Das Schloß zu Detmold
Das Schloß zu Detmold.
Heut, wo mit lautrem Glanze
Sich schmückt der Lipper-Gau,
Sei Dein im Ehrenkranze
Gedacht auch, Fürstenbau!
Bejahrt, und dennoch jung:
Du, nicht an Bildwerk reicher,
Als an Erinnerung!
Von Söller und Altane,
Weht heut die Friedensfahne
Zum Festgeläut vom Thurm.
Es wandelt durch die Hallen
Der Geist der Vorzeit heut,
Ein froh Willkommen beut.
Gegrüßt, ihr Herrn, zur Feier,
Zum Tag, den Gott geschickt,
Da Hermann, der Befreier,
Euch grüßt an dieser Stätte
Ein sanfter Laut wol auch,
Als ob das Echo hätte
Geweckt ein Geisterhauch.
Sich hebt das Mal von Erz,
Hält Zwiesprach mit Thusnelden
Hier eines Weibes Herz;[1]
Wer sagt, was sie gelitten,
Als von des Corsen Schritten
Des Schlosses Grund erbebt?
Von Efeu wird umsponnen
Des Fensters steinerner Rand;
Heut durch die Blätterwand,
Daß dieses Tags ein Schimmer
Der Fürstin Stirn bescheint,
Die fest und treu für immer
Und horch! – ein heimlich Tauschen
Durch Saal und Wölbung schallt,
Als wär’s ein Blätterrauschen
Vom Teutoburger Wald.
Und vor Paulina’s Bild
Tritt still der deutsche Kaiser,
Wehmuth ergreift ihn mild.
Manch Bild aus fernen Zeiten
Und viel Gestalten schreiten
An ihm dahin – doch rührt
Ihn keine so wie diese;
Ob er wol, traumversenkt,
Der Mutter hier gedenkt?
Heil, edelster der Gäste,
Heil, Kaiser Wilhelm Dir!
Und Heil Dir, Haus und Veste,
Umringt vom Wälderschoße,
Drin Deutschlands Feind zerschellt,
So blüh, Du rothe Rose,
Lang noch im Silberfeld!
Julius Rodenberg.
- ↑ Im Weißen Zimmer des Schlosses befindet sich, unter Anderen, die marmorne Bildsäule der Thusnelda und die Marmorbüste der unvergeßlich im Herzen ihres Volkes lebenden Fürstin Paulina, welche, für ihren Sohn Leopold die vormundschaftliche Regierung führend, sich 1807 genöthigt sah, dem Rheinbunde beizutreten.