Das vierte Buch der Makkabäer
Hat die gottgeleitete Vernunft volle Herrschaft über die Triebe?
Diese Frage ist echt philosophisch.
Deshalb möchte ich euch recht raten,
auf diese Philosophie bereitwillig zu achten.
führt sie doch zur Empfehlung der größten Tugend,
ich meine, der Klugheit.
die die Mäßigung verhindern, beherrscht,
nämlich die Völlerei und die Wollust,
wie die Bosheit, Macht hat,
ebenso über die Triebe, die die Starkmut hindern,
Aufregung, Schmerz und Furcht.
daß die Vernunft nicht auch über das Vergessen und das Nichtwissen Macht hat,
wenn sie doch sonst über die Triebe herrscht?
Ihr Einwand ist lächerlich.
sondern über die Triebe,
die der Gerechtigkeit, Starkmut, Mäßigkeit und Klugheit hindernd im Wege stehen,
und auch über diese nicht so, daß sie sie ausrottet,
sondern nur so, daß sie ihnen nicht nachgibt.
daß die gottgeleitete Vernunft volle Herrschaft über die Triebe hat.
durch den Heldenmut der für die Tugend Gestorbenen beweisen können,
des Eleazar und der Sieben Brüder und ihrer Mutter.
So bewiesen sie, daß die Vernunft über die Triebe Macht hat.
die an diesem Zeitpunkt mit ihrer Mutter in Hochherzigkeit starben;
der Ehren wegen möchte ich sie lieber selig preisen.
nicht bloß von allen andern Menschen,
sondern selbst von ihren Peinigern bewundert,
und so gaben sie den Anlaß,
daß die auf dem Volke lastende Tyrannei vernichtet wurde,
weil sie die Tyrannen durch ihre Geduld so besiegten,
daß das Vaterland durch sie gereinigt wurde.
wenn erst, nach meiner Gewohnheit, der Grundgedanke herausgestellt ist.
Hernach wende ich mich ihrer Geschichte zu,
wobei ich dem allweisen Gott die Ehre gebe.
„Hat die Vernunft die Herrschaft über die Triebe?“
Was ist „Vernunft“? Was „Trieb“?
Ferner: „Wie viele Arten von Trieben gibt es?“
„Beherrscht alle diese die Vernunft?“
der mit gesundem Urteil das Leben der Weisheit erwählt.
um göttliche und menschliche Dinge und ihre Ursachen.
wodurch wir das Göttliche in würdiger Weise
und das Menschliche in förderlicher erlernen.
durch sie beherrscht ja die Vernunft die Triebe.
jeder davon berührt auch die Seele.
wie man dies aus Erfahrung wissen kann.
die sittliche Verkommenheit.
Ehrgeiz, Zanksucht und Verleumdung
und so gibt es auch viele Nebenzweige dieser Triebe.
oder beschneidet, umwickelt und begießt sie
oder verpflanzt sie und veredelt so auf jede Weise
das Gestrüpp der Neigungen und Triebe.
aber die Selbstherrin über die Triebe.
So sieht man fürs erste aus der zügelnden Tätigkeit der Mäßigung,
daß die Vernunft Selbstherrin über die Triebe ist.
und klar ist, daß die Vernunft über beide herrschen kann.
daß wir uns zwar zu den verbotenen Speisen hingezogen fühlen,
aber die Freuden, die sie verheißen, verabscheuen?
Nicht deshalb, weil die Vernunft die Gelüste beherrschen kann?
Ich für meinen Teil glaube es.
kurz, nach mancherlei, uns vom Gesetz verbotenen Speisen gelüstet,
dann enthalten wir uns doch wegen der Übermacht der Vernunft.
durch den enthaltsamen Verstand gehemmt und umgebogen,
ebenso alle Regungen des Leibes durch die Vernunft.
daß der Seele Gelüste nach Schönheitsgenuß unterdrückt werden können?
weil er durch die Vernunft die Wollust besiegte.
unterdrückte er doch durch die Vernunft den Stachel der Triebe.
sondern auch alle andern Begierden.
„Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weib
noch irgendeiner Habe deines Nächsten!“
wir dürfen uns nicht gelüsten lassen,
glaube ich, euch noch viel überzeugender beweisen zu können,
daß die Vernunft über die Begierden herrschen kann
wie auch über die Triebe,
die der Gerechtigkeit hindernd im Wege stehen.
oder Schlemmer oder Säufer umgewandelt werden,
wenn nicht die Vernunft offenbar Herrin über die Triebe wäre?
sofort sein eigenes Wesen,
sollte er auch geldgierig sein.
Er borgt den Bedürftigen ohne Zins,
auch wenn er das Darlehen wegen des Siebentjahres verlieren sollte.
so läßt er sich vom Gesetz infolge der Vernunft beherrschen
und hält auf den abgeernteten Feldern keine Ährenlese
noch in den Weinbergen eine Traubennachlese.
Auch an anderen Tatsachen erkennt man,
daß die Vernunft über die Triebe herrscht.
denn es gibt ihretwegen nicht die Tugend preis.
denn es weist sie im Falle eines Vergehens zurecht.
denn es bestraft sie im Fall einer Schlechtigkeit.
Es ist endlich auch stärker als die Anhänglichkeit an die Freunde;
denn es gibt ihnen im Fall einer Bosheit einen Verweis.
denn die Vernunft kann durch das Gesetz sogar den Feindeshaß unterdrücken.
sie bewahrt das Vieh vor Räubern
und hilft dem zusammengebrochenen Vieh wieder auf.
über Herrschsucht, Eitelkeit, Prahlerei, Hoffart und Verleumdung.
wie die Aufregung;
denn auch über diese kann er herrschen.
im Zustand der Aufregung etwas gegen sie zu unternehmen;
er zügelte vielmehr durch die Vernunft die Aufregung.
die Triebe zu besiegen;
er kann sie teils umstimmen, teils unterdrücken.
den Simeon und den Levi samt ihren Leuten,
daß sie in Unvernunft die Massenabschlachtung der Sichemiten vorgenommen hätten,
indem er sagt: „Verflucht sei ihre Erregung!“?
dann hätte er nicht so gesprochen.
pflanzte er in ihn die Triebe und Neigungen.
als ihrer aller heiligen Führer mitten unter den Sinnen auf den Thron
dessen Befolgung ihm eine Königsherrschaft
voll Mäßigung, Gerechtigkeit, Güte und Starkmut verhieß.
daß die Vernunft zwar die Triebe,
nicht aber Vergessen und Nichtwissen beherrscht?
Natürlich beherrscht die Vernunft nicht ihre eignen Triebe,
sondern nur die Triebe,
die die Gerechtigkeit, Starkmut, Mäßigung und Klugheit hindern,
und auch diese nicht so, daß sie sie ausrottet,
sondern nur so, daß sie ihnen nicht nachgibt.
aber die Vernunft kann es dahin bringen,
daß ihr nicht Sklaven der Gier werdet.
aber möglich ist es, der Erregung zu helfen.
aber die Vernunft kann doch wohl mitkämpfen,
daß man sich von der Bosheit nicht niederzwingen läßt.
sondern Bekämpferin der Triebe.
noch mehr verdeutlichen
und viele von ihnen mit Hilfe der Krieger seines Volkes getötet.
schweißbedeckt und recht ermüdet zum königlichen Zelt,
um das sich das ganze Heer der Vorfahren gelagert hatte.
Nun flossen freilich die Quellen bei ihm überreichlich;
der König aber vermochte nicht, aus ihnen seinen Durst zu stillen.
sie steigerte sich immer mehr
und verzehrte ihn mit erschlaffender Glut.
Da legten zwei Jünglinge, tapfere Krieger,
voll zarter Rücksicht auf des Königs Verlangen,
ihre ganze Rüstung an, nahmen ein Gefäß
und überstiegen das feindliche Pfahlwerk.
und holten daraus den Trunk für den König.
daß solch ein Trunk, der als gleichwertig mit Blut anzusehen ist,
eine ganz furchtbare Gefahr für die Seele sei.
und spendete Gott den Trunk.
den Drang der Triebe zu überwinden und die Flammen der Brunst zu löschen,
mögen sie auch übermäßig stark sein, niederzukämpfen
und durch die treffliche Vernunft
alle Herrschaftsgelüste der Triebe zu verabscheuen.
wegen ihrer Gesetzesfreudigkeit.
Selbst Asiens König Seleukus Nikanor warf ihnen
sogar Geldmittel für den Tempeldienst aus
und erkannte ihre Verfassung an.
bekamen aber dafür mancherlei Unheil zu kosten.
Dieser war damals der lebenslängliche Inhaber der Hohenpriesterwürde,
ein trefflicher Mann.
Simon verleumdete nun den Onias auf alle erdenkliche Art;
er vermochte ihm aber beim Volk nicht zu schaden,
und so ging er flüchtig, um sein Vaterland zu verraten.
Apollonius, und sprach:
daß in Jerusalems Schatzhäusern
viele Millionen Privatgelder hinterlegt sind;
diese haben aber mit dem Tempel nichts zu tun,
sondern kommen dem König Seleukus zu.“
dann lobte er Simon wegen seiner Besorgtheit für den König;
hernach eilte er zu Seleukus hinauf und meldete ihm den Geldschatz.
mit dem verfluchten Simon und einem sehr starken Heer in unser Vaterland
er komme auf königlichen Befehl,
die Privatgelder des Schatzhauses abzuholen.
denn man hielt es für etwas ganz Schändliches,
daß die geplündert würden,
die dem heiligen Schatz ihre Spareinlagen anvertraut hätten.
Und so suchte man dies, so lange es ging, zu verhindern.
er möge die mißachtete Stätte beschützen.
erschienen vom Himmel her Engel auf Rossen mit blitzenden Waffen
und erfüllten sie mit gewaltigem Schrecken und Beben.
dann streckte er die Hände zum Himmel und bat unter Tränen die Hebräer,
sie möchten für ihn beten und so das himmlische Heer besänftigen.
da er aber mit dem Leben davon gekommen sei,
werde er allen Menschen von der Wunderkraft der heiligen Stätte
ein Loblied singen.
für ihn zu beten,
obwohl er sonst vorsichtig war;
es sollte eben der König Seleukus nicht zur Meinung kommen,
Apollonius sei einem menschlichen Anschlag
und nicht der göttlichen Gerechtigkeit zum Opfer gefallen.
und berichtete dem König sein Begegnis.
sein Sohn Antiochus Epiphanes;
dieser war ein übermütiger und gewalttätiger Herrscher.
und machte dessen Bruder Jason zum Hohenpriester;
ihm für die Übertragung der Würde jährlich 3660 Talente zu zahlen.
und Volksfürsten.
die dem Gesetze widersprachen.
auf der Burghöhe unserer Vaterstadt,
sondern unterdrückte auch den Tempeldienst.
führte nun gerade Antiochus zum Kampf gegen uns herbei.
die Jerusalemiten hätten sich auf das Gerücht seines Todes hin
über alle Maßen gefreut;
da zog er rasch gegen sie heran.
wer von ihnen nachweisbar das väterliche Gesetz befolge,
der müsse sterben.
des Volkes Gesetzestreue durch die Erlasse erschüttern;
er mußte vielmehr die Unwirksamkeit all seiner Drohungen
und Strafen bemerken.
weil sie ihre Knäblein beschnitten hatten,
wußten sie doch im voraus, daß sie dies erleiden würden.
suchte er persönlich
jeden einzelnen im Volk durch Folterqualen zu zwingen,
unreine Speisen zu kosten und dadurch dem Judentum abzuschwören.
auf eine hochgelegene Stätte,
ringsum von seinen bewaffneten Truppen umgeben.
jeden einzelnen Hebräer heranzuschleppen
und ihn zum Genuß von Schweine- und Götzenopferfleisch zu nötigen;
sollten zu Tod gerädert werden.
als erster aus der Schar ward nahe vor ihn ein Hebräer hingestellt;
er hieß Eleazar und war der Abstammung nach Priester,
nach seiner Bildung Gesetzesgelehrter,
von vorgeschrittenem Alter und vielen in des Tyrannen Umgebung
wegen seiner Philosophie wohlbekannt.
möchte ich für mein Teil dir den Rat geben,
dich durch Schweinefleischgenuß zu retten;
denn ich achte dein Alter und deine grauen Haare;
du trägst zwar diese schon lange;
trotzdem scheinst du mir kein Philosoph zu sein,
da du dich noch immer zur Judenreligion hältst.
wo doch die Natur die gnädige Spenderin ist?
ja ein Unrecht, die Gnadenspenden der Natur zurückzuweisen.
auch noch mich verachtest, zu deinem eigenen Schaden.
Willst du denn nicht aus eurer albernen Philosophie erwachen?
Vernunft, wie sie zu deinem Alter paßt, annehmen
und über die Wahrheit, die etwas nützt, philosophieren?
und Mitleid mit deinem Greisenalter bekunden?
Waltet wirklich über dieser eurer Religion eine geheime Macht,
dann verzeiht sie dir doch gewiß jede aufgenötigte Gesetzesübertretung.
da bat Eleazar ums Wort.
unser Leben nach dem göttlichen Gesetz einzurichten;
nun sind wir der Ansicht,
es gäbe keinen Zwang, der uns mehr nötige
als unsere Gesetzesverpflichtung.
das Gesetz zu übertreten.
nähmen wir aber fälschlich an, es sei göttlich,
so dürften wir doch nicht unsere Ansicht über die Frömmigkeit verleugnen.
als ob wir darin nicht nach gesunder Vernunft lebten.
so daß wir über alle Lüste und Begierden herrschen;
sie übt uns in Starkmut
so daß wir jeden Schmerz freiwillig erdulden.
so daß wir in allen Stimmungen gleichmäßig handeln;
sie unterweist uns in Frömmigkeit,
so daß wir allein den seienden Gott ehrfurchtsvoll verehren.
wir glauben zwar, daß das Gesetz eine Sache Gottes ist;
wir wissen aber auch,
daß der Weltschöpfer seiner Natur nach mit uns empfindet.
dagegen verbot er den Genuß unpassender Speisen.
uns nicht bloß zur Gesetzesübertretung zu zwingen;
wir sollen auch noch deshalb essen,
damit du dich über den uns tiefverhaßten Genuß unreiner Speisen
lustig machen kannst.
auf die Gesetzestreue abgelegten Eide der Vorfahren brechen,
wenn du mir die Augen ausreißen und die Eingeweide verbrennen wirst.
daß sich mir die Vernunft nicht verjüngen könnte,
wo es sich um Frömmigkeit handelt.
Fache das Feuer noch stärker an!
daß ich das väterliche Gesetz aus eigener Machtvollkommenheit aufhöbe.
nicht dich fliehen, Freundin Selbstbeherrschung,
nicht dich verleugnen, hochwürdiges Priesteramt und Gesetzeswissen.
noch die Vollreife eines gesetzestreuen Lebens beflecken!
ohne daß ich vor deinen Todesmartern gebebt hätte!
aber weder mit Worten noch mit Taten
darfst du über die Gebote meiner Vernunft,
wenn die Religion auf dem Spiel steht, regieren.
da schleppten ihn die Leibwächter, die dabeistanden, voll Roheit zu den Foltergeräten.
freilich blieb er reich geschmückt
durch den Adel, der die Frömmigkeit umgibt.
und geißelten ihn,
„Gehorche den Befehlen des Königs!“
kehrte sich nicht im mindesten daran,
gerade als träumte er nur von den Foltern.
und ließ sich das Fleisch in Stücken weggeißeln,
von Blut überströmt und die Seiten mit Wunden bedeckt.
weil sein Körper die Schmerzen nicht länger ertrug;
aber aufrecht und ungebeugt hielt er die Vernunft.
und gab ihm einen Fußtritt,
damit sich der Zusammenbrechende wieder aufrichte.
und duldete die Mißhandlungen.
gewann er den Sieg über seine Peiniger.
wie er schweißbedeckten Angesichtes und schwer keuchend dastand.
teils aus Bewunderung seiner Standhaftigkeit
traten einige aus dem königlichen Gefolge zu ihm und sprachen:
Was willst du dich unvernünftig durch solche Leiden zugrunde richten?
dann stelle dich,
als ob du von Schweinefleisch äßest,
und rette dich also!
als würde er durch diesen Rat noch schmerzlicher gepeinigt:
daß wir feigen Herzens ein unser unwürdiges Possenspiel aufführen.
wenn wir, die wir nach der Wahrheit bis ins hohe Alter lebten
und unsere Ansicht hierüber ehrlich vertraten,
wenn wir jetzt uns ändern wollten
für die Jugend ein Muster der Gottlosigkeit würden,
um als Beispiel für das Genießen von Unreinem zu dienen.
wenn wir nur noch kurze Zeit lebten
und dabei von allen wegen Feigheit ausgelacht
und unser göttliches Gesetz hätten wir nicht bis in den Tod verteidigt.
sterbet edelmütig für eure Religion!
und selbst ihrem Mitleid gegenüber unbeugsam;
da schleppten sie ihn zum Feuer
Darauf brannten sie ihn mit grausam ersonnenen Werkzeugen
und gossen ihm übelriechende Brühen in die Nase.
und nahe daran, in Ohnmacht zu sinken,
da hob er seine Augen zu Gott und sprach:
Ich hätte mich wohl retten können;
doch unter Feuerqualen sterbe ich jetzt um des Gesetzes willen.
Laß dir die Strafe, die wir darum erdulden, jetzt genügen!
und als Ersatz für ihre Seele nimm jetzt meine Seele hin!
voll adliger Gesinnung in den Martern;
durch die Vernunft konnte er bis zu den Todesmartern
um des Gesetzes willen Widerstand leisten.
dann hätte ich ihnen ihre Übermacht bezeugt.
folglich gestehen wir ihr schicklich
den Anspruch auf Oberleitung zu.
die Macht gebühre der Vernunft,
weil sie selbst die äußern Schmerzen als etwas Lächerliches überwältigt.
daß die Vernunft die Schmerzen überwältigte,
sondern auch, daß sie über die Lüste herrscht und ihnen nicht nachgibt.
wie ein trefflicher Steuermann
das Schiff der Frömmigkeit in dem Meer der Triebe
und überflutet von den Wogen der Martern,
bis sie in den Hafen des siegreichen Todes einlief.
und keine leistete solchen Widerstand wie jener Heilige.
Bedrängt an seiner heiligen Seele durch hochnotpeinliche Feuerqualen,
errang er den Sieg über die Belagerer;
denn die fromme Vernunft hielt ihren Schild über ihn.
sich der Triebe wütende Wogen an seiner Vernunft brechen.
Du besudeltest nicht die heiligen Zähne;
noch beflecktest du durch unreine Speise deinen Körper,
der Frömmigkeit und Reinheit Sitz.
Du Philosoph eines göttlichen Lebens!
daß sie das Gesetz mit eigenem Blut und edlem Schweiß
selbst bis zu Todesleiden verteidigen!
glorreich durch deine Ausdauer;
du priesest die Heiligkeit und ließest nicht darin nach;
du bewiesest durch die Werke die Wahrheit der philosophischen Reden.
Du Alter, mächtiger als Feuer!
Du Großkönig über die Triebe, du Eleazar!
mit dem Räuchergefäß durch die Volksmenge eilte
und den Brandengel überwand,
von des Feuers Schmelzhitze verzehrt, unerschüttert in der Vernunft.
Als die Muskeln des Körpers bereits erschlafft waren,
die Fleischteile sich überall lösten
und die Sehnen erlahmten,
und machte so die vielköpfige Folter
durch die Isaaksvernunft unwirksam.
O gesetzestreues Leben, vollendet durch das wahrhafte Todessiegel!
dann ist selbstverständlich die gottgeleitete Vernunft die Leiterin der Triebe.
„Nicht alle Menschen haben über die Triebe Macht,
weil nicht bei allen die Vernunft erleuchtet ist.“
Nur der ist imstand, die Fleischestriebe zu beherrschen,
der sich um die Frömmigkeit aus ganzem Herzen kümmert,
Isaak und Jakob, für Gott nicht stirbt,
sondern für Gott lebt.
wenn einige von den Trieben beherrscht werden,
weil ihre Vernunft geschwächt ist.
um der Tugend willen jedes Ungemach zu leiden,
und dann doch nicht um der Frömmigkeit willen seine Triebe beherrscht?
kraft der Philosophie ihrer gottgeleiteten Vernunft,
über noch schrecklichere Martern Herr werden.
hatte ja der Tyrann eine offenkundige Niederlage erlitten;
denn es war ihm nicht gelungen,
einen Greis zum Genuß unreiner Speisen zu zwingen.
aus der hebräischen Jugend andere vorzuführen.
Äßen sie Unreines, dann solle man sie nach dem Genuß freilassen,
weigerten sie sich aber, dann solle man sie noch peinlicher foltern.
wurden samt der alten Mutter sieben Brüder vorgeführt,
schön, bescheiden, edel und überaus anmutig.
wie sie gleichsam im Chore die Mutter umringten,
schenkte er ihnen Beachtung
und, betroffen von ihrem Anstand und Adel,
lächelte er ihnen zu, rief sie näher und sprach:
und bewundere eure Schönheit;
auch habe ich große Achtung vor einer solch stattlichen Zahl von Brüdern.
Darum gebe ich euch nicht nur den Rat,
nicht in den gleichen Wahnsinn, wie der eben gefolterte Greis, zu verfallen,
und so meine Freundschaft zu genießen;
denn ich kann sowohl die Ungehorsamen bestrafen
als den Treugehorsamen wohltun.
Ihr sollt wichtige Stellen in meinem Dienst bekommen,
wenn ihr die väterlichen und bürgerlichen Bräuche aufgebet.
Ändert eure Gewohnheiten und genießet eure Jugend!
dann zwingt ihr mich,
jeden von euch durch schreckliche Peinen hinrichten zu lassen.
die ihr sogar mich, euren Feind, wegen eurer Jugend und Schönheit dauert!
daß bei einer Weigerung nur eins für euch herauskommt: der Foltertod?
um sie durch die Angst zum Genuß der unreinen Speisen zu bewegen.
Schwingen, Kessel, Pfannen, Daumenschrauben, Eisenhände, Keile und Blasebälge.
Da sprach der Tyrann von neuem:
Doch die Gerechtigkeit, die ihr verehrt, wird euch gnädig sein,
weil ihr nur gezwungen sündiget.
aber sie gerieten nicht nur nicht in Angst,
sondern widersprachen weise dem Tyrannen
und machten so durch ihre richtige Vernunft seine Tyrannei zunichte.
einige von ihnen wären feige und unmännlich gewesen.
Was für Reden hätten sie denn wohl geführt?
Nicht folgende?
Ein König mahnt uns und ruft uns zum Empfang von Wohltaten.
Sollten wir da ihm nicht gehorchen?
und todbringenden Ungehorsam wagen?
und die angedrohten Folterqualen bedenken
und so diesem leeren Wahn und verderblichen Großtun entsagen?
und Erbarmen mit unserer alten Mutter.
weil wir, nur dem Zwang nachgebend, den König fürchten.
und uns der süßen Welt berauben?
noch in unser eigenen Marter einen leeren Ruhm suchen!
wenn wir, nur aus Furcht vor den Foltern, unfreiwillig handeln.
und warum gefällt uns diese verhängnisvolle Hartnäckigkeit,
während es uns freisteht,
durch Gehorsam gegen den König ein geruhiges Leben zu führen?“
die vor der Folterung standen.
sprachen sie alle mit einer Stimme, wie aus einer Seele:
Wir wollen lieber sterben,
als unsere väterlichen Gesetze übertreten.
wenn wir nicht durch treuen Gehorsam gegen das Gesetz
Moses uns zum Ratgeber nähmen.
sei nicht in deinem Haß gegen uns
wieder mitleidiger gegen uns als wir selbst!
das uns durch Gesetzesübertretung retten möchte.
gerade als hättest du nicht vorhin von Eleazar eine Lehre erhalten.
wegen der Frömmigkeit selbst Folterqualen leiden und sterben,
dann dürfen wir, die Jungen, doch wohl mit größerm Recht in den Tod gehen,
und so verachten wir die Qualen deiner Foltern,
über die auch unser hochbetagter Lehrer gesiegt hat.
Glaub aber nicht,
daß du durch deine Folter unsern Seelen Schaden brächtest,
wenn du uns der Frömmigkeit wegen tötetest!
den Siegespreis der Tugend empfangen
und bei Gott sein, um dessenwillen wir dies erdulden.
von der göttlichen Gerechtigkeit einige Feuerqual zu erleiden haben.
ergrimmte der Tyrann nicht bloß über ihren Ungehorsam,
sondern ward auch über ihre Undankbarkeit zornig.
die Geißler den Ältesten von ihnen herbei,
zerrissen sein Gewand
und banden ihm die Hände und die Arme auf beiden Seiten mit Riemen fest.
hernach warfen sie ihn auf das Rad.
daß seine Glieder ausgerenkt wurden.
Du Widersteher der göttlichen Gerechtigkeit!
Du Wüterich!
Nicht wegen Mords und nicht wegen Gottlosigkeit folterst du mich,
sondern wegen der Verteidigung des göttlichen Gesetzes.
Willige doch ins Essen ein, dann wirst du der Foltern ledig!
Euer Rad ist nicht so mächtig,
daß es meine Vernunft erdrosseln könnte.
Zerschneidet meine Glieder! Verbrennet mein Fleisch!
Verrenket meine Gelenke!
daß einzig die Söhne der Hebräer in der Tugend unbesiegbar sind.
fachten es immer stärker an
und spannten ihn auf dem Rad immer weiter aus.
der glühende Kohlenhaufe erlosch
durch die herabträufelnden Blutstropfen,
und die Fleischstücke wirbelten um die Maschinenachsen.
trotzdem gab der hochgemute Jüngling
und echte Abrahamssohn keinen Seufzer von sich.
ertrug er edelmütig die Foltern.
Verlasset nicht euren Posten neben mir!
Schwöret nicht meinem Bruderbund, aus Edelsinn gebaut, ab!
Kämpfet einen heiligen, edlen Kampf um die Frömmigkeit!
unserm Volke gnädig sein
und den verruchten Tyrannen bestrafen!
da schleppten die Wächter schon den Zweitältesten herbei;
dann zogen sie sich eiserne Handschuhe mit spitzen Krallen an
und banden ihn an die Maschinen und die Schwinge.
Als sie hierauf seine edelmütige Antwort vernahmen,
bis zum Kinn die eisernen Handschuhe ganz ins Fleisch
zogen an und rissen ihm die Kopfhaut ab.
Er aber ertrug standhaft diesen Schmerz und sprach:
Dann sprach er zum Tyrannen:
daß du jetzt schlimmer gefoltert wirst als ich?
Du mußt ja ansehen,
wie deine hochmütige tyrannische Vernunft
durch unsere Standhaftigkeit im Glauben besiegt wird.
durch die Freuden, die die Tugend begleiten.
Du schmutzigster Tyrann!
Du entrinnst nicht den Strafen des göttlichen Zornes.
alsdann ward der Dritte herbeigeschleppt.
Er wurde von vielen inständig gebeten,
zu essen und sich so zu retten.
Wisset ihr denn nicht,
daß ich den gleichen Vater habe wie die Getöteten,
daß mich die gleiche Mutter geboren hat
und daß ich in dem gleichen Glauben erzogen bin?
nun, so wendet es an meinem Körper an!
Meine Seele aber tastet ihr nicht an, selbst wenn ihr es wolltet.
und reckten ihm Hände und Füße mit Gliederverrenkmaschinen aus,
hoben die Glieder aus den Gelenken
da zerrten sie ihm die Haut samt den Fingerspitzen herunter,
skalpierten ihn nach Skythenart und legten ihn sogleich aufs Rad.
und er sah, wie sein Fleisch in Fetzen herabhing
und Blutstropfen aus seinen Eingeweiden flossen.
Wir dulden dieses um gottgefälliger Zucht und Tugend willen.
unaufhörliche Martern erdulden müssen.
Da führten sie den Vierten herbei und sprachen:
sondern gehorche dem König und rette dich!
Ihr habt kein Feuer für mich so heiß,
daß es mich zum Feigling machen könnte.
Beim ewigen Verderben des Tyrannen!
Beim ruhmvollen Leben der Frommen!
Ich will nicht den adligen Bruderbund verleugnen.
Du sollst auch durch sie nur lernen,
daß ich der Bruder der vor mir Gemarterten bin.
und abscheuliche Antiochus vernahm,
befahl er, ihm die Zunge auszuschneiden.
Gott hört auch die Stummen.
Deshalb schneidest du doch nicht unserer Vernunft die Zunge ab.
denn die Zunge, die du abschneidest,
war die Sängerin der Gotteslobgesänge.
Da sprang der Fünfte vor und rief:
Ich will mich zu der Folter für die Tugend nicht erst nötigen lassen.
So häufst du noch mehr die Frevel
und damit die Strafe durch die göttliche Gerechtigkeit an.
Was taten wir, daß du uns so vergewaltigst?
wenn wir den Schöpfer des Alls fromm verehren
und nach seinem Tugendgesetz leben?
und Hoffnung auf Heil von Gott hättest.
und kämpfest gegen seine Verehrer.
und zerrten ihn zur Schwinge.
spannten sie in eiserne Fußschellen
und beugten seine Hüfte um den Radteil.
So wurde er auf das Rad wie ein Skorpion zurückgebogen
und dann Glied für Glied zerstückelt.
Herrlich sind, gegen deinen Willen, die Gnaden, womit du uns begnadest;
vortrefflich, weil du uns vergönnst,
durch die edelsten Leiden die Stärke unserer Gesetzestreue zu zeigen.
Dann ward der sechste, ein Knabe, vorgeführt.
Als der Tyrann sich erkundigte,
ob er essen oder freigelassen werden wolle, sprach er:
aber an Einsicht ihr Altersgenosse.
müssen wir auch in gleicher Art für die gleiche Sache sterben.
die zu foltern, die den Genuß des Unreinen ablehnen,
dann foltere!
dann wurden ihm die Wirbel ausgerenkt,
während er von unten her langsam verbrannt wurde.
hielten sie ihm an den Rücken, stachen ihn durch die Seiten
und verbrannten ihm die Eingeweide.
Wie heilig ist der Wettkampf,
bei dem wir, eine solche Brüderschar, in die Ringschule der Leiden berufen,
nicht besiegt worden sind!
du Erfinder von Foltern, du Feind der wahrhaft Frommen.
und haben deine Tyrannei zunichte gemacht.
unsere Vernunft umzustimmen
und uns zum Genusse unreiner Speisen zu zwingen?
die Schwingen sind schmerzlos,
und ohnmächtig ist deine Gewalt.
sondern des göttlichen Gesetzes sind unsere Vorkämpfer.
Deshalb ist unsere Vernunft unbesiegbar.
man hatte ihn nämlich in einen Kessel geworfen.
Da trat der Siebte, der Allerjüngste, vor.
obwohl er durch seine Brüder sehr verbittert worden war.
ließ er ihn näherkommen
und versuchte ihm zuzureden:
wegen Ungehorsams wurden sie peinlich gerichtet.
Gehorchst auch du nicht,
so wirst du gleichfalls grausam gefoltert und vorzeitig sterben müssen.
und hoher königlicher Beamter.
er wollte sie, die schon so vieler Söhne beraubt war,
durch sein Mitleid dazu bringen,
daß sie den übriggebliebenen Sohn
zum rettenden Gehorsam bewöge.
wie wir bald noch erzählen werden.
Laßt mich los!
Ich habe dem König und allen Freunden in seinem Gefolge
etwas zu sagen.
ließen sie ihn eiligst los.
Du empfingest von Gott Güter und Herrschaft
und da scheust du dich nicht, seine Diener zu töten
und die der Frömmigkeit Beflissenen zu martern?
für Qualen, die dich in alle Ewigkeit nicht mehr loslassen.
Du willst ein Mensch sein
und scheuest dich nicht,
den Wesen, die das gleiche wie du empfinden
und aus dem gleichen Stoff gebildet sind,
die Zunge auszuschneiden
und auf solche Art Qualen und Martern zu bereiten?
und besiegelten so ihre Frömmigkeit gegen Gott.
daß du die Tugendkämpfer ohne Grund mordetest.
und gab so den Geist auf.
dann ist es allseitig klar,
daß die gottgeleitete Vernunft Selbstherrscherin der Triebe ist.
dann müßten wir sagen, sie seien von den Trieben besiegt worden.
Sie hatten vielmehr durch die bei Gott in hohem Ansehen stehende Vernunft,
die Triebe besiegt.
denn sie beherrschten sowohl Triebe als Schmerzen.
die Oberherrschaft über die Triebe denen zugestehen,
die sich um Feuerqualen nicht kümmerten?
und den Einlaufenden einen ruhigen Ankerplatz gewähren,
ein Bollwerk für den Hafen der Frömmigkeit,
indem sie den Schwall der Triebe überwand.
sie ermunterten ja einander mit solchen Worten:
„Laßt uns die drei Jünglinge in Syrien nachahmen!
Sie verachteten die gleiche Feuerprobe.“
ein anderer „Wacker ausgehalten!“
oder „Wer war der Vater,
durch dessen Hand sich Isaak um der Frömmigkeit willen schlachten lassen wollte?“
alle strahlend und hochgemut, und sprachen:
„Wir wollen uns von ganzem Herzen Gott weihen, der uns die Seele gab,
und unsere Leiber zum Schutz für das Gesetz hingeben.
die in der ewigen Qual für die Übertreter des Gottesgebotes liegt.
der Herrscherin über die Triebe, waffnen.
und alle Väter spenden uns Lob.“
riefen die Zurückbleibenden zu:
Bruder! Mach uns keine Schande!
Verleugne nicht die in den Tod Vorausgegangenen!
Die göttliche und allweise Vorsehung
teilte sie durch die Väter den Kindern zu
und pflanzte sie durch den Mutterschoß ein.
entwickelt sich in gleich langer Frist,
erhält vom gleichen Blut sein Wachstum
und von dem gleichen Leben seine Reife,
und trinkt Milch aus den gleichen Quellen,
und so schließen sich schon der Tragekinder Seelen
voll Bruderliebe eng aneinander an.
unter gemeinsamer Ernährung, unter täglichem Beisammensein,
unter der übrigen Bildung
und bei uns unter der Übung in Gottes Gesetz.
so hatten auch die sieben Brüder untereinander
ein recht inniges, einträchtiges Verhältnis.
und in der gleichen gerechten Lebenshaltung aufgewachsen,
liebten sie sich immer stärker.
steigerte ihre Eintracht untereinander.
die Inbrunst ihrer Bruderliebe.
die Zauberkräfte ihrer Bruderliebe gestärkt;
trotzdem hielten um der Frömmigkeit willen die Überlebenden
bei den Qualen ihrer Brüder aus
und sahen mit an, wie sie zu Tod gefoltert wurden.
So verachteten sie nicht nur die Schmerzen,
sondern beherrschten der Bruderliebe Triebe.
königlicher als Könige und freier als Freie!
in der Frömmigkeit!
als liefen sie auf dem Wege zur Unsterblichkeit.
übereinstimmend nach den Weisungen der Seele bewegen,
so stimmten auch jene heiligen Knaben,
gleichsam auf Antrieb des unsterblichen Geistes der Frömmigkeit,
im Entschlusse überein, für diese den Tod zu erleiden.
Denn wie die sieben Schöpfungstage um die Schöpfung,
und machten die Furcht vor den Martern zunichte.
sie aber waren nicht bloß Augen- und Ohrenzeugen
der sofortigen Ausführung des Drohbefehles,
sondern litten und blieben standhaft selbst noch in Feuerqualen.
Die Macht des Feuers ist ja scharf und schneidend
und vernichtet rasch die Leiber.
daß die Vernunft in diesen Männern unter Leiden triumphierte,
hat doch sogar eines Weibes Verstand noch ganz andere Schmerzen verachtet!
Sie erduldete ja die Folterqualen eines jeden ihrer Kinder.
wie viel verschlungen das Band der Liebe zu den Kindern ist!
Es kettet ja alles an das Mitgefühl der Liebe,
diese haben ja das gleiche liebende Mitgefühl zu ihren Jungen,
wie die Menschen.
Da nisten die zahmen unter Hausdächern
und beschirmen so ihre Jungen.
in Felsenhängen, Astlöchern und Baumgipfeln
und wehren so die Eindringlinge ab.
dann flattern sie in Liebesschmerz um sie herum,
rufen sie zwitschernd zu sich heran
und helfen, so gut sie können, ihren Jungen.
das Mitgefühl der unvernünftigen Tiere mit ihren Jungen erst nachzuweisen,
die Herantretenden abwehren,
indem sie mit ihrem Stachel wie mit eiserner Waffe
die sich ihrer Brut Nähernden verwunden
und so bis in den Tod abwehren?
Sie ließ sich nicht durch das Mitgefühl mit den Kindern umstimmen.
O Frömmigkeit! Sie war einer Mutter teurer als ihre Kinder.
der Frömmigkeit und der zeitlichen Rettung von sieben Söhnen
nach des Tyrannen Verheißung.
sie rettet ins ewige Leben nach Gottes Verheißung.
die zärtliche Liebe der Eltern zu den Kindern schildern?
Wir drücken wunderbar dem zarten Kindeswesen
den Stempel der Ähnlichkeit mit der eigenen Seele und Gestalt auf,
ganz besonders die Mütter;
denn sie haben für ihre Kinder ein innigeres Mitgefühl
als die Väter.
und je häufiger sie Gefahren ausgesetzt sind,
um so mehr lieben sie ihre Kinder.
liebte die Mutter der Sieben die ihrigen am meisten;
ihr war in sieben Schwangerschaften
die zärtliche Liebe zu ihnen eingepflanzt
das Mitgefühl zu ihnen geradezu aufgenötigt worden.
nicht auf die zeitliche Rettung ihrer Kinder.
Im Hinblick auf die Tugend der Söhne und ihres treuen Gesetzesgehorsams
war ihre zärtliche Liebe zu ihnen noch größer.
und von solcher Liebe zu ihrer Mutter,
daß sie ihr durch Befolgung der Vorschriften bis in den Tod gehorsam waren.
die Mutter an das Mitgefühl ketteten,
so konnten die allerverschiedensten Martern
ihre Vernunft nicht bei einem einzigen Sohn vom rechten Weg abbringen.
und alle zusammen zum Sterben für die Frömmigkeit.
O Kinderliebe und Kindeslohn!
Ihr unbezwingbaren Muttertriebe!
aber sie wankte nicht, um der Frömmigkeit willen.
Zehen und Finger auf der Erde zucken
und die Fleischteile der Köpfe bis zum Kinn wie Masken daliegen.
sind die Schmerzen, wodurch du jetzt versucht wurdest!
Du einzige, die der Welt vollkommene Frömmigkeit geboren hat!
als er den Geist aufgab,
nicht der Zweite, als er in seinen Qualen dich, Ärmste erblickte,
nicht der Dritte, als er seine Seele aushauchte.
in den Qualen stieren Blicks auf seine Folterung starren
und seine Nüstern des Todes Nähe anzeigen –
du weintest nicht.
wie das Fleisch deiner Kinder nacheinander in Stücke gerissen ward,
sahst, wie ihnen Hand um Hand abgeschnitten,
Kopf um Kopf abgehauen und Leiche auf Leiche geworfen wurde,
sahst den Ort, wo deine Kinder standen
und den eine Menschenmenge wegen der Foltern besetzt hielt;
aber du hattest keine Tränen.
nicht Schwanengesang locken die Hörer so zum Aufmerken,
wie die Rufe gequälter Kinder, die nach der Mutter schreien.
als man ihre Kinder mit Rädern und Feuer peinigte?
ihr Herz mutig dem Entschlusse zu,
die zeitliche Mutterliebe nicht zu beachten.
und die vielfältigste Folterung schauen mußte,
winkte ihnen die edle Mutter den Abschiedsgruß zu
und entließ sie im Glauben an Gott.
so schaute sie in ihrer Seele die gestrengen Ratsherren,
Natur, Mutterschaft, Kinderliebe und Folterung der Kinder.
ein todbringendes und ein die Kinder rettendes.
Rächerin des Gesetzes und Beschirmerin der Frömmigkeit!
Du Sieggekrönte im Kampf mit dem Mitleid!
mannhafter in der Ausdauer als Männer!
und die gewaltigen Wogen aushielt,
von allen Seiten in der Triebe Flut umbrandet
und von gewaltigen Stürmen, deiner Söhne Qualen, bedräut,
und dennoch hieltest du wacker Stand
den über die Frömmigkeit herbrausenden Stürmen.
den Todesqualen ihrer Söhne zusehen und doch standhalten,
dann ist selbstverständlich die gottgeleitete Vernunft
die Selbstherrin der Triebe.
nicht nur, daß Männer ihre Triebe beherrschten,
sondern auch, daß ein Weib die größten Qualen verachtete.
noch Misaels Feuerofen mit seinem ungestümen Feuer so brennend heiß,
als die natürliche Mutterliebe,
die jenes Weib beim Anblick seiner sieben gefolterten Söhne umloderte.
Doch mit der frommen Vernunft
löschte die Mutter die so gewaltigen und starken Triebe.
Das Weib wäre, obwohl Mutter, feige gewesen;
dann hätte sie doch wohl um jene gejammert
und vielleicht so gesprochen:
Sieben Kinder habe ich geboren
und bin doch jetzt nicht von einem einzigen mehr Mutter.
unnütz siebenmal zehn Monate,
fruchtlos die Jahre der Pflege,
unheilvoll die Zeiten, wo im sie mit meiner Milch nährte.
und die noch schwereren Sorgen des Aufziehens.
Nicht darf ich Kinder von euch schauen,
nicht Großmutter heißen
und nicht mich glücklich preisen lassen.
bin ja als Witwe und Verlassene beweinenswert.
Und sterbe ich, dann habe ich keinen Sohn, der mich begräbt.“
bejammerte auch nicht einen mit solcher Klage.
und betrauerte keineswegs die Gestorbenen.
und als gälte es,
ihrer Söhne Vollzahl für die Unsterblichkeit wiederzugebären,
ermahnte sie diese flehentlich, für den Glauben zu sterben.
obschon nur Greisin und Weib!
In Standhaftigkeit besiegtest du den Tyrannen
und wurdest in Wort und Tat stärker als ein Mann erfunden.
standest du hin und sahest Eleazars Martern zu;
dann sprachst du zu den Knaben in hebräischer Sprache:
Werdet ihr dazu berufen, um Zeugnis für das Volk abzulegen,
dann kämpfet getrost für das väterliche Gesetz!
wenn ihr als die Jüngern vor den Qualen zurückschrecken wolltet,
wo dieser Greis um des Glaubens willen die Schmerzen erträgt.
und euch des Lebens erfreutet!
seinen Sohn, den Völkervater, in aller Eile schlachten,
und Isaak erschrak nicht,
als er die schwertbewaffnete Vaterhand auf sich niederzucken sah.
und Ananias, Azarias und Misael in den Feuerofen geschleudert,
und sie harrten Gott zulieb aus.
den Glauben zu kennen
und doch den Leiden nicht Widerstand leisten zu können.
und bewog ihn, lieber zu sterben, als Gottes Gebot zu übertreten,
daß, wer für Gott stirbt, auch bei Gott lebt,
wie Abraham, Isaak und Jakob samt allen andern Erzvätern.
als man auch sie zum Tode schleppen wollte,
habe sie sich selbst in den Scheiterhaufen gestürzt,
damit niemand ihren Leib berührte.
die du mit den sieben Knaben des Tyrannen Gewalt zunichte gemacht,
seine schlimmen Anschläge vereitelt
und des Glaubens Adel bewiesen hast!
und so hieltest du,
ohne zu wanken, der Martern Erdbeben aus.
Du hast die Hoffnung, die dich ausharren ließ, auf Gott gesetzt.
wie du, die du die sieben sternengleichen Knaben
den Lichtweg der Frömmigkeit führtest
und nun bei Gott in Ehren stehst
und samt ihnen im Himmel eine feste Stätte hast.
die Geschichte deiner Frömmigkeit wie auf einem Gemälde darzustellen,
würde dann nicht ein Schauder alle ergreifen, die sähen,
wie eine Mutter von sieben Kindern der Frömmigkeit wegen bis zum Tod
die mannigfachsten Qualen litt?
auf dieses Grabgemälde Folgendes
zum Gedächtnis für die Volksgenossen zu schreiben:
durch die Gewalt eines Tyrannen,
der die Verfassung der Hebräer vernichten wollte.
und hielten den Folterqualen bis in den Tod stand.“
und fällte die Entscheidung nach der Ausdauer.
Der Siegespreis bestand in der Unvergänglichkeit,
in einem lang dauernden Leben.
die Mutter der sieben Knaben kämpfte,
und die Brüder stritten dabei mit.
Die Welt und die menschliche Gesellschaft waren die Zuschauer.
sie setzte ihren Kämpfern den Kranz auf.
und leben in ewiger Seligkeit
„Und alle Geheiligten sind unter deinen Händen.“
nicht allein mit dieser Ehre,
sondern auch dadurch,
daß ihretwegen über unser Volk die Feinde keine Macht mehr hatten,
Durch das Blut jener Frommen und ihren Sühnetod
rettete die göttliche Vorsehung das vorher schlimm bedrängte Israel.
und auf die Standhaftigkeit in ihren Qualen.
Und so ließ Antiochus seinen Soldaten
durch Herolde ihre Standhaftigkeit als vorbildlich verkünden.
im Feld- und Belagerungskrieg
und besiegte vernichtend alle seine Feinde.
Folget diesem Gesetz und seid in allem fromm!
und zwar nicht bloß der innerlichen,
sondern auch der äußerlichen Schmerzen.
so wurden sie nicht nur von den Menschen bewundert,
sondern auch der Teilnahme am Göttlichen gewürdigt.
und als man im Vaterland die Treue zum Gesetz erneuerte,
schlug man auch die Feinde in die Flucht.
sondern wird auch nach seinem Tod noch gezüchtigt.
Da er auf keine Weise Jerusalems Einwohner zur Änderung ihrer Volkssitten
und zum Aufgeben der väterlichen Satzungen zwingen konnte,
Die Mutter der sieben Söhne aber redete, gerecht, wie sie war,
noch Folgendes zu ihren Kindern:
und überschritt nicht die Schwelle meines Vaterhauses;
vielmehr hütete ich meine „erbaute Rippe“
ein Schänder auf dem Felde;
nicht verdarb mir meine keusche Jungfräulichkeit
ein trügerischer, schlangengleicher Verderber.
Zu meiner Jugendblüte Zeit blieb ich mit meinem Mann verbunden.
Wie glücklich war er!
Er suchte sich die Zeit des Kindersegens aus
und brauchte nicht die Stunde der Kinderlosigkeit zu erleben.
pflegte er euch das Gesetz und die Propheten zu lehren.
Isaaks Brandopferung und Joseph im Gefängnis vorzulesen.
und belehrte euch über Ananias, Azarias und Misael im Feuer.
„Und gehst du auch durchs Feuer,
dann soll dich die Flamme nicht verbrennen.“
„Viel sind die Leiden der Gerechten.“
„Einen Lebensbaum haben alle, die seinen Willen tun.“
„Werden diese verdorrten Gebeine wieder aufleben?“
„Ich werde töten und lebendig machen.“
wo der furchtbare Hellenentyrann
unter schrecklichen Kesseln Feuer entflammte
und wilden Grimmes die sieben Knaben der Abrahamstochter
zur Schwinge und wieder zu seinen Foltern schleppte,
und sie unter den mannigfachsten Folterqualen mordete!
und wird ihn weiter strafen.
dem Chor der Väter beigesellt;
sie empfingen reine unsterbliche Seelen von Gott,
Erläuterungen
Diese Schrift gehört zur jüngeren Diatribegattung. Sie enthält einen predigtmäßigen Vortrag über den Satz: „Die Vernunft ist Herrin über die Affekte.“ Dieser Satz wird zuerst philosophisch, dann historisch aus der jüdischen Geschichte bewiesen. Der Verfasser dürfte essenischen Kreisen angehören. Darauf weist die Verwerfung der Heuchelei (6, 17 ff) und die Betonung der Nächsten- und Feindesliebe (2, 8 ff. Der Messias wird nicht erwähnt, ebensowenig die leibliche Auferstehung. Das Buch dürfte kurz vor Christi Geburt verfaßt worden sein.[WS 1]
- 1: 1 Eine Kombination griechischer und syrischer Philosophie und jüdischen Glaubens. 3 Die Triebe umfassen die Gemütsbewegungen und die Stimmungen. Die V. 5 u. 6 gehören wohl zu 2, 24. Die vier stoischen oder Kardinaltugenden. 10 wahrscheinlich um die seit des Gedenktages der Märtyrer. 17 Die durch das mosaische Gesetz vermittelte Bildung. 26 Tugend- und Sündenlisten sind echt stoisch.
- 2: 5 Ex 20, 17 8 Ex 22, 24 Lev 25, 35 ff Dt 23, 20 f; 15, 1 ff. 9 Lev 19, 9; 23, 22 Dt 24, 19 ff. 14 Dt 20, 19 f Ex 23, 4. 17 Num 16, 1 ff Ps 106, 17 Sir 45, 18 19 Gen 34, 25 ff 49, 7. Die Tat wird gelobt in Judith 9, 2 Jub 30, Test. Levi 5, 6. 21 Die „Triebe“ sind gottgegeben, ein Protest gegen die stoische Ansicht, wonach sie in sich sündhaft sind. 23 Bei den Stoikern gilt der Weise als König.
- 3: 2 „euch“ wendet sich an die Festteilnehmer als Zuhörer. 7 2 Sam 23, 15 ff. 20 2 Mak 3, 1 ff; in Wirklichkeit Seleukus IV. Philopator 187–175 v. Chr. Nikanor ist der Gründer der Seleucidendynastie 336–280 v. Chr.
- 4: 1 s. 2 Mak 3, 1 ff 4; nach 2 Mak 3, 7 ff ist nicht Apollonius, sondern Heliodor der Bevollmächtigte. 7 Private Gelder im Tempel s. Jos. B. J. I. 13, 9; VI 5, 2. 10 s. 2 Mak 2, 1 ff. 11 im Vorhof der Heiden s. Jos. B. J. V, 5, 2 13 Hier fehlen die Opfer 2 Mak 3, 32 f. 15 Antiochus 175–164 v. Chr., Bruder, nicht Sohn des Seleukus IV. 16 2 Mak 4, 7 ff. 17 an die hellenische Lebenshaltung. 20 auf der Akra.
- 5: 1 nach alter christlicher Tradition in Antiochien. 4 2 Mak 6, 18 ff. 20 Lehre der Stoiker und einiger rabbinischer Schulen s. Jak 2, 10. 26 Aristeas 144 ff.
- 6: 5 Eleazar „ein Gottesgelehrter“ nach arab. azara „in religiösen Dingen unterrichten“. 28 Stellvertretendes Leiden des Gerechten.
- 7: 11 Num 17, 6 ff. 14 Isaaks Vernunft heißt die des Greisen, weil er wieder jung geworden war s. V. 13. 19 s. Mk 12, 26, Rom 14, 8 Gal 2, 19. 24 s. 2 Mak 7, 1 ff.[1314] 22 Phil 3, 21.
- 10: 7 s. 2 Mak 4, 47; 3 Mak 7, 5.
- 12: 7 s. 16,15 ff. 20 Der Gegensatz zwischen diesem Gebet und dem Christi und des hl. Stephanus ist bemerkenswert.
- 13: 9 Dan 3, 8 ff. 12 Isaaks Heldenmut wird in diesem Buch besonders betont (7, 12; 16, 20; 18, 11). Gen 22 2 ff. 14 Mt 10, 28 Luk 12, 4. 17 Mt 22, 32. 20 bei Isaaks Opferung.
- 15: 20 die Menge der königlichen Truppen. 28 bei Isaaks Opferung.
- 16: 3 Dan 6, 1 ff; 3,1 ff. 20 Gen 22, 2 ff. 21 Hebr 11, 1 ff.
- 17: 7 Mt 23, 29; vgl. das Monument der Makkabäer in Modin 1 Mak 13, 27 ff. 12 „lang andauernd“ weist darauf hin, daß die Frage der Ewigkeit noch nicht durchdacht war. 14 Hebr 12, 1. 15 1 Kor 9, 25. 19 Dt 33, 3.
- 18: 4 Die Verdienste der Märtyrer brachten Israel den Frieden. Die Makkabäer selber bleiben hier, wie immer, unerwähnt. 5 s. 1 Mak 6, 1 ff. 7 Gen 2, 22 den von Gott geschaffenen Leib s. 1 Thess 4, 4. 8 „Schlange“ bildlich = Verführer s. Dt 22, 25 LXX und Ex 22, 16. 10 In den Propheten sind die poetischen Bücher des A. T. eingeschlossen; über die Pflicht des Vaters zum religiösen Unterricht s. Dt 4, 9; 6, 7; 11, 19. 11 Gen 4, 1 ff; 22, 2 ff. 39, 1 ff. 12 Num 25, 6 ff Dan 3, 1 ff. 13 Dan 6, 1 ff 14 Is 43, 2 LXX 15 Ps 34, 20. 16 Prov 3, 18 LXX 17 Ez 37, 3 LXX 18 Dt 32, 39 LXX und 30, 20 24 Die Schlußdoxologie findet sich häufig in den jüdischen Schriften (Ps 3 Mak 7, 23, Sir 51, 30 Tob 14, 15).
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Aktuelle Ausgaben datieren das Werk auf das Ende des 1. Jh. n. Chr. So. z.B. Hans-Josef Klauck in JSHRZ III/6, 669 (1989).
Siehe auch folgende Artikel aus Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft zu dem hier dargebotenen Text:
- RE:Antiochos 25 (III. Der Große)
- RE:Eleazaros 3
- RE:Appolonios 52