Der Jäger am Mummelsee (Hertz)
Der Jäger reitet zum Berg so jach,
Bleich Liebchen schaut ihm durch Thränen nach.
Er reitet vorbei durch Gestrüpp und Dorn,
Er schaut nicht herüber, es grüßt nicht sein Horn.
In einsamer Ruhe der Mummelsee.
In der Tiefe da regt sich grünwogiges Licht.
„Wohlauf, Seefräulein, und hörst du nicht?“
Sie stieg empor im schaumigen Kleid:
Dein erstes Lieb, es harret dein;
Ihr Herz vergehet in Sehnen und Pein.“
„O schweige von ihr, du herrliche Maid!
Ich selber vergehe in Sehnen und Leid.“
„Nur einmal laß küssen dein weißes Gesicht!“
Er taucht in die Fluth, er faßt ihren Arm.
„So kühle denn, Knabe, die Liebe so warm!“
„Weh, Liebchen, wie ist so kalt dein Leib!“
„Und find’st du am Kühlen keine Lust,
Was floh’st du von warmer Menschenbrust?“
Sie rauschet hinab, ihr Gelächter verhallt.
Der Jäger flieht durch den finstern Wald.
Seine Glieder lähmet ein eisiger Schweiß.
Er sinkt zusammen vor Liebchens Thür.
„Treuliebchen! O komm’ noch einmal herfür!“
„Hilf Himmel! Wie ist deine Lippe so blau?“
Verstoß mich nicht! Dein Herz ist warm;
O laß mich sterben in deinem Arm!“
Und wie sie ihn drückte an’s jammernde Herz,
Da faßte ihn brennender Todesschmerz.
Da war er gestorben zur selben Stund’.