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Christliche Symbolik/Taube

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Taube.

Die weisse Taube, deren glänzender Flug am Himmel jedes Auge erfreut, die vielleicht schon in sehr früher Zeit zu Botschaften (als Brieftaube) benützt wurde, die zugleich so sanft ist, dass man sprichwörtlich sagt, sie habe keine Galle, bot sich von selbst zur Vergleichung dar 1) mit den vom Himmel als Boten Gottes kommenden Engeln, und demgemäss überhaupt mit den reinen Geistern; 2) mit dem reinen Urgeist selbst, dem heiligen Geist als dritter Person in der Gottheit; sodann aber auch 3) sofern im Wesen der Taube das weibliche Element vorherrscht, mit der Königin der Engel, Maria, und der Reinheit und Gattenlosigkeit wegen 4) mit den seligen Seelen, insbesondere auch, sofern dabei an die Taubenopfer der Juden gedacht wurde, mit den Märtyrern.

Die natürliche Taube, die Noah aus der Arche fliegen liess und die mit einem Oelzweig wiederkam, dadurch anzeigend, dass unter den Wässern der Sündfluth das grüne Land wieder hervorzukommen anfange, ist ein Vorbild aller himmlischen Boten oder Engel, die der frommen und leidenden Menschheit die Nähe des himmlischen Friedens verkünden. Dass der Oelzweig schon bei den Heiden ein Sinnbild des Friedens war, ist hier weniger erheblich, als die Vorstellung der nach der Sündfluth hervortretenden neuen Erde. So wie dem Noah zu Muthe war, als er nach der langen Wassersnoth endlich das ersehnte Ufer fand, so ist jedem Frommen zu Muthe, der nach des Lebens Stürmen zum himmlischen Frieden gelangt. Darum herrscht schon auf den ältesten christlichen Gräbern in den römischen Katakomben das Bild [436] der Taube vor, die mit einem Oelzweig zu dem aus einem engen Kasten herausschauenden Noah heranfliegt und hier nichts anderes bedeutet als den Engel, der dem Verstorbenen die himmlische Seligkeit verheisst. Das Nämliche bedeuteten die über den Gräbern der Longobarden und Franken aufgehangenen Taubenbilder. Paulus Diac. V. 34. Gregor. Tur. de gloria mart. I. 72. Binterim, Denkw. VI. 3. 501.

Wie die Taube den Engel, so bedeutet der Rabe den Teufel. Beide contrastiren in dieser Weise schon in der Arche Noä, aber auch sonst überall in der christlichen Symbolik. Der sinnreiche Ruprecht von Deutz erkennt in der Arche die durch das Christenthum gerettete Menschheit (das Schiff der Kirche), weshalb die Taube mit der seligen Verheissung dahin zurückkehrt, in den Aasen der auf den Wässern der Sündfluth schwimmenden Thiere, auf denen der Rabe zurückbleibt, um sich mit dem ecklen Frasse zu ergötzen, erkennt Rupert das Judenthum. Sofern aber von Noah drei Tauben entsandt werden, erkennt Rupert in der ersten, die alsbald wieder zurückkehrt, die heilige Taufe, in der zweiten, die mit dem Oelzweig zurückkehrt, die heilige Priesterweihe, in der dritten endlich, welche gar nicht mehr zurückkehrt, den seligen Tod und Uebergang in die himmlische Freude. Rupert. Tuit. p. 44. In einem Hymnus des Sedulius wird die Taube Noä einfach aufgefasst als die Tendenz zum Himmel, der Rabe als die zur Hölle. Fortlage, christliche Gesänge S. 46. In diese Symbolik gehört auch eine schöne morgenländische Sage, in welcher die Taube Noä wirklich mit dem Paradiese in Verbindung kommt. Herder theilt sie in Folgendem mit: „Acht Tage hatte der Vater der neuen Welt auf die Wiederkunft des trägen Raben gewartet, als er auf’s Neue seine Schaaren um sich rief, Kundschafter auszuwählen. Schüchtern flog die Taube auf seinen Arm und bot sich an zur Sendung. „Tochter der Treue,“ sprach Noah, „du wärest mir wohl eine Dienerin guter Botschaft; wie aber willst du deine Reise thun, und dein Geschäft vollenden? Wie, wenn deine Flügel ermattet, und [437] dich der Sturm ergreift, und wirft dich in die trübe Welle des Todes? Auch scheuen deine Füsse Schlamm, und deiner Zunge widert unreine Speise.“ — „Wer,“ sprach die Taube, „gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden? Lass mich, ich werde dir gewiss eine Dienerin guter Botschaft.“ Sie entflog und schwebte hin und her, und nirgends fand sie, wo sie ruhen könnte; als schnell der Berg des Paradieses sich vor ihr erhob mit seinem grünenden Wipfel. Ueber ihn hatten nichts vermocht die Wasser der Sündfluth; und der Taube war die Zuflucht zu ihr unverboten. Freudig eilte sie und flog hinan und liess demüthig sich am Fuss des Berges nieder. Ein schöner Oelbaum blühte da: sie brach ein Blatt des Baumes, eilte gestärkt zurück und legte den Zweig auf des schlummernden Noah Brust. Er erwachte und roch daran den Geruch des Paradieses. Da erquickte sich sein Herz: das grüne Friedenblatt erquickte die Seinigen, bis ihm sein Retter selbst erschien, bekräftigend der Taube gute Botschaft. Seitdem dann ward die Taube Dienerin der Liebe und des Friedens. Wie Silber glänzen ihre Flügel, sagt das Lied; ein Schimmer noch vom Glanz des Paradieses, das sie auf ihrer Wanderschaft erquickte.“

Eine gar liebliche Vorstellung ist auch die Taube in einem schwedischen Volksliede. Als Botin des Himmels ruft sie alle Vorübergehenden zu Jesu Reich, aber vergebens, nur eine fromme Jungfrau folgt ihr und stirbt als Braut des Herrn geschmückt. Afzelius, schwed. Volkssagen III. 32.

Tauben erscheinen sehr oft als Engel in den Heiligenlegenden. Die heilige Columba (Taube) erhielt diesen Namen von einer weissen Taube, die bei ihrer Taufe zu ihr flog, ihr einen Kuss gab und wieder verschwand. Tauben brachten der im Kerker verschmachtenden h. Katharina Nahrung. Eine Taube brachte der h. Ida von Löwen die heilige Hostie. Eine Taube brachte der h. Adelgunde den Nonnenschleier vom Himmel herab. Eine Taube brachte dem h. Remigius das berühmte Oelfläschchen vom Himmel her, aus dem alle [438] Könige von Frankreich gesalbt wurden. Eine Taube setzte sich dem h. Cunibert unter der Messe auf den Kopf. Surius zum 12. November. Eben so der h. Katharina, während sie mit den Philosophen stritt. Didron, icon. 440. Eine Taube zeigte den Ort an, wo die h. Ursula begraben lag, daher man ihr auf Kirchenbildern eine Taube zu Füssen malt. St. Romana, eine römische Jungfrau im 4ten Jahrhundert, verliess ihre Eltern, liess sich auf dem Berge Soracte vom Einsiedler St. Sylvester taufen und wurde selbst eine Einsiedlerin in einer Höhle bei Todi; als sie starb, rief eine Taube, vom Himmel kommend, ihre Seele zum Himmel. Acta SS. 23. Februar. Besungen von Bönecke, Legenden 1846. II. 445. Der h. Einsiedlerin Georgia bei Clermont in Frankreich folgten, als sie zu Grabe getragen wurde, unzählige Engel in Taubengestalt. Acta SS. 15. Februar.

Um das Herz des Michael Scotus stritten eine Taube und ein Rabe. Grimm, irische Elfenm. XXXVI. Auf Bildern von Sterbenden vertritt überhaupt die Taube sehr oft des Engels, der Rabe des Teufels Stelle. — Als Engel muss man auch die Tauben denken, die sich nach vielen örtlichen Legenden bei Kirchenbauten betheiligen. Der heilige Pirminius liess durch einen gewissen Adalbert ein Kloster bauen. Adalbert hieb sich mit der Axt in’s Bein, eine Taube trug einen blutigen Span davon und liess ihn in eine tiefe Felsenschlucht fallen. Da erkannte der Heilige, man müsse die Klöster nicht in schöne und freie Gegenden, sondern in tiefe Schluchten bauen und baute das Klösterlein Pfäffers tief in jener Schlucht, wo eine Heilquelle entspringt. Die Taube mit dem blutigen Span im Munde ist noch das Wappen von Pfäffers. Wyss, Sagen I. 217. Pirminius’ Hauptstiftung war Reichenau, vgl. Rettberg II. 51. Aehnliche Legenden bei Panzer, Beitrag zur deutschen Mythol. I. 223 f.

Den Uebergang vom Symbol der Engel zu dem des heiligen Geistes bilden die Tauben, die bei Bischofswahlen und grossen kirchlichen Ereignissen entscheidend auftreten [439] und grossen Kirchenvätern und Kirchenfürsten berathend zur Seite stehen. Um ihn bei der Wahl als Bischof nach dem Willen Gottes zu bezeichnen, flog eine Taube auf das Haupt des heiligen Fabianus (Eusebius VI. 29.), Euortius (Surius 7. September), Polycarpus, Hilarius, Maurilius, Severus von Ravenna etc. Der heilige Geist als Taube sass auf der Schulter des h. Gregor des Grossen, des h. Cölestinus, h. Basilius, h. Augustinus, h. Thomas von Aquino, h. Athanasius, h. David, Petrus von Alcantara etc. St. Veremundus, Abt zu Hyracha in Navarra, speiste einmal während einer Hungersnoth 3000 Menschen blos durch den heiligen Geist, indem eine weisse Taube vom Himmel herabflog und sich von einem Kopf auf den andern setzte, Jeden aber sättigte, den sie berührt hatte. 8. März 1092.

Die sieben Geister Gottes nach Jesaias 11, 1. und Offenbarung Johannis 5, 6. werden auf Miniaturen und Glasbildern des 12ten bis 14ten Jahrhunderts gewöhnlich als sieben Tauben dargestellt, zwischen denen Christus thront. Didron, icon. 297. Sieben Tauben umschweben das Haupt des Heilandes, oder seine ganze Figur, oder sein Herz allein, oder die Gnadenmutter mit dem Kinde. Twining, symbols, pl. 27. 28.

Der heilige Geist in seiner Einheit als dritte Person der Gottheit schwebte bei der Taufe Christi als Taube über ihm, nach den Evangelien Matthäi 3, 16, Marcus 1, 10, Lucas 3, 22, Johannes 1, 32. Die christliche Kunst war daher berechtigt, die Taube auch als Personification des heiligen Geistes auf den Bildern 1) der heiligen Dreieinigkeit, 2) der Schöpfung, 3) der Verkündigung, 4) auf Pfingstbildern, und 5) auf Bildern anzuwenden, die den Gegensatz zwischen dem heiligen Geist und dem bösen Geist ausdrücken.

Zunächst wurde die Taube in der Bedeutung des heiligen Geistes auf Taufbecken, sodann auch auf Kanzeln gesetzt, um gleichsam dem Täufling, wie dem Prediger die Gabe des heiligen Geistes mitzutheilen. Auch auf Altären wurde eine Taube aufgestellt und auf Altartücher gestickt. Molani, hist. [440] imag. 55. In der Handschrift der Herrad von Landsberg zu Strassburg hat der heilige Geist als Taube sechs Flügel, nämlich noch zwei am Kopf und zwei an den Füssen, seraphimartig. Abgebildet bei Twining, symb. pl. 61. Die Taube aus der Hand Gottes (in Wolken) entlassen, das. pl. 2. Strahlen ausgiessend aus dem Schnabel, pl. 24. Zwischen den vier evangelischen Flüssen, pl. 25. An Christi Ohr, pl. 24. Auf dem Kreuz sitzend, pl. 4. In einer Hostie auf dem Kreuze an der Stelle, wo der Leib Christi hängen sollte, pl. 7. Lauter sinnreiche Bilder, die das Verhältniss des heiligen Geistes zu Gott dem Sohne ausdrücken. Dahin gehören auch speciell noch die zwölf Tauben in der Bedeutung der vom heiligen Geist erfüllten Apostel Christi, pl. 58.

Auf den Dreifaltigkeitsbildern hat man im früheren Mittelalter den heiligen Geist in Jünglings-, Mannes- oder Greisengestalt dem Vater oder Sohn ähnlich gemalt, später aber, um ihn charakteristischer zu unterscheiden, allgemein die Taubengestalt vorgezogen. In der Bedeutung des heiligen Geistes hat die Taube stets (wie Gott Vater und Sohn und wie das Lamm als Sohn) das Kreuz im Zirkel als Nimbus, und schwebt auch meist in einer sonnengleich strahlenden Glorie. Während auf Bildern, welche den heiligen Geist in menschlicher Gestalt bilden, demselben die dritte Stelle zukommt, nimmt die Taube zwischen Vater und Sohn die Mitte ein, indem sie nicht selten beide zart mit den Flügelspitzen berührt. Auf Bildern, welche die Krönung der Maria durch die heilige Dreieinigkeit darstellen, schwebt die Taube über dem Haupt der Jungfrau in derselben Weise segnend wie auf den Verkündigungsbildern, und beide Auffassungen stehen in Bezug aufeinander, wie Verkündigung und Erfüllung.

Der nach 1. B. Mosis 1, 2. über den Wassern schwebende Geist wurde in der älteren Malerei der Mosaiken und Miniaturen immer als Taube gemalt. So in der Marcuskirche zu Venedig. Vgl. Kunstblatt 1831. Nr. 32. und Waagen, Kunstwerke in Paris S. 345.

[441] Ganz allgemein herrscht der Gebrauch, auf Pfingstbildern die Taube über der begeisterten Versammlung schweben zu lassen. Vgl. d. Artikel Pfingsten, wo ich mich bereits gegen v. Wessenberg ausgesprochen habe, der die Taube auf diesen Bildern wegwünscht. Mir scheint es, sie gehöre hinein, um die Versammlung von jeder andern zu unterscheiden und weil die Taube ein ganz unverfängliches, uralt geheiligtes Symbol ist. Auf einem schönen alten Bilde zu Baldern gehen von der Taube Strahlen aus, die in Flammenfunken enden und auf die Häupter der Apostel fallen. Kunstblatt 1847. S. 14.

Der Gegensatz gegen den Teufel wird abweichend in einem merkwürdigen alten Miniaturbild durch eine Taube mit Pfauenschweif ausgedrückt, die eine grosse bunte Schlange beisst. Waagen, Paris 273. Dass hier die Schlange, und nicht wie gewöhnlich der Rabe den Gegensatz zur Taube bildet, bezieht sich wohl auf die Ermahnung: „Seyd klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ Matth. 10, 14. Der bunte Pfauenschweif soll vielleicht das Vielwissen, die Klugheit bezeichnen, worin der heilige Geist der alten Schlange gleicht, ohne ihre Bosheit. — Auf dem salomonischen Throne sass eine goldne Taube, die einen Habicht unter sich hatte, Sinnbild des Volkes Gottes, nachdem es die Aegypter (deren Sinnbild der Habicht war) überwunden hatte. Augusti, Denkw. XII. 345. Derselbe leitet davon die zu Pfingsten üblichen Vogelschiessen her. Durch den heiligen Geist wird der böse Raubvogel der Hölle besiegt, deshalb schiesst das Volk am Pfingstmontag auf einen hoch an einer Stange befestigten Raubvogel. — Mit dieser Symbolik hängt zusammen, dass der Teufel aller Thiere Gestalt annehmen kann, nur nicht die der Taube (Majoli, dies canic. 1691. p. 406.), und dass die Russen zwar Tauben in Menge halten und mit grosser Liebe pflegen, aber niemals essen. Kohl, Petersburg I. 130.

Wir gehen nun zur marianischen Symbolik über. Das Columbarium, das gewöhnlich silberne Gefäss, worin im [442] früheren Mittelalter das Sakrament des Altars aufbewahrt wurde, hatte Taubengestalt. Binterim, Denkw. II. 2. 147. Kugler, Kunstgeschichte S. 380. Hier kann unter der Taube nicht der heilige Geist, sondern muss die Gottesmutter verstanden werden, die den heiligen Leib in sich getragen. Maria wird sehr oft mit einer Taube verglichen. Maria, die sündenlose, heisst die Taube ohne Galle. Conrad von Würzburg, goldne Schmiede Vers 570, herausgegeben von Grimm S. XXXVII, wo noch anderer altdeutscher Marienlieder gedacht ist, die dasselbe Bild gebrauchen[WS 1]. Augustinus, contra Faust. XII. 20, vergleicht Marien der Taube Noä, die zur Arche zurückgekehrt sey, um nicht auf Unreines zu treten (wie der Rabe that).

Unsre Liebe Frau soll nach Gumppenberg, marian. Atlas Nr. 597, sich selbst in Gestalt einer Taube zu Erfurt auf den zum Kreuz gebrochenen und in die Erde gesteckten Stab eines alten Weibes gesetzt haben, zum Wahrzeichen, dass hier eine Kirche gegründet werden solle. Nach demselben, Nr. 71, und Weber, Tirol III. 372, sollte zu Schnals in Tirol der Mutter Gottes eine Kirche gebaut werden, aber die Zimmerleute hieben sich mit den Aexten selber und verwundeten sich. Da trugen Tauben die blutigen Späne auf den St. Georgenberg, zum Wahrzeichen, dass man die Kirche dort oben bauen solle. Das hier befindliche Muttergottesbild wird in Ehesachen angerufen; auch steht eine Linde dabei. Tauben umflogen den Platz, wo der Madonna eine Kirche gebaut werden sollte, zu Messina, Gumppenberg Nr. 91, und entdeckten ein Bild derselben in einer Höhle von Navarra, das. Nr. 498. — Der heilige Benno sah einst, wie Tauben aus Körnern den Namen Maria zusammensetzten; an derselben Stelle baute er das Kloster Altenzell. Weber, Möncherei I. 106. — Zu Dronghen bei Gent wird ein wunderthätiges Marienbild verehrt, das einst aus Unwillen eine Kirche, in der es nicht geachtet wurde, verlassen hatte und durch vorausfliegende Tauben den Ort bezeichnen liess, wo es auf’s Neue aufgerichtet seyn wollte. Wolf, deutsche Märchen [443] Nr. 296. — Annibal Carracci malte die Flucht nach Aegypten in der Art, dass Tauben der heiligen Familie voranfliegen.

Die Taube ist ferner ein Sinnbild der Seele. Vögel überhaupt wurden als Seelen Verstorbener genommen, die Taube insbesondere aber als die Seele selig Verstorbener. So kommen sie auf den ältesten Christengräbern in den Katakomben vor, und zwar neben dem schon beschriebenen Sinnbild der Taube Noä, die damit nicht verwechselt werden darf. In der Bedeutung von Seligen picken die Tauben nach Fruchtkörben, welche die himmlischen Früchte eines gerechten Wandels auf Erden und die Freuden der Seligkeit darstellen. Aringhi, Roma subt. I. 281. 283. II. 101. Tauben, die an einer Weintraube picken oder an einem Becher, bei Twining pl. 86, bedeuten wohl die Seelen, die durch das Blut Christi selig geworden sind. In den Gräbern der Katakomben ist der Taube oft der Palmzweig zugesellt, als Zeichen der durch den Martyrtod ersiegten Seligkeit. Vier Tauben um eine Palme auf einer Lampe bei Bottari III. tab. 209. scheinen auf den Sieg des Lichts in den vier Evangelien gedeutet werden zu müssen, und haben keine Beziehung auf das Martyrium, das sonst gewöhnlich durch die Palme bezeichnet wird.

In vielen Legenden scheidet die reine Seele des Heiligen in Taubengestalt aus seinem Leichnam. So schwebte die Seele des heiligen Polycarpus aus dem Scheiterhaufen, auf dem er verbrannt worden, zum Himmel auf; desgleichen die Seele der heiligen Eulalia. So schwebte die Taube aus dem Munde der sterbenden h. Scholastica. Aus dem Grabe des h. Adrian, Potitus, Wilhelm etc. Vgl. die Register der Acta SS. sub voce columba. Zum Grabe des h. Medardus flogen zwei Tauben und bald darauf flogen ihrer drei davon, denn die Seele des Heiligen hatte sich zu ihnen gesellt. Viele Tauben mit Blumen im Munde flogen zum sterbenden Alessio Falconieri (Bild des Peter von Cortona), wahrscheinlich Selige, [444] die ihn willkommen hiessen im Jenseits. Aus dem Meer, wo ein Schiff versunken ist, erheben sich nach spanischem Volksglauben die seligen Seelen der Ertrunkenen als Tauben und fliegen zum Himmel. Clarus, span. Lit. I. 262.

Vögel auf einem Baume singend waren ein durch das ganze Mittelalter beliebtes Bild für die Seligen im Paradiese. Dasselbe Bild noch bestimmter ausgedrückt sind die auf dem Baum Peridiroion nistenden Tauben, die vollkommen sicher sind vor den umher lauernden Drachen, weil der blosse Schatten des Baumes diesen Drachen tödtlich ist. Nach Isidorus bei Conrad von Megenberg s. v.

In der Legende der heiligen Columba von Reate lernen wir dem Namen wie dem Wesen nach eine Taubenseele kennen, einen unschuldsvollen Engel unter den Teufeln, eine weisse Taube flatternd im Sturm der Welt. Diese berühmte Nonne von Perugia war geboren im Jahre 1467. Während sie getauft wurde, flog eine weisse Taube herbei, daher ihr Name. Schon als Kind fastete, betete sie, kasteite sich, hatte Visionen. Christus erschien ihr und ihm gelobte sie sich zur Braut. Als man sie zu einer andern Heirath zwingen wollte, wehrte sie sich standhaft und entfloh. Die Teufel verfolgten sie und erweckten rings um sie her Ungewitter, aber kein Blitz, kein Wind, kein Regentropfen berührte das fromme Mädchen. Freche Jünglinge überfielen sie und wollten ihr Gewalt anthun; als sie sie aber entblössten und unter ihrem Gewande ihren schönen jugendlichen Leib durch den Stachelgürtel und eiserne Ketten, die sie sich zur Fleischestödtung angelegt, zerfetzt fanden, wichen sie entsetzt von ihr. Endlich fand sie Ruhe in einem Kloster zu Perugia, wo sie viele Wunder that, Kranke heilte, mit Dämonen kämpfte und von Christo und den Heiligen besucht wurde. Ihre einzige Speise soll das heilige Abendmahl gewesen seyn. Der Zufall wollte, dass einmal der ruchlose Papst Alexander VI. nach Perugia kam, dem Columba in Demuth den Fuss küsste. Man denke sich den Contrast seiner Laster und ihre Unschuld. Columba [445] starb, wie sie vorausgesagt hatte, im 33sten Jahre, um Christo zu gleichen. Acta SS. 20. Mai.

In der Lyoner Kunstausstellung von 1846 fand sich ein hübsches Bild von Etex, darstellend Adam und Eva, wie sie eine todte Taube staunend und im ahnungsvollen Schrecken betrachten, weil es das erste todte Wesen ist, welches sie sehen. Dem liegt die symbolische Bedeutung der Taube zu Grunde. Indem Adam und Eva ihre Unschuld verloren, starb sinnbildlich die Taube. Doch ist das Motiv zu sentimental für den kirchlichen Ernst.

Die sieben Tugenden, die man im Mittelalter der Taube zuschrieb, haben nur die Zahl von den sieben Gaben des heiligen Geistes entlehnt, nicht das Wesen. Auch lassen sie sich nicht auf die heilige Jungfrau beziehen, noch auf die Seligen. Sie gehören rein der natürlichen Taube an. 1) Si hât der gallen niht. 2) Si enizet deheines botiches (Aas) niht, noch enkeines wurmes. 3) Si fuoret (speiset, nährt) sich mit dem sâmen: diu besten korn welt si, diu bòsten verwidert si (verschmäht sie). 4) Ir sanges pfleget si niuwan (nur) kumende unde wuoffende (seufzend und jammernd). 5) si ziuhet ouch vil emzige fremediu jungide. 6) Si lît gerne bî dem wazzer, daz si den schate gesehen mege, swene si der habech vâhen wil. 7) In den steinen oder in den holn machet si ir nest. In Haupts Zeitschrift für deutsches Alterthum 1, 287. von Pfeiffer mitgetheilt aus der Münchener Pergamenthandschr. 39. aus dem 12ten Jahrhundert.

Zwei Täubchen in einem Korbe stellen das Opfer im Tempel dar auf allen Bildern der Reinigung Mariä oder Opferung. Sie werden als Sinnbild der ehelichen Liebe und Treue aufgefasst. Die gleichfalls in Körben gefangenen Tauben der Verkäufer im Tempel bedeuten dagegen die weltliche Habgier in der Kirche, dasselbe was die Simonie. Vgl. den Artikel Simon Magus.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gebauchen