Der Kaiserstuhl
Im Abendgolde blizen
Die Berge all’ umher,
Die Flüsse drunten glizen,
Ein wallend Farbenmeer.
Und schau in’s Land hinein.
Von blauem Duft umwoben,
Rauscht unter mir der Rhein
In’s weite Land hinein.
Und weiß nicht, was es soll;
Von alten Heldensagen
Mir neue Kunde scholl.
Laut rauscht es durch die Linden
Es klingt aus Frühlingswinden
Ein Lied mit Sturmgewalt,
Am Kaiserstuhl so alt.
Die Felsen hör’ ich dröhnen
In wundersamen Tönen
Giebt sich die Vorzeit kund.
Laut klingt’s in allen Wipfeln,
Wie Harfenmelodei,
Ein stürmisch Lied dabei,
Wie Harfenmelodei. –
Aus Bäumen und aus Zweigen
Vernehm ich Lied und Sang;
Vernehme hellen Klang.
Da klingt’s von nah und ferne:
„Gepriesen sollst du sein,
O Stern du aller Sterne,
Gepriesen sollst du sein!“
Vor dir liegt ausgebreitet
Des Landes Herrlichkeit,
Durch deine Thäler schreitet
Auf deinen Höhen waltet
Die alte Wunderpracht.
Die schönste Mähr entfaltet
Dein segenreicher Schacht,
Du Berg so auserkoren,
Du alter Kaisersitz,
Noch ging dir nicht verloren
Des Thrones Farbenblitz.
In schönster Farbengluth;
Noch kündet all dein Schimmer
Wer einst auf dir geruht,
In schönster Farbengluth.
Auf deinem hohen Thron,
Schon lang ist er vergessen,
Zerfallen seine Kron’.
Doch fest bist du gestanden
Inmitten unsern Landen
Mit deinem Schmucke neu,
In deiner alten Treu.
Du sahst die Zeiten treiben,
Sahst goldne Zeichen schreiben,
Vom nahen Morgenroth.
Die Stürme, die da sausen
Um’s heil’ge deutsche Reich;
Die trugst du riesengleich,
Um’s heil’ge deutsche Reich.
Und wenn es wieder helle
Im großen deutschen Gau,
Erbaut der Kaiserbau.
D’rin mag der Kaiser horsten,
Ein kühner freier Aar,
Mag schützen seine Forsten
Ist’s alte Reich zerborsten,
Das neue kommt fürwahr
In drohender Gefahr.