Beschreibung des Oberamts Welzheim/Kapitel B 1

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B.


Ortsbeschreibung.


1. Gemeinde Welzheim,
bestehend aus 18 Parcellen mit 2731 Einwohnern.[1]

Welzheim, eine evangelische Oberamtsstadt, liegt unter dem 27° 18′ 24″ östlicher Länge und 48° 52′ 30″ nördlicher Breite, 12 geometrische Stunden von Stuttgart entfernt. Die Erhebung über dem Mittelmeere beträgt am Fuße der Kirche 1743 württ. oder 1537 pariser Fuß (S. oben S. 7). Die Stadt zählt 1875 evang. und 5 kath. Einwohner, die Gemeinde gehört daher in die II. Klasse. Welzheim ist der Sitz des Oberamtsgerichtes, des Oberamtes, des Decanatamtes, des Oberamtsphysikates und eines Revierförsters. Die Gemeinde ist dem Forstbezirke Lorch zugetheilt. Der große Zehente gehört dem Staate, der Heu- und kleine Zehente der Ortspfarrei. Die übrigen grundherrlichen Rechte stehen, wie oben S. 88 gezeigt, meist dem Staate zu. Derselbe besitzt ausschließlich das Jagdrecht. An grundherrlichen Rechten aller Art hat die Gesammtgemeinde seit 1817 für 1541 fl. 38 kr. dem Staate abgekauft, worunter 570 fl. für die ungemessenen Frohnen, welche zur Herrschaft Welzheim gehörten.

| Welzheim liegt auf der oben S. 6 u. f. erwähnten waldigen, von der Lein durchflossenen, Hochfläche, in einer leichten, muldenförmigen Vertiefung, von Obstbäumen umgeben. Das Klima ist rauh, aber gesund. Das Aussehen und die Beschaffenheit des Ortes erinnert weit eher an ein wohlhabendes Dorf, als an eine Stadt. Jedoch wurden neuerdings die Straßen geräumt, namentlich die der Stadt gefährlichen Holzvorräthe vor den Häusern in Holzgärten außerhalb der Stadt gebracht. Auch sind neuerlich die Häuserverblendungen weniger selten. Die den Ort von Süden nach Norden durchschneidende Hauptstraße führt von Schorndorf, Lorch und Gmünd her nach Gaildorf. Diese sowie die übrigen Straßen haben ein schlechtes Pflaster. Der Marktplatz liegt um die Kirche her. Stadtmauern und Thore sind schon längst abgebrochen. Die Zahl sämmtlicher Gebäude der ganzen Gemeinde ist 476, worunter 161 Nebengebäude.

Die Kirche zum heiligen Gallus hat eine schöne und beinahe ganz freie Lage auf einem sich etwas erhebenden Grunde. Sie war einst mit einem Graben, einer hohen Mauer und Linden umgeben, wovon an der südwestlichen Seite noch vier alte große Exemplare stehen. Das Alter der Kirche ist unbekannt. Sie hatte viele Ausbesserungen zu bestehen. Namentlich wurde sie unter Abt Georg von Lorch erneuert, worauf am 7. Oktober 1499 der bischöfliche Generalvicar dieselbe, sowie den Hochaltar zum heil. Gallus, sodann den Altar gegen Norden zur heil. Maria, den in der Mitte zum heil. Kreuz und den gegen Mittag zum heil. Nicolaus und Sebastian feierlich einweihte. Am Mittwoch vor Pfingsten 1576 stellte die Gemeinde vor, sie habe an der Pfarrkirche „ein schweren Baw nothdürftiglich angefangen und vollbracht, ain vffziehend Brucken vnd anderes gemacht, damit wir Alle ain Zuflucht in die Kirchen, dem Heiligen vnd vns das vnser versorgt seyen“; worauf sie zehn Gulden Baubeitrag erhielt. Diese Herstellung scheint durch den Brand vom Jahr 1556 nöthig geworden zu seyn. Jener des Jahres 1726 äscherte die Kirche ganz ein, worauf | eine völlige Erneuerung vorgenommen ward. Die letzte erfolgte 1816 und 1817, wo die Kirche zugleich erweitert, der Chor abgebrochen und nur das alte Kirchenportal stehen gelassen, auch der viereckige, etwa 120′ hohe Thurm mit 3 Glocken neu erbaut wurde. Der Kostenbauaufwand betrug 16.968 fl., welcher, obgleich die Baulast der Kirchenpflege obliegt, vom Staat bestritten wurde. Neuerdings wurden Thurm und Kirche verblendet. Sie bildet ein länglichtes Viereck, ist für die große Kirchengemeinde viel zu klein und bietet in ihrem Innern nichts Sehenswerthes dar. Das vorerwähnte Portal aber ist mit einer Gruppe merkwürdiger, fast lebensgroßer Steinbilder geziert, auf welche schon Prescher (Geschichte der Reichsgrafschaft Limpurg I. 423) aufmerksam gemacht hat. Über dem Eingange befinden sich die Mutter Gottes mit dem vom Kreuze abgenommenen Sohne auf dem Schooße, und ihr zu Seiten zwei Apostel (an das Wappen des Kl. Lorch erinnernd, s. unten). Zu beiden Seiten des Portals, etwas tiefer als jene, stehen zwei männliche mit Kronen gezierte Bilder und neben diesen zwei Frauen. Eine der letztern legt die rechte Hand auf den Thurmknopf einer Kirche und in der linken trägt sie einen Becher. Prescher vermuthet, daß diese die Kaiserin Irene und das männliche Bild daneben ihren Gatten, Kaiser Philipp, die beiden andern Bilder aber Philipps Eltern – Friedrich Barbarossa und Beatrix von Burgund – vorstellen. Wir müssen diese Vermuthung und die weitere, daß die letzteren die Stifter der Kirche gewesen seyen, auf sich beruhen lassen.[2] Für dieselbe spricht jedenfalls das hohe Alter der Pfarrei und die Thatsache, daß das Patronat einst den Hohenstaufen zugestanden; wogegen | andererseits das Wappen, das unter dem Bilde, welches Irene vorstellen soll, hieran irre machen könnte. Dasselbe besteht nämlich in einer Schafscheere, gleicht ganz dem Familienwappen derer von Leineck und kehrt auch unter einer kleineren Figur an der gegen das Rathhaus gekehrten Pforte wieder. Alle diese Bilder sind sehr schön und fleißig gearbeitet und haben ungemein viel Ausdruck. Sie stammen mindestens aus dem vierzehnten Jahrhundert. Im Laufe der Zeit vielfach beschädigt, sind sie jüngst auf die Bitte des Oberbeamten durch den vaterländischen Alterthumsverein in einer dankenswerthen Weise wieder hergestellt worden, und es ist nur noch zu wünschen, daß sie auch eine würdigere und dem Lichte günstigere Bedachung erhalten.

Die übrigen öffentlichen Gebäude sind hauptsächlich: die Oberamtei und das in schlechtem Zustande befindliche Rathhaus, beide auf dem Marktplatze und aus älterer Zeit; ferner das am freien Felde gelegene Decanathaus 1823 erbaut, das 1820 erbaute Oberamtsgerichtsgebäude; das Schulhaus und das 1832 erbaute Haus für den Revierförster. Diese Gebäude, mit Ausnahme des Rathhauses und des Schulhauses, hat der Staat gebaut und zu erhalten. Der Bau eines weiteren Schulhauses ist im Werke.

Die Einwohner und ihr Nahrungsstand.
Die Gemeinde Welzheim zählte am 15. Dezember 1843 2731 und zwar 1333 männliche, 1398 weibliche Angehörige. Im Jahr 1832 waren von 2204 Angehörigen abwesend 49, dagegen Fremde anwesend 182; die ortsanwesende Bevölkerung belief sich also damals auf 2337; im Jahr 1843 auf 2785. Die Zahl der Ehen war 1832 378. Die der Familien 501; es kamen daher auf 1 Ehe 5,8; auf 1. Familie 4,4 Personen. 1843 waren 511 Familien vorhanden. Geboren wurden jährlich von 1832/42 durchschnittlich 120,1, darunter uneheliche 11,1; auf 1000 Einwohner kommen hienach 49,4 Geburten (oder 1 Geburt auf | 20,2 Einw.) und unter 100 Geburten befinden sich 9,2 uneheliche; oder die ehelichen verhalten sich zu den unehelichen wie 1:9,8. Dieses Verhältniß ist günstiger als jenes vom ganzen Lande (1:8,7) und zugleich das günstigste unter den Gemeinden des Oberamts. Gestorben sind jährlich nach dem Durchschnitt von 1832/42 80,7; es kommen also auf 1000 Einwohner 33,2 Sterbfälle (oder 1 Sterbfall auf 30,1 Einwohner). Die größere Sterblichkeit beim männlichen Geschlechte macht sich auch hier bemerklich; es kommen nämlich auf 1000 Personen männlichen Geschlechts 35,7, auf 1000 Personen weiblichen Geschlechts nur 30,8 Gestorbene. Auf 100 Gestorbene kommen 148,8 Geborene und der natürliche Zuwachs der Bevölkerung betrug in der zehnjährigen Periode 1832/42 394 Personen (202 männliche und 192 weibliche). Die Zunahme durch Einwanderung über Abzug der Ausgewanderten war 92 (37 männliche und 55 weibliche); der gesammte Zuwachs also 486.

Bei der Aufnahme im Jahr 1832 fanden sich Übersechzigjährige 150 oder auf 1000 Einwohner 68; während nach dem Mittel des Königreichs auf 1000 Einwohner 78 kommen.

Die Hauptnahrungsquelle bilden Feldbau, namentlich Flachsbau, Viehzucht und Holzhandel. Der Wohlstand, der seit 1828 aufgekommen, hat durch die inzwischen eingetretenen schlechten Flachsernten und durch den Futtermangel des Jahres 1842, welcher einen Verlust an Vieh für den Einzelnen von 100 bis 500 fl. herbeigeführt, etwas gelitten.

Das Areal der Markung und die einzelnen Kulturen sind aus den Tabellen zu ersehen. Der Boden, worin die Thonerde vorherrscht, ist nicht sehr ergiebig. Im Durchschnitt gibt eine Saat von 8 bis 9 Simri einen Ertrag von 4 bis 5 Scheffeln. Die Äcker werden, wie schon im allgemeinen Theile bemerkt, nicht zelglich, sondern nach eines Jeden Willkür gebaut. Was in dieser Hinsicht unten bei den zur Gemeinde Welzheim gehörigen Parcellen bemerkt ist, hat auch hier Gültigkeit. Durchschnittlich kostet 1 Morgen | Ackers 200 fl., Garten 550 fl., Wald 350 fl. Wie bereits erwähnt, ist der Bau des Flachses ein Hauptzweig des Feldbaues. Er geräth vortrefflich, und wird überall im Land, und selbst in Bayern und Baden gesucht. Eine jüngst gebildete Aktiengesellschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, den auf dem Felde grün aufgekauften Flachs bis zum Vorspinnen auf belgische Art zuzubereiten, und eine Wasserröste hier (oben S. 59) errichtet. Auch die Obstkultur findet durch die Bemühungen des dermaligen Stadtschultheißen immer mehr Aufnahme; schon 1700 standen übrigens (nach Prescher II. 413) 1486 fruchtbare Bäume auf der Allmand. Daß auch etwas Hopfen gebaut wird, wurde oben S. 59 bemerkt. Die Kartoffeln gedeihen hier vorzüglich und werden bis nach Stuttgart verkauft. Der Gartenbau ist ganz unbedeutend. Die Farrenhaltung liegt, zum Nachtheil der Viehzucht, noch immer Privaten ob. Die Stallfütterung ist in soweit eingeführt, daß hier und in den Parcellen nur noch im Oktober und im November ausgetrieben wird. Über die Seidezucht s. oben S. 62. Die Gewerbe sind, wie überall im Oberamte, der Landwirthschaft untergeordnet. Keines derselben ist von Bedeutung. Die Gewerbeliste der Gesammtgemeinde nach der neuesten Revision enthält:

2 Barbierer, 7 Beindreher, 25 Bäcker mit 1 Gehilfen, 2 Buchbinder und 1 Gehilfen, 1 Färber, 1 Feldmesser, 1 Flaschner, 4 Glaser, 7 Hafner mit 3 Gehilfen, 2 Holzmesser, 7 Hufschmiede mit 3 Gehilfen, 2 Hutmacher 1 Kaminfeger und 1 Gehilfe, 1 Kleemeister, 5 Kübler und 2 Gehilfen, 2 Küfer, 1 Kürschner, 3 Kupferschmiede 12 Maurer mit 4 Gehilfen, 1 Mehlhändler, 11 Metzger, 1 Nadler, 5 Nagelschmiede, 2 Pflästerer mit 1 Gehilfen, 2 Pottaschensieder, 4 Rothgerber und 2 Gehilfen, 2 Seifensieder, 5 Seiler, 3 Sattler, 1 Schäfer, 2 Schlosser und 1 Gehilfe, 14 Schneider und 2 Gehilfen, 10 Schreiner, 23 Schuhmacher und 6 Gehilfen, 3 Seckler, 1 Steinbrecher, 1 Steinhauer und 3 Gehilfen, 1 Strumpfstricker, 2 Tuchmacher mit 2 Gehilfen, 1 Uhrmacher, 7 Wagner und 2 Gehilfen, 26 Weber und 2 Gehilfen, 1 Weißgerber, 7 Zimmerleute und 3 Gehilfen, 1 Zinngießer und 1 Zuckerbäcker.

Sodann sind hier:

An Getränkefabriken 3 Bierbrauereien und 13 Branntweinbrennereien. Die vormalige 1737 errichtete herrschaftliche Bierbrauerei | wurde 1812 verkauft. Wirthschaften 25 mit 7 Gehilfen, 1 Apotheke, 1 Ziegelhütte, 4 Mahlmühlen, 8 Sägmühlen, 1 Lohmühle, und 1 Ölmühle.

Mit dem Handel beschäftigen sich 4 Kaufleute mit 2 Gehilfen und 9 Kleinhändler.

Die Stadt hat das Recht, jährlich drei Märkte zu halten, wo hauptsächlich der Verkehr mit Vieh und mit Flachs sehr bedeutend ist. Auf den Flachsmärkten s. oben S. 81 finden sich Händler aus Bayern, Baden u. s. w. ein, und es werden Preise für die beste Waare ertheilt. Ebenso ist der Verkehr mit Holz (S. 81) von großer Bedeutung. Ein vor etwa anderthalb Jahren aufs Neue gegründeter Wochenmarkt ist verhältnißmäßig lebhaft.


Gemeindewesen.
Die Einnahmen der Stadtpflege waren nach der Rechnung von 1841/42 3592 fl. und die Ausgaben 4225 fl. Die Schulden der Stadt mit 126.000 fl. sind erst neuerlich entstanden, weil dieselbe die Rechte der sogenannten Realbürger an sich gekauft hat. Nach lagerbüchlichen Bestimmungen ruhten nämlich die Gemeinderechte auf 126 Häusern und waren alle andere Bürger von dem Genusse derselben ausgeschlossen. Darüber entstanden langwierige Prozesse und bedauerliche Spaltungen unter der Bürgerschaft, welche dem Gemeindewohl nicht förderlich seyn konnten. Dem jetzigen Oberamtmann ist es nun aber gelungen, einen am 5. Sept. 1843 genehmigten Vertrag zu Stande zu bringen, wodurch die Berechtigten (203 an der Zahl) gegen eine Abfindung von 1000 fl. für jedes Gemeinderecht, auf jene Rechte für die Zukunft verzichteten, und sämmtliche Waldungen und die ganze unvertheilte Allmand freies, unter die gesetzmäßige Verwaltung tretendes, Gemeinde-Eigenthum wurde. Der nunmehrige Gemeindewald ist 775 Morgen groß und sein 8000–10.000 fl. großer jährlicher Ertrag zunächst zu Tilgung der Gemeindeschulden bestimmt. Die Bewirthschaftung | leitet, im Auftrag des Stadtraths, der hiesige K. Revierförster; der Waldschutz aber ist einem Waldmeister, welchem ein Waldschütz beigegeben ist, übertragen.

Die Stiftungen zerfallen in die Opferpflege, in die Armenkastenpflege und in die Kirchenpflege. Jede dieser Kassen hat ihre eigene Verwaltung. Die Kirchenpflege und die Opferpflege gehören der ganzen Parochie, die Armenkastenpflege aber gehört der Stadt an. Das Vermögen, sowie die Einkünfte und die Ausgaben dieser Pflege, sind aus der Tabelle zu ersehen. Außer denselben besteht noch eine 1776 gebildete, sogenannte weltliche Almosenpflege, die ausschließlich vom Stadtrathe verwaltet wird.

Unterm 13. Mai 1840 wurde der Gemeinde die schon früher üblich gewesene Führung des Prädikats einer „Stadt“ auch für die Zukunft gestattet.

Ein Wappen scheint Welzheim nie geführt zu haben.


Kirchliche Einrichtungen.

Die Geistlichen sind: der Stadtpfarrer, welcher zugleich Dekan ist, und – seit 1832 – ein Diakonatsverweser. Das Diakonat kann erst definitiv besetzt werden, wenn eine Diakonatswohnung erbaut seyn wird. Hierfür und zu Fundirung des Diakonats sind seit 1832 jährlich 625 fl. von der Pfarrbesoldung weggenommen. Vor 1832 war nur Ein Pfarrer in Welzheim. Der Pfarrsprengel ist sehr groß; er umfaßt 73 Orte, wovon 10 dem Oberamte Gaildorf angehören. Die Zahl der Pfarrgenossen war am 15. December 1841 5487. Das Patronat ist königlich, durch das Kloster Lorch.


Schulen und Anstalten.
An der deutschen Schule stehen ein Schulmeister, zwei Unterlehrer und ein Schulgehilfe. Der Schulfonds hat 300 fl., wozu der verstorbene Oberamtmann Kuhn 200 fl. gestiftet hat. Der Schule wird 1614 erstmals gedacht; das | Ernennungsrecht stand Limpurg zu. Eine lateinische oder Real-Schule besteht nicht.

Ein Hospital oder Krankenhaus ist nicht vorhanden.

Eine Näh- und Strick-Schule wurde 1828 für die Stadt errichtet und besteht indessen mit gutem Erfolge. Ebenso ein Kinderschul-Garten und eine 1844 errichtete Sonntags-Gewerbeschule.

Der Begräbnißplatz befindet sich schon längst außerhalb der Stadt.


Geschichte der Stadt.
Der Name wird erstmals 1181 in der unten zu erwähnenden Urkunde genannt. Er lautet erst „Wallenzin“, auch „Wallinzin“, dann (1355) „Wallenzingen“, 1446 „Walzen“, 1473 „Walzan,“ hierauf „Welnze“ und „Welzen“, woraus dann mit Unrecht die heutige Form gebildet wurde. Ohne allen Zweifel ist der Name von vallum, dem ganz nahe gelegenen Römerwall (oben S. 110) abzuleiten,[3] und weist derselbe auf eine römische Niederlassung hin. Die Burg Wallenzen (S. 113), worauf wir hienach zurückkommen werden, mochte wohl auf dem Grunde eines römischen Kastells errichtet worden und schon frühe im Besitze der Grafen des Niebelgaues gewesen seyn. So kam der Ort an die Hohenstaufen und nach deren Untergang, wie so manche andere Stammgüter derselben, an die verwandten Rechberge. Namentlich finden wir Albrecht von Hohen-Rechberg 1326 im Besitze von Welzheim und der Waibelhub. Nach der im gaildorfer Archiv verwahrten Originalurkunde verkaufte aber Albrecht von Hohen-Rechberg an St. Georgen Tag 1335 seiner lieben Schwester Mehchilt, der Schenkin von Limpurg und ihren Erben „Wallenzingen[4], Burch vnd Stat, vnd alles das darzu | gehöret, an Acker, an Wiesen, an Holz, an Waid, an Wasser, für ein freies vnd ledigs Aigen“ um 1000 Pfund Heller. Wie es kam, daß die Schenken von Limpurg, in deren Besitz der Ort nun lange blieb, auf einen Theil des vollen Eigenthumsrechtes verzichteten, ist unbekannt; es geschah schon vor 1374. Denn nach dem württ. Lehenbuch A gab Graf Eberhard von Württemberg 1374 dem Schenken Conrad zu Lehen „Welntze daz Dorff halb, Lute vnd Gut vnd waz darzu gehört, als ez sein Bruder Herr Albrecht selig auch von meinem Herrn empfieng.“[5] Auch trug Schenk Conrad 1376 die Hälfte der bei Mosbach in der Pfalz gelegenen Veste und Herrschaft Lorbach dem Grafen Eberhard von Württemberg zu Lehen auf. Inzwischen hatten auch die Schenken die von Württemberg zu Lehen rührende Waibelhub von denen von Rechberg erkauft, worauf sie von 1377 an auch mit dieser belehnt wurden. Nachdem jedoch Graf Eberhard der Schenkin Elisabeth gestattet hatte, Lorbach zu verkaufen, machte sie dafür 1418 die halbe Veste Ober-Leimbach (im inneren Franken) und die andere, bis dahin allodiale, Hälfte von Welzheim zu Lehen, und lauteten von nun an die württ. Mann-Lehenbriefe auf ganz Welzheim, die Waibelhub und halb Ober-Leimbach. Als aber der limpurgsche Mannsstamm mit Vollrath am 21. August 1713 erlosch, nahm Württemberg von dem Lehen Besitz, welches Herzog Eberhard Ludwig am 13. November 1718 der Gräfin von Würben schenkte. Am 20. Nov. 1726 trug die Gräfin diese Schenkung als Kunkellehen dem Herzog auf, und den 30. Mai 1732 wurden ihre Brüder, Graf Friedrich Wilhelm und Graf Karl Ludwig von Grävenitz mitbelehnt, worauf das Lehen dem fränkischen Kreis wieder einverleibt wurde und die Brüder auf der fränkischen Grafenbank Platz nahmen. Der Herzog zog jedoch 1732 das Gut wieder an sich und verleibte es dem Kammerschreibereigut ein, worauf hier, wie schon oben S. 105 bemerkt, | bis 1807 der Sitz eines eigenen Oberamtes war, welches, ebenfalls mit dem Sitze in Welzheim, 1819 neu gebildet ward. Der Blutbann über Welzheim war Lehen vom Kaiser und Reich. Die Zugehörungen von Welzheim sind zweierlei: das welzheimer Amt, die Waibelhub genannt, und das eigentliche Ämtchen Welzheim. Das erstere, die Waibelhub (oben S. 105 u. f.) werden wir anderwärts, das letztere unten kennen lernen. Diejenigen Bestandtheile von beiden, welche nicht Lehen von Württemberg und diesem also nicht heimgefallen waren, sind bei der 1774 vorgefallenen Theilung der Herrschaft Limpurg-Ober-Sontheim dem Limpurg-Pücklerschen Loose zugelegt worden, fielen 1806 unter württembergische Hohheit und bilden nun Bestandtheile der Standesherrschaft Limpurg-Sontheim-Gaildorf (oben S. 3 und unten S. 135). Sie wurden früher unter dem Namen „Oberämtle“ begriffen.

Über die früheren grundherrlichen Verhältnisse der Stadt ist anzufügen, daß dieselben allermeist mit der Ortsherrschaft zusammenhiengen. Diese besaß 1614 hier 13 ganze und 24 halbe sogenannte gültbare Hubgüter, nur 5-10 Jauchert groß, 8 gültbare Erblehen, und Zinse und Gülten von Häusern und einzelnen Gütern. Das Kloster Lorch dagegen besaß mit Vogtei, seit Erwerbung des Kirchensatzes, den bereits 1489 in zwei Theile getheilten Widdumhof, dessen Inhaber den Zehenten einzusammeln und für die Gemeinde den Hummel und den Eber zu halten hatten; sowie einen weiteren Hof und ein zum Meßneramt gehöriges Lehen. Jene sogenannten „Maierhöfe“, östlich an Welzheim gelegen und mit diesem fast ganz zusammengebaut, hatten zwar ihre eigene Markung, werden aber häufig unter Welzheim begriffen. Die Besitzer gehörten hinsichtlich der Vogtei ins Amt Pfahlbronn.

Daß Welzheim frühe schon Stadt genannt wird, haben wir zuvor gesehen. Schon 1266 ist von „concivibus“ und 1284 von dem „oppidum Wallenzi“ die Rede. Einen Schultheiß vom Jahr 1296 werden wir hienach finden. Noch 1614 hatte Welzheim zwei Thore. Schon damals hatte es das Recht zu drei Jahrmärkten und zu einem Wochenmarkte am Sonntag. | In dem letztgenannten Jahre bestand hier auch eine der Herrschaft gehörige Badstube, deren Besitzer verpflichtet war, zweimal wöchentlich „Bad zu halten.“

Hinsichtlich der Schicksale der Stadt haben wir, außer dem im allgemeinen Theile Bemerkten, auszuheben, daß, nach Berichten Gabelkovers, am 13. Juni 1556 etwa 150 Gebäude, also wohl fast der ganze Ort, nebst dem Schlosse abbrannten. Von diesem, wenn nicht von einem älteren Brandfalle, scheint der „Feuerschilling“ herzurühren, welchen jede „Feuerstatt“, die der Beamten und Richter ausgenommen, früher der Herrschaft zu entrichten hatte, indem diese das Holz zum Wiederaufbau abgegeben haben dürfte. Sodann ließ Herzog Friedrich von Württemberg, in einem Streite mit den Schenken von Limpurg über das Bergregal zu Mittelbronn, die Herrschaft Welzheim und das Dorf Schnaith, Oberamts Schorndorf, am 10. Juli 1596 mit gewaffneter Hand einnehmen. Er erklärte sie für verwirkte Lehen und trat sie erst am 18. November 1602 wieder an die Schenken ab. Am 5. September 1726 wurde die ganze Stadt, wenige Häuser in der Vorstadt ausgenommen, wieder ein Raub der Flammen. In der Nacht vom 15. auf den 16. Mai 1810 brannten 6 Gebäude ab. Der jüngste Brandfall ist vom 10. Nov. 1844, wobei vier Gebäude zu Grunde gingen.


Kirchengeschichtliches.
Die Pfarrei ist, wie erwähnt, von hohem Alter und war, gleich dem Orte selbst, einst hohenstaufensch. Eine noch vorhandene Bestättigungsurkunde von 1243 über ein Privilegium des Bischofs Hartwig von Augsburg vom 8. Juli 1181 sagt mit folgenden Worten, wie die Kirche Welzheim von K. Conrad dem Hohenstaufen (1138–1152) durch Tausch gegen die Kirche Ebermäringen an das Kloster Lorch gekommen: „hinc est, quod instantissima regis Cunradi petitione ac beate memorie episcopi Waltheri. . pie concessione concambium Laureacensis coenobii factum inter ecclesiam | Ebermaeringen et ecclesiam Wallenzin ratum habendo nostre auctoritatis scripto hoc statutum, sicut predecessores nostri Waltherus et Conradus episcopi ... indulsimus. Predictus enim pie memorie rex Conradus ecclesiam in Ebermaeringen, que cum duabus decime partibus ad prebendales usus monachorum Laureacensium pertinuit, sue proprietati conquibit et in concambio cum presentatione et decimatione dictam in Wallenzin ecclesiam fratribus cum omni jure juste et legitime contradidit.“ Durch Bulle vom 30. Oktober 1259 gestattet der Pabst Alexander IV., daß die Kirche dem Kloster Lorch incorporirt werde; denn dieses sey „ex malitia temporis et hominum de partibus illis bona ipsius diripientium ad tantam inopiam deuenisse, quod ipsius monachi et fratres ... de prouentibus ejusdem aliquatenus sustentari et hospitalitatem consuetam ac debitam seruare non poterant.“ Der zu bestellende perpetuus vicarius solle jedoch „congruam portionem, de qua commode sustentari possit“ erhalten. Die Pfarrei wurde stets durch das Kloster mit einem Vicar besetzt und die Besoldung 1446 normirt. Wilhelm von Emershoven schreibt sich 1488 „plebanus in Weltzen, Canonicus in Oeringen.“ Neben jener bestand aber auch eine Frühmesse, welche 1430 von „den armen Leuten in der Pfarrkirche zu Walnze“ gestiftet worden und abwechslungsweise durch Lorch und die Schenken zu besetzen war. Die Reformation, wobei letztere sofort eingezogen ward, hatte nach einem Berichte der Visitation vom 2. September 1539 frühe Statt (s. Lorch). Der erste evangelische Prediger, welcher von der Visitation am 12. Juni 1539 verordnet worden, war Mauritius Kern oder Korn, von „Krumbach“ gebürtig. Das Examinationsrecht stand der Ortsherrschaft zu.

Wie die Zehenten von Hohenstaufen auf Lorch übergegangen, haben wir so eben gesehen. Im J. 1539 zählte die Stadt 100 Häuser mit 300 Communicanten.

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Die Burg Welzheim

lag ganz nahe bei der Stadt, zunächst bei den oben erwähnten Meierhöfen und an dem hier „Schweingraben“ genannten Pfahl, auf einem Felde, das noch jetzt „uff der Burg“ heißt (Prescher II. 405). Für ihren römischen Ursprung spricht sowohl die Nähe des Walles und der Name, als der Umstand, daß hier die oben S. 113 erwähnten römischen Alterthümer gefunden worden sind. Urkundlich wird die Burg erstmals 1269 genannt, in welchem Jahr ein Streit zwischen dem Kloster Lorch und „Wipertum Scultetum de Wallenzin suosque conheredes super decimas novalium in Burcstal“ dahin entschieden wurde, daß Wipert und seine Miterben diesen Novalzehenten so lange als sie leben, gegen 10 Sch. Heller jährlich genießen, nach ihrem Tode aber derselbe „plane et libere ad ecclesiam in Wallenzin“ zurückfallen solle. Diese Burg scheint 1556 mit dem Städtchen verbrannt zu seyn, wenn nicht damit das sogenannte „Herrenhaus“ im Städtchen selbst, welches auch 1726 verbrannte, und wo noch 1695 eine Gräfin von Limpurg saß (Prescher II. 410), gemeint ist. In der Burg saß einst ein rittermäßiges Geschlecht, das sich von dem Orte nannte, häufig das Schultheißenamt von Welzheim führte, und im Ministerialenverhältnisse zu den Ortsherren stand. In der oben gedachten Urkunde wird ein Gernoldus miles de Wallenzin als Verwandter Wiperts genannt. Im Jahr 1284 werden „dominus Heinricus miles de Wallenzi“ und „Ekkehardus scultetus de Wallenzi“ aufgeführt. In späteren Zeiten verließ die Familie Welzheim; 1327 und 1328 treffen wir einen Conrad und 1362 einen Fritz von Wallenzin als Bürger zu Gmünd. Ein „Chunrat Gernold von Walntzin, Schulthais zu Lorch“ kommt 1356 vor. S. auch Eckartsweiler und Birkhof.

Auf der Markung der Stadt waren in früheren Zeiten viele Weiher, wovon nur noch der Feuersee am südlichen | Ende derselben vorhanden ist. Ein Lagerbuch von 1614 zählt deren 9 auf, wovon einer 11 Morgen groß war.

Ein hübscher Punkt ist im „Thann“; ein beliebter Spaziergang.

Die nachgenannten, zur Gemeinde Welzheim gehörigen, Parcellen liegen auf der vorerwähnten Hochfläche des welzheimer Waldes. Der Gemeindebezirk ist von Süden nach Norden von der Lein durchschnitten und hat in dieser Richtung eine Länge von 2 Stunden; seine Breite beträgt aber an manchen Stellen nur eine halbe Stunde. Südlich und westlich ist er mit Wald begrenzt und vielfach von Buchten durchschnitten. Nach Rudersberg ist er der bevölkertste. An Wasser fehlt es nicht; jeder Weiler und Hof ist damit versehen. Der höchste Punkt nächst Welzheim ist Lettenstich. Das Hauptprodukt dieser hohen Gegend ist Holz und Flachs. Der letztere gedeiht hauptsächlich in Eckartsweiler und Gausmannsweiler ausgezeichnet. Durchschnittlich kostet 1 Morgen Acker 160 fl., Garten 300 fl., Wald 350 fl. Die Äcker sind sogenannte Wechselfelder, welche bei der sehr ungünstigen Beschaffenheit des Bodens in 8 Jahren nur einmal mit Winter- und zweimal mit Sommer-Früchten angebaut werden können und in den übrigen Jahren brach liegen bleiben. Es gibt sogar auch Äcker, welche in 9 bis 15 Jahren nur dreimal gebaut werden; welches zumal bei Wohlbegüterten der Fall ist. Über die Stallfütterung s. oben S. 125. Anerkennung verdient die Landwirthschaft in Gausmannsweiler; ebenso in Eberhardsweiler. Bei der Laufenmühle ist der S. 49 gedachte Keuper-Sandsteinbruch. Die Gewerbe sind höchst unbedeutend und nur 4 Mahl-, 8 Säg- und 1 Loh-Mühlen erwähnenswerth. Der Holzhandel dagegen ist von Bedeutung. Der Gemeindebezirk ist von Breitenfürst aus von der bei der Stadt Welzheim erwähnten Straße durchschnitten, welche sich bei der Obermühle in zwei Äste theilt, deren einer kunstmäßig gebaut und erhalten, in nordöstlicher Richtung nach Gaildorf und Hall, der andere aber, bis jetzt noch in schlimmer Jahreszeit kaum fahrbar, in nördlicher Richtung nach Kaisersbach führt. | Grundherrliche Rechte bezieht, außer dem Staate, die zuvor erwähnte den Grafen von Pückler zuständige Standesherrschaft Limpurg-Sontheim-Gaildorf. Die unserm Oberamt angehörigen Bestandtheile derselben begreifen Rechte und Gefälle in Breitenfürst und Birkachhof, ferner in Gebenweiler, Metzelhof, Fritzhöfle, Haghof, Hagmühle, Haldenhof, Haselhof, Höldis, Schenkhöfle, Schmidhöfle, Thannhof, Thierbad, diese im Gemeindebezirk Pfahlbronn, sowie in Unter-Schlechtbach und Lindenthal. Dieselbe bezieht den großen und kleinen Zehenten im Birkachhof und die Novalzehenten aus bis 1806 entstandenen Neubrüchen in Breitenfürst. Die Kirche für den ganzen Bezirk ist in Welzheim, mit Ausnahme von Obersteinenberg, welches nach Steinenberg Oberamts Schorndorf eingepfarrt ist. Außer den Schulen in Welzheim selbst sind noch solche in Aichstruth und in Breitenfürst.

Der Gemeindebezirk, wie er setzt zusammengesetzt ist, wurde 1811 gebildet. Bis dahin gehörten die Parcellen 2, 6, 7, 16 und 17 zu Kaisersbach, 5, 11 und 14 zu Pfahlbronn; Breitenfürst hatte einen eigenen Stab gebildet, dazu gehörte 3. Die übrigen Parcellen waren Theile des alten Amtes Welzheim.

2) Aichstruth, Weiler, mit einer Sägmühle an der Lein, 164 evangel. Einwohner, liegt an der Straße nach Kaisersbach 1 Stunde nordöstlich von Welzheim. Die Zehenten gebühren von dem Kloster Lorch dem Staat, der auch die übrigen Grundgefälle bezieht. Der Ort hat eine eigene Schule mit 1 Schulmeister und 1 Gehilfen. Die Lage des Ortes ist sehr rauh, die Obstcultur aber doch namhaft. Der Weiler besteht aus 5 Hofgütern und ist eine alte Besitzung des Klosters Lorch, in dessen Amt Pfahlbronn er gehörte. Wie 1271 Ritter Conrad der Wascher und 1278 Albert von Ebersberg zu Gunsten dieses Klosters auf ihre Vogtrechte hier und anderwärts verzichteten und daß der Ort im Nibelgau lag, haben wir oben S. 102 gesehen.

3) Birkachhof, auch Birkichhof, Hof mit 20 evangel. Einwohnern. Rechts der von Pfahlbronn nach Welzheim führenden Straße, an dem südlichen Abhange des Waldes über der Lein, 3/4 Stunde südlich von Welzheim gelegen. Alle Zehenten und | übrigen Grundgefälle beziehen die Grafen von Pückler, da der Hof in dem limpurgschen Walde Birkich 1736 angelegt worden ist.

4) Breitenfürst, Weiler, mit 217 evangel. Einwohnern. Liegt südlich 1/2 Stunde von Welzheim an der von Lorch über Pfahlbronn führenden Staatsstraße, die sich in dem Orte in 2 Arme nach Schorndorf und Welzheim spaltet; mit einer eigenen Schule. Der Name scheint wohl einen hohen Punkt auf einer Breite oder Ebene zu bedeuten. Die Zehenten, einschließlich der Geldsurrogate für den Heu- und kleinen Zehenten aus den Gärten innerhalb Etters, gebühren wegen des Klosters Lorch, das 1425 einen Theil derselben von Conrad Brecht von Schorndorf erkauft hatte, allermeist dem Staat. In die übrigen Grund-Gefälle theilen sich der Staat und die Standesherrschaft der Grafen von Pückler. Jene des Staats ruhen auf 4 dem Kloster Lorch, 3 der Heiligenpflege Welzheim und 1 der Heiligenpflege Rienharts erblehenbar gewesenen Hofgütern; jene der Standesherrschaft auf 14 Gütern. Diese besaß alle Hohheit über ihre und die Güter des Heiligen zu Welzheim bis 1806; wogegen die Besitzer der übrigen Güter in das lorchsche Amt Pfahlbronn gehörten. Anna, Herrn Conrads von Leineck Wittwe, verkauft 1336 das Gericht und 5 Güter an Herrn Johannes Kohlabronn, Bürger zu Gmünd. Von diesem kamen sie an die von Urbach. Schenk Albrecht von Limpurg kaufte 1478 und 1489 sein Besitzthum von Eberhard und Wilhelm von Urbach. Am Tage Peter und Paul 1729 brannte der halbe Ort ab. Dabei lag noch 1682 der 2 M. große Ruppensee, welchen der nahe „Trutenbronn“ speiste. – Auf dem nahen Gläserfeld dürfte die längst abgegangene Niederlassung der Glaser (»apud glasarios«) gewesen seyn, welcher die S. 102 ausgezogene Urkunde von 1278 gedenkt.

5) Eberhardsweiler, Weiler mit 1 Sägemühle und 122 evangel. Einwohnern. Liegt links der Lein auf dem Waldgebirge an einem Zuflusse der Lein, östlich 1/4 Stunde von Welzheim, in einem Obstwäldchen. Der große Zehente steht, vom Kloster Lorch her dem Staate zu, der allein Grundherr ist. Der Ort besteht aus 5 vormaligen Lehen. Der Betrieb der Landwirthschaft ist anerkennungswerth. Kirschen- und Apfel-Bäume kamen hier schon 1489 vor. (Oben S. 62). Der Ort hat eine verhältnißmäßig große Markung. Er ist eine alte Besitzung des Klosters Lorch, welches auch 1422 vom Hospital Gmünd und vom Kloster Gotteszell einige Güter erwarb. Eines der Letztern hatte Gotteszell 1365 von Johann von Rinderbach, Bürger zu Gmünd, um 38 Pfd. Heller erkauft. Der Weiler gehörte in das Amt Pfahlbronn. Auf der Markung ist der 1 Morgen große Steinhecken-See. – Auf der Markung lag auch der abgegangene Ort Cunenweiler. | Zwei Lehen daselbst kaufte das Kloster Lorch 1352 vom Kloster Adelberg. Ebenso stand einst hier ein römisches Wachhaus, da 1489 ein Acker „bei dem Cappelin, genannt der Heidacker“ vorkommt.

6) Eckartsweiler, Weiler mit 26 evangel. Einwohnern. Rechts der Lein, an der neuen Straße nach Murrhardt, 3/4 Stunden nördlich von Welzheim gelegen. Die Zehenten rühren vom Kloster Lorch (nachmals der Pfarrei Welzheim), die übrigen Grund-Gefälle dagegen von der Kellerei Backnang her. Sie ruhen auf 2 vormaligen Höfen, die nun unter 6 Besitzer vertheilt sind. Die Markung ist fast eben so bedeutend, wie die zuvor erwähnte. Die Weiler Ebni, Eckartsweiler, Gausmannsweiler und Seiboldsweiler gehörten in alten Zeiten zur Herrschaft Ebersberg, in das Gericht Weissach und die Vogtei Backnang (s. Ebni). Die Grafen von Württemberg kauften 1362 von Pfaff Cunrat, Argenhaß genannt, Techant und Pfarrer zu Gemünde, sowie von Fritz von Wallenzin und Nicolaus Im Steinhaus, Bürgern zu Gmünd, um 36 Pfd. Heller ihre Güter zu Eckartzwyler.

Die südwestlich 1/8 Stunde entfernte, an der Wieslauf gelegene Sägmühle, „die Schwarzenmühle“ genannt, wurde um 1740 errichtet. – In nordöstlicher Richtung zieht hier unter dem Namen Schweingraben der römische Grenzwall hin (oben S. 113).

7) Gausmannsweiler, früher Gauspachsweiler, Gospoldsweiler und Gauspizweiler, Weiler mit 1 Sägmühle, mit 25 evangel. Einwohnern. Die Lage dieses Weilers ist ganz dieselbe, wie die des vorgenannten, nur ist er 1/4 Stunde weiter von Welzheim in derselben Richtung entfernt. Er theilt auch alle anderen früheren und jetzigen Verhältnisse mit demselben. Die 4 von der Kellerei Backnang herrührenden erblehenbaren Höfe sind aus 2 Höfen hervorgegangen. Gutsbesitzer Georg Ellinger hat sich durch Verbesserung der Wiesen mittelst Compostdüngers, durch Obstbau und eine größere Baumschule verdient gemacht. Der Sage nach soll hier die Grenze des Nibelgaus gewesen seyn; daher der ältere Name „Gauspitz.“ S. Eckartsweiler.

Auf der Markung stand eine Burg. Nach dem Kellereilagerbuch von 1528 reichte die Gemeinde der Herrschaft Württemberg 8 Sch. Heller „vßer dem Burstall.“ Weitere Nachrichten fehlen. Wahrscheinlich war die Burg einst eines der vielen Grenzkastelle an dem nahen, hier vorbeiziehenden limes (Schweingraben). Noch 1682 lag bei dem Orte „der kleine Lein-See.“

8) Kleemeisterei, Haus mit 5 evangel. Einwohnern. Liegt auf einem Hügel über der Obermühle, auf der Markung von Welzheim, hat stets alle Verhältnisse mit demselben getheilt und stand schon vor 1614. | 9) Klingenmühle, Mühle mit 5 evangel. Einwohnern, liegt eine kleine Stunde von Welzheim, zunächst der Laufenmühle, in der Klinge oder Thalschlucht, welche die Wieslauf gebildet hat. Sie war stets mit Welzheim verbunden.

10) Laufenmühle, Mühle mit 8 evangel. Einwohnern, liegt westlich 3/4 Stunde von Welzheim, an der Wieslauf, in einer engen, höchst romantischen Thalschlucht. Der Name rührt von der Wieslauf her. Die Verhältnisse waren stets dieselben, wie bei Welzheim.

11) Lettenstich, Weiler mit 35 evangel. Einwohnern. An dem nördlichen Gebirgs-Abhang gegen das Wieslaufthal, 3/4 Stunde westlich von Welzheim, sehr hoch gelegen. Alle Zehenten und übrigen Gefälle von diesem schlechten nur 36 Morgen großen Waldhöfchen gebühren dem Staat. Es wurde 1736 angelegt und gehörte früher ins Amt Rudersberg.

12) Meierhof, Hof mit 25 evangel. Einwohnern. Dieß sind die vormaligen Meierhöfe des Klosters Lorch, deren bereits oben S. 130 gedacht ist.

13) Obermühle, Mühle mit 5 evangel. Einwohnern, an der Lein und der Landstraße, nördlich, auf der Markung des nur 1/4 Stunde entfernten Welzheims, mit dem der Ort stets alle Verhältnisse getheilt hat.

14) Obersteinenberg, Weiler mit 47 evangel. Einwohnern. An einem südlichen Abhange des welzheimer Waldgebirges, an der Grenze gegen das Oberamt Schorndorf, westlich 1 Stunde von Welzheim gelegen, zur Kirche in Steinenberg, Oberamts Schorndorf, gehörig. Der Staat bezieht wegen des Klosters Adelberg alle Zehenten und andere Grundgefälle; der Weinberg aber (1 Morgen) ist zehentfrei. Einer von den zwei Höfen, woraus der Ort ursprünglich bestand, gehörte dem Kloster Adelberg mit aller Obrigkeit und zu dessen steinenberger Viertel, der andere, welcher zur Kellerei Schorndorf gültete, war dem Amte Rudersberg einverleibt. Der Ort war ein Bestandtheil der Herrschaft Waldenstein.

15) Ölmühle, Mühle mit 4 evangel. Einwohnern, liegt an der Lein, südlich 1/4 Stunde von Welzheim, auf dessen Markung, und theilte mit demselben immer alle Verhältnisse.

16) Schafhof, in ältern Zeiten Wickmars, Wighartsrütin und Weikmarsreute, Weiler mit 91 evangel. Einwohnern, liegt nahe am linken Ufer der Lein, nordöstlich 1/2 Stunde von Welzheim. Der große Zehente gebührt der Heiligenpflege Welzheim, der kleine der dortigen Pfarrei. Die übrigen Grundgefälle bezieht wegen des Klosters Lorch der Staat. Nach einem Vertrage von 1456 hatte der Inhaber dem Schenken von Limpurg 1/2 Malter Haber und 2 Hühner zur Vogtgült zu reichen | und vor dem limpurgschen Gericht zu Seelach zu erscheinen. Wir sahen oben S. 102, daß der Hof eine alte, im Nibelgau gelegene, Besitzung des Klosters Lorch war. Er diente demselben zu einem Schafhofe, wurde 1482 als ein großes Falllehen verkauft, ist aber nun ein freies Zinsgut und unter vier Bauern zu gleichen Theilen vertheilt.

Im Jahre 1674 war noch ein nicht unbedeutender See in der Nähe.

17) Seiboldsweiler, Weiler mit 36 evangel. Einwohnern, liegt an der Vicinalstraße nach Murrhardt, zwischen Eckartsweiler und Welzheim, 1/2 Stunde von diesem auf dem sogenannten „Eck“. Die Zahl der Einwohner hat sich im Laufe der letzten 25 Jahre verdoppelt. Die Zehenten gehörten früher der Pfarrei Welzheim, nun aber bezieht sie, wie die übrigen Grundgefälle der Staat. Auch dieser Weiler ist aus einem zur Kellerei Backnang erblehenbar gewesenen Hof hervorgegangen. S. Eckartsweiler.

18) Untermühle, Mühle mit 11 evangel. Einwohnern, liegt im Thal an der Lein, östlich auf der Markung des ganz nahen Welzheims, womit der Ort stets verbunden war.


  1. Es sind weder Druckschriften noch Handschriften vorhanden, welche Welzheim zum besondern Gegenstande haben. Einiges Geschichtliches enthält Preschers Geschichte der Reichsgrafschaft Limpurg. 1789. 2 Theile.
  2. Büsching in den wiener Jahrbüchern (1818. II. S. 76) ist hinsichtlich der Frauenbilder anderer Ansicht. Die erstere (Irene) stelle die heilige Barbara vor: sie habe in der Linken den Kelch mit der h. Oblate, und mit der Rechten halte sie das ihr ebenfalls beigelegte Kirchengebäude. Die Andere aber stelle die heilige Catharina vor; in der Rechten ein Stück des Rades, womit sie zuerst hätte hingerichtet werden sollen, und in der Linken das Schwert haltend, wodurch sie später den Tod gefunden.
  3. Die ursprüngliche Bezeichnung hat sich am Längsten in dem 77 Morgen großen „Valentzwald“ erhalten, der nach dem schorndorfer Forstlagerbuch von 1682 an Welzheim und Seiboldsweiler grenzte.
  4. Nicht Wallenzwingen,“ wie schon Prescher (II. 407) vermuthete, da diese Form nirgends vorkommt.
  5. Unsere Darstellung weicht etwas von Prescher und Sattler ab, gründet sich jedoch auf Originalurkunden.


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