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Das Zauberpferd bei Bottelsdorf

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Das Zauberpferd bei Bottelsdorf
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 336-338
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[336]
386) Das Zauberpferd bei Bottelsdorf.
S. ebd. Bd. III. S. 417 sq.

Am 6. Febr. 1731 saß der Amtsactuar zu Rochsburg [337] mit einem Freunde Abends zwischen 7 und 8 Uhr in einer Stube, da erhob sich auf einmal ein furchtbarer Sturmwind und gleichzeitig hörten sie eine Mannsstimme laut und erbärmlich ohne Unterlaß rufen: „um Gottes Willen, helft mir helft mir.“ Sie eilten schnell herunter in der Meinung, daß Jemandem ein Unglück während des heftigen Schneesturmes zugestoßen sei, suchten in diesem Schnee nach Menschenspuren und wurden dabei von drei herrschaftlichen Jägern, die denselben Ruf gehört hatten, unterstützt. Diese suchten nun weiter die nächste Umgebung ab, wobei ihnen ihr Hund aber keine Gesellschaft leistete, sondern ängstlich zurücklief, der Actuar hörte aber das Rufen noch lange, bis es endlich aufhörte. Halb erfroren kehrten alle in die Stadt zurück und begaben sich in den Gasthof, wo sie noch eilf andere Personen fanden, die dasselbe Rufen gehört hatten und in gleicher Absicht aus ihren Häusern herbeigeeilt waren. Gesprächsweise aber erfuhr der Actuar, daß Einzelne dasselbe Geräusch früher schon oft dort gehört hatten.

Am nächsten Tage ward jedoch auf dem Gerichtsamt angezeigt, daß an demselben Abend ein alter Mann aus Bottelsdorf sich in Rochsburg von einem Bäcker einen Sack voll Bretzeln geholt hatte, um dieselben auf den nahe gelegenen Dörfern herumzutragen und zu verkaufen. Als derselbe an die Stelle kam, wo sonst der brennende Mönch zu erscheinen pflegt, erhob sich plötzlich ein furchtbarer Sturmwind und jener erblickte vor sich eine Anzahl Pferde, auf deren eins er nebst seinem Sack durch eine unsichtbare Gewalt geschwungen ward. Darauf flog besagtes Pferd mit ihm in die Luft und drehte sich in einem Wirbel herum, sodaß er vor Angst nicht wußte, was er mit seinem Bretzelsack anfangen sollte. Er sah schon das gräfliche Schloß und die umliegenden Dorfschaften unter sich liegen, nachdem er aber ganz verzweifelt zu Gott gebeten, er möchte ihm doch in seiner Noth zu Hilfe kommen, ward er, als gerade die Glocke eilf schlug durch eben diese geheimnißvolle Kraft wieder an diejenige Stelle, wo ihn das Pferd aufgenommen hatte, zurückversetzt, [338] und nun gelang es ihm seine Behausung zu erreichen, er verfiel aber sofort in eine schwere Krankheit.