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Der Fallsüchtige in der Kirche zu Annaberg

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Der Fallsüchtige in der Kirche zu Annaberg
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 444–445
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[444]
511) Der Fallsüchtige in der Kirche zu Annaberg.
Poetisch beh. b. Ziehnert, Bd. III. S. 143 sq. S. a. Textor, hist. Bildersaal, B. IV. S. 141 sq.

Am 26. Juli des Jahres 1519 ward die St. Annenkirche in der Stadt Annaberg durch den Bischof von Meißen, Johann VI., geweiht und bei dieser Gelegenheit ereignete sich folgende wunderbare Begebenheit, welche durch ein, wahrscheinlich von L. Cranach gemaltes Bild, das sich am Grabmonumente L. Pflocks, eines reichen Bergherren, der bei diesem Vorgange zugegen war, befindet, noch heute im Andenken erhalten wird. Als nämlich die Procession, bei der sich auch Herzog Georg von Sachsen befand, an der Pforte der Kirche angelangt war und der Bischof sich anschickte, dieselbe zu weihen, sah er plötzlich einen zerlumpten Bettler, der sich in epileptischen Zuckungen auf der Erde herumwälzte, vor sich. Da erhob sich in der Seele des geistlichen Herrn der Verdacht, die Krankheit dieses Elenden sei nur eine verstellte und derselbe benutze dieselbe blos, um bei dem heutigen hohen Feste das Mitleid der Anwesenden zu erregen. Er hob also die Rechte zur Benediction, schlug ein Kreuz über den Bettler und sprach mit lauter erhobener Stimme: „Bist Du wirklich krank, so helfe Dir der Herr, verstellest Du Dich aber, so strafe er Dich!“ Kaum hatte er diese Worte gesprochen, so [445] geschah es, daß die von dem Bettler vorgegebene Krankheit zur Wirklichkeit ward, ein fürchterliches Geschrei verkündete ihr Dasein und mehrere starke Männer waren jetzt kaum im Stande, den Unseligen in seinen Zuckungen zu bändigen und auf die Seite zu bringen.[1]


  1. Diese Begebenheit stimmt so mit der unter Nr. 290 erzählten Sage, daß es wahrscheinlich ist, daß sie nur durch Mißverständniß auch nach Freiberg verlegt worden ist.