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Das kaiserliche Schloß in Straßburg

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Textdaten
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Titel: Das kaiserliche Schloß in Straßburg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 849, 860
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[849]

Das kaiserliche Schloß in Straßburg.

[860] Das kaiserliche Schloß in Straßburg. (Mit Illustration S. 849.) Dieser Palast erhebt sich im Norden der alten Stadt und ungefähr in der Achse derselben von Süden gegen Norden. Er bildet mit den neuen Universitätsgebäuden den Mittelpunkt der Stadterweiterung am linken Ufer der Ill, wie die Universität für das Gebiet am rechten. – Die Façaden der beiden Gebäude sind sich einander zugewendet. Es wird eine stolze Straße sein, wenn einmal die monumentale Brücke über die Ill führen und die Straßenzeile ausgebaut sein wird, an deren beiden Eckquadraten gegen den Kaiserpalast hin sich öffentliche Gebäude – man spricht vom Landesausschußgebäude und der Landesbibliothek – erheben werden. Der Bau des Kaiserpalastes steht unter der Leitung des verdienten Landbaumeisters Eggert, der sich bei den Universitätsbauten als tüchtiger, allen Schwierigkeiten seiner Aufgabe gewachsener Architekt gezeigt hat. Er konnte den Bau vor etwa drei Jahren beginnen. Die für einen Kaiserpalast etwas geringen Verhältnisse – wir zählen ungefähr 75 Meter Façade auf 50 Meter Tiefe ohne Apsis – bemessen sich nach den finanziellen Mitteln, die vom Reichstage gefordert und von diesem bewilligt wurden. Der Stil ist der des toskanischen Palastbaues der Frührenaissance.

Eine mächtige Kuppel, die auf den Hauptraum im Innern deutet, überragt den gedrungenen Bau, der bis an das Gesims Rusticamauern zeigt. Die Nischen über dem Eingange sind mit trefflich ausgeführten allegorischen Figuren gefüllt; reiches Cartouchenwerk schmückt die Strebewände zwischen den Fenstern. Eine Eigenthümlichkeit des Baues ist die Dachbedeckung, die nach altgriechischem Muster aus mannigfach geformten Thonziegeln sich zusammensetzt und von „Villeroy und Boch“ geliefert wurde. Die Bauarbeit war von der bekannten Firma Holtzmann in Frankfurt a. M. übernommen worden, welche bei dem Universitätsbau ihre Leistungsfähigkeit in so glänzender Weise erprobt hatte.

Ein banges Gefühl erfüllt heute die Seele des Vorüberwandernden. Im vorigen Jahre, als wir bei den glänzenden Kaisermanövern unsern Kaiser und an seiner Seite den Kronprinzen in Straßburg sahen, dachten wir an die stolzen Tage des nächsten Kaiserbesuches im Kaiserpalast – und heute? Mögen, wenn das Kaiserbanner zum ersten Male über dem Gebäude schwebt, unsere Befürchtungen zerronnen sein, wie dichter Herbstnebel vor der siegenden Sonne!