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Der Köhler

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Der Köhler
Untertitel:
aus: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau, S. 1–3
Herausgeber: Heinrich Schreiber
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Franz Xaver Wrangler
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Erscheinungsort: Freiburg
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Originalherkunft:
Quelle: UB Freiburg und commons
Kurzbeschreibung:
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[1]
1. Der Köhler.

Das ist die Sage, wie die kleine Freiburger Chronik solche meldet: daß die Herzoge von Zähringen vor Zeiten Köhler gewesen sind, ihre Wohnung im Gebirge gehabt, und allda Kohlen gebrannt haben. Nun hat es sich begeben, daß ein solcher Köhler an einem gewissen Ort im Walde Holz geschlagen, den Haufen mit dortigem Grund und Boden bedeckt und solchen ausgebrannt hat. Als er nun die Kohlen wegräumte, fand er am Boden eine schwere geschmolzene Masse, und so er sie genau besichtiget, ist es gutes Silber gewesen. Also hat er fürder immerdar an demselben Orte Kohlen gebrannt, wieder mit derselben Erde bedeckt und abermal Silber gefunden; woraus er abgenommen, daß es von dem Berge herkomme. Solches hat er auch bei sich behalten und einen großen Schatz Silber zusammengebracht.

Nun hat es sich in dieser Zeit begeben, daß ein Kaiser vom Throne gestürzt ward, der auf den Berg im Breisgau, von ihm genannt der Kaiserstuhl, mit Weib und Kindern und all seinem Gesinde geflohen, und daselbst viel Noth gelitten mit den Seinigen. Da ließ er ausrufen: [2] wer der wäre, der ihm helfe, daß er wieder zu seinem Reiche kommen möchte, dem wolle er eine Tochter zur Ehe geben und ihn zum Herzog machen.

Als nun der Köhler solches vernahm, fügte er sich mit ettlichen Burden Silber zu dem Kaiser und begehrte an ihn, daß er ihm die Tochter gebe und dazu die Gegend umher; so wolle er ihm einen solchen Schatz von Silber überliefern, daß er damit sein Reich wieder gewinne. Der Kaiser willigte alsogleich darein, nahm den Köhler zum Sohne an, und gab ihm die Tochter nebst dem Lande, so er begehrt hatte. Nun hob dieser erst recht an, Erz zu schmelzen, baute von dem Gute Schloß und Dorf Zähringen und sein Schwiegervater machte ihn zum Herzog von Zähringen. Darnach baute er die Stadt Freiburg und andere umliegende Städte und Schlösser mehr.

(Von hier an verwechselt die Sage, wie es häufig geschieht, mit dem angeblichen Stifter des Hauses Zähringen, den letzten Herzog desselben, dem sie alles Böse nachsagt. Zu vergleichen unter Nr. 6 „der versteinerte Herzog.“ Sie fährt fort):

Da jedoch der Köhler also mächtig ward und an Gut, Ehre und Gewalt zunahm, erhob er sich gar sehr und wurde zu einem großen Tyrannen. So geschah es denn, daß er seinem Koch gebot, ihm einen jungen Knaben zu braten und zuzurüsten, denn er wolle versuchen, wie gut das Menschenfleisch zu essen wäre. Das vollführte auch der Koch nach seines Herren Willen. Als er aber den Knaben gebraten zu Tisch brachte und der Herr ihn vor sich stehen sah, überfiel ihn Schrecken und Furcht, und Reue und Leid, daß er ob so großer Sünde zwei Klöster bauen ließ, das eine mit Namen St. Trudpert im Münsterthal, das andere St. Peter auf dem Schwarzwalde. Und als ihn der Tod endlich auf das Sterbelager geworfen, befahl er noch einigen Vertrauten, alle seine Schätze in [3] einen Klumpen zusammen zu schmelzen, damit sich seine Erben darüber blutig schlagen möchten. Für so viel Frevelthat blieb aber auch die Strafe nicht aus. Der Herzog wurde in einen Berg am Meere verbannt, wo er noch heutigen Tages für seine Sünden büßet. Die Silbergruben aber beim Zähringer Schlosse sind für immer verschwunden.