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Das Muttergottes-Bild am Felsen

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Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Das Muttergottes-Bild am Felsen
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aus: Deutsche Sagen, Band 1, S. 446
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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Bearbeitungsstand
fertig
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[446]
347.
Das Muttergottes-Bild am Felsen.
Mündlich, aus Oberwallis.

Im Visperthal an einer schroffen Felsenwand des Rätibergs hinter St. Niklas stehet hoch oben, den Augen kaum sichtbar, ein kleines Marienbild im Stein. Es stand sonst unten am Weg in einem jetzt leeren Capellchen, daß die vorbeigehenden Leute davor beten konnten. Einmal aber geschahs, daß ein gottloser Mensch, dessen Wünsche unerhört geblieben waren, Koth nahm und das heilige Bild damit bewarf; es weinte Thränen: als er aber den Frevel wiederholte, da eilte es fort, hoch an die Wand hinauf und wollte sich auf das Flehen der Leute nicht wieder herunter begeben. Den Fels hinanzuklimmen und es zurückzuhohlen, war ganz unmöglich; eher, dachten die Leute, könnten sie ihm oben vom Gipfel herab nahen, erstiegen den Berg und wollten einen Mann mit starken Stricken umwunden so weit hernieder schweben lassen, bis er vor das Bild käme und es in Empfang nehmen könnte. Allein im Herunterlassen wurde der Strick, woran sie ihn oben festhielten, unten zu immer dünner und dünner, ja als er eben dem Bild nah kam, so dünn wie ein Haar, daß den Menschen eine schreckliche Angst befiel und er hinaufrief: sie sollten ihn um Gotteswillen zurückziehen, sonst wär er verloren. Also zogen sie ihn wieder hinauf und die Seile erlangten zusehends die vorige Stärke. Da mußten die Leute von dem Gnadenbild abstehen und bekamen es nimmer wieder.