Zur Sage von der Päpstin Johanna

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Textdaten
<<< >>>
Autor: Ernst Bernheim
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Zur Sage von der Päpstin Johanna
Untertitel:
aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 3 (1890), S. 412. Nachtrag: Bd. 4 (1890), S. 342.
Herausgeber: Ludwig Quidde
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung J.C.B. Mohr
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Freiburg i. Br
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Päpstin Johanna
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[412] Zur Sage von der Päpstin Johanna. Soviel ich sehe, hat man bisher nicht bemerkt, dass das Prototyp zu der Sage von der Päpstin Johanna sich in der Erzählung des Chron. Salernitanum M. G. SS. III, 481 Cap. 16 aus dem 10. Jahrhundert findet. Es wird da von einem Patriarchen von Byzanz angeblich zur Zeit des Herzogs Arichis von Benevent erzählt, derselbe habe carnali amore nimirum foedatus seine Nichte als Mann verkleidet bei sich gehabt und sie zu seinem Nachfolger wählen lassen, so dass sie wirklich 1½ Jahre die Patriarchenwürde innegehabt habe. Der Teufel verräth nächtlicher Weile dem Herzog Arichis das Geheimnis, dieser berichtet es nach Byzanz, man entdeckt den Trug, und die Seuche, die das Land befallen, weil der Erlöser zürnt, hört auf.

Man sieht hieraus, dass die Sage von der Päpstin Johanna, welche erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts aufkommt, nicht nur aus localen Römischen Anlässen entstanden ist, sondern ein älteres Vorbild in dieser Geschichte von der Patriarchin von Byzanz hat, deren Kern nach Art der Wandersagen auf Römische Verhältnisse angewandt und weiter ausgeschmückt ist. Ob jener Kern etwa noch älteren Ursprungs ist, möchte ich dahinstellen.

E. Bernheim.     


[342] Ich benutze die Gelegenheit, um zu meiner kleinen Mittheilung über die Sage von der Päpstin Johanna einen Nachtrag zu geben. Wie verbreitet und geglaubt die Geschichte von einer Byzantinischen Patriarchin noch im 11. Jahrhundert in Italienischen, speciell in Römischen Kreisen war, ersieht man daraus, dass Papst Leo IX. sich nicht scheut, dieselbe in seinem grossen Rechtfertigungsschreiben an den Patriarchen von Byzanz diesem selber vorzurücken. Leo sagt da (Mansi, Sacr. conc. collectio 1774 Band XIX S. 649 § 23): „Absit autem, ut velimus credere, quod publica fama non dubitat asserere, Constantinopolitanae ecclesiae contigisse ut eunuchos contra primum sancti Nicaeni concilii capitulum passim promovendo feminam in sede pontificum suorum sublimasset aliquando“; obwohl letzteres kaum zu glauben, müsse er es am Ende doch für möglich halten, „quia eunuchos et aliqua parte corporis imminutos – – – ad pontificatum – – – adhuc promovetis“.

E. B.