Der Beiname gran capitan

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Autor: Isaak Bernays
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Titel: Der Beiname gran capitan
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aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 3 (1890), S. 412–413
Herausgeber: Ludwig Quidde
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Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung J.C.B. Mohr
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Erscheinungsort: Freiburg i. Br
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Quelle: Scans auf Commons
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[412] Der Beiname gran capitan. Dass der in den Italienischen Kämpfen unter Ferdinand d. Katholischen berühmt gewordene Spanische Feldherr Gonzalo Fernandez de Cordoba seinen Beinamen gran capitan mit Recht führte, hat keiner seiner Zeitgenossen bestritten; nur über das Aufkommen des Ehrentitels sind die Meinungen geteilt. Guicciardini schreibt ihn der Spanischen Prahlerei (iattantia Spagnuola) zu, die ihn dem General gleich bei der Ankunft in Italien verliehen habe, einfach um seinen Oberbefehl zum Ausdruck zu bringen. (Storia d’Italia lib. 2; p. 60a der Venet. Ausg. v. 1587). Dagegen bemerkt Zurita (Anales de Aragon V, 93b), dass die Bezeichnung vielmehr [413] dem Französischen Brauch entspreche[1]. Und in einer Geschichte der comunidades in Toledo[2] wird ausdrücklich das Aufkommen des Namens auf die Franzosen zurückgeführt. Nach ihr heisst Gonsalvo gran capitan, weil den Franzosen ein entsprechendes Wort für die Spanischen Adjective mayor oder general fehlte, und sie sich damit halfen, etwa statt mayordomo mayor grand-maître zu sagen[3]. Gran capitan wäre danach nur eine französische Uebertragung von Gonsalvo’s Titel capitan general; und dazu stimmt es, dass der seitdem ständig gewordene Beiname des Spanischen Feldherrn zum erstenmal in der mit den Franzosen zu Atella abgeschlossenen Capitulation (1496) auftaucht (Zurita a. a. O.). Dass diese wirklich damals das Spanische Adjectiv general in solcher Weise umschrieben – im heutigen Französisch würde das Wort einfach beibehalten werden – dafür lässt sich noch aus dem Ende des 16. Jahrhunderts ein Seitenstück anführen. Johann Baptista v. Taxis, der veedor general des Spanischen Heeres in den Niederlanden (Hoynck ran Papendrecht, Analecta Belgica II, 2, 445 f.), wird in den Protokollen der États généraux von 1593 immer grand veador genannt[4]. Die Spanischen Schriftsteller haben also mit Recht gran capitan für eine Französische Version von capitan general gehalten.

J. Bernays.     

Anmerkungen

  1. Er citirt als Beispiele grand connétable und grand sénéchal.
  2. Brit. Mus. Egerton Ms. 309 cap. 4. Sie und nicht die 1872 von der sociedad de los bibliofilos Andaluces herausgegebene Schrift, ist das Werk des Pedro de Alcocer, wie ich noch nachzuweisen gedenke. (Es ist dieselbe, die T. Muñoz y Romero, Diccionario bibliografico historico – – – de España [Madrid 1858] p. 86 n. 62 erwähnt, und die A. Ferrer del Rio, Historia del levantamiento de las comunidades de Castilla [Madrid 1850] p. 155 n. 2 citirt.)
  3. Gonzalo Fernandes, que llaman gran capitan, porque los Franceses, contra quienes el hizo la guerra, no tienen en su lengua este bocablo de maior o general, que aca tenemos, y en el lugar del dicen Gran Maestre al maiordomo maior, y assi gran capitan.
  4. Bernard, Procès-verbaux des États généraux de 1593. Paris 1842. p. 86; 221. Vergl. Rübsam, Joh. Bapt v. Taxis p. 71 Anm. 1 u. 115 Anm. 2. Diesem Analogon gegenüber hat es nichts zu besagen, dass schon Jean d’Autun einmal capitaine-général gebraucht (Chroniques p. p. P. L. Jacob bibliophile. Paris 1834. Vol. II, 395; 398). Der Ausdruck begegnet nur in einem Französisch-Spanischen Vertrage, der natürlich aus dem Lateinischen übersetzt ist. Darin wird der stark zu Latinismen neigende Chronist seiner Vorlage gefolgt sein. An anderer Stelle schreibt auch er grand-capitaine (Vol. I, 251).