Der Einsiedel im Thale der rothen Weißeritz

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Der Einsiedel im Thale der rothen Weißeritz
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 245–246
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Quelle: Google-USA* und Commons
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264) Der Einsiedel im Thale der rothen Weißeritz.
(B. Cotta), Tharand und seine Umgebungen. Dresd. u. Lpzg. 1835. 16. S. 91.

Ganz in der Nähe des Städtchens Tharand[1] befindet sich das Thal der rothen Weißeritz. Hier gestatten schroffe [246] Felsenriffe und wild aufbrausende Fluthen im Frühjahr kaum einen schmalen Pfad am linken Gehänge hin. Eine felsige Landzunge, der sogenannte Einsiedel, wo einmal ein Einsiedler seine Clause gehabt haben soll, ist in der Umgegend als ein Ort, wo es spukt, berüchtigt. Man erzählt sich von grauen Männchen, die da herumgehen, und von Geistern, die einen dort verborgen liegenden Schatz bewachen sollen, den nur eine ganz reine Jungfrau heben kann. Ein Mann aus dem nahegelegenen Somsdorf sah vor einigen vierzig Jahren, wie ein kleiner, höhnisch lachender Zwerg eine alte Frau vom Berge herabzerrte, die dann zerkratzt und halb besinnungslos in ihre Heimath ankam. In demselben Thale befindet sich auch der Nixenhügel (bei der langen Brücke am Felsen hin), der sehr tief und von zwei Wassernixen bewohnt ist.


  1. Das Wahrzeichen der Stadt ist eine in Stein gehauene und neben dem Thorwege der Schloßmühle eingemauerte und roth angestrichene Granatblüthe, welche sich darauf bezieht, daß die Weißeritz Granaten mit sich führt, weshalb seit der zweiten Hälfte des 15. Jhdrts. der Ort selbst Granaten hieß. Von dem alten Schlosse hat man zwar keine gleichzeitige Abbildung mehr, allein der verstorbene Director d. Kgl. Kupf. Cab. Frenzel vermuthete mit Recht, daß die Darstellung einer Burg von dem anonymen altdeutschen Kupferstecher S. N. in dem K. Oeff. Kupferstich-Cabinet und in der Privatsamml. S. M. d. höchsts. K. (Nr. 6579) befindlich und von Heinecken, Nachr. Th. I. S. 384 beschrieben, dasselbe, wie es zu jener Zeit noch aussah, wiedergiebt. Der Name Granaten hat übrigens zu einer sonderbaren Verwechselung Anlaß gegeben. Schlenkert, Tharand. (Dresd. 1797. S. 84) und nach ihm der Verfasser von: „Die Weißeritzthäler und ihre Umgebung.“ Dr. 1833. 12. S. 78 erzählt nämlich, Kurfürst Moritz habe 1549 dem nachherigen Kaiser Maximilian II., als er noch Erzherzog gewesen, 1548 hier ein glänzendes Jagdfest gegeben und beruft sich auf ein hdschr. auf der Dresdener Bibliothek befindliches lateinisches Gedicht eines gewissen Stephan Schirrmeister aus Nürnberg: Venatio inclyti, pii ac augusti romanorum imperatoris ac Bohemorum regis etc. Maximiliani ad Granatam in Hexametern, welches dem Churfürst August dedicirt ist (Dresd. d. 4. Septbr. 1568, Hdschr. z. sächs. G. I. 128). Darin wird die bekannte Geschichte erzählt, daß sich Maximilian auf einer Jagd von den Seinigen verirrte und in eine Wildniß gerieth, wo er nach langem Herumstreifen in ein Haus kam, in dem sich Räuber aufhielten, die auch den Plan faßten, ihn des Nachts zu ermorden. Indeß durch ein Frauenzimmer gewarnt, war er auf seiner Hut und erlegte die meisten seiner Feinde. Als nun der Lärm des Kampfes Bauern aus der Nähe herbeizog, ward er, trotzdem daß er seinen Stand entdeckte, gefangen und gebunden in das nächste Dorf vor den Richter geführt, von diesem aber natürlich losgelassen. Diese Begebenheit geschah aber bei Granada in Spanien, und hat Schlenkert dieselbe wohl nur aus absichtlicher Täuschung nach Tharand versetzt. S. Hasche, Mag. d. sächs. Gesch. Bd. II. S. 24. Abendzeitung 1818. Nr. 106. cf. Götze, Merkwürd. d. Dresd. Bibl. Bd. III. S. 89.