Das Newe Testament Deutzsch/1 Thess

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« Kol Martin Luther (Übersetzer): Das Newe Testament Deutzsch (Lutherbibel), Wittenberg 1522
1. Brief des Paulus an die Thessalonicher
2 Thess »
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Kapitel
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[318] [WA.DB 7,238]

Vorrhede auff die Erst Epistel sanct Pauli zu den Thessalonicern.

Djße Epistel schreybt sanct Paulus aus sonderlicher liebe vnd Apostolischer sorge. Denn er lobet sie durch die ersten zwey Capitel, wie sie das Euangelion haben von yhm mit solchem ernst angenomen, das sie auch durch leyden vnnd verfolgung drynnen bestanden, vnd allen gemeynen allenthalben eyn schon exempel des glawbens worden sind, vnd gleych Christo vnd seynen Aposteln von den Juden yhren eygen gefreundten verfolgung erlitten hatten, wie er selb auch bey yhn erlitten hatte yhn zum Exempel, vnd eyn heylig leben bey yhn gefurt Dauon danckt er Gott, das solch frucht bey yhn seyn Euangelion schafft hat.

Am dritten zeygt er seynen vleyß vnnd sorge, das solch seyn erbeyt vnd yhr loblicher anfang, nicht durch den teuffel vnd seyne Apostel mit menschen leren verstoret wurden, Drumb hab er zuuor Timotheon zu yhn gesant, solchs zu erkunden, vnd danckt Got, das sichs noch recht bey yhn funden hat, vnd wuntscht yhn das zunemen.

Am vierden ermanet er sie, das sie sich fur sunden hutten vnd guttes vnternander thun, Datzu antwort er yhn auff eyn frage, die sie an yhn durch Timotheon hatten tragen, Von der todten aufferstehung, ob sie alle zugleych, odder nocheynander werden aufferstehen.

Am funfften schreybt er vom iungsten tage, wie der selb komen solle behends vnd schnell, Vnnd gibt yhn ettlich gutte ordnung fur, die andern zu regieren, vnd wie sie sich gegen der ander leben vnnd leren halten sollen.

[319] [WA.DB 7,240]

Die Erst Epistel sanct Pauli zu den Thessalonichern.
Das Erst Capitel.
1 Paulus vnnd Siluanus vnd timotheos.

Der gemeynen zu Thessalonich ynn Got dem vater vnd dem herrn Jhesu Christo.

Gnad sey mit euch vnd fride von Got vnserm vater vnnd dem herrn Jhesu Christo.

2 Wyr dancken Got alle zeyt fur euch alle, vnd gedencken ewr ynn vnserm gepet on vnterlaß, 3 so wyr eyngedenck sind, ewris wercks ym glawben, vnd ewr erbeyt ynn der liebe, vnd ewr gedult ynn der hoffnung, wilche ist vnser herr Jhesus Christus, fur Got vnserm vater. 4 Denn lieben bruder von Got geliebt, wyr wissen, wie yhr außerwelet seyd, 5 das vnser Euangelion ist bey euch geweßen nicht alleyn ym wortt, sondern beyde ynn der krafft vnd ym heyligen geyst, vnd ynn grosser fulle, wie yhr wisset, wilcherley wyr geweßen sind vnter euch vmb ewren willen.

6 Vnd yhr seyt vnser nachfolger worden vnd des herrn, vnnd habt das wort auffgenomen vnter vielen trubsalln mit freuden ym heyligen geyst, 7 also, das yhr worden seyt eyn furbild allen glewbigen ynn Macedonia vnd Achaia. 8 Denn von euch ist außerschollen das wort des herrn, nicht alleyn ynn Macedonia vnd Achaia, sondern an allen ortten ist auch ewer glawbe an Got außbrochen, also, das nicht nodt ist euch etwas zusagen, 9 Denn sie selb verkundigen von euch, was fur eynen eyngang wyr zu euch gehabt haben, vnd wie yhr bekeret seyt zu Gott von den abgottern, zu dienen dem lebendigen vnnd waren Got, 10 vnd zuwartten seynes sons vom hymel, wilchen er aufferweckt hat von den todten, Jhesun, der vns erloset hatt von dem zukunfftigen zorn.

Das Ander Capitel.

Denn auch yhr wisset, lieben bruder, von vnserm eynganck zu euch, das er nicht vergeblich gewesen ist, 2 ßondern als wyr zuuor gelitten hatten vnnd geschmecht geweßen waren zu Philippen (wie yhr wisset) waren wyr dennoch freydig, euch zusagen das Euangelion Gottis mit grossem kempffen. [242] 3 Denn [320] vnser ermanunge ist nicht gewesen zu yrthum noch zu vnreynickeyt, noch mit list, 4 sondern wie wyr von Got bewerd sind, das vns das Euangelion vertrawet ist zupredigen, also reden wyr, nicht als wollten wyr den menschen gefallen, sondern Gotte, der vnßer hertz pruffet.

5 Denn wyr nie mit schmeychelwortten sind vmbgangen (wie yhr wisset) noch dem geytz gestellet, Got ist des zeuge, 6 haben auch nicht preyß gesucht von leuten, widder von euch noch von andern, 7 hetten euch auch mugen schweer sein, als Christi Apostel, sondern wyr sind mutterlich geweßen mitten vnter euch, gleych wie eyn Amme yhrer kinder pflegt, 8 also haben wyr hertzen lust an euch gehabt, euch mittzuteylen, nicht alleyn das Euangelion Gottis, sondern auch vnser leben, darumb das wyr euch haben lieb gewonnen.

9 Yhr seyt wol eyndechtig, lieben bruder, vnser erbeyt, vnnd vnßer muhe, Denn tag vnd nacht erbeyten wyr, das wyr niemant vnter euch beschweerlich weren, vnd predigeten vnter euch das Euangelion Gottis. 10 Got ist der zeuge vnd yhr, wie heylig vnd gerecht vnd vnstrefflich wyr bey euch (die yhr glewbig waret) gewesen sind, 11 wie yhr denn wisset, das wyr, wie eyn vatter seyne kinder, euch ermanet vnd getrostet, 12 vnd betzeuget haben, das yhr wandeln soltet wirdiglich fur Gott, der euch beruffen hatt zu seynem reych vnd zu seyner herlickeyt.

13 Darumb auch wyr on vnterlas Gotte dancken, das yhr, da yhr empfienget von vns das wort gottlicher predigt, namet yhrs auff, nicht als menschen wort, ßondern, wie es denn warhafftig ist, als Gottis wort, wilcher auch wirckt ynn euch, die yhr glewbet. 14 Denn yhr seyt nachfolger worden, lieben bruder, der gemeynen Gottis ynn Judea ynn Christo Jhesu, das yhr eben dasselb erlytten habt von ewren blutfreunden, das yhene von den Juden erlytten haben, 15 wilche auch den herrn Jhesum todtet haben vnd seyne propheten, vnnd haben vns verfolget, vnd gefallen Gotte nicht, vnd sind allen menschen widder, 16 weren vns zusagen den heyden, damit sie selig wurden, auff das sie yhr sund erfullen alle wege, Denn der zorn ist schon endlich vber sie komen.

17 Wyr aber, lieben bruder, nach dem wyr ewer eyn weyle berawbet gewesen sind nach dem angesicht, nicht nach dem hertzen, haben wyr deste mehr geeylet, ewr angesicht zusehen mit grossem verlangen. 18 Darumb haben wyr wollen zu euch komen (ich Paulus) zweymal, vnd Satanas hat vns verhyndert. 19 Denn wer ist vnßer hoffnung odder freude, oder kron des rhumß? Seyt nicht auch yhrs, fur dem herrn Jhesu Christo zu seyner zukunfft? 20 yhr seyt iah vnßer preyß vnd freude.

[244]

Das Dritte Capitel.

Darumb haben wyrs nicht weytter wollen vertragen, vnd haben vns lassen wolgefallen, das wyr zu Athene alleyne gelassen wurden, 2 vnd haben Timotheon gesand vnsern bruder vnd diener Gottis vnd vnsern gehulffen ym Euangelio [321] Christi, euch zustercken vnd zuermanen vmb ewren glawben, 3 das nicht yemand weych wurde ynn disen trubsalln, wilchen (yhr wisset) das wyr begeben sind, 4 Vnd da wyr bey euch waren, sageten wyrs euch zuuor, wyr wurden trubsal haben mussen, wie denn auch geschehen ist, vnnd yhr wisset, 5 Darumb ichs auch nicht lenger vertragen, hab ich außgesand, das ich erfure ewren glawben, auff das nicht euch villeycht versucht hette der versucher, vnd vnser erbeyt vergeblich wurde.

6 Nu aber, so Timotheos zu vns von euch komen ist, vnnd vns verkundigt hat ewren glawben vnd liebe, vnd das yhr vnser gedenckt alltzeyt zum besten, vnd verlanget nach vns zusehen, wie denn auch vns nach euch, 7 Da sind wyr, lieben bruder, getrostet wurden an euch, ynn allem vnserm trubsal vnd nodt, durch ewren glawben. 8 Denn nu sind wyr lebendig, die weyl yhr stehet ynn dem herrn,9 Denn was fur eynen danck kunden wyr Gotte vergelten vmb euch, fur alle diße freude, die wyr haben von euch[1] fur vnserm Got? 10 Wyr bitten tag vnd nacht, das wyr sehen mugen ewer angesicht, vnnd erfullen, so etwas mangelt an ewrem glawben.

11 Er aber Got vnser vater vnd vnser herr Jhesus Christus, schicke vnsern weg zu euch. 12 Euch aber vermehre der herr, vnd lasse die liebe vollig werden vnternander, vnd gegen ydermann (wie denn auch wyr sind gegen euch) 13 das ewre hertzen gesterckt vnd vnstrefflich seyen ynn der heylickeyt fur Got vnserm vater, vnnd auff die zukunfft vnßers herrn Jhesu Christi, sampt allen seynen heyligen.

Das Vierde Capitel.

Fvrder, lieben bruder, bitten wyr euch vnd ermanen ynn dem herrn Jhesu, nach dem yhr von vns empfangen habt, wie yhr solt wandeln vnnd Gotte gefallen, das yhr ymer volliger werdet. 2 Denn yhr wisset, wilche gepot wyr euch geben durch den herrn Jhesum, 3 Denn das ist der wille Gottis, ewer heyligung,[2] 4 das eyn yglicher wisse seyn faß zubehalten ynn [246] heyligung vnnd ehren, 5 nicht ynn der lust seuche, wie die heyden, die von Gott nichts wissen, 6 Vnd das niemant zuweyt greyffe noch verforteyle seynen bruder ym handel. Denn der herr ist der recher vber das alles, wie wyr euch zuuor gesagt vnnd betzeugt haben. 7 Denn Got hat vns nicht beruffen zur vnreynickeyt, sondern zur heyligung 8 Wer nu aber verachtet, der veracht nicht eynen menschen, sondern Gott, der seynen heyligen geyst geben hat ynn vns.

9 Von der bruder liebe aber war vns nicht nott zuschreyben, denn yhr seyt selbs von Got geleret, euch vnternander zu lieben, 10 vnd das thut yhr auch an allen brudern, die ynn gantz Macedonia sind. Wyr ermanen euch aber, lieben bruder, das yhr noch volliger werdet, 11 vnd ringet darnach, das yhr stille seyt, vnd das ewre schaffet vnd erbeytet mit henden, wie wyr euch gepotten haben, 12 auff das yhr erbarlich wandelt gegen die, die draussen sind, vnd nichtis bedurffet.

[322] 13 Wyr wollen euch aber, lieben bruder, nicht verhalten, von denen die da schlaffen, auff das yhr nicht traurig seyt, wie die andern, die keyne hoffnung haben. 14 Denn so wyr glewben, das Jhesus gestorben vnd aufferstanden ist, ßo wirt Gott auch, die da entschlaffen sind durch Jhesum, mit yhm furen. 15 Denn das sagen wyr euch als eyn wort des herrn, das wyr, die wyr leben, vnd vberbleyben ynn der zukunfft des herrn, werden denen nicht furkommen, die da schlaffen, 16 Denn er selb der herr, wirt mit eynem felltgeschrey vnd stym des ertzengels vnnd mit der posaunen Gottis ernydder komen vom hymel, vnnd die todten ynn Christo werden aufferstehen zu erst, 17 darnach wyr, die wyr leben vnd vberbleyben, werden zu gleych mit den selbigen hyngetzuckt werden ynn den wolcken, dem herrn entgegen yn der lufft, vnd werden also bey dem herrn seyn alltzeyt, 18 So trostet euch nu mit disen wortten vnternander.

Das Funfft Capitel.

Von den zeytten aber vnnd stunden, lieben bruder, ist nicht nott zuschreyben, 2 Denn yhr selb wisset gewisß, das der tag des herrn wirt komen, wie eyn dieb ynn der nacht, 3 Denn, wenn sie werden sagen, es ist fride, es hatt keyn fahr, ßo wirt sie das verterben schnell vbirfallen, gleych wie der schmertz des schwangern weybs, vnd werden nicht entfliehen. 4 Yhr aber, lieben bruder, [248] seyt nicht ynn der finsternis, das euch der tag wie eyn dieb, ergreyffe 5 yhr seyt alltzumal kinder des liechts vnd kinder des tages, Wyr sind nicht von der nacht noch von der finsternis.

6 So last vns nu nicht schlaffen, wie die andern, ßondern last vns wachen vnd nuchtern seyn. 7 Denn die da schlaffen, die schlaffen des nachts, vnd die da truncken sind, die sind des nachts truncken. 8 Wyr aber die wyr des tages sind, sollen nuchtern seyn, angethan mit dem krebs des glawbens vnd der liebe, vnd mit dem hellm der hoffnung auff die selickeyt. 9 Denn Got hat vns nicht gesetzt zum zorn, sondern die selickeyt zuerwerben durch vnsern herrn Jhesum Christ, 10 der fur vns gestorben ist, auff das, wyr wachen odder schlaffen, zugleych mitt yhm leben sollen, 11 Darumb ermanet euch vnternander, vnnd bawet eyner den andern, wie yhr denn thut.

12 Wyr bitten aber euch, lieben bruder, das yhr erkennet die an euch erbeyten, vnd euch furstehen ynn dem herrn, vnd vermanen euch, 13 haltet sie deste mehr ynn der liebe, vmb yhres wercks willen, vnd seyt fridsam mit yhnen. 14 Wyr ermanen aber euch, lieben bruder, vermanet die vngetzogen, trostet die kleynmutigen, vertraget die schwachen, seyt langmutig gegen yderman, 15 sehet zu, das niemant boses mit bosem yemand vergelte, sondern alltzeyt iaget dem guten nach, vntern [323] ander vnd gegen yderman. 16 Seyt alltzeyt frolich, 17 betet on vnterlaß, 18 seyt danckbar allenthalben. Denn das ist der wille Gottis ynn Christo Jhesu an euch.(lesschet) wie woll die geyster sich sollen richten lassen von der gemeyn .1. Corinth. 14. ßo sol man sie doch auch widderumb nicht vnerkant dempffen, oder verstossen, sondern verhoren vnd pruffen, alßo die weyssagung auch, vnd alle lere.

19 Den geyst leschet nicht aus, 20 Die weyssagung verachtet nicht, 21 Prufet aber alles, vnd das gute behaltet, 22 Meydet allen bosen scheyn. 23 Er aber, der Gott des frids, heylige euch durch vnnd durch, vnd ewer gantzer geyst vnd seel vnd leyb musse behalten werden vnstrefflich auff die zukunfft vnsers hern Jhesu Christi. 24 Getrew ist der euch rufft, wilcher wirtts auch thun. 25 Lieben bruder, betet fur vns. 26 Grusset alle bruder mit dem heyligen kusß. 27 Jch beschwere euch bey dem herrn, das yhr die Epistel lesen lasset allen heyligen brudern. 28 Die gnade vnsers herrn Jhesu Christi sey mit euch AMEN.

Zu den Thessalonichern die erste, Geschrieben von Athene.

  1. Druckfehler im Original: ench. Hier nach WA.DB korrigiert.
  2. Versehentlich fiel in den ersten Ausgaben an dieser Stelle aus: das yhr meydet die hurerey.