Der Fuchs

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Autor: Karl und Adolph Müller
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Titel: Der Fuchs
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aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 763–766
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Thiercharaktere. Nr. 4
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Der Fuchs am Dohnensteig.
Originalzeichnung von C. F. Deiker in Düsseldorf.

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Thiercharaktere.

4. Der Fuchs.
Von Gebrüder Adolf und Karl Müller.

Eben hat die Nebelhaube auf einer der Kuppen des Gebirges sich etwas zu Thal gesenkt, und ein bleicher Strahl stiehlt sich durch den leichteren Dunst über der herbstlich gelichteten Buchenwaldwölbung. Still ist die Waldnatur; nur daß jetzt das Geraschel eines vom Reif geknickten fallenden Laubblattes die Stille unterbricht, nun der eigenthümliche Ruf „Schaokschaokschaok“ einiger Vogelkehlchen unser Ohr trifft. Horch! jetzt ertönt’s plötzlich wie erstickte Stimmen sterbender Vögel – ein Geflatter erfolgt – dann ist’s wieder lautlos wie zuvor. Neue Nebelstreifen kommen und ziehen durch’s Gehölze mit grauem Flor, der endlich heller und heller von dem steigenden Tage durchbrochen wird. Allmählich dämmern die glatten Stangen eines Buchenortes aus dem Zwielicht auf – und auf einmal wie durch einen Zauber beleuchtet der siegende Frühstrahl eine belebte Waldscene vor uns, wie wir sie unter der vorherigen Stille des öden Nebelgrauens nicht geahnt hätten.

Wir stehen vor einem „Dohnensteig“ oder einer „Vogelschneiße“. Längs eines alten Holzweges hängen „Dohnen“ oder „Biegel“ in Dreiecksform am niedergehenden Geäste und Gezweige der Buchen, die kleinen Galgen mit unterhängenden Vogelbeeren und in der Mitte mit zwei in ihren „Schleifen“ halb sich deckenden Pferdehaarschlingen versehen, den nach den Beeren abwärts pickenden Vögeln den Hals verschlingend. Nun löst sich uns auch das Räthsel der vorher vernommenen Klagetöne: – an mehreren Dohnen hängen in den Schlingen gefangene Krammetsvögel. Ein „Flug“ vor unserem Anblick scheu gewordener Drosseln ist aufgestoben und fällt nahe wieder in die Schneiße ein, da und dort den Tod sterbend in den trügerischen Biegeln. – Doch horch! der ewig rege Wachtmeister des Waldes, der Eichelheher, ruft mit einem gellenden „Gähk“ Etwas an – und was kündet plötzlich der langgezogene Warnruf „Sieh“ des Rothkehlchens dort auf jener Hartriegelstaude, über die sich das zählebige Grün der Brombeerranke schlingt? Das hohe Schnellen des Schwanzes und die tiefen Bücklinge unter dem wiederholten Warnungsrufe deuten an, daß das wache Thierchen des Waldgebüsches etwas Auffallendes in seinem Waldbereiche bemerkt hat und nun der Umgebung seine Entdeckung auszuplaudern bestrebt ist. Ja, es muß eine ganz besondere Erscheinung die Bühne des Waldes betreten, da jetzt auch der kleine schelmische Gnom Zaunkönig hinter einem Holzstoße hervor in einer langen Reihe von rrrrr unter dem beweglichen Tactstäbchen seines hochaufgeschürzten Hintertheils den erregten Gefühlen seines Herzens Luft macht.

Und sieh! die Wächter der Gebüsche haben den Rechten verrathen. Schon ist er „vertraut“ den „Paß“ heran zum Holzweg geschlichen. Da steht er im Lichten „windend“, die feine Nase hoch in der Luft; da steht er mit dem eigenthümlich mephistophelischen Schielen der grünlich leuchtenden Augen voll Lüsternheit und Blutdurst, die Muskeln jedes Gliedes gespannt vor Erwartung, das „Gehör“ vorgereckt und also das vor ihm liegende Jagdrevier auskundschaftend. Es ist Niemand anders als unser Gauner Fuchs, der Waldräuberhauptmann mit dem stets wandelbaren Mordsinn auf Alles, „was da kreucht und fleucht“, vom Hirschkalb und Reh bis zur Maus herab, vom dummbrütenden [764] Auerhuhn am Holzwege bis zum verborgenen Neste des Zaunkönigs am bewurzelten Raine hin, vom Fisch und Krebs im Wasser, dem Frosch im Sumpfe bis zum Heuhüpfer im Grase oder dem Schmetterling auf der Blume. Jetzt hat sein reges Gesicht den ersten Vogel über sich in der Dohne bemerkt. Welch’ ein Leben durchzuckt das Thier! Die „Ruthe“ bewegt sich in Schlangenwindungen, das Gehör dreht sich zuckend vor und zurück, die Nase arbeitet aufwärts, immer lüsterner reckt sich Kopf und Hals, und jetzt hebt sich das Vordertheil den nächsten Buchstamm hinauf.

Fürwahr, der Dieb und Räuber im glänzenden Momente, in seiner Glorie, hingezaubert von Meister Deiker! Schon haben die Spätherbstnebel und kalten Nächte seinem „Balg“ den charakteristischen Reif auf den Haarspitzen über Rücken und Schultern hin entlockt, so wie sich auch die Ruthe höher und voller mit der weißen „Blume“ geziert hat. Es ist ein alter, geriebener „Brandfuchs“: – das zeigen uns seine dunkle Unterfärbung unter dem hellen Rückenreif, der aschgraue Bauch und die gleichgefärbte Kehle, so wie die ungemein starken schwarzen Läufe; das kündet der dunkle Schnauzstreif über den weißen Lippenrändern, die lüstern geöffnet das Elfenbeingebiß zeigen. Nun hat er die ganze „Witterung“ des noch warmen Krammetsvogels, des leckeren Bratens, den er schon einige Morgen hintereinander durch meisterlichen Sprung nach den tiefer hängenden Biegeln hinauf zum Verdruß des Försters geraubt. Eben ist er im Begriff, sich durch eine Wendung des Hintertheils zur Linken, angestemmt mit den Vorderläufen an den Baumstamm, eine doppelte Schnellkraft mit den vier Läufen zugleich zum Satze nach dem Vogel zu geben: – – aber „warte, Spitzbube!“ so klingt’s gleichzeitig im Gemüthe des anstehenden Försters im Hintergrund auf, der im „Anschlage“ seinem Rohre sofort den rächenden Hagel entsendet. Ein Knall durch die echoweckenden Buchenhallen und Meister Reinecke endet die vielbewegte Laufbahn seines Lebens.

Schildern wir dieses in seinen hervortretendsten Zügen. Und fürwahr, es ist kein überflüssiges Beginnen. Ist doch unser Fuchs einer der allbekanntesten Unbekannten. Unbekannten, behaupte ich; denn obwohl jede sogenannte Naturgeschichte uns sagt, daß wir im Fuchs den interessantesten Vertreter unserer heimischen Waldthiere vor uns haben: so beweisen doch nur zu viele dieser Aufzeichnungen über unseres Thieres Leben, daß man sein Wesen und seinen Wandel noch lange nicht genau kennt.

In die verdeckten, freilich oft mühsamen Pfade der Bergwaldeinsamkeit mußt Du lenken, willst Du hinter das wahre Hausen des Raubthieres kommen. Aber es ist lohnend, dieses stundenlange stille Ausharren im grünen Palast, jetzt hoch oben auf den Felsgeröllen der Bergkuppen nahe den Wolken, nun tief unten im heimlichen Dämmer der Waldschlucht am Geriesel der Felsquelle. Und endlich belohnt sich doch die unverdrossene Hingebung an den Gegenstand durch die Gelegenheit, einem geheimen Zug des Thieres zu belauschen, und alle Mühe und vergeblichen Gänge sind vergessen.

Wir betreten einen Buchwald mit seinem Geäste, das sich zum mächtigen gothischen Domgewölbe den Berghang hinaus spannt. Von seinem ersten Maigrün umwoben, herrscht magisches Zwielicht in ihm. Eine wohlthuende Dämmerung erfüllt ihn, aber unser Auge durchdringt bald seine Räume und erspäht hier die vom Gesträuch des Hollunders, des Schneeballs, der Faul- und Vogelbeere bewachsene, vielberühmte Feste Malepartus, den Bau unseres Fuchses. Hier an heimlicher Stelle hat sich der Lumpaci- Vagabundus, getreu seiner Neigung, auf anderer Thiere Unkosten sich’s bequem zu machen, die viel geräumigere und tiefere Wohnung des Dachses angeeignet. Aber nicht etwa nach der Fabel, die sich von Buch zu Buch gleich „Gesetz und Rechten fortgeerbt hat wie eine ewige Krankheit“, daß Reinecke den vielfach stärkeren Grimmbart aus seiner Burg hinausbeiße oder gar auf die verschmitzte Art des absichtlichen Verpestens des Baues durch Absetzen seines Unrathes verjage. Bewahre! Unser Held ist für’s Erste viel zu feig, auch zu klug, nutzlosen Kampf zu beginnen; für’s Zweite ist dem Thiere aber eine List angedichtet worden, die ihm gar nichts helfen würde, weil sie den Dachs gleichgültig ließe, um deren Erfindung endlich das Thier den Menschen wahrlich nicht zu beneiden braucht. Schon an dieser Geburtsstätte des „Gehecks“ oder der jungen Füchse lassen also die Aufzeichnungen über Reinecke’s Lebensgeschichte die Fabel und den Irrthum thätig sein, die sich beide aber gipfeln in der Ansicht über das Ehe- und Familienleben unseres Helden.

Da finden sich Fuchs und Füchsin wie zwei liebende Seelen in einem alten Ritterromane zum ehelichen Bunde zusammen, der nach einigen Schriftstellern sogar für das ganze Fuchsdasein geschlossen werden soll. Der wahre Kenner unseres Waldmephisto weiß aber, daß vornehmlich er der Vielweiberei huldigt; der Kundige weiß, daß in den für unser Thier erregten Tagen des Februar und März bei den heißen Fuchsturnieren der Sieger allein der Minne Preis erringt; er hat es tief im Walde dem geheimnißvollen Wandel der Frau Füchsin abgelauscht, daß sie sich ganz insgeheim die Geburtsstätte für ihre Nachkommenschaft erwählt, hier einzig und allein für diese wacht und sorgt und hier auch die rührendsten Aeußerungen von Mutterliebe an den Tag legt. Ja, sie steht so sehr unter der Macht jener zärtlichen Regungen, daß sie, aller ihrer sonstigen Vorsicht baar, nicht selten selbst den gefürchteten, dem Baue nahenden Dachshund förmlich angreift und sogar verjagt. In welchen starken Gegensatz setzt sich dies Bild und Wesen der Fuchsmutter nun mit dem Gebahren des Fuchsvaters! Für ihn giebt es keine Familie. Das zeigt sprechend schon, gegenüber dem von unablässiger Jungenpflege abgenutzten Kleide der Füchsin, sein tadelloser Sommerrock, in dem er sorgenlos Wald, Haide und Feld durchstreift. Enthüllen wir einige Scenen seines Sommerlungerlebens.

Den ersten Tagesschimmer hat das Feldhuhn in der Flur angerufen. In dunklen, undeutlichen Massen ragt der Wald, allmählich mit dem Frühlicht Form und Gestaltung gewinnend. Vor dem Morgenzuge her wogt das Getreide in sanften Wellen dem Walde zu. Dort am äußersten Ende des Ackers, wo der „Steig“ – das Pfädchen, das sich den Sommer über ein Hase auf seinem „Wechsel“ durch die Frucht getreten – am Waldrande ausmündet, peitscht die letzte Halmenwoge ein undeutliches Etwas, welches das Auge vorher nicht gewahrte, das es nun aber beim beginnenden Tage schärfer faßt. Sieh! regt sich der Punkt nicht eben, oder täuscht das wogende Aehrenmeer über ihm? Dieses Fernglas, die Waffe unseres beobachtenden Auges, soll uns den Gegenstand näher bringen. Richtig! – Wie das bemalte Gesicht eines in Laub versteckten nordamerikanischen Wilden auf dem Kriegspfade, so lugt dort am Boden der rothe Kopf eines Fuchses, unbeweglich dem Steig zugewandt. Halmenbedeckt liegt der Rumpf sammt der verräterischen Ruthe des Lauernden in die Furche gedrückt. So wenig diese Stelle sich dem Kundigen als das eigentliche Lager des Thieres zeigt, so gewiß beweist die Lage des letzteren, daß der junge Tag mit einer eigenthümlichen That des erfahrenen, erfinderischen Wegelagerers beginnen wird. Schau! gilt es dem von der „Aeßung“ aus dem Felde jetzt zum Walde kehrenden Hasen? Wahrlich! keinen Anderen; denn da lenkt er ja schon in das Pfädchen, schnurstracks auf den fürchterlichen Hinterhalt zu „hoppelnd“. Immer näher und näher „rückt“ der vertraute Lampe. Für den Aermsten klopft unser Herz, für den sonst so Behutsamen, dessen feines Gehör das leiseste Knistern vernimmt, dessen ewig bewegliche Nase den geringsten verdächtigen Windzug auffängt. Keiner seiner Sinne verräth ihm heute die furchtbare Nähe. Auch jetzt nicht, wo er den Wechsel fortrückt, nur noch einige Schritte entfernt von dem Erzfeinde, der nun aber urplötzlich wie ein rother Teufel mit hochgeschwungener Ruthe und Einem Satze das Opfer an der Kehle packt, der sich nur ein schwaches Klagen des Erstickens entwindet. – So ist er in seinem Raube, der geriebene Fuchspracticus, jeden Lärm, jedes Aufsehen sorgfältig vermeidend und sich rasch, wie er es auch jetzt, nach einem kurzen Umhersehen, den Hasen im Rachen, thut, vom Schauplatz seiner Thaten entfernend.

Wir wollen schweigen von dem Frevel, den er berechnend verübt, wenn tief im Walddickicht die alte Rehgeise ihr Kälbchen auf Augenblicke verläßt und zur Aeßung auf die saftige Waldwiese zieht; denn solcher Streiche einen schildern wir vielleicht auf einem anderen Thiergedenkblatte der Gartenlaube. Künden aber wollen wir als Augenzeugen, wie er, der Schlaukopf Fuchs, vom Schlaraffenleben des Sommers faul, sich’s bequem macht und ganz seiner verschlagenen Natur gemäß dem Geheck den von der Mutter mit Gefahr ihres Lebens erbeuteten Raub aus dem Bauernhofe vom Bau wegstiehlt und hierdurch sich so recht schneidend in Gegensatz bringt mit dem zählebigen Irrthume der Schriftsteller, welche aus ihm den rührendsten Gatten und Kinderpfleger stempeln [766] wollen. Geht in den Wald und seht ihn, ihr Alle, die ihr bewußt und unbewußt die Fabeln nacherzählt, die dem Urbild aller Strolche und Diebe von den Nimroden, diesen schlechtesten Beobachtern des Thierlebens, auf Rechnung geschrieben werden; schaut ihn, den Fuchs, wenn er im geschonten Rocke der im Kampfe um’s sorgenvolle Dasein mager gewordenen Füchsin auf einem seiner Schleich- und Bummelgänge von ungefähr begegnet: – theilnahmlos „trollt“ der treulose Wicht vorüber, der im Vorfrühling um sie als echter Raufbold so manchen Strauß bestanden. Ja, sehen könnt ihr vielleicht obendrein, wie er der Begegnenden Spur folgt, nicht aus Aushänglichkeit oder auch nur aus Geselligkeitstrieb, nein, lediglich um des lieben Diebsgelüstes halber, sobald die Mutter etwa mit Beute beladen dem Geheck zueilt. Der niederträchtigste Zug eines Thiercharakters spricht aus dieser selbstsüchtigen Absicht. – Nur selten gesellt sich unser Fuchs zu Seinesgleichen; es sei denn des Fraßes auf Schindangern halber, oder in der Noth strenger Winter bisweilen in der Absicht, gemeinschaftlich zu jagen. Aber diese losen Verbrüderungen dauern nicht länger als der Zweck, der sie hervorgerufen; oft lös’t sie schon hier der Streit um eine gemeinschaftlich erfaßte Beute, dort die von Hunger gesteigerte Freßgier und der stets wache Diebssinn.

Ein Grundzug des alten Fuchses ist Bedachtsamkeit auf seine Sicherheit und in der Entfaltung dieser Eigenthümlichkeit bewährt sich Reinecke glänzend als ein Wesen mit erfinderischer Seelenthätigkeit. Man findet den in der Schule der Erfahrung Gewiegten selten auf dem breiten augenfälligen Paß der „gangbaren“ (besuchten) Baue, worin sich die ungewitzigte Fuchsjugend an stürmischwüsten Novembertagen oder beim ersten Schnee oft bis zu drei oder vier zu ihrem Schaden dem Jäger verräth.

Des alten Reinecke Wandel ist verschieden von dem alltäglicher Sünder, fern von der breiten Straße des Gewöhnlichen. Sein Weg ist schmal und verdeckt und die Pforte zu seinem auserkorenen Lager enge, verborgen, gleich dem bekannten Pfade, auf dem der tugendhafte menschliche Dulder pilgert, gleichsam, als hätte in dieser Uebereinstimmung der Zufall für den Gauner im Thierreiche auch noch mit gleißnerischem Scheine wirken wollen. Hier ist es die enge Spalte der hohlen Eiche, durch die er sich zum Lager zwängt, das nicht immer am Boden, sondern auch bisweilen über Mannshöhe in der Höhlung gewählt wird; dort im Dunkel einer Dickung läßt ihn sein Bestreben nach Sicherheit den Hebel ansetzen zur sauren, gefürchteten Arbeit, zur Anfertigung eines „Nothbaues“ (kleinen Schlupfwinkels); hier steckt er sich, echt berechnend, mitten unter der geräuschvollen Arbeit des Landmannes in die dichte Dornhecke eines Raines im Felde, einen wahren Gang in’s Gestrüppe zum Lager bildend; dort endlich, in seinen gewöhnlichen Schlupfwinkeln auf und unter der Erde beunruhigt durch Hunde und Treiber, erhebt er sich gleichsam über sein eigenes Naturell und erwählt sich den Strunk oder schiefen Stamm eines Waldbaumes zum luftigen Lager, auf dem er mit erfahrungsmäßiger Sicherheit oft erstaunlich fest schläft und, ähnlich wie in alten Steinbauten, Jagd und Hunde an sich vorüber ziehen läßt. Kein Wunder, wenn bei solcher geschmeidigen, den verschiedensten Verhältnissen sich anbequemenden Natur, bei solcher erfinderischen Vielseitigkeit unser Reinecke den großen Kampf aufnehmen und bestehen kann, den er fortwährend kämpft mit der Menschheit und kraft dessen er sich den Grad der Meisterschaft viel glänzender erworben, als mancher zweifelhafte Forscher mit dem traurigen Bemühen, das Thier zu einer bloßen Maschine herabzudrücken.