Der Mars von Florenz
Der Mars von Florenz.
Die Thürme von Florenz umblaut
Der süße Lenz, der junge Lenz,
Die Frauen singen leis und laut
In allen Gassen von Florenz.
Ein schwarzverwittert Marmelbild
Mit Helmgeflatter, Kriegsgerät,
Gott Mars, und lächelt falsch und wild.
– „Gott Mars, wohl magst du finster schaun,
Raub’ eine dir von unsern Fraun!
Hoch über Venus preis’ ich sie!“
Ein Jüngling ruft’s dem Gott empor
Mit lachend ausgestreckter Hand –
Er eilt und steht am andern Strand.
Rasch tritt aus einem Haus hervor
Ein Edelweib, das höhnt und lacht:
„Zur Amidei? Junger Thor!
Nach Gottes Rathschluß ist’s geschehn!
Heut wirst du – heißt’s – mit ihr getraut –
Jetzt sollst du die Donati sehn:
Blick her! Vergleich’ mit deiner Braut!“
Es kämpft ins dunkle Haus zurück,
Im jungen bangen Angesicht
Erräth er aller Himmel Glück.
„Hinweg! die Amidei harrt!
Ihr blicket frech!“ Der Jüngling starrt
Auf die gesenkte Mädchenstirn.
Der Wunsch ist Glut! Die Scham ist Glut!
Die hohe Doppelflamme loht!
Ergreift er und ergreift den Tod.
„Frau, strafet mich nicht allzuschwer!
Das süße Haupt! Das blonde Haar!
Gewähret sie mir!“ stammelt er.
Den Ring, der ihm die Hand bereift,
Der Amidei Trauungsring,
Hat rasend er sich abgestreift
Und schleudert ihn. Da rollt er. Kling …
An Freveln und an Wonnen reich,
Zur Linken kniet sein sünd’ger Traum,
Wie Engel schön, wie Todte bleich.
„Die Rosse her! Die Rosse her!
Zum Thor hinaus! Ins Freie fort!
Du lieb Geschöpf! Du bebst wie Laub!
Verlarve dir das Angesicht!
In eine Burg, die keiner bricht!“
Am Rand der Arnobrücke steht
Ein schwarzverwittert Marmelbild
Mit Helmgeflatter, Kriegsgerät,
Das Schwert des Gottes schüttert leis.
Da springt hervor mit Erzeslaut
Ein Hinterhalt, ein Mörderkreis,
Die Sippe der verrathnen Braut.
Wild ringend stürzt er umgebracht,
An seinen Busen gleitet sie
Und sinkt mit ihm in Eine Nacht.
Herab von aller Thürme Hang
Den Bürgerkampf. Das Schwert erklang
Dem Gott, der sich des Mordes freut.