Das Teufelswehr

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Autor: Heinrich Gottlob Gräve
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Titel: Das Teufelswehr
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aus: Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz, S. 164–166
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Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: F. A. Reichel
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Erscheinungsort: Bautzen
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Quelle: MDZ München, Commons
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[164]
LXIX. Das Teufelswehr.

In der Gegend von Wehrau ist das sogenannte Teufelswehr, von welchem folgende Sage.

[165] Im zwölften Jahrhunderte kehrte von der Wanderschaft aus Welschland – wo er neben seinem Handwerke verbotene Künste getrieben hatte – zurück der Mühlenknappe Melchior Zange. Hier gefiel ihm die Gegend und er beschloß sich daselbst anzusiedeln. Freilich hatte die Reise das Geld erschöpft, jedoch er wußte Rath, indem er auf zehen Jahre mit dem: Gott sey bei uns! einen Bund schloß, sich ihm mit Leib und Seele verschrieb, wogegen dieser ihm eine Mühle mit allem Zubehör zu bauen, auszustatten und zehen Jahre treu und ehrlich zu dienen versprach.

Der Lügengeist hielt Wort. Am andern Morgen erhob sich ein stattliches Mühlengebäude, mit Allem im Ueberfluß reichlich versehen, schön, mit mehr als zum Nothbedarf erforderlichen Stuben, Kammern, Boden, Küch’ und Keller versorgt, mit köstlichem Hausrath, herrlichem Vieh und Geschirr ausgestattet die Ställe und mit Waizen, Korn, Hafer und Gerste die Scheuern gefüllt. Alles herrlich und trefflich, selbst köstlichen Wein und süßen Most barg der weitläufige Keller. – Kurz der reichste Müller in Holland würde Meister Zange um dieß Eigenthum beneidet haben, dessen Wunderbarstes jedoch das Wehr in dem Zustande, in welchem es sich damals befand, war.

Die Zeit des Vertrages über hatte aber freilich Meister Urian einen schweren Dienst bei dem Müller, der – ob es ihm gleich weder an Mahlgästen noch sonstigem reichlichen Erwerb fehlte – den Flammenhauchenden baß quälte, indem er sich in seines Gebieters oft sonderbare Launen fügen, bald ihm fremdartige – vorzüglich welsche [166] – Genüsse verschaffen, bald hier einen Garten schaffen, dort Berge anlegen, hier selbige abtragen, Teiche graben und sie mit seltenen Fischen besetzen, Lustwäldchen schaffen und sie mit Sangvögeln bevölkern, Flüsse von hier ab- und dort hinleiten mußte; kurz er hatte – wie man sagt – alle Hände voll zu thun und wußte oft nicht, wo ihm der Kopf stand.

Doch, da alles Ding seine Zeit hat; so war auch das letzte Viertel im Stundenglase abgelaufen und bald nahte des Bündnisses Ende; aber hier war der Müllermeister klüger als der Teufel, indem er sich nämlich einem Kapuziner anvertraut hatte, der ihm bei Lebensbesserung volle Vergebung zusicherte. Zange betete, fastete und kasteite sich, nahm die Mönchskutte und war, da die Stunde des Vertrags abgelaufen war und sich Satanas seiner Seele bemächtigen wollte, nicht zu Hause, sondern innerhalb der heiligen Mauern, wo der Böse keine Macht an ihm hatte. Dieser nun ärgerte sich nicht wenig, daß er von einem Adamssohn war überlistet worden, warf daher im Ingrimm in der Nacht des 1. Aprils die ganze Herrlichkeit zusammen und ließ davon nichts, als das Wehr zur immerwährenden Erinnerung übrig.