Beschreibung des Oberamts Waldsee/Kapitel BW9

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel BW8 Beschreibung des Oberamts Waldsee Kapitel BW10 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
9. Gemeinde Ober-Essendorf,

432 Einw.

  • 1) Ober-Essendorf, ein k. Dorf mit 286 Einw. Filial von Unter-Essendorf 21/4 St. nördlich von Waldsee, an der Landstraße nach Biberach, C. A. Waldsee, F. A. Ochsenhausen. Den großen Zehenten bezieht von 682 Morgen die Universität Freyburg, von 494 M. die Standesherrschaft und von 5 Morgen die Kirchenpflege von O.-E. Den kleinen Zehenten von 494 Morgen gleichfalls die Standesherrschaft und von den übrigen die Pfarrei U.-Essendorf. Die Grundlasten von den beiden früher vereinigten Gemeindebezirken O.- und U.-Essendorf betragen 1323 fl. in Geld und 2460 fl. in| Naturalien, 4/5 davon bezieht die Standesherrschaft, den Rest zum größern Theil die Universität Freyburg, sodann die Armenverwaltung Waldsee, die Kirchenpflegen U.- und O.-Essendorf, Winterstettendorf, der Fürst Salm zu Baindt u. a. Der Ort hat eine Kirche, eine Schule, eine Capelle und eine Schildwirthschaft. Die Baulast an der Kirche hat die ziemlich vermögliche Stiftungspflege, an der Capelle die Gemeinde. Der Boden ist fruchtbar und ergiebig. Es wird hier starker Fruchthandel getrieben. Die Einwohner sind meistens wohlhabend und die Gemeindegründe im Besitz von Real-Gemeinde-Rechts-Besitzern. Früher war O.-E. der Sitz des Gerichts-Ammanns von dem Gericht (Herrschaft) Essendorf (s. Unter-Essendorf). 1423 erhielt Hans Brandenburg von Herzog Friedrich von Österreich einen Hof zu Lehen, der nach mehreren Lehens-Veränderungen 1673 an die Truchseßen v. W. kam und nebst einigen andern Gütern nun K. Lehen ist. Zu O.-E. gehören noch folgende auf seiner Markung liegende einzelne Häuser, die mit demselben gleiche Verhältnisse haben, und darunter begriffen sind: Bene’s Haus, Geiselmann, Geigers, Greut, Haldenkiefer, Hubers, Kretles, Schneider-Martin, Wüst-Michel, Schnait, Theussen, Tonis.
  • 2) Hetzisweiler, ein k. W. mit 46 Einw., Filial von U.-Essendorf. Den großen Zehenten bezieht von 226 Morgen die Universität Freyburg, von 145 M. das Rentamt Waldsee und von 80 M. der Graf Erbach-W.-Roth, den kleinen von 252 M. die Pfarrei U.-Essendorf, vom übrigen der Graf Erbach-W.-Roth. Die übrigen Verhältnisse sind wie zu O.-E. Vor einigen Jahren brannte H. fast ganz ab. Die neuen, durchaus mit Ziegeln gedeckten, zum Theil verblendeten Gebäude geben dem Weiler ein recht freundliches Aussehen.
  • 3) Himmenweiler, ein dem Fürsten v. Salm-Reiferscheid-Dyck lehenbarer Bauernhof mit 17 Einw., Filial von U.-E., ganz von Waldungen umgeben. Den großen Zehenten bezieht, von dem Kloster Waldsee her, die Standesherrschaft, den kleinen die Pfarrei. Ein Zweig der Herren| v. Essendorf nannte sich Essendorf v. Himmenweiler. 1339 verkauften Heinrich v. Essendorf, gen. v. Horn, und Heinrich, gen. v. Himmenweiler, all ihr Gut zu Himmenweiler an Eberhard den Zimmermann, und nach seinem Tod an den Hospital Waldsee, welcher später den Hof an das Kloster Baindt vertauschte, wodurch er an den jetzigen Besitzer kam.
  • 4) Mittishaus, ein k. W. mit 42 Einw., Filial von U.-E. Den großen Zehenten bezieht von 149 M. die Universität Freyburg und von 126 M. die Stiftungspflege U.-E., den kleinen aber von den erstern die Pfarrei U.-E., von den letztern die erwähnte Stiftungspflege. Außer der Grundherrschaft besitzt der Spital zu Waldsee zwei 1338 erkaufte Güter. Auch die Kirchenfabrik U.-E. ist hier begütert. Der Weiler kommt auch mit dem Namen Hizishaus vor.
  • 5) Wagenhalden, ein k. W. mit 34 Einw., Filial von U.-E. Den großen Zehenten bezieht die Standesherrschaft, den kleinen der Pfarrer. Außer jener haben hier und in Hitzisweiler die Kirchenpflegen Ober-Essendorf und Hochdorf je ein Lehengut.
  • 6) Zuben, ein k. W. mit 7 Einw., auf einer Anhöhe, mit einer schönen Aussicht, an der Vicinalstraße von Waldsee nach Eberhardszell. Der Weiler besteht aus zwei großen fürstl. Bauernhöfen, wovon der eine zu der Herrschaft Eberhardszell, der andere aber zu der Herrschaft Waldsee gehörte. Der erstere war früher nach Eberhardszell eingepfarrt, jetzt sind aber beide Filiale von U.-Essendorf. Von 94 Morgen bezieht der Graf v. Sternberg-Manderscheid den großen und kleinen Zehenten, von 63 M. die Universität Freyburg, und von 24 M. die Stiftungspflege U.-Essendorf den großen, und von diesen 87 Morgen die Pfarrei den kleinen. Sämmtliche 6 Parzellen haben die Schule in O.-Essendorf.