Dämmerstunde (Albert Traeger)

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Autor: Albert Traeger
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Titel: Dämmerstunde
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aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 689
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Dämmerstunde.

Wenn sich der Sonne letzter Schimmer
Sacht fortstahl über’s Nachbardach,
Bin einsam ich in meinem Zimmer,
Und stille Thränen werden wach.

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Die führen mich von meinem Sitze

In’s ferne wohlbekannte Haus,
Dort von des Tages Last und Hitze
Ruht eine alte Frau jetzt aus.

Die Stirn gefurcht, gefurcht die Wangen,

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Die Lippen welk, das Haupt bereift,

Sie läßt es matt hernieder hangen,
Indeß der Blick in’s Weite schweift.

Der Blick, aus dem mit Jugendfeuer
Ein voller Strahl der Liebe bricht,

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Nichts ist so schön mir und so theuer,

Als dieses treue Angesicht.

Sonst that des Tages letzter Schatten
Noch keinen Einhalt ihrer Kraft,
Nun aber fühlt sie sich ermatten,

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Seit nicht mehr für den Sohn sie schafft.


Der Sohn – sie hat das Haupt erhoben,
Es klopft das Herz, die Lippe bebt,
Dabei gefaltet sie nach oben
Die frommen Hände zitternd hebt.

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Da fühl’ ich, wie der gleiche Schauer

Durch meine tiefste Seele geht,
Und alles Sehnen, alle Trauer
Sich friedlich lösen im Gebet.

Gesegnet, heil’ge Dämmerstunde:

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Die lang und weit geschieden sind,

Du einst in stiller Andacht Bunde
Die Mutter wieder und ihr Kind.

Albert Traeger.