Dank und neue Bitte

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Autor: Die Redaktion
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Titel: Dank und neue Bitte
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 163
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[163] Dank und neue Bitte. I. Fahrstühle betreffend. Von den Wohlthaten, welche die milde Hand unserer opferfreudigen Leser so gern armen Bittenden angedeihen läßt, sind im vorigen Jahre am reichlichsten diejenigen eingegangen, welche ihren Empfängern in der That am wohlsten thun. Wir konnten fünfundzwanzig jener Unglücklichen, denen schwere Krankheit den Gebrauch ihrer Glieder unmöglich gemacht hat, die Freude bereiten, aus den vier Wänden ihrer Schmerzensstätten hinaus in Gottes freie Luft befördert zu werden. Wir bedauern, daß wir nicht die sämmtlichen Dankbriefe als Lohn für die edlen Geber hier abdrucken lassen können; möge das Nachstehende ihnen genügen!

Einem körperlich von Geburt an elenden, aber geistig begabten Mädchen von nun 14 Jahren, das, mitten im schönen Gebirge im Vogtland wohnend, in seinem ganzen Leben noch keinen Baum der herrlichen Wälder gesehen, ist endlich diese Freude bereitet, und zwar durch Uebersendung eines Fahrstuhls vom Thüringerwald her, vom Stahlhüttenwerk „Grenzhammer“ bei Ilmenau.

Ein anderer Fahrstuhl stillte die Klage der armen Frau und Mutter in Guben, welche, 40 Jahre alt, seit 15 Jahren an Füßen und Händen durch die Gicht verkrüppelt, „wenn Andere sich in Gottes freier Natur ergötzten, die vier Wände ansehen mußte“; Alt und Jung weinten vor Freude, es war ein Weihnachtsjubel, als der Stuhl ankam. Wie der dritte Fahrstuhl an die von Kindesbeinen an lahme, nun über 30 Jahre alte Anna Lemmer in Kriegshaber bei Augsburg gelangte, das ist eine der liebenswürdigsten Geschichten der Wohlthätigkeit, von welcher wir leider weiter nichts verrathen dürfen, als daß ein gutes, freudiges Mädchen am Rhein einem unglücklichen am Lech eine Freude „wie vom Himmel gekommen“ bereitete.

Eine Leidensschwester der Vorigen in Großbothen, vom elften Jahre an am Unterkörper gelähmt, hat jahrelang in einem Kinderkorbe zubringen müssen, in demselben ist sie konfirmirt und – nun 31 Jahre alt geworden. Trotz der gichtverkrüppelten Hände sucht sie durch Nähen sich nützlich zu machen und verdient wirklich täglich – fünf Pfennige! Für dieses arme Wesen mußte ein eigener Fahrstuhl besorgt und eingerichtet werden. Dies geschah in Berlin, und ein edler Wohlthäter übernahm allein die Kosten desselben (125 Mark).

Eine große Freude erlebten wir in der Redaktion der „Gartenlaube“ selbst. Ein vormaliger Soldat des 107. Infanterie–Regiments in Leipzig, welcher an Verkrümmung der Halswirbel mit Verdrehung des Kopfes seit- und abwärts leidet und höchstens 10 Minuten am Stock zu laufen vermag, hatte trotz alledem sein ärztliches Zeugniß selbst in die Redaktion gebracht. Da das Glück es fügte, daß Tags zuvor ein ganz neuer Fahrstuhl von einem Wohlthäter aus Wiesbaden angekommen war, so ließen wir den Kranken sofort in denselben setzen, und so konnte der Ueberglückliche, der so mühselig hergehinkt war, nun stolz im eigenen Fahrstuhl heimkehren. – Allen Gebern mit dem Dank der Beglückten auch unsern Dank, insbesondere auch denen, welche uns durch Geldspenden unterstützten. Wir erhielten 5 Mark von einer Lehrers-Gattin, 9 Mk. von P. P., 100 Mk. von D. A. „in dankbarer Anerkennung dafür,“ schreibt der Geber, „daß es mir vergönnt ist, hier (in Meran) mir Gesundheit zu holen“; 100 Mk. von F. P. in O., mit dem Wunsche, der Empfänger möge Gott bitten, daß seine beiden kranken Mädchen bald wieder völlig genesen möchten. Dieses Gebet ist gewiß aus einem dankerfüllten Herzen gekommen. –

Und nun unsre Bitte an die Leser und Freunde der „Gartenlaube“, in dieser Wohlthätigkeit freudig fortzufahren! Noch immer liegen unerfüllte Wünsche, ungestillte Klagen vor uns. Eben deßhalb sind uns auch Anerbietungen von gebrauchten, aber noch guten Fahrstühlen gegen billige Entschädigung willkommen. – Die Bittenden aber ersuchen wir, ihren Schreiben stets obrigkeitliche Zeugnisse beizulegen, weil wir ohne dieselben keinerlei Wünsche um irgendwelche Hilfe berücksichtigen können.Die Redaktion.