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Bierbrauerei Glauchau, Nagel & Weber in Glauchau

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Bierbrauerei Glauchau, Nagel & Weber in Glauchau
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Bierbrauerei Glauchau,
Nagel & Weber in Glauchau.


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Bierbrauerei Glauchau,
Nagel & Weber in Glauchau.

Die Geschichte der Bierbrauerei Glauchau bietet gewissermaßen ein seltenes Beispiel, welchen Einfluß die Leitung eines solchen Etablissements auf die Entwickelung und die Existenzfähigkeit, auf geschäftlichen Niedergang und überraschendes Emporblühen auszuüben vermag. In unserer heutigen Zeit sind Entfernungen kein Hemmnis mehr für die Thätigkeit der Konkurrenz im Brauerei-Gewerbe. Die gute alte Zeit freilich sorgte dafür, daß die heimischen Brauereien aller Orten durch Privilegien vor einem Wettbewerb fremder Brauereien geschützt wurden, und so kam es, daß häufig die Braugerechtigkeit in den Städten und größeren Dörfern von den Kommunen selbst ausgeführt wurde. Diesem Umstande verdankt auch die Bierbrauerei Glauchau ihre Entstehung. Sie wurde als Stadtbrauerei gegründet und versorgte die Bewohner Glauchau’s mit einem ortsüblichen obergärigen Biere. Die lebhafte Entwickelung der Stadt und ihrer Industrie schuf, nachdem die alten Schranken der Braugerechtigkeit gefallen waren, freilich bald der Stadtbrauerei in anderen Privatbrauereien Konkurrenz. Jedoch der bewährte Ruf der alten Stadtbrauerei und der konservative Sinn der Bevölkerung waren Faktoren, die der Stadtbrauerei das Uebergewicht über die neuentstandenen Brauereien zu erhalten geeignet waren. So brach die Zeit an, welche auch dem Brauereibetriebe durch die Einführung der Dampfkraft als Betriebsmittel ein ganz anderes Gepräge aufdrückte. Freilich mußte mit den zum Teil in die Person des Brauereileiters in Fleisch und Bein übergegangenen veralteten Methoden gebrochen werden.

Es galt ferner, sich die im Brauereibetriebe gemachten Fortschritte, namentlich bezüglich der neueingeführten Hilfsmaschinen resp. Apparate, zu nutze zu machen. Hierzu gehörte vor allen Dingen eine energische, zielbewußte Leitung. Diese aber war in der Regel bei den älteren Brauereileitern nicht anzutreffen.

Die Bierbrauerei Glauchau hat den Prozeß ihrer Verjüngung durch Umwandlung in eine Aktien-Gesellschaft zu vollziehen gesucht; jedoch aus nicht bekannten Gründen ist der Erfolg kein entsprechender gewesen.

Erst nach Uebernahme der Brauerei durch die jetzigen Besitzer hat das Etablissement einen glänzenden, raschen Aufschwung genommen.

Im Jahre 1884 erwarben die Herren H. J. Nagel und Reinhard Weber die damalige Aktien-Brauerei Glauchau käuflich. Bei der Uebernahme fanden die neuen Besitzer eine ziemlich bedeutende Konkurrenz fremder Biere vor, namentlich auch aus der Umgegend. Die jährliche Produktion der Brauerei betrug damals ca. 7000 hl. Die neuen Besitzer erkannten sofort, daß eine erhebliche Vermehrung des Umsatzes nur durch Lieferung einer vorzüglichen Qualität ihres Produktes möglich sein würde. – Durch Verwendung der besten Rohprodukte – böhmisch-mährischer Gerste resp. Malz sowie der vorzüglichsten Auslesen bayrischen Hopfens – gelang es den neuen Besitzern bald, ein den Wünschen der Glauchauer Bevölkerung entsprechendes Bier zu erzeugen, wodurch die Nachfrage nach den fremden konkurrierenden Bieren bedeutend vermindert wurde.

Der Lohn der rastlosen Bemühungen der Herren Nagel & Weber war ein stetig sich vermehrender Absatz, welcher zugleich Veranlassung zu bedeutenden baulichen Veränderungen gab, und wurden insbesondere [Ξ] Lagerräume geschaffen, in denen das Bier das erforderliche Alter erhielt, auf die gute Qualität des Produktes von hohem Einfluß ist. Daß selbstverständlich die Produktion durch beste Kühlvorrichtung etc. unterstützt wurde, bedarf wohl kaum der Erwähnung, wie der fernere Umstand, daß die Herren Besitzer bei Errichtung der Neubauten die mordernsten Errungenschaften der Technik des Braugewerbes sich zu nutze gemacht haben.

Diesen Bestrebungen und Verbesserungen ist es zu danken, daß das in der Bierbrauerei Glauchau, Nagel & Weber, hergestellte Bier sich der größten Beliebtheit nicht nur in der Stadt Glauchau und der nächsten Umgebung, sondern auch in entfernteren Ortschaften erfreut und sein Absatzgebiet außer der Amtshauptmannschaft Glauchau sich auch auf die Bezirke der Amtshauptmannschaften Zwickau und Chemnitz ausgedehnt hat. – Der jährliche Umsatz hat sich in 5 Jahren, seit der Uebernahme der Brauerei durch die jetzigen Besitzer, von 7000 auf 24000 hl. gehoben.

Die Hauptproduktion ist dem hellen Lagerbier gewidmet, doch wird auch böhmisch und bayrisch Bier erzeugt. Eine bekannte bedauerliche Thatsache bleibt es jedoch, daß dem Publikum immer noch ein Vorurteil eigen ist, infolge dessen den sogenannten echten Bieren, trotz ihres höheren Preises, der Eingang erleichtert wird.

Die Triebkraft wird mittels zweier Dampfkessel, welche vier Maschinen treiben, erzeugt. Bei der Herstellung und dem Vertriebe sind 25 bis 30 Personen beschäftigt.

Diese in dem kurzen Zeitraume von 5 Jahren erreichten Erfolge, das schnelle Emporblühen des Etablissements, die große Beliebtheit, welche sich die Produkte der Brauerei im Publikum so rasch erworben und ungeschmälert erhalten haben und die Erweiterung des Absatzgebietes, sind Beweise genialer Leistungsfähigkeit der jetzigen Brauereileitung. Mögen diese Resultate den Besitzern ein weiterer Sporn sein zu rüstigem Vorwärtsstreben, gleichzeitig aber denselben als Zeichen der Befriedigung dienen, auf welchen der Blick gern weilt, wenn die Augen schweifen über die Stätte ihres unermüdlichen, erfolgreichen Schaffens!