Beschreibung des Oberamts Urach/Kapitel B 10

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10. Gruorn,
ein evang. Pfarrdorf auf der Alp, 31/4 St. südöstlich von | Urach mit 476 Einw. Den großen Zehnten hat der Staat, den kleinen die Pfarrey zu beziehen. An den Gefällen (377 fl.) haben auch die Heiligenpflege des Orts u. A. Antheil.

Gruorn liegt am mittäglichen Hange einer Anhöhe vor dem Münsinger Hardt; die Gegend ist eine der rauhesten und steinigsten der Alp. Die Felder sind meist so dicht mit Steinen bedeckt, daß man fast keinen Boden erkennt, aber gerade die steinigen Äcker sind die fruchtbarsten. Es wird ziemlich viel Hanf gebaut. Durch die südliche Lage begünstigt, findet auch noch etwas Obstzucht statt; auf der Markung wird auch eine brauchbare Hafnererde gegraben. An Quellwasser fehlt es nicht.

Gruorn ist einer der s. g. Hardtflecken, welche Theil an dem Münsinger Hardt haben. S. Beschr. des OA. Münsingen, S. 27. Es hat ein Schul- und Rathhaus, 2 Schildwirthschaften und eine der bedeutendsten Schafweiden. Die Gemeinde-Einkünfte gewähren noch Überschuß über die Ausgaben, s. S. 98. Die Kirche soll von einem Fräulein von Reichenau oder Rosenau gestiftet, oder wahrscheinlicher neu erbaut worden seyn; in derselben befindet sich noch ein Wappen mit der Jahrzahl 1522, welches das Wappen des Fräuleins seyn solle. Dieselbe Jahrzahl befindet sich auch an dem Chor. Das Langhaus der Kirche wurde im Jahr 1622 gebaut und 1822 erneuert; der Chor ragt weit über dieses hervor. An der Stelle der Kirche soll einst eine uralte Capelle gestanden haben. Filial der Pfarrey ist das Dorf Trailfingen. Ehemals soll Gruorn selbst Filial von der alten Kirche zu Seeburg gewesen seyn, (s. Seeburg); indeß versetzt Heinrich Spät schon 1410 die Kirche zu Gruorn, die er von Würtemberg zu Lehen hatte, an Conrad von Freyberg, gen. Stubenrauch.

Im Jahr 1108 erscheinen Beringer de Grure und wieder Waltherus de Gruron als Zeugen bei einer Schenkung an das Kloster Blaubeuren [1]; 1137 schenken nach den Zwiefalter Annalen Ogge de Grurin und sein Bruder Cono | dem Kloster Zwiefalten Güter zu Gomadingen und a. O. Es ist zu vermuthen, doch nicht unzweifelhaft, daß diese Namen unserm Gruorn angehört haben. Vergl. Wittlingen.

Im Westen des Dorfs erhebt sich die kahle Hürbelshalde, einer der höchsten Bergrücken der Alp. Auf der südöstlichen Markungsgrenze findet man noch Spuren von dem alten Burgstall Reichenau, auch Rosenau genannt, deren schon bey Auingen in der Beschreibung des OA. Münsingen Erwähnung geschehen ist.



  1. Chron. Blab. bey Sattler, Gr. IV. Beyl. 73. S. 301.
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