, auch der Schäfhof genannt, 3/4 St. nördlich von Ballendorf, Filial von Heldenfingen, mit 8 Einw. Den großen Zehnten bezieht der Staat, den kleinen die Pfarrei Heldenfingen. Die Gefälle sind unter denen von Ballendorf begriffen. Die Stadt Ulm kaufte den Hof sammt einigen Feldlehen und Hölzern 1563 von Ulrich von Rechberg und Falkenstein für 11.500 fl. Nach dem Rathsprotokoll von 1700, 19. Mai, fand jährlich am Pfingstmontage ein Wettrennen lediger Bursche statt, das gleich dem Tanz im Hungerbrunner Thal in der Folge abgeschafft wurde. Es heißt: wegen des Mörstetter Käsereuthens, da die Altheimer, Ballendorfer und Heuchlinger Roßbuben von unfürdenklichen Jahren her, um einen Käs, den der Mörstetter Bauer ihnen dazu geben muß, in die Wett reuthen, ist die Vergünstigung zu ertheilen, daß solches Wesen zwar nicht am Pfingstmontag, aber am Dienstag darauf vor dieses Jahr gleichwohlen wieder vor sich gehen möge. Ohne Zweifel rührt auch der Name Merstetten von Mähre, Roß, her.

Auf dem Wege von Ballendorf nach Setzingen stand vor dem 30jähr. Kriege auch ein Bauernhof, der Säuhof | genannt, welcher nach Ballendorf, wohin die Güter noch gehören, eingepfarrt war.


6. Beimerstetten mit Eiselau und Hagen.

a. Beimerstetten, ein evang. Kirchdorf auf der Alp an der Straße von Ulm nach Altheim, 23/4 St. von Ulm, Filial von Bernstatt, mit 293 Einw., Cam. Amt Langenau und F. A. Alpeck. Den großen Zehnten bezieht die Stadtpflege Ulm. Vormals war er, wie zu Bernstatt, zwischen dem Stift Wiesensteig und der Stadt Ulm vertheilt. Den kleinen, den Obst- und den Blutzehnten hat die Pfarrei. Die Wiesen sind zehntfrei. Die Grundgefälle betragen 66 fl. in Geld und 616 fl. in Naturalien, und sind zwischen der Stadt und den Stiftungspflegen Ulm, der Pfarrei Bernstatt, der Heiligenpflege Beimerstetten, dem Spital Geißlingen, den v. Baldinger, v. Besserer u. A. vertheilt. Die Gemeinde hat ansehnliche Waldungen, eine Kirche zu St. Peter mit einem eigenen Begräbniß und allen pfarrlichen Rechten, ein Rath- und Schulhaus; die Kirche wurde 1824 erneuert. Die Baulast liegt auf der Heiligenpflege und aushülflich auf der Zehntherrschaft. In die Schule gehen auch die Kinder von Eiselau und Hagen. Der Ort hat eine Schildwirthschaft und eine Brauerei, und zeichnet sich durch seine Rindviehzucht aus.

Ehemals war B. unter mehreren Herren vertheilt: die von Bernstatt, Westerstetten, Altenberg, Stein zu Klingenstein und einige Ulmer Patricier. Die meisten Güter der Edelleute und 1/4 des Zehnten erwarb die Stadt Ulm 1459 und 1518 durch Tausch und Kauf, die übrigen Güter und 3/4 des Zehnten gehörten dem Stift Wiesensteig. Sie wurden 1823 durch Vergleich von der Finanzkammer der Stadt Ulm überlassen mit den Grund und Zehntgefällen zu Eiselau und Hagen. 1707, 27. Juni, wurde B. von den Franzosen niedergebrannt.

b. Eiselau, ehemals Isenlohe, Isenloch, ein evang. Weiler auf der Alp, mit 27 Einw., Filial von Bernstatt. Zehnt- und andere Verhältnisse wie zu Beimerstetten. | Der Weiler besteht aus 4 Bauerhöfen, von dreien derselben beziehen die Ulmer Geschlechter v. Baldinger, v. Besserer, v. Schad, von dem vierten die Frühmeß in Drackenstein die Gefälle. Der v. Schadische Antheil erscheint in der Adels-Matrikel unter den Würtemb. Rittergütern.

Zu Anfang des 15. Jahrhunderts gehörte Eiselau dem Wengenkloster in Ulm, das den Weiler 1422 an Itel von Westerstetten gegen Güter in Ballendorf, Börslingen und Möglensweiler (s. Altheim) eintauschte; 1450 kam er an Elchingen, das ihn 1607 nebst dem Bürghof bei Westerstetten an Ulm für 18.000 fl. verkaufte.

c. Hagen, ein aus 3 Bauerhöfen bestehender Weiler auf der Alp mit 15 Einw., Filial von Bernstatt. Zehnt- und andere Verhältnisse wie oben. Die Grundgefälle 14 fl. 44 kr. in Geld und 318 fl. in Naturalien bezieht in Folge des obenerwähnten Vertrags die Stadt Ulm. Ehemals stand hier auch eine Burg; 1366 verkaufte Heinrich v. Bernstatt den Burgstall zum Hag und das Hag etc. an Heinrich von Werdenberg; 1383 kam die Besitzung mit andern Werdenbergischen Gütern an die Stadt Ulm.


7. Bernstatt,
ein evangel. Pfarrdorf auf der Alp an der Vicinalstraße, s. g. Salzstraße, von Urspring über Westerstetten nach Langenau und Dillingen, 31/4 St. nördlich von Ulm mit 731 Einw., C. A. Langenau, F. A. Alpeck. Den großen Zehnten bezieht der Staat, früher hatte ihn das Stift Wiesensteig zu 3/4 und die Stadt Ulm zu 1/4, den kleinen, den Obst- und Blutzehnten hat die Pfarrei. Die Heiligenpflege hat 2/3 des Baindtzehnten, die Wiesen sind zehntfrei. Die Grundgefälle betragen 199 fl. 21 kr. in Geld und 2008 fl. in Naturalien. Davon bezieht der Staat 1339 fl., die Kirchenstiftungsverwaltung Ulm 172 fl., Albrecht v. Baldinger 155 fl., die Ortspfarrei 145 fl. Das Übrige vertheilt sich unter die Heiligen- und die Gemeindepflege Bernstatt, die v. Schad, v. Besserer und m. A. Der von Schadische Antheil erscheint als Würt. Rittergut in der Adelsmatrikel. Er besteht aus einem Wald | und Hofgut mit einem Ertrag von 176 fl., und war früher unter Ulmischer Landeshoheit mit Niedergerichtsbarkeit verbunden. In die Pfarrei gehören Beimerstetten, Osterstetten, Eiselau und Hagen.

B. ist etwas weitläufig gebaut. Die Kirche zu St. Lambert, welche 1707 neu gebaut worden ist, wurde 1825 renovirt. Die Baulast hat die Heiligenpflege, und aushülflich die Patronats- und Zehntherrschaft; die des Pfarrhauses der Staat. Unter den Gebäuden befindet sich das vorm. Schloß, das von Georg von Besserer 1549 erbaut, von dessen Nachkommen aber 1823 an die Gemeinde verkauft worden ist, und jetzt zum Schul- und Rathhause dient. Bis 1774 war hier der Sitz eines Civil- und von da bis 1808 eines Forst-Amts. Die Einwohner nähren sich neben dem Feldbau und der Viehzucht zum Theil auch von Gewerben, deren hier viele betrieben werden. Auch befinden sich im Orte eine Ölmühle, 2 Schildwirthschaften mit Bierbrauereien.

Bernstatt gehörte ehemals zu der Herrschaft Alpeck. Die Grundherrschaft war zwischen den Besitzern der Herrschaft und den Grafen von Helfenstein, den von Gültlingen, dem Stift Kempten, dem Kloster Söflingen und einigen Ulmer Patriciern getheilt. Es gab auch eine adelige Familie, die sich von Bernstatt nannte, hier Sitz und Güter und die Hälfte des Zehnten und abwechselnd mit Ulm den Kirchensatz hatte, auch sonst in der Gegend begütert war, s. Langenau. Die Alpeckischen und Helfensteinischen Güter kamen mit der Landesherrschaft 1383 und 1396, die Gültlingischen 1415 durch Kauf an die Stadt Ulm, die des Stifts Kempten wurden von diesem 1477 denen von Kraft in Ulm zu Lehen gegeben und sind noch im Besitze von Patricier-Familien s. o.

Hans, Heinrich und Burkhardt von Bernstatt verkauften ihren Zehnten und ihren Theil des Kirchensatzes 1430 an das Wengenkloster in Ulm für 1500 fl., das 1432 noch einen weitern Theil von Ulmischen Patriciern dazu bekam. Vom Wengenkloster kam dessen Besitz an das Stift Wiesensteig, das früher schon Zehntantheil hatte, und von nun an bis 1803 | die Pfarrer abwechselnd mit Ulm besetzte. Die Höfe, Sölden, die Weintafern, den Hirtenstab und verschiedene Äcker und Wiesen auch zu Holzkirch und Hervelsingen verkauften Hans und Heinrich von Bernstatt 1432 und 1438 an die Stadt für 4400 fl. Heinrich von Bernstadt verkaufte 1447 auch Leute und Güter zu Bermaringen und Berghülen an Heinrich von Stein. Die Herren von Bernstatt hatten ihre Burg bei der Kirche auf dem Platze, wo jetzt der Zehntstadel steht; noch hat sich die Benennung Burggraben, Burgbauer erhalten. Im December 1689 wurde das Schloß mit einem Theil des Orts von den Franzosen eingeäschert, von ebendenselben wurde 1704, nach einer allgemeinen Plünderung, die Kirche und ein Theil des Dorfs niedergebrannt. Auch im 30jährigen Krieg 1631 wurde der ganze Ort geplündert, und 1635 starben 446 Personen. Friedrich Zürner, Abt des Klosters Elchingen, 1431 etc., war aus Bernstatt gebürtig. Nicht weit von B. in einem Wäldchen, „der Brand,“ liegt ein Hügel, „der Schloßberg“ genannt, der noch mit einem Graben umgeben ist; es soll auch hier ein Schloß gestanden haben. Auch lag vor dem 30jährigen Krieg bei Bernstatt am Holz Katzeneck Heimersberg, ein Hof, von dessen Gütern die Heiligenpflege in B. noch eine jährliche Gült bezieht. Wahrscheinlich rührt auch der Name des Holzes „Walkstatt“ auf dem Wege nach Eiselau von einem abgegangenen Hofe her.


8. Bissingen mit St. Ulrich,
a. Bissingen, ein evang. Pfarrdorf in hoher Ebene auf der Alp über dem Lonthal, 63/4 St. von Ulm mit 192 evangel. und 287 kathol. Einw. und 2 Pfarreien, einer evang. und einer kathol., wovon aber der kathol. Pfarrer seinen Sitz im Dörfchen Lonthal hat, C. A. Langenau, F. A. Alpeck. Den großen Zehnten hat der Staat, den kleinen, den Heu- und Öhmd-Zehnten die evang. Pfarrei zu beziehen; der Neubruch-Zehnte ist zwischen dem Staat und der Pfarrei hälftig getheilt. Die Grundherrschaft ist zwischen dem Freiherrn Tänzel von Tratzberg zu Ober-Bichingen, dem Grafen von Maldeghem | zu N.Stotzingen, und dem Staat getheilt. Den größten Theil hat Tänzel. Die Grundlasten betragen 215 fl. in Geld und 931 fl. in Naturalien, wovon der Freiherr Tänzel die Hälfte, der Graf v. Maldeghem 1/6, der Staat 1/6, das Übrige die Heiligen- und Kirchenpflegen zu Ulm, Bissingen und Nieder-Stotzingen zu beziehen haben. Der Tänzelische Antheil bildet ein eigenes Rittergut, und war vormals bei dem Ritter-Canton Donau immatrikulirt, stand übrigens unter der hohen Gerichtsbarkeit von Ulm. Die Einkünfte desselben bestehen in den oben bemerkten Geldgefällen und in Fruchtgülten, wozu übrigens, wie überall, ein im Cataster abgezogenes 1/5 zu rechnen ist; eigene Güter sind nicht mehr vorhanden. Der Maldeghem’sche Antheil, 2 Bauernhöfe und 4 Söldgüter, gehört zu dem vormaligen Lehen Kaltenburg und zu Nieder-Stotzingen. Bissingen hat ein neues Rath- und Schulhaus. Die Kirche ist zwischen den Katholiken und Evangel. gemeinschaftlich, ebenso der Begräbnißplatz. Die Baulast der Kirche hat mit Ausnahme der der Heiligenpflege zukommenden Reparationen, der Staat als Patronats- und Zehntherr, ebenso die des Pfarrhauses. Der Ort hat 2 Schildwirthschaften und 2 Bierbrauereien und mehrere Handwerker.

B. gehörte ehemals zu der Herrschaft Alpeck; 1377 wurde es von den Gr. von Werdenberg mit allen Rechten und Gewalten, Steuern und Diensten und mit den eigenen Leuten zu Bernstatt, Denkenthal und Beimerstetten an Gerwig von Sulmentingen versetzt, von ihnen aber wieder eingelöst und 1385 mit andern an die Stadt Ulm verkauft. Die Grundherrschaft befand sich in mehreren Händen, namentlich hatten das Kloster Königsbronn, welches auch das Patronatrecht besaß, das Kloster Herbrechtingen und die Ehingerische Familie in Ulm, hauptsächlich aber die v. Rietheim, Theil daran. 1594 kaufte Ulm den Ehingerischen Antheil. 1614 und zum Theil früher tauschte Ulm auch die Güter und Rechte der Klöster Königsbronn und Herbrechtingen mit dem Patronate ein, und es theilte sich jetzt der Besitz zwischen der Stadt und den Herren von Rietheim. Nach einem Vertrag vom 12. Dcbr. 1608 behielt Ulm die | hohe Jurisdiction, die Niedergerichtsbarkeit aber war gemeinschaftlich, so daß Stab und Ammanamt 2 Jahre von Rietheim und 1 Jahr von Ulm geführt, die Gerichtsbesetzung durch beide Herrschaften fürgenommen, und zu den 12 Richtern 8 aus den Rietheimischen und 4 aus den ulmischen Hintersaßen gewählt wurden. In der Nähe der Kirche findet man noch die Spuren von einem Rietheimischen Schlosse. Von den v. Rietheimischen kam ihr Antheil an die v. Tänzel mit Ausnahme der 2 Bauernhöfe und 4 Söldgüter, die mit den, vormals auch Rietheimischen Herrschaften Kaltenburg und Niederstotzingen verbunden blieben.

Bei der Reformation trat 1/3 der Einwohner (die nicht Rietheimischen Unterthanen) zur evangel. Lehre über. Ein Vertrag vom 18. August 1568 und 15. Oktober 1569 zwischen dem Prälaten von Königsbronn als Kirchenpatron, und Eglof von Riedheim, bekräftigt und unterzeichnet von Hz. Christoph von Würtemberg, setzt die gegenseitigen kirchlichen Verhältnisse fest; er bestimmt: 1) daß beiden Theilen freistehe, einen Geistlichen zu halten; 2) daß dem evangelischen Prediger neben dem Zehnten auch alle pfarrliche Gefälle, die Stolgebühren ausgenommen, und der Pfarrhof verbleiben, und der Prälat jährlich für Alles 40 fl. an Rietheim zu des Priesters Unterhaltung reichen soll; 3) daß Kirche und Begräbniß, und 4) ebenso Ornate und Gefäße, sowie die Heiligenpflege gemeinschaftlich bleiben sollen, endlich daß der Prädikant seine Predigt und Ceremonien vor Essens zuerst halten, Sommers aber um 8 Uhr und Winters um 9 Uhr fertig seyn soll etc. Dieser Vertrag ist noch jetzt in Wirkung, mit der unter Ulm eingeführten Bestimmung, daß die Sonntags-Gottesdienste der Katholiken abwechselnd das einemal in Bissingen, das anderemal in St. Ulrich (Lonthal) gehalten werden.

Bis zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts wurde zu Bissingen, auf dem sogen. obern Rennwasen, jährlich am Pfingstmontag von den jungen Leuten ein Wettrennen, Wettlauf, gehalten.

| b. St. Leonhardt, in den vorigen Staatshandbüchern irrig St. Ulrich genannt, eine Kapelle an dem Weg nach Stetten mit einem zur Tänzelschen Grundherrschaft gehörigen Wohnhause und 7 Einwohnern. Die Kapelle wurde 1700 wieder neu aufgebaut, und gehört den Katholiken zu Bissingen.


9. Börslingen,

ein evangel. Kirchdorf auf der Alp, 5 St. von Ulm und 1/2 St. von Ballendorf, wovon es Filial ist, mit 136 Einw.; C. A. Langenau, F. A. Alpeck. Den großen und kleinen Zehnten hat der Staat, den kleinen, den Heu- und Öhmdzehnten im Lonthal, den Obst- und Blutzehnten die Pfarrei zu beziehen, vgl. Ballendorf. Auf einem kleinen Bezirke von 81/4 J., worauf ehemals das Kloster Anhausen das Zehntrecht hatte, kommt dem Staat der kleine Zehnte zu, und auf einem andern kleinen Bezirke hat die Pfarrei Altheim den Brachzehnten. Die Grundlasten betragen 35 fl. 24 kr. in Geld und 604 fl. in Naturalien, wovon die Stiftungsverwaltung Ulm ungefähr die Hälfte, der Staat 1/3, das Übrige verschiedene Stiftungspflegen, die Pfarrei Westerstetten etc. zu beziehen haben.

B. hat eine Kirche, welche 1739 wieder neu gebaut wurde, 1 Schulhaus und l Armenhaus, 1 Schildwirthschaft und mehrere Handwerker. Die Baulast der Kirche hat die Gemeinde. In der Kirche finden alle Gottesdienste wie in Ballendorf statt. Das Begräbniß ist zu Ballendorf. Der Ort kam mit Ballendorf 1385 von Werdenberg an Ulm. Im 30jährigen Kriege, 1633, brannten 9 Häuser ab, 1703 wurde der Ort von den Bayern geplündert.


10. Breitingen mit Schönrain.
a. Breitingen, ein evang. Dorf im Lonthale, 33/4 St. von Ulm und 1/2 St. von Holzkirch, wovon es Filial ist, mit 139 Einw., C. A. und F. A. Alpeck. Den großen Zehnten bezieht der Staat, mit Ausnahme von 2 M., welche der Pfarrei zehnten, den kleinen und den Novalzehnten die Pfarrstelle des Orts, in einem kleinen Bezirke die Pfarrstelle | zu Bernstatt; erstere hat auch den Heu- und Öhmdzehnten, den Obst- und Blutzehnten. Die Grundlasten betragen 45 fl., in Geld und 345 fl. in Naturalien. Den größern Theil davon haben der Staat und die Familien Krafft, Besserer, Schad und Baldinger; das Übrige die Stiftungs- und Spital-Verwaltung Ulm und die Heiligenpflege Holzkirch zu beziehen, der kleine und sehr zersplitterte Antheil der Ulmer Geschlechter war ehemals mit Niedergerichtsbarkeit verbunden und ist jetzt unter die Rittergüter gerechnet.

Der Ort hat eine Schule, aber kein Schulhaus, 2 Mahlmühlen, 1 Schildwirthschaft und ein Schlößchen, d. h. ein Haus mit einer Wohnstube und Kammer für die Krafft-Seuttersche Gutsherrschaft. Er kam mit Holzkirch 1385 von Werdenberg an Ulm. 1544 verkaufen die Gebrüder Renz in Ulm ihre Güter zu Br., Lehr, Jungingen etc. an die Herren Fugger, s. Raisers Hist. Beitr. S. 8. Ein Holz das einem Sebastian (Bästle) Renz gehörte, heißt nun das Pestilenz-Holz (Bäste Renz). Im 30jähr. Kriege, 1635, wurde die Hälfte des Orts von den Östreichern verbrannt.

b. Schönrain, Schönrainen, eine der beiden oben genannten Mahlmühlen, 1/4 St. von Breitingen, mit 10 Einwohnern; sonstige Verhältnisse wie oben. Bei der Mühle verliert sich die Lone und kommt erst nach mehreren Stunden wieder zum Vorschein, s. S. 14.


11. Ehrenstein,
ein kath. Kirchdorf im Blauthale, das dem Kloster Söflingen gehörte, 11/2 Stunde von Ulm mit 297 Einw., Filial von Herrlingen, C. A. Ulm, F. A. Alpeck. Den großen und kleinen Zehnten hat die Spitalverwaltung Ulm, von 21/2 J. und den Neubrüchen der Staat. Die Grundlasten betragen 84 fl. 17 kr. in Geld und 340 fl. 17 kr. in Naturalien. Mit Ausnahme von 59 fl. 25 kr., welche der Kaplanei Herrlingen zukommen und 52 kr. des Spitals Ulm, hat der Staat sie zu beziehen. Von 7 falllehnbaren Gütern sind 6 allodificirt. Es hat eine niedliche Kirche zu St. Martin, ein | Rath- und Schulhaus, eine Schildwirthschaft und eine Brauerei, seit 1835 auch eine neue Mahlmühle und mehrere Gewerbsleute. Die Kirche, welche früher auf dem Berge stand, wurde 1723 auf ihrer jetzigen Stelle in dem Dorfe erbaut, mit einem Beitrage des Spitals Ulm, als Zehntherrn, von 500 fl. Die Baulast hat die Heiligenpflege. In der Kirche oder Kapelle werden die Trauungen und Leichen-Gottesdienste, sonst aber kein Gottesdienst gehalten. Der Ort hat einen eigenen Gottesacker. Früher war E. Filial von Harthausen; erst 1815 wurde es Herrlingen zugetheilt.

E. hat eine malerische Lage an der Blau und am Fuße des Kirchbergs, eines felsigen und steilen Bergkegels. Über die Blau führt eine hölzerne Brücke zu dem Dörfchen. Auf dem Berge stand ehemals, wie schon bemerkt worden, die Kirche und früher auch ein Schloß, dessen Ursprung vielleicht noch in die Zeiten der Römer fällt. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts grub man bei dem Dorfe eine Bildsäule des Jupiter fulminans aus. In einem Ulmischen Zeugen-Verzeichnisse kommen 1255 vor: Conradus et Ulricus, filii domini Werinheri. Minister de Erichstein. S. Schmids Mittelalter, S. 109–112. Unter dem Namen Erichstein kommt der Ort auch in spätern Urkunden vor. Der Ort gehörte vermuthlich zu dem Ruck-Helfensteinischen Gebiete, und der eben genannte Herr von Erichstein war wahrscheinlich ein gräflicher Beamter oder Vasalle. Später findet man die Grafen von Würtemberg neben den v. Helfenstein, und lange nach diesen noch theilweise die Herren von Klingenstein im Besitze von E., in den sie wahrscheinlich durch Erbschaft gekommen sind, wenn es bei Würtemberg nicht mittelst der Schirmvogtei über Ulm geschah. Im Jahr 1281 verkaufte Graf Eberhard von Würtemberg an das Kloster die Burg Erichstein mit allen Rechten und Herrschaften, dem Patronatrecht der Kapelle bei der Burg, nebst der Vogtei Harthausen und dem Meierhof zu Möringen für 240 M. S. Nach einer fast gleichlautenden Urkunde von demselben Jahre und fast von denselben Zeugen unterschrieben, verzichtet Graf Ulrich von | Helfenstein mit seinem Sohn Ulrich gegen das Kloster Söflingen auf die Burg Erichstein mit allem Zugehör und dem Patronatrechte. Beides geschah in Gegenwart des Königs Rudolph. Beide Urkunden liegen im Original im Königl. Staats-Archiv; die Helfensteinische hat das Ortsdatum Gamundia, Gmünd. Das Dorf selber und die Herrschaft über dasselbe scheint indeß in andern Händen geblieben zu seyn; 19. Juli 1539 verkauften Werner v. Schwendin und die Schenken Phil. und Jakob v. Winterstetten an das Kloster Söflingen um 4900 fl. das Dorf Ehrenstein, Dorfrecht, Obrigkeit, Herrlichkeit, Reiß, Steuer etc., Höfe, Sölden und Güter etc. In einer Übergabs-Urkunde von 1541 nennt sich Werner „Werner v. Schwendin von Wolfhartsschwendin“ und Schwager Philipps und Jak. von Winterstetten, und von den Gütern heißt es, daß sie den Verkäufern von ihrem Schwehr und Vater Bernharten Schenken v. Winterstetten zu Klingenstein seel. erblich anerstorben und daß ein Theil Lehen von Heiligenberg und Werdenberg gewesen, von Graf Friedrich zu Fürstenberg-Heiligenberg aber zu eigen gemacht worden sey. Nach einer Urkunde von 1539 waren es Zins und Gülten zu E. und die Mühle zu Holenstein, welche Graf Friedrich zu Fürstenberg dem Werner von Schwendi eignete. 1580 verkaufte Herzog Ludwig von Würtemberg an die Gemeinde E. die s. g. Schammengüter, „die bisher Unserm Blaubeurer Forst incorporirt waren,“ um 2240 fl.

Die Kapelle, ehemals Schloßkapelle, hatte früher, und wie aus einem Streit über die Besetzung zwischen Würtemberg und Söflingen hervorgeht, schon vor 1302 ihren eigenen Kaplan; 1331 wurde die Kapelle dem Kloster Söflingen incorporirt, s. Harthausen. 1459 stiftete die Äbtissin Agatha von Söflingen eine ewige Meß in der Kapelle; 1497, 12. August, vergibt Papst Alexander VI. die Kaplanei von Rom aus an Conrad Lebenthar. Den Zehnten hatte hier das Kloster Reichenau, vermuthlich stand E. im Filialverband mit der Pfarrkirche zu Ulm. Von Reichenau kam der Zehnten 1446 an den Spital Ulm. Am 2. Novbr. 1807 wurde das | Pfarrhaus (Kaplaneihaus) mit 5 andern Gebäuden vom Brande verzehrt. Auf dem Wiesengrunde gegen Klingenstein befindet sich ein ansehnliches Torflager, das seit 1829 benützt wird.


12. Einsingen,

ein kath. Pfarrdorf auf der äußersten südlichen Spitze des Oberamts in dem Bezirke Hochsträß, 21/2 Stunde von Ulm, mit 398 Einw., C. A. Ulm, F. A. Alpeck, k. Dekanat Ulm. Den großen Zehnten hat der Staat, mit Ausnahme von 10 J. Äckern, welche dem Grafen von Castell, und einigen Gemeinde-Äckern, die den Pfarreien Einsingen und Erbach und der Kaplanei Erbach zehnten. Den kleinen Zehnten hat der Staat ganz; Heu- und Öhmd-Zehnten und der Blut-Zehnte sind abgelöst. Die Staats-Zehnten rühren mit dem Patronatrechte von dem Kloster Söflingen her.

Die Grundlasten betragen 97 fl. 29 kr. in Geld und 1218 fl. 44 kr. in Naturalien. Davon hat der Staat 756 fl. 55 kr., der Graf Castell 365 fl. 40 kr., die Pfarrei Grimmelfingen 108 fl. 17 kr., das Übrige kommt den Kaplaneien Herrlingen und Erbach, der Armenstiftsverwaltung Ulm u.a. zu. Der Graf Castell ist für seinen Theil Grundherr von E. Die Besitzung, welche in 9 Lehen besteht, bildet einen Bestandtheil des gräflichen Ritterguts Wernau, O.Amts Ehingen, s. Ehingen, Filial der Kirche ist der Weiler Wernau. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, die des Pfarrhauses die Gemeinde. Das Pfarrhaus wurde 1787 gänzlich erneuert; an der Pfarrkirche steht die Jahrszahl 1410. Der Ort, der sich durch Reinlichkeit vortheilhaft auszeichnet, hat eine Schildwirthschaft und Brauerei und mehrere Handwerker. Zu der Markung gehören über 200 Morgen von dem s. g. Göcklinger Ried mit mehreren Torfstichen, welche theils der Gemeinde, theils einzelnen Eigenthümern gehören. Auf den erstern wird das Bedürfniß für jeden Berechtigten gestochen und in gleichen Theilen vertheilt. In der Brach und den leichten Torfböden wird viel Hanf, und noch mehr Flachs gebaut.

| E. war vormals unter mehreren Herren vertheilt: es enthielt 19 Kl. Urspringische, 5 Kl. Wiblingische Unterthanen und 1 Kl. Söflingischen, 3 Lehenleute der Kirchenstiftungspflege Ulm, 3 der Deutschord. Commende Ulm und 1 des Sammlungsstifts daselbst, 9 des Grafen v. Castell, 5 der Heiligenpflege und 5 der Gemeinde Einsingen. Sämmtliche Herrschaften übten die hohe und niedere Gerichtsbarkeit aus und führten wechselnd den Stab; ein Einwohner durfte in seinem Hause die willkührliche Gerichtsbarkeit selbst ausüben und bezahlte an Niemand eine Abgabe als an den Baron von Ulm 30 kr., der ihn dafür in seinen Privilegien zu schützen hatte. Den Hirtenstab über das Rindvieh verlieh das vormalige Sammlungsstift Ulm, den über die Schweine das Kloster Urspring. Ein ähnliches Verhältniß fand bei dem benachbarten Ringingen statt, s. O.A. Blaubeuren, S. 188, wo die Vermuthung geäußert worden ist, daß dasselbe von der alten Landgerichtsstätte, die sich in der Nähe befand, und wo noch im 13. Jahrhundert die Grafen von Dillingen, als Reichsvögte von Ulm, Landgericht zu halten hatten, herrühren möchte. In älterer Zeit waren auch die Grafen von Berg hier begütert; 1283 übergibt Graf Ulrich von Berg, gen. von Schelklingen, dem Kloster Urspring seinen Hof zu Einsingen. 1336 verkaufte Ulrich von Ingstetten sein Gut zu E. an das Kloster. – Im J. 1810 kam E. mit Ulm von Bayern an Würtemberg.

In ältern Zeiten war E. Filial von Harthausen; 1454 erhielt es eine eigene Pfarrkaplanei; zur Anerkennung ihrer Abhängigkeit mußte jedoch der Kaplan mit der Gemeinde jährlich am Osterfeste und am Kirchweihfeste die Mutterkirche in Harthausen besuchen, bis endlich die alte Verbindung sich gänzlich auflöste. Die Kaplanei wurde von der „Gebauerschaft“ des Orts in ihrer Kapelle zur h. Catharina, am 27. Februar 1454, gestiftet, nachdem der Papst Nikolaus V. schon 1448 die Erlaubniß zur Errichtung eines Taufsteins in der Kapelle und zu einem eigenen Begräbniß ertheilt hatte. Die Kaplanei wurde von der Gemeinde mit ihrem Hofe zu | Kesselbronn, mit Gütern und Gefällen zu Dellmensingen, Einsingen und Ay dotirt. Die Gemeinde bedung sich das Wahlrecht aus, das Kloster Söflingen behielt als Patron der Mutterkirche das Präsentationsrecht. Im J. 1540 brannte E. durch einen Blitzstrahl entzündet, bis auf 6 Häuser ab, auch 1828 und 1829 brannten wieder einige Häuser ab. In der Nähe des Orts stand vormals eine Kapelle zu St. Johann. Sie kommt schon 1393 vor; in diesem Jahre verschreibt sich Heinrich Gygers zu E. wegen einer Gültlieferung aus 6 J. Acker an die St. Johannskapelle. Mit der Kapelle war ein Hof oder Haus verbunden, das 1815 von der Pfarrei Harthausen der Pfarrei Einsingen mit dem großen und kleinen Zehnten aus 97 M. Acker auf Einsinger Markung zugetheilt wurde. Die Kapelle wurde 1806, das Haus 1825 abgebrochen.


13. Ettlenschieß,

ein evang. Pfarrdorf, auf hoher Alp, 53/4 St. nordwestlich von Ulm und 21/4 St. von Geislingen, mit 315 Einw., C. A. Geislingen, F. A. Alpeck. Den großen Zehnten hat die Kirchenpflege Ulm, nur von einem kleinen Theil der Äcker bezieht ihn der Staat, und von 113/4 M. Wiesäckern die Pfarrei; letztere hat auch den kleinen Zehnten mit Ausnahme eines kleinen Theils, der dem Staat und der Pfarrei Lonsee gehört, ferner hat die Ortspfarrei auch den Heu- und Öhmdzehnten, den Obstzehnten, ausschließlich des Steinobstes, und den Blutzehnten. Die Grundlasten betragen 32 fl. in Geld und 422 fl. in Naturalien. Ungefähr die Hälfte davon hat der Staat zu beziehen, das Übrige vertheilt sich unter die Heiligenpflege des Orts, die Stiftungs-Verwaltungen Geislingen und Ulm, und die Heiligenpflegen Lonsee und Urspring.

Ettlenschieß, Öttlenschieß, Ottilienschieß – der Name soll von einem Ottilien-Kloster herkommen – hat die höchste Lage unter allen Alporten des Oberamts; das Klima ist daher rauh und der Boden nicht besonders fruchtbar. Gleichwohl sieht man schöne Obstgärten, und kann sich das Dorf | rühmen, daß es keinen Armen hat. Auf der Markung findet man vieles Bohnerz und Feuersteine. An Quellwasser fehlt es ganz, den Mangel ersetzen Cisternen. Der Ort hat Schule und Schulhaus, 2 Schildwirthschaften, 1 Brauerei und mehrere Gewerbe, darunter 4 Leinweber. Die sehr alte Kirche zum h. Martin wird von der Heiligenpflege im Bau erhalten, die Baulast des Pfarrhauses hat der Staat. Die Gemeinde hat eine einträgliche Schafweide und bedeutende Waldungen, woraus jeder Bürger jährlich 2 bis 21/2 Klafter Holz und 500 Wellen erhält. Vormals war E. berühmt wegen seiner Fabrikation hölzerner Spindeln, die nach allen Richtungen einen sehr lebhaften Absatz hatten und insbesondere zu Tausenden die Donau hinabgingen. Seitdem der Gebrauch der Spinnräder allgemein geworden ist, hat dieser Erwerbszweig fast ganz aufgehört.

Durch den Ort führte ehemals die s. g. Scheibenstraße (Salzstraße), s. o., seit 1811 ist die Straße in eine gute Kunststraße verwandelt. In der Nähe des Dorfs stand früher die St. Jörgen- und Bernhards-Kapelle; ebenso stand eine Kapelle zu St. Gilien, Gilgen, welche dem Kloster Wettenhausen gehörte, zwischen E. und Weidenstetten, die erstere hatte Güter zu Neenstetten, welche von der Gemeinde 1433 zur Tilgung der bei ihrem Kirchenbau gemachten Schulden für 29 fl. verkauft wurden. Die zweite, welche 1557 abgebrochen wurde, hatte früher ebenfalls ihr eigenes Gut, s. u. und Weidenstetten. Das Ottilien- oder St. Ilgen-Kloster soll unweit Ettlenschieß gestanden haben, vor etlichen Jahren sollen noch Grundmauern davon ausgegraben worden, auch der Brunnen noch vorhanden seyn. Eine Glocke soll von dem Kloster auf den Thurm zu E. gebracht worden seyn.

E. gehörte ehemals zur Herrschaft Alpeck und kam 1385 von den Grafen von Werdenberg an die vorm. Reichsstadt Ulm, und mit dieser von Bayern 1810 an Würtemberg. Es ist ein sehr alter Ort; schon 982 schenkte die Wittwe Gertrud (aus dem Geschlechte der Grafen v. Roggenstein, oder nach Raiser vielmehr aus dem Hause der von den | Dynasten v. Ruck abstammenden Grafen von Berg) mit ihren Söhnen Conrad und Wernher ihre Güter zu E. und Weidenstetten an das Kloster Wettenhausen. Vgl. Raisers Guntia, I., 32 etc. Letzteres verkaufte dieselbe, ein Söld in E. mit dem Kirchensatze „der Kirche zu St. Gylien,“ item das Lehen zu Ettlenschieß, den Wald, das Mönchsholz genannt, sammt Mädern, auch den Wald Koppenholz mit einigen Leuten zu Bizlishausen 1393 an Ulm für 100 fl., s. Weidenstetten. An Ebendasselbe vertauschte das Kloster Blaubeuren, welches hier Güter und das Patronatrecht der Pfarrkirche nebst Zehnten hatte (vermuthlich mit Lonsee und Urspring erhalten), solche 1534. Von 1428 bis 1448 verkauften mehrere Ulmer und Graf Eberhard von Kirchberg ihre Güter an die Krafft und Roth zu Ulm, von welchen sie 1479 und 1520 theils an die Kirchenbaupflege, theils an die Stadt Ulm kamen. 1573 wurde der Gemeinde erlaubt, daß sie das Gemeindeholz, das Heidenlehen genannt, ausreute und zu einem Baufeld mache; das Holz wurde gegen einen jährlichen Zins auf jedes Haus vertheilt.


14. Göttingen,

ein evang. Pfarrdorf in einem fruchtbaren, gegen die Donau hinziehenden Thale an der Landesgrenze, 3 St. von Ulm, mit 323 Einw. Den großen Zehnten sowie den kleinen, den Heu- und Öhmdzehnten, bezieht der Staat, der Blutzehnte wurde 1827 abgelöst. Die Grundlasten betragen 124 fl. in Geld und 1251 fl. in Naturalien, davon kommen auf den Staat 588 fl., die Stiftungsverwaltung Ulm 432 fl., die Bessererische Familienstiftung in Ulm 109 fl., die Krafft-Ströhlensche 51 fl., die Wolbachischen Erben 114 fl., das K. Bayerische Rentamt Günzburg 81 fl.

G. hat seit 1828 ein geräumiges Armenhaus. Die Baulast der Kirche hat die Heiligenpflege, die des Pfarrhauses der Staat. Der Pfarrer ist seit 1805 auch Pfarrer in Alpeck. So lange das W. Oberamt Alpeck bestand, war der Pfarrer zugleich Dekan des Bezirks, und blieb es auch nachher noch bis 1832, s. S. 72. Der Ort zeichnet sich | durch bedeutende Obstzucht aus, hat 1 Mahlmühle, 2 Schildwirthschaften, 1 Brauerei und 11 Leinenweber. Die Mühle wird von der Schamen getrieben, welche in der Nähe entspringt, s. S. 13.

G. gehörte zur Werdenbergischen Herrschaft Alpeck und kam 1383 an Ulm, siehe S. 70. Das Patronatrecht der Kirche (zu St. Martin) ging durch mehrere Hände: 1349, 20. Februar, verkaufte Graf Wilhelm von Kirchberg an Pfaff Ruland, Kirchherr zu Göttingen, Kirchensatz und Vogtrecht um 300 Pfund Heller, unter der Bedingung, daß es nach seinem Tode an das Kloster Wiblingen fallen solle. Dies geschah auch und es wurde die Kirche von dem Papste dem Kloster einverleibt. Die Ansprüche, welche Werdenberg daran machte, wurden durch einen Vertrag von 1368 beseitigt. Vergl. St. Nikolaus. Im J. 1591 verkaufte Wiblingen das Patronatrecht mit dem Zehnten, Widdumhof und 3 Sölden an die Stadt Ulm für 18.000 fl. Daß Alpeck bis 1447 Filial von Göttingen war, ist schon oben bemerkt. Im 30jähr. Kriege und im Spanischen Erbfolgekriege 1704, sowie nach der Schlacht bei Elchingen, 14. Okt. 1805 hat G. durch Plünderung so sehr gelitten, daß Napoleon sich bewogen fand, dem Pfarrer, der ihm seine Noth schilderte, 100 Napoleons-d'or zustellen zu lassen. 1786 brannten durch Unachtsamkeit beim Flachsdörren 12 Gebäude ab.


15. Grimmelfingen,
ein evang. Pfarrdorf auf dem Hochsträß, 11/2 St. von Ulm mit 194 Einw., C. A. Ulm, F. A. Alpeck. Den großen Zehnten bezieht die Stadtpflege Ulm zu 3/4, die Ortspfarrei zu 1/4, letztere hat auch den kleinen aus den 3/4 der Stadt Ulm und den Heu- und Öhmd-Zehnten. Die Grundlasten betragen 254 fl. in Geld und 1218 fl. in Naturalien, davon erheben die Stadtpflege Ulm 289 fl., die der Stadt mit dem Zehnten 1823 von dem Staat überlassen worden, die Stiftungspflege Ulm 131 fl., die Ortspfarrei 40 fl., einen kleinen Theil die Heiligenpflege, das Übrige mehrere Ulmer | Familien, hauptsächlich die von Schad und dann die von Baldinger. Der Antheil der ersteren ist unter die Rittergüter gerechnet.

Gr. liegt in einem nach Süden offenen Einschnitte des Hochsträßes; es hat starke Obstzucht, viele sehr vermögliche und keine arme Einwohner, 2 sog. Schlößlein (denen v. Schad gehörig), 2 Schildwirthschaften und 2 Bierbrauereien. Kirche und Pfarrhaus sind Eigenthum der Heiligenpflege, und werden mit Unterstützung der Stiftungspflege Ulm im Bau erhalten. Die Kirche wurde 1700 neu gebaut. Die Gemeinde hat mit Ulm einen gemeinschaftlichen Antheil an der Viehweide und dem Torfstich auf dem Göcklinger Ried; als Gegner der Stallfütterung sind die Einwohner Ursache, daß es noch zu keiner Abtheilung und zu einer bessern Benützung des Rieds gekommen ist.

Gr. war ehemals wie Mähringen, Lehr, und andere um Ulm gelegene Orte Filial der Kirche von Ulm und gehörte mit dieser dem Kloster Reichenau. Der Abt von Reichenau stiftete 1356 ein Viertel des großen Zehnten zu Gr. an die Kapelle daselbst, und belehnte das Geschlecht der Ehinger mit dem Patronatsrechte darüber. Nach der Reformation, 1535, erhielt Gr. einen eigenen Pfarrer, doch hatte es, wie Söflingen, noch 1621 sein Begräbniß in Ulm. Nach dem Erlöschen des Ehingerischen Stammes fiel dasselbe in Folge des Vertrags der Stadt mit dem Kloster Reichenau 1747 an Ulm, s. o. An den Zehnten hatte auch der Spital Ulm schon frühzeitig Antheil erhalten, vertauschte aber denselben nachher an die Kirchenpflege zu Ulm. Auch hatte der Spital schon 1255 ein Gut zu Gr. und 1265 tauschte er von Ritter Conrad von Obernhausen einen Hof daselbst gegen einen zu Niederhofen ein. In späterer Zeit findet man die Grundherrschaft von Gr. unter mehrere Herrschaften, und zwar neben der Stadt Ulm unter die Klöster Söflingen und Urspring, und einige Patricier in Ulm, vertheilt; die hohe Gerichtsbarkeit und Obrigkeit aber besaß die Stadt Ulm allein. Bei den Belagerungen Ulms 1704, 1796, 1800 und | 1805 theilte Gr. das harte Loos der Plünderung mit den umliegenden Orten. 1761 brannten 11 Gebäude ab.


16. Halzhausen mit Sinabronn.

a. Halzhausen, ein evang. Dorf im Lonthal neben der Vicinalstraße von Westerstetten, 41/2 St. von Ulm und 1/4 St. von Lonsee, wovon es Filial ist, mit 164 Einw., C. A. Langenau, F. A. Alpeck. Den großen Zehnten hat die Kirchenpflege Ulm mit Ausnahme der Neubruchzehnten, welche der Staat hat; den kleinen, den Heu-, Obst- und Blutzehnten haben der Pfarrer und Schulmeister in Lonsee. Die Grundlasten betragen 43 fl. 41 kr. in Geld und 182 fl. 49 kr. in Naturalien. Davon beziehen der Staat 170 fl., das Übrige die Heiligenpflege in Beimerstetten, die Kirchenpflege Ulm u. a.

H. hat keine Kirche, aber eine Schule und Schulhaus etc., 2 Schildwirthschaften und mehrere Handwerker. Die Äcker liegen meist auf der Höhe. Bemerkenswerth ist, daß H. einer der ersten Orte des Bezirks war, der die Stallfütterung und zwar schon 1791 einführte. Der Ort gehörte zu dem vormals Ulmischen Amte Lonsee und kam mit Ulm an Würtemberg. In ältern Zeiten war er, wie Lonsee, Helfensteinisch und wurde 1396 mit Anderm von Helfenstein an Ulm verkauft, s. S. 70. Wie H. schon 1108 vorkommt, ist bei Lonsee zu sehen.

b. Sinabronn, ein evang. Weiler mit einer Kirche, auf der nördlichen Höhe über dem Lonthal, größtentheils von Wäldern eingeschlossen, 3/4 St. von Lonsee, wovon es Filial ist, mit 103 Einw. Amtliche und Zehnten-Verhältnisse wie zu Halzhausen. Die Grundlasten betragen 15 fl. 43 kr. in Geld und 171 fl. in Naturalien; davon bezieht der Staat 114 fl., die Heiligenpflege in Lonsee 34 fl. 46 kr., in Sinabronn 13 fl. 37 kr., das Übrige die Stiftungs-Verwaltung in Geislingen und die Heiligenpflegen in Westerstettten, Urspring und Ulm.

Der Höhe ungeachtet, ist die Lage der Obstzucht doch | günstig, dagegen leidet der Ort häufig an Wassermangel. Die Wiesen liegen im Lonthale und werden hier sehr theuer bezahlt, s. S. 45. Der Ort hat eine eigene Schule mit einem seit 1831 neu erbauten Schulhause. Die Kirche genießt pfarrliche Rechte, sie wird von der Heiligen- und der Gemeindepflege unterhalten. Am 3. Octbr. 1699 erhielt die Gemeinde die Erlaubniß, ihre Kinder in ihrer eigenen Kirche taufen und ihre Todten nicht mehr in Lonsee, sondern auf ihrem neuen Kirchhofe begraben zu lassen, wie es auch seither geschieht. Vormals hatte S. auch ein Schlößchen, das nebst einem großen Hofgute Ulmer Patriciern gehörte; der Hof wurde allodificirt und das Schlößchen 1820 abgebrochen. Von den vormaligen Gutsbesitzern rührt noch die schöne Linden-Allee auf der westlichen Anhöhe her, unter der man eine herrliche Aussicht auf die hintere Alp genießt. S. gehörte ehemals zu Alpeck und wurde 1385 mit andern jenseits des Lonthals gelegenen Orten von Werdenberg an Ulm verkauft. 1394 vermachte Adelheid v. Sulmentingen ihre Güter in S. dem Spital Ulm.


17. Hervelsingen mit St. Nikolaus und Witthau.

a. Hervelsingen, ein evang. Pfarrdorf in einem engen Thaleinschnitte, 23/4 St. nördlich von Ulm, mit 301 Einw., C. A. Langenau, F. A. Alpeck. Von den sehr verwickelten Zehntverhältnissen wird im Allgemeinen bemerkt, daß der Staat den großen, die Pfarrei den kleinen und Gersten-, so wie den Novalzehnten, einen Theil des Heu- und Öhmd-Zehnten (den andern Theil bezieht der Farrenhalter), den Obst- und Blutzehnten bezieht, daß auf einem gewissen Bezirke auch die Pfarrstelle zu Bernstatt Zehnten und der Staat einigen Antheil am Kleinzehnten hat. Die Grundlasten betragen 80 fl. in Geld und 969 fl. in Naturalien. Daran haben Theil der Staat, die Stadt- und Armenstifts-Verwaltung Ulm, der Spital daselbst, Fr. Albrecht von Baldinger und mehrere andere Ulmer Geschlechter.

| Der Name des Dorfs, früher immer Hervelsingen geschrieben, wurde neuerlich in Hörvelsingen abgeändert, vermuthlich einer albernen Ableitung zu Lieb: „Hör viel singen!“ In dem sehr wasserreichen Ort – fast jeder Bürger hat seinen eigenen Brunnen – entspringt die Flöz, s. S. 14. Von den Felderzeugnissen zeichneten sich vormals die Erbsen aus, welche sehr gesucht waren, jetzt aber durch die Pariser Golderbsen verdrängt sind. Die Sehr alte Kirche zu St. Martin wird von der Heiligenpfl. und der Gemeinde im Bau erhalten, das Pfarrhaus von dem Staat. Filiale der Kirche sind St. Nikolaus und Witthau. Der Ort hat eine Schule, und seit einem Jahr ein neuerbautes Schul- und Rathhaus, eine Schildwirthschaft und Brauerei, und mehrere Handwerker. Das Wengenkloster in Ulm war Grund- und Patronatsherrschaft in H. mit niederer Gerichtsbarkeit, die hohe Gerichtsbarkeit und Obrigkeit hatte die Stadt Ulm von der Kloster-Schirmvogtei her, welche sie 1383 mit Alpeck erkauft hat. Schon 1219 schenkten Graf Sibotho von Alpeck und sein Sohn Wittigow, welche das Kloster Wengen 1183 gestiftet hatten, demselben die Kirche des h. Martins zu H. nebst Zehnten und eigenthümlichen Gütern daselbst. Wegen seines Besitzes vertrug sich das Kloster 1652 mit der Stadt, welche auch einige Güter zu H., namentlich 1432 und 1438, von denen von Bernstatt erworben hatte. Übrigens besaßen auch das Sammlungsstift in Ulm u. a. Güter und Gefälle in H., die des erstern wurden der Stadt Ulm 1823 zurückgegeben. Wie alle benachbarten Orte wurde auch H. im 30j. Kriege hart mitgenommen, in dem Span. Erbfolgekriege 1704 wurden 17 Häuser niedergebrannt, 1796 und 1800 wurde der Ort rein ausgeplündert.

b. St. Nikolaus, ein Hof auf der felsigen Anhöhe bei Hervelsingen, noch näher bei Alpeck, mit 8 evang. E., Filial von Hervelsingen. Die Zehntverhältnisse sind die gleichen, wie zu H. Die Grundlasten sind unter den obigen begriffen. Der Platz sollte stiftungsmäßig zur Aufnahme von Armen dienen, und hat seinen Namen von einer Kapelle, | welche damit verbunden war und bis 1530 ihren eigenen Kaplan hatte. Der Platz war ehemals stark befestigt und diente als Vorwerk der Veste Alpeck. Die Zehnten gehörten früher zur Kirche zu Göttingen; durch den oben S. 180 erwähnten Vergleich erhielt Graf Heinrich v. Werdenberg von dem Kloster Wiblingen die Nießung des Zehnten von dem Bau St. Niklas bei Alpeck, der gen Göttingen gehört und des Zehnten von seinem Bau zu Alpeck, der auch gen G. gehörte, auf 8 Jahre.

c. Witthau, ein evang. Weiler, aus 4 Höfen bestehend, auf der Höhe 1/2 St. südlich von Hervelsingen und Filial davon, mit 23 Einw., C. und F. A. wie oben. Die Zehnten, den großen, kleinen und den Blutzehnten bezieht die Stadt Ulm, der sie 1823 von dem Staat überlassen wurden. Die Grundlasten betragen 4 fl. 51 kr. in Geld und 304 fl. 42 kr. in Naturalien, und werden fast zu gleichen Theilen von dem Staat und dem Spital Ulm bezogen. Das Wasser muß in Hervelsingen geholt werden. Schon 1360 verkaufte Graf Heinrich von Werdenberg 2 Güter zu Withove (Vitus-Veitshof?) an Graf Wilhelm zu Kirchberg und an 2 Ulmische Bürger für 140 Pfund Heller. Im Übrigen theilte W. sein Schicksal mit Alpeck.


18. Holzkirch,
ein evang. Pfarrdorf auf der Alp, in einer weiten Ebene, 41/4 St. von Ulm, mit 286 Einw., C. A. Langenau, F. A. Alpeck. Den großen Zehnten bezieht der Staat, und auf der s. g. Markung „Schmidweiler“ – etwa 1/4 – der Spital Ulm, und von 28 M. die Pfarrei, die auch den kleinen Zehnten, so wie nach einem Vertrag von 1728 den Novalzehnten auf der Zehntmarkung des Staats, wie auch den Heu- und Öhmd-Zehnten, den Obstzehnten aus Gärten und den Blutzehnten hat. Auf dem Schmidweiler Ösch hat die Pfarrei Weidenstetten den kleinen Zehnten. Die Grundlasten betragen 54 fl. in Geld und 738 fl. in Naturalien. Davon bezieht der Staat | 500 fl., das Übrige ist unter mehrere Stiftungspflegen, Kaplaneien u. a. vertheilt.

Der Name des Dorfs rührt ohne Zweifel von der Lage des Orts und der sehr alten Kirche her; an dem Kirchthurm steht sogar die Jahrszahl 914 (DCCCCXIIII) in Stein gehauen, scheint aber nicht aus jener Zeit her zu rühren. Die Baulast der Kirche zur h. Barbara und des Schulhauses hat die Heiligenpflege, die übrigens unter Bayerischer Herrschaft um einen bedeutenden Theil ihres Vermögens gekommen ist; das Pfarrhaus wird vom Staate gebaut. Filial der Kirche ist Breitingen. Das Patronat ist landesfürstlich. Der Ort hat guten Feldbau, auch starke Obstzucht und bedeutende Viehzucht, auch Viehmastung, 2 Schildwirthschaften, 1 Brauerei und viele Handwerker, darunter 3 Leinenweber. An Quellwasser ist durchaus Mangel, die Einwohner müssen sich mit Cisternen und Hühlen behelfen, und häufig ihr Wasser in dem Lonthale holen.

H. gehörte vormals zur Herrschaft Alpeck und kam mit dieser 1385 an die Reichsstadt Ulm, s. S. 70. Es gab übrigens auch Herren von Holzkirch. Stephan v. H. bezeigte sich 1398 wohlthätig gegen das Wengenkloster. Auch die v. Bernstatt und Rechberg hatten Güter zu H., sie verkauften und vertauschten sie 1430, 1438 und 1459 an die Stadt. Das Wengenkloster erhielt 1398 von der Stadt zur Entschädigung für erlittenen Verlust das Patronatrecht und den Zehntantheil, den nun der Staat hat, trat aber das erstere durch Vergleich von 1652 wieder an die Stadt ab und behielt nur den Zehnten. Auf der Höhe von H. hat man die Aussicht auf die Tyroler Alpen. Westlich von dem Dorf steht eine Linde, unter welcher, nach der Volkssage, in alten Zeiten Gericht gehalten worden seyn soll. Der Schmidweiler Zehntbezirk hat seinen Namen von dem abgegangenen Weiler oder Hofe „Schmidweiler“, der 1/4 St. von H. am s. g. Nebelsee stand und mit dem Dorfe 1385 an Ulm verkauft wurde, s. S. 78.

|
19. Jungingen mit Kesselbronn, St. Moritz, Ober- und Unter-Haslach.

a. Jungingen, ein evang. Pfarrdorf auf der Alp, 11/2 St. nördlich von Ulm, mit 486 Einw., C. A. Ulm, F. A. Alpeck. Den Zehnten bezieht die v. Bessererische Stiftung und der Spital zu Ulm; ein Antheil, den der Staat hatte, wurde 1823 der Stadt Ulm überlassen. Die Grundlasten betragen 92 fl. in Geld und 1075 in Naturalien; davon bezieht der Staat 640 fl., das Übrige die v. Besserersche Familie und Familien-Stiftung, die v. Baldinger, Kolb u. a., die Heiligen- und die Gemeindepfiege des Orts, der Spital und die Armenpflege Ulm, die St. Andreas-Kaplanei in Herrlingen. Der v. Bessererische Antheil ist unter die W. Rittergüter aufgenommen. Er besteht aus 1 Fallehen-Hof und dem großen und kleinen Zehnten aus 94 J. Äcker, war vormals Österreichisch, und ist nun K. Mannlehen.

J. hat eine hohe und freie Lage auf einer großen Fruchtebene mit weiter Aussicht. Die Häuser haben meist Strohdächer. Die Kirche ist mit einem stattlichen, abgestumpften Kuppelthurm versehen, dessen oberer Theil 1646 bei einem gewaltigen Sturme einstürzte. Die Kirche selbst wurde 1697 neu gebaut, und 1802 wieder von der Gemeinde, welche die Baulast hat, mit Unterstützung der Zehntherrschaften und des Staats erneuert. Erst 1829 erhielt J. auch ein Pfarrhaus und Schulhaus, jenes baute die Ulmische Kirchenpflege, dieses die Gemeinde; vorher wohnte der Pfarrer in Ulm und die Pfarrstelle war gemeiniglich mit einer Lehrstelle am Gymnasium daselbst verbunden. Filiale der Kirche sind die oben genannten vier Gemeindeparzellen. Früher waren auch Lehr, und bis 1826 Böfingen, Örlingen und Ober-Thalfingen eingepfarrt. In ältern Zeiten scheint J. Filial von Ulm gewesen zu seyn, erst nach der Reformation, 1535, wurde eine eigene Pfarrei errichtet. 1540 wurde Martin Crusius, der Vater des Schwäbischen Chronikschreibers, Pfarrer in J. Der Ort hat fruchtbare Felder, und seiner hohen Lage ungeachtet schöne Obstgärten, 3 Schildwirthschaften und 1 Brauerei. | Ehemals durfte jeder Bürger Wirthschaft treiben. J. kam 1396 mit andern Dörfern von den Grafen von Helfenstein an die Stadt Ulm, s. S. 70. Es hatte übrigens immer mehrere Grundherren mit Niedergerichtsbarkeit unter Ulmischer Hoheit, namentlich hatten die Klöster Reichenau, Söflingen, Salmannsweil, Wengen, der Deutsche Orden, das Sammlungsstift und dann verschiedene Patricier in Ulm Theil daran. Reichenau überließ seine Güter und Rechte, 1446, 4. Juli, der Stadt, Söflingen vertauschte die seinigen 1774 an dieselbe, Salmannsweil trat sie 1695 für das Recht an die Stadt ab, den neuen verbesserten Kalender in seinem, unter Ulmischer Landesherrschaft stehenden, Dorfe U.Elchingen einzuführen; die übrigen klösterlichen Besitzungen gingen in der neuesten Zeit an den Staat über, mehrere Güter gehören als Lehen noch einzelnen Familien und Stiftungen, s. o. Der Spital Ulm erhielt seinen Zehntantheil 1446 von dem Kloster Reichenau, er war der Pfarrkirche in Ulm einverleibt; der Bessererische Antheil ging durch verschiedene Hände; 1677, 30. Juli, verkaufte ihn der Reichshofrath v. Goppolt, sammt 2 Sölden durch die Stadt an Eitel Albrecht von Besserer und die ganze Bessererische Familie für 300 Dukaten. Im 30jähr. Kriege wurden 22 Gebäude des Orts in Asche gelegt, ebenso hatte der Ort in den Kriegen 1704, 1796, 1800, 1805 viel zu erdulden.

b. Kesselbronn, ein evang Weiler in einem Grund, südöstlich von Jungingen und Filial davon, mit 11 Einw., C. u. F. A. wie oben. Der Weiler besteht aus 2 großen Bauernhöfen, dem Obern- und dem Untern-Hof, mit sehr guten Feldern. Von ersterem bezieht der Spital, von dem andern die Armenstiftsverwaltung (früher Sammlungsstift) zu Ulm den großen und kleinen Zehnten. Den Neubruchzehnten hat der Staat. Die Grundgefälle betragen 4 fl. 12 kr. in Geld und 180 fl. in Naturalien. Sie werden mit Ausnahme von 1 fl. 1 kr., die der Staat 1823 an Ulm überlassen hat, von der Pfarrstelle Einsingen und den von Krafftischen Erben bezogen. Der Spital Ulm erhielt auch | hier seinen Zehnten 1446 von Reichenau. Der obere Hof wurde 1454 zur Pfarrei Einsingen gestiftet, s. Einsingen. Beide Höfe steuerten zu Ulm, und standen unter Ulmischer Hoheit.

c. St. Moritz, ein großer Hof mit 10 Einw., Filial von Jungingen. C. und F. A. wie oben. Die Zehnten und Grundgefälle wurden 1823 von dem Staat der Stadt Ulm überlassen. Die Grundlasten betragen 5 fl. 40 kr. in Geld und 152 fl. 30 kr. in Naturalien. Der Hof gehörte vormals mit dem Zehnten und mit niederer Gerichtsbarkeit dem Wengenkloster in Ulm. Den Namen hat er von einer Kapelle, welche hier stand und 1787 abgebrochen wurde. Südöstlich stand vor dem 30jähr. Krieg der Hof Seligenweiler, wovon die Güter noch in den Saalbüchern unter ihrem alten Namen vorkommen.

d. Ober-Haslach, ehemals auch Klein-Haslach, ein Hof auf der Alp, an der Nürnberger Straße mit 4 E. Filial- und amtliche Verhältnisse, wie oben. Den großen und kleinen Zehnten bezieht der Spital Ulm, s. u. Die Grundlasten, welche 11 fl. 47 kr. in Geld und 121 fl. 36 kr. in Naturalien betragen, bezieht die Armenstiftungspflege Ulm, zu welcher der Hof gehört. Der Spital Ulm kaufte den Hof 1712 von einer Frau Weikmann für 2500 fl.

e. Unter-Haslach, ehemals auch Groß-Haslach, ein evang. aus 3 Höfen bestehender Weiler, nur 400 Schritte von Ober-Haslach gelegen, mit 26 Einw. Kirchliche u. a. Verhältniße, wie oben. Den großen und kleinen Zehnten bezieht der Spital Ulm, welcher ihn hier und zu O. H. 1446 von Reichenau erhielt. Von einigen Jaucherten hat die Harsdörferische Familie in Ulm den Zehnten. Die Grundlasten betragen 22 fl. 20 kr. in Geld und 220 fl. in Naturalien. Sie werden zum größern Theil von der Armenstiftungsverwaltung Ulm, zum Theil von dem Staat und von den von Bessererischen Erben bezogen. 1801 brannten hier durch Unvorsichtigkeit beim Flachsdörren 1 Hof und 3 Scheunen ab.



  1. Vergl. v. Raisers Geschichte von Elchingen in der Zeitschrift für Bayern Jahrg. 1817, sodann dessen Guntia S. 34 etc. und Ruck in der Beschr. des O.Amts Blaubeuren S. 128.
  2. Dieser etwas zweifelhafte Otto soll der Vater des Bischofs Otto von Bamberg, geb. 1062 gest. 1139, gewesen seyn. Es ist dies aber eine irrige Vermuthung, welche dadurch entstanden ist, daß Otto der durch Erdbeben zerstörten Kirch St. Michael zu Bamberg eine Kirche juxta Albuch, mit 2 andern Kirchen, worin die Eltern des Bischofs, Otto und Adelheid, begraben lagen, schenkte. Alpeck hatte zu jener Zeit noch nicht einmal eine Kirche, und eine neuere Entdeckung zeigt, daß Otto aus dem Geschlechte der von Mistelbach, im Landgericht Bayreuth, abstamme. Vergl. Ussermann Episc. Bamberg. p. 51.
  3. Nach Crusius Schwäb. Chronik II. S. 75 war es ein Conrad von Aselfingen, welcher Markgraf Albrecht bei Giengen gefangen nahm. Im Jahr 1445 lebte ein Hans von Rammingen, Wilhelms von Rammingen zu Außlafingen Sohn. Urk.