Dein Lebensgefühl
Dein Lebensgefühl
Dein tiefstes Lebensgefühl –
wann hast du das gehabt?
Mit einem Freund?
Immer allein.
da lag das Schloß Gripsholm, weit und kupplig,
und da lag der See
und Schweden,
und die staubige Waldecke –
und da fühltest du:
Ich bin.
So war dein Lebensgefühl.
Mit einer Frau?
Einmal, als du nachts nach Hause gekommen bist
von einer vergeblichen Attacke
bei der großen Blonden,
elegant-blamiert, literarisch hinten runtergerutscht,
da standest du vor deinem runden Nachttisch
und sahst in das rosa Licht der Lampe
und tatest dir leid, falsch leid, leid
und fühltest:
So war dein Lebensgefühl …
In der Masse?
Immer allein.
Es ist so selten,
Casanova hatte es einmal.
Vierter Band.
Er sieht bei seiner Geliebten Rosalinde
zwei Kinder, die er ihr vor Jahren gemacht hat,
Sie zeigt sie ihm,
hebt die Beckdecke hoch, die junge Sau,
die Mutter,
um ihn anzugeilen,
was weiß ich.
Und er sieht:
wie der Knabe im Schlummer seine Hand auf den Bauch des Mädchens gelegt hat.
„Da empfand ich“,
„meine tiefste Natur“.
Das war sein Lebensgefühl.
Verschüttet ist es bei dir.
Du wolltest leben
Du willst leben
und vergißt es vor lauter Geschäftigkeit.
Du willst das spüren, was in dir ist,
und hast eifrig zu tun mit dem, was um dich ist –
Wenn du tot bist, wird es dir sehr leid tun.
Noch ist es Zeit –!