Das Glück der Grafen Rantzau
Eine mildthätige Gräfin auf Breitenburg, die oft den Kranken selbst die Hausmittel hintrug, wurde eines Abends, während eines wilden Wetters, zu einer alten kranken Frau gebeten, die am andern Ende des Dorfes wohnte. Sie war auch bereit, aber ihr Gemahl verbot es. Als sie nun allein in der Dämmerung saß, hörte sie ein Geräusch, und vor ihr stand der Hauskobold mit Kräutern und Tränken; die hieß er sie nehmen und der Kranken hintragen, und der Stimme ihres eignen Herzens mehr folgen, als dem Gebote ihres Eheherrn. Die Gräfin folgte dem Geheiß des Kobolds, und durch ihre Pflege und die Tränke erholte die Kranke sich sichtlich. Als nun am andern Abend die Gräfin wieder im Dämmern allein saß, sah sie den Kobold am Kamin stehen und die Kohlen schüren. Als das Feuer hell aufloderte, warf er eine Schürze voll Hobelspäne hinein und sprach zu der Gräfin: Wenn das Feuer verglommen ist, so suche in der Asche, was du darin findest, das hebe sorgsam [89] auf. So lange die Dinge in deinem Geschlecht sind, wird das Glück den Grafen Rantzau treu seyn. – Als die Gluth verloschen war, sah die Gräfin in der Asche nach, und fand darin eine goldene Spindel, einen goldenen Becher und noch ein Drittes. Dieß Letzte ist an einen jüngeren Zweig gekommen, der es verloren hat und jetzt güterlos ist. Die Spindel aber – so behauptet die Sage – ist noch auf Breitenburg, der Becher auf Rastorff.